Politik des leichten Geldes: Ökonomen als Phalanx der EZB

Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, und vier weitere Kollegen riefen Ökonomen zu Heerscharen. 200 weitere Wirtschaftswissenschaftler unterzeichneten den Appell, um der Europäischen Zentralbank den Rücken zu stärken in schwierigen Zeiten. Ein vergleichbarer Aufruf der Kritiker der laschen Geldpolitik konnte im letzten Jahr alleine in Deutschland 280 Ökonomen hinter sich vereinen. Die Klingen sind gewetzt und die Schlacht um die besseren Argumente kann beginnen. Es ist nur eine symbolische Unterstützung, jedoch wird diese in der Öffentlichkeit ausgetragen und es geht immerhin um ganz Europa. Ein Blick auf die Details.


Grundsätzlich bleibt zu sagen, die Rettungspolitik der EZB dürfte in einer Katastrophe von ungeahntem Ausmaß enden. Während dem Süden Austerität befohlen ist, dreht sich im Norden noch fröhlich das Konsumkarussell. Die Verschuldung im Süden hat ein Ausmaß erreicht, dem nicht mehr beizukommen ist. Da helfen alle Parolen und Niedrigzinsen nichts. Schulden mit immer neuen und mehr Schulden zu bekämpfen, das hat noch nie funktioniert und wird es auch dieses Mal nicht.

Was erregt die Gemüter der Ökonomen eigentlich? Einer der Kernpunkte ist das Programm „Outright Monetary Transactions (OMT)„, das es der EZB erlaubt, Staatsanleihen in unbegrenztem Umfang auf dem Sekundärmarkt zu kaufen. Zum einen sendet das ein völlig falsches Signal an die Märkte und natürlich vor allem an die Nationen. Mit dem Aufkauf auf dem Sekundärmarkt will man die verbotene direkte Staatsfinanzierung umgehen, ein billiger und auch fragwürdiger Taschenspielertrick.

Ein ähnliches Beispiel gab es in den USA, wo seinerzeit eine Anleihe in Milliardenhöhe kurz durch einen Strohmann aufgekauft wurde, um 40 Sekunden später in die Bilanz der FED verklappt zu werden. Damals wurde so der Eindruck erweckt, es gäbe noch ausreichend Interessenten für US-Treasuries.

Was aber signalisiert die EZB den Märkten und warum scheint es notwendig zu sein?

Das Signal ist zunächst so klar wie eindeutig. Im Fokus dieser Erklärung stehen die „Institutionelle Anleger“, sprich Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften oder auch Pensionskassen. Des einen Freud, des anderen Leid, könnte man auch sagen. Nachdem im Zuge der „Systemkrise“ eigentlich alle Zinsen Richtung Null gesenkt wurden, war es fast unmöglich, die notwendigen Renditen zu erwirtschaften für jene Altverträge, die noch mit satten Zinsen veranschlagt waren. Die Überschussbeteiligungen bei Lebensversicherungen wurde konsequenterweise auch mittlerweile fast flächendeckend eingedampft, aber die hohen Zinsen blieben und bedrohten so die Konzerne. Hierzu sei angemerkt, in Deutschland gibt es mehr Lebensversicherungen als Bürger. Wer zur richtigen Zeit abschloss, dem wurden schon mal 4,5% Garantiezins zu teil, im aktuellen Umfeld eigentlich ein Utopia.

Wenn sich auch die Lage an den Märkten für Staatsanleihen etwas entspannt hat, immerhin rentiert eine 10-jährige Staatsanleihe Griechenlands noch immer mit fast 10%. Dass diese eigentlich mit „Junk“ – also sehr hoher Ausfallwahrscheinlichkeit – gehandelt werden, war der Grund, warum eben Versicherungen und Co. dort nicht investieren durften. Es war gesetzlich geregelt, solche Gesellschaften durften nur in Papiere mit einem so genannten „Investment Grade“ investieren und da war bekanntlich keine Rendite mehr zu erzielen.

Durch das OMT wurde allerdings auch Trash zu einer sicheren Anlage und als Endlager für hochtoxische Papiere wurde die EZB auserkoren. Dort wiederum ist die Haftung nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt und wer nun der Spitzenreiter ist, dürfte selbsterklärend sein. Die Eigenkapitalbasis der EZB ist derart lächerlich, dass es einem die Tränen in die Augen drückt. Wenn der ganze Laden implodiert – und das wird relativ sicher geschehen – werden auch diese Schulden sozialisiert, sprich dem Steuerzahler, aufgebürdet.

Kommen wir zurück zum Aufruf der „lustigen Ökonomen“. Betrachtet man die Situation als Ganzes, ist es nur konsequent, die Politik der EZB zu unterstützen. Natürlich zocken so die Gesellschaften weiter und die Staaten können hemmungslos die Defizite ausweiten. In letzter Konsequenz jedoch sprechen wir nur über Nummern, Zahlen und Digits. Es ist „Schwarzer