Pflanze des Monats: Der Huflattich

Wiesen-Salz mit Sonnenblüten

Wildkrautgarten Huflattich

Huflattich im Frühjahr

Wenn die Wiesen noch ohne grünes Kleid im Winterschlaf liegen, kann man einen Blick auf eine eigentlich recht unscheinbare Pflanze erhaschen. Die kleinen Blütenkörbe des Huflattichs gehören zu den ersten Farbtupfern in der erwachenden Natur. Aber er ist nicht nur schön anzuschauen. Der Huflattich ist eine wertvolle Heilpflanze und auch in der Küche vielseitig einsetzbar.

Die sonnengelben Blüten des Huflattichs ähneln den Blüten des Löwenzahns, sind aber kleiner und duften leicht nach Honig. Auf ihren geschuppten Stängeln erscheinen immer vor den Blättern der Pflanze. In warmen Wintern blüht der Huflattich schon im Februar, in anderen Jahren kann es sein, dass man ihn erst beim Osterspaziergang Anfang April entdeckt.

Huflattich Blueten

Frühe Blütenpracht

Für Bienen und andere Insekten gehören die Blütenstände des Huflattichs zu den ersten Nahrungspflanzen, wenn sonst noch nicht viel zu finden ist. Deshalb sollte man bei der Blüten-Ernte immer einige stehen lassen und den Insekten nicht alles wegnehmen. Wird das Kraut nicht für den akuten Husten sondern eher als Vorrat gesammelt, sollte man die Blüten auch ruhig ganz den hungrigen Insekten überlassen. Die hufförmigen Blätter des Huflattichs haben die gleiche Heilwirkung und sind fast das ganze Jahr über verfügbar. Sie erscheinen im späteren Frühjahr, oft erst nachdem die Blüten kleine flauschige Schirmsamen gebildet haben.

Der Huflattich ist eine seit Jahrhunderten bekannte Heilpflanze für zahlreiche Lungenleiden. Sein lateinischer Name Tussilago farfara weist darauf hin. Tussilago bedeutet wörtlich übersetzt, den „Husten vertreibend“. Der Zusatz farfara bedeutet „Mehl tragend“ und bezieht sich auf den weichen hellen Flaum, mit dem die Blätter anfangs überall, später nur auf der Unterseite überzogen sind.
Sowohl die Blätter als auch die Blüten haben schleimlösende, hustenstillende und entzündungshemmende Eigenschaften. Die enthaltenen Schleimstoffe legen sich wie ein Schutzfilm über die gereizten Schleimhäute.

Außerdem wirkt Huflattich schweiß- und harntreibend, auswurffördernd und blutreinigend. Er kann bei Bronchitis, Kehlkopf- und Rachenkatarrh, Bronchialasthma, Brustfellentzündung und beginnender Lungentuberkulose gute Hilfe leisten. Bei Husten und Heiserkeit ist der Huflattich mein bevorzugtes Heilkraut. Als Tee oder Tinktur bringt er dann sehr schnelle Linderung, insbesondere bei unangenehmen Reizhustenanfällen. Tee aus Huflattichblättern wirkt zudem gegen Entzündungen im Verdauungstrakt und lindert sowohl Verstopfung als auch Durchfall.

Kräuterfrau Maria Treben empfiehlt bei Asthma und Raucherschäden eine jährliche Frühjahrskur mit 1-2 Teelöffeln frisch gepresstem Blattsaft in einer Tasse Milch oder Fleischbrühe. Tropfenweise ins Ohr geträufelt soll der Frischsaft auch bei Ohrenschmerzen wirksam sein. Äußerlich können Umschläge aus zerquetschten Blättern oder mit einem starken Absud bei zahlreichen Hauterkrankungen und Entzündungen Linderung bringen. Kräuterbücher empfehlen den Einsatz zum Beispiel bei Unterschenkengeschwüren, Venenentzündung, Brandwunden, Schwellungen, Ekzemen oder Wundrosen. Eine Auflage auf der Brust hat sich bei hartnäckigen Lungenproblemen bewährt.

Huflattich-Blaetter

Huflattich-Blätter haben eine weiche Flaumschicht

Die Blätter des Huflattichs enthalten außerdem viel Vitamin C und können ebenso wie Blattstängel Blüten und Blütentriebe bis zum Frühsommer roh als Salatbeigabe oder direkt auf dem Butterbrot gegessen werden. Die jungen Triebe können wie Spargelgemüse verwendet werden und schmecken auch ähnlich. Da ältere Blätter etwas härter werden, bietet sich bei ihnen die Zubereitung als gegartes oder frittiertes Wildgemüse an. Auch klein geschnitten als Zugabe zu Suppen oder Eintöpfen kann man sie verwenden. Die Blätter eignen sich zudem gut als Ersatz für Kohl bei Rouladen oder statt Weinblättern für Dolmades. Da der Huflattich viele Mineralien enthält, ergibt die Asche aus sehr heiß im Backofen getrockneten Huflattichblättern einen würzigen Salzersatz. Zusammen mit anderen Kräutern wie Spitzwegerich oder Salbei können Huflattichblüten auch als Tabakersatz .

