Einigung bei Vorratsdatenspeicherung: Wo liegt eigentlich die Gefahr?

Das Gezerre um die verdachtsunabhängige Speicherung von Datensätzen nimmt kein Ende. Der klassische Bürger stellt sich nur selten die Frage, was bedeutet eigentlich die Speicherung dieser Daten und wo liegen die Gefahren. Das mangelnde Bewusstsein in dieser Frage führt recht schnell zu einer fatalen Verharmlosung der Hintergründe. „Was sollte die Behörden schon interessieren, wann und wen ich angerufen habe“. Ganz so trivial stellt sich das jedoch nicht dar und vermutlich wird es auch nicht nur bei den „Meta-Daten“ bleiben. Ein Blick auf die Hintergründe.


Die Masse und Komplexität der Kommunikation nimmt stetig zu. Dieser Umstand verleitet sehr schnell zu dem Irrglauben, niemand könnte überhaupt diese Daten auswerten. Bereits hier beginnt ein verhängnisvoller Irrtum.

Die meisten Leser meiner Seite werden den Film „Minority Report“ mit Tom Cruise kennen. Dort werden mittels Präkognition Verbrechen „erkannt“ bevor diese Geschehen. Durch Visionen ermittelt man die Täter, danach werden diese verhaftet – ohne Prozess in „Verwahrung“ gebracht und in einen künstlich herbeigeführten Zustand ständiger Bewusstlosigkeit versetzt. Wer all das für Fiktion hält, sollte sich einmal mit PredPol, also dem Predictive Policing in a Box, beschäftigen. In Prag wird in Zusammenarbeit mit INDECT bereits eine präemtive Verbrechensbekämpfung aufgebaut, also mitten in Europa.

Durch die Masse an Daten lassen sich entsprechende Verbindungen und Verhaltensmuster ableiten. Für den groben Filter werden einfach die Meta-Daten ausgewertet, was im wesentlichen eine Rasterfahndung ist. Wer telefoniert mit wem, wer schreibt wem SMS und welche Verbindungen bestehen beispielsweise in sozialen Netzwerken.

Wir leben in einer Zeit, wo eigentlich nur noch das „Scoring“ für Entscheidungen zählt. Der Name, die Wohngegend ja selbst die Marke des PKW spielen hierbei eine Rolle. Wie wertvoll sind dann wohl erst direkte Kontakte um ein „Profil“ für einen Menschen zu erstellen? Die Möglichkeiten des Missbrauchs sind gewaltig und wer die Macht hat, wird sie auch irgendwann benutzen, das lehrt die Geschichte eindrucksvoll.

Verbindungsdaten geben sehr viel über einen Menschen preis, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht erkennt. Bereits dass diese „verdachtsunabhängig“ erhoben werden, müsste eigentlich jedem die Alarmglocken angehen lassen. Der „Generalverdacht“ übernimmt den Platz der „Unschuldsvermutung“, für eine Demokratie ein unhaltbarer Umstand.

Wie Sie bereits an den Verlinkungen im Text sehen können, spielen unscheinbare Verknüpfungen bereits jetzt eine relativ große Rolle. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, umso ausgefeilter werden die Methoden zur Analyse. Sie rücken auf einmal in den Fokus, nur weil Sie beispielsweise jemanden angerufen haben der einen Artikel bei Ebay verkauft hat. Sie sind der Willkür von Algorithmen und den Behörden hilflos ausgeliefert.

Noch nutzt vielleicht nur der Staat und die Geheimdienste diese Daten – was schon schlimm genug ist -, aber wer garantiert Ihnen, dass nicht bei einer anderen Fußball WM mal wieder einige korrupte Politiker Ihre Daten zum Verkauf freigeben, ähnlich wie man es mit dem „Meldewesengesetz“ versucht hat?

Natürlich können Sie sich auch in die Fötushaltung zurückziehen und ganz fest die Augen verschließen, schützen wird Sie das aber nicht. Demokratie ist ein aktiver Prozess und erwartet Ihre Mitgestaltung. Ein weiteres Zitat dazu: „Demokratie garantiert, das die Menschen nicht besser regiert werden als sie es verdient haben!“

Nun zurück zur Überschrift. Die große Koalition hat sich nach einigem „Schattenboxen“ nun auf ein Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung geeinigt. Welch ein Glück für die Menschen. Grundlage bildet die EU-Richtlinie, was die Staaten demnach in nationales Recht umzusetzen haben. Noch hält man sich bedeckt darüber wie dieser Gesetzentwurf wohl aussieht, daran wird man – meiner Meinung nach – auch bis nach der Europawahl festhalten. Ist die Wahl erstmal erledigt und das Ergebnis entsprechend meiner Vermutung, werden Ihnen die diffusen Schleier vor den Augen weggerissen. Sie sind Zeitzeugen vom Übergang in ein postdemokratisches Zeitalter.

Machen Sie entweder die Augen ganz fest zu, oder nehmen Sie endlich Ihre Verantwortung in die Hand und gestalten Sie die Zukunft.

Carpe diem


5 Responses to Einigung bei Vorratsdatenspeicherung: Wo liegt eigentlich die Gefahr?

  1. Jens Blecker sagt:

    Zum Thema:

    Scoring: Schufa will im Netz nach Daten fischen
    Die Kreditauskunft Schufa weiß viel über uns, will aber noch weit mehr. Jetzt lässt sie erkunden, was im Internet zu holen ist. Die Datensammlung wäre teilweise illegal.

    http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2012-06/schufa-internet-scoring

  2. LFO sagt:

    Ich bin ein DDR-Kind. Auch wenn ich damals noch jung war, ist bei mir einiges hängen geblieben.

