Guttenberg : Jetzt sprechen die Opfer

Kaum ein Politiker war in der Lage sich in der ßffentlichkeit mit einer derartig antihaftbeschichteten Oberfläche durch zu schlängeln wie Karl Theodor zu Guttenberg. Sehr schnell wurde er von den deutschen Medien als der lieblings Politiker des Volkes postuliert. Jetzt steht der Mann im eisigen Sturm an der Front und es scheint, als würde sein Stern nun sinken. Die Plagiatsvorwürfe scheinen belegt und die Gefahr des Verlustes seines Doktortitels ist omnipräsent.

Die schweizer Autorin Klara Obermüller gehört zu den Opfern von Guttenbergs Gedankendiebstählen nun spricht sie offen in der „Welt“ über Ihre Gefühle und Enttäuschung. Sie selbst hatte nicht einmal mitbekommen, dass Ihr Text aus einem Leitartikel der NZZ am Sonntag in der Doktorarbeit von Guttenberg ohne entsprechende Kennzeichnung verwurstet wurde.

Einige Zeilen aus der Welt:

Abgeschrieben, wohlverstanden, nicht zitiert oder paraphrasiert, und zwar eine längere Passage ganz ohne Anführungs- und Schlusszeichen, ohne Namensnennung und ohne Quellenangabe. Was ich denn davon halte, wollte der Redakteur wissen. Ob ich verärgert sei oder mich geehrt fühle ß? und ob ich rechtliche Schritte unternehmen wolle.

[…]

Nichts von alledem war der Fall. Ich war bloß überrascht, erstaunt und ziemlich enttäuscht.

[…]

Vom deutschen Verteidigungsminister in seiner Doktorarbeit zitiert zu werden ß? zustimmend oder kritisch, egal ß? wäre mir eine Ehre gewesen, und ich hätte mich über sein ß?Summa cum laudeß? klammheimlich ein wenig mitgefreut.

[…]

Auf gut deutsch könnte man es auch Diebstahl geistigen Eigentums oder schlicht Gedankenklau nennen.[1]

Der durch Wikileaks geformte Begriff „Teflon Merkel“ würde besser zu K.T. zu Guttenberg passen, allerdings ist zu bezweifeln, dass er sich auch aus diesem Skandal wieder heraus windet. bisher ist er immer wenn es eng wurde nach Afghanistan geflogen und hat sich mit der kämpfenden Truppe ablichten lassen. Dieses mal scheint dieser Geniestreich nicht zu greifen.

Medienberichten zu Folge wird im Augenblick geprüft, ob der Doktortitel entzogen wird und dieses wäre für Guttenberg das Doomsday Szenario. Hier einige Zeilen aus der FTD, wann es zu einer Aberkennung bei Plagiatsvorwürfen kommen kann:

Plagiate werden in den Promotionsordnungen nicht extra erwähnt, denn sie sind ein rechtlich unklarer Begriff, es kommt auch hier auf die Täuschungsabsicht an. Stellt sich bei einer Doktorarbeit beispielsweise im Nachhinein heraus, dass Teile der Arbeit von einer anderen Quelle übernommen worden sind, diese aber nicht genannt wurde, zählt das bei Gericht als Täuschung.
So betrachtete das Bundesverfassungsgericht den Entzug eines Doktortitels als rechtens, indem es die entsprechende Klage desjenigen, dem der Titel entzogen wurde, gar nicht erst annahm. Das Verwaltungsgericht Mannheim hatte zuvor geurteilt, dass kleinere Veränderungen im Text die Täuschungsabsicht belegten und der akademische Grad somit hinfällig sei.
[…]
Ein Plagiat ist laut dem Experten die ßbernahme eines fremden Textes, ohne auf die ßbernahme hinzuweisen. Das geschieht normalerweise mit Anführungszeichen bei einer wörtlichen ßbername, bei einer sinngemäßen mit Fußnote.
[…]
Die Uni Bayreuth, an der der CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Doktor gemacht hat, kündigte eine Prüfung an, ob der Plagiatsvorwurf berechtigt ist. [2]

Herr Guttenberg wird hier noch einiges an Reibungswiderstand erfahren, soviel darf man als gesichert sehen.

Carpe diem

[1] http://www.welt.de/politik/deutschland/article12577261/Der-Minister-hat-sich-einfach-bei-mir-bedient.html
[2] http://www.ftd.de/wissen/leben/:entzug-des-akademischen-grades-wann-der-doktortitel-futsch-ist/60013236.html

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