Huflattich wächst gerne auf lehmigen Flächen und Brachen, aber auch an Bächen und Dämmen. Die ausdauernde Pflanze kann man sich auch leicht in den Garten holen. Sie kommt jedes Jahr wieder und vermehrt sich nur in Maßen. Huflattich ist recht anspruchslos, mag aber humusarme, nicht zu trockene Plätze. Ansonsten ist er sehr robust und braucht keine Pflege. Über eine meiner Pflanzen hatte ich aus Versehen mal ein Hochbeet mit Trockenmauer gebaut. Selbst durch den halben Meter Erde hat sie sich im nächsten Frühjahr ans Licht gekämpft.

Pestwurz

Pestwurz

Huflattichblätter können beim Sammeln in der freien Natur mit der weißen Pestwurz oder der Klette verwechselt werden, da sie diesen recht ähnlich sehen. Pestwurz und Huflattich sind recht nah verwandt. Die Blätter der Pestwurz sind jedoch ausgewachsen sehr viel größer. Sie erreichen Blattdurchmesser von bis zu 60 cm, der Huflattich entwickelt rund 20 cm große Blätter. Zudem hat der Huflattich u-förmige Leitbündel im Querschnitt des Blattstiels, die Pestwurz nicht.Kletten haben eher herzförmige Blätter mit stark hervortretenden Nerven an der Unterseite, außerdem schmecken sie recht bitter.

Klette

Klette

Am besten kann man die drei Pflanzen an ihren Blütenständen unterscheiden. Pestwurz blüht weiß oder rosa mit vielen kleinen Blüten am Blütentrieb. Kletten haben die charakteristischen Kugelblüten, die sich gerne an der Kleidung festhaken. Beide sind in dieser Hinsicht mit dem gelb blühenden Huflattich nicht zu verwechseln. Da aber beim Huflattich Blüten und Blätter selten gleichzeitig zu finden sind, sammelt am besten nur dort Blätter, wo man zuvor auch die Blüten gesehen hat.

In den letzten Jahren ist der Huflattich als Heil- und Nahrungspflanze etwas in Verruf geraten. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Pflanze Stoffe enthält, die in großen Mengen über lange Zeit genossen, Leberschäden auslösen können. Allerdings muss man bedenken, dass die Tiere, an denen solche Tests gemacht werden, unnatürlich hohe Dosen verabreicht bekommen. Man müsste schon jeden Tag bergeweise Huflattich essen, um auf eine ähnliche Dosis zu kommen. In der Fachliteratur wird der gelegentliche Verzehr kleiner Mengen als unbedenklich eingeschätzt.

HuflattichUm Nebenwirkungen auszuschließen, sollte der Huflattich nur maximal sechs Wochen am Stück eingenommen werden – eine Regel, die jedoch für jede Heilpflanzenkur gilt, nicht nur für den Huflattich. Auch während Schwangerschaft und Stillzeit raten Kräuterkundige vorsorglich vom Verzehr ab. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich Pyrrolizidinalkaloidfreie Züchtungen in den Garten holen.

Egal welcher Sorte Sie Zutritt zu Garten und Teller erlauben, alle erfreuen uns mit ihren wunderschönen winzigen Sonnenblüten im kahlen Grau der Winterwiesen künden vom baldigen Frühling. Hier noch ein paar Rezepte zum Testen.

Die Pflanze des Monats erscheint immer als exklusive Vorab-Veröffentlichung auf IKnews. Mehr Wissenswertes über Essbare Pflanzen, Heilkräuter und Spannendes aus der Natur gibt es auf www.wildkrautgarten.de. © Mandy Bantle

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Der Wildkrautgarten

Rezepte mit Huflattich

Eierkuchen mit Huflattichsprossen
4 Eier, ¼ Liter Milch und 100g Mehl zu einem glatten Teig verrühren. Mit etwas Salz und Zucker würzen. Nach kurzer Ruhezeit in Öl goldgelb ausbacken. 20 Huflattichsprossen (Blütentriebe) in kochendem Wasser kurz blanchieren, abtropfen lassen und zusammen mit 100g Schinkenwürfeln in einer geölten Pfanne von allen Seiten kurz anbraten. Eierkuchen mit der Huflattich-Schinken-Mischung belegen, zusammenklappen und mit einem Dip aus 100g Creme Fraiche und dem Saft einer halben Zitrone servieren.

Huflattich-Rouladen
60g Schinkenwürfel zusammen mit einer fein gewürfelten Zwiebel in Öl anbraten. 1 Esslöffel Giersch und 1 fein gewürfelte oder gequetschte Knoblauchzehe beigeben, kurz durch mischen und zu 600g Gehacktem in eine Schüssel geben. Zwei Brötchen in Wasser einweichen, ausdrücken und zur Mischung hinzugeben. Mit 2 zerquirlten Eiern, etwas Salz, Pfeffer und einer Prise Thymian zu einer homogenen Masse verkneten. Rund 15 handtellergroße Huflattichblätter kurz in heißem Wasser blanchieren und trocken tupfen. Jeweils mit kleinen Rollen aus Fleischteig belegen und zu einer Rolle formen, die mit Zwirn fixiert wird. Die Rouladen in Öl rundherum anbraten, dann mit ½ Liter Gemüsebrühe aufgießen und bei kleiner Hitze etwa eine halbe Stunde zugedeckt dünsten. Anschließend Rouladen herausheben und die Flüssigkeit mit 2 Esslöffeln Sahne und 1 Esslöffel Mehl unter nochmaligen kräftigem Aufkochen eindicken. Sauce über die Rouladen geben und zum Beispiel mit Kartoffeln servieren.

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