    Alle in der DDR, oder aus dem Westen – ob während der DDR-Zeit, oder danach – haben geschimpft über die Überwachung/Kontrolle der Bürger durch die Stasi. Sie haben sich darüber aufgeregt und einige tun es auch heute noch. „Ach muss das schrecklich gewesen sein, damals“

    Heute regt sich kein Schwein danach – es ist alles so absurd geworden. Selbst die Verwandten – die, die diese Zeit voll miterlebt haben, sind der Lethargie verfallen.

    Und das deshalb, weil nichts von dem ersichtlich ist – die unsichtbare Kraft.

    Das Verständnis für die technischen Abläufe im Hintergrund jeder Hardware, die zur Kommunikation dient, muss jedem vor Augen geführt werden, damit dies überhaupt von den Menschen nachvollziebar und offen auf dem Tisch liegt. Gelingt das nicht, seh ich keine Hoffnung außer, dass alles von heut auf morgen platt gemacht wird – das würde aber auch Steinzeit bedeuten.

    verzwickte Situation

    Schöne Woche an alle

  3. chris123 sagt:

    Das geht in die Richtung mit dem Artikel über den 6. Sinn (eSinn) und die 6. Weltordnung den ich hier mal geschrieben habe. Diesen eSinn haben wir nicht, deswegen GIBT ES FÜR DIE MEHRHEIT DER BÜRGER DIESES E NICHT. Sie leben in einer Welt der 5. Sinne die sie von Natur aus haben und DAS ist für sie REALITÄT. Der Rest ist quasi SPINNEREI, NUR HALB WAHR etc. Das Verhängnis: Diesen eRaum gibt es doch und dieser schafft inzwischen eine eigene eWelt die an der Mehrheit der Menschen TOTAL VORBEI GEHT. Ich meine nicht dass die Menschen eine Taste am Computer drücken (Tastsinn) oder auf dem Bildschirm die Buchstaben sehen (visueller Sinn) oder das Tippen hören (akustischer Sinn), sondern dass alles andere mit dem E quasi nur der „Elektrosmog League“ zugeordnet wird und DAS SIND JA EH ALLES SPINNER.

    Eine Welt die uns immer stärker prägt, inzwischen kann man sagen IMMER STÄRKER DOMINIERT, deren EXISTENZ wird von der MEHRHEIT DER BEVÖLKERUNG schichtweg GELEUGNET weil es diese Welt – MIT KONVENTIONELLEN SINNEN JA WOHL BEWEISBAR – NICHT GIBT.

    Die KURZFRISTIGE FOLGE dieser Entwicklung ist die eDiktatur. Diejenigen welche in der eWelt sich zurecht finden, werden jene darüber immer mehr berrschen welche die Existenz dieser Welt leugnen und „mit dieser Hexerei nichts zu tun haben“ wollen.

    Die LANGFRISTIGE FOLGE dieser Entwicklung wird wie von mir in dem Bericht über die 6. Weltordnung beschrieben die Einpflanzung eines eSinn-Chips sein. Dieser Chip ist die Grundlage dafür dass auch die „Nicht Sehenden“ sehend werden und dann auch glauben dass es diese Welt wirklich gibt. Sie können dann nämlich durch die OPTIMIERUNG DER MENSCH MASCHINEN SCHNITTSTELLE direkt im Gehirn wahrnehmen was um sieh herum e-sinnlich läuft. Im Augenblick laufen diese Experimente mit Schwerbehinderten dass diese wieder sehend und hörend werden. Man experimentiert also erst einmal an den Menschen die einen oder mehrere der UNS BEKANNTEN SINNE verloren haben und versucht diese wieder an das menschliche Gehirn zu re-connecten. Wenn das klappt kommt eben dann der eChip für alle „Nicht-e-Sinn-Sehenden“!

    Ist das schwer zu verstehen?

  4. chris123 sagt:

    >> Diejenigen welche in der eWelt sich zurecht finden, werden jene darüber immer mehr berrschen welche die Existenz dieser Welt leugnen

    Die Beherrschung findet natürlich durch die gigantische Zunahme an CPU und Speicherleistung statt. Kein Mensch und kein Buch kann sich z.B. mit Wikipedia vergleichen, keine konventionelle Suche mit Google warum wir ja auch alle diese Werkzeuge heute EIFRIG nutzen.

    Der andere Grund der Beherrschung ist der Kapitalismus und die damit verbundene Progression. Also die „Turmbau zu Babel“ Geschichte. Kein Turm ist zu hoch bevor er nicht die Wolken und später quasi „Gott kratzt“. Nur besteht wohl der Irrtum dass DA OBEN Gott sei. Das ist wie mit dem Pyramidenbau. Die Motivation endet quasi in der Spitze im Nullpunkt? Welches Geheimnis verbirgt sie? Oder ist vielleicht das Geheimnis des Geheimnisses das Geheimnis selber?

  5. EuroTanic sagt:

    Für viel gefährlicher als die Präjustiz halte ich die Möglichkeit der willkürlichen Interpretation der „Daten“ und der Möglichkeit diese zu „manipulieren“. Der Staat degradiert den Bürger mit der grenzenlosen Überwachung zum Objekt seiner Willkür. Und dies ist selbst vom politischen BVerfGe immer als verfassungswidrig bewertet worden.

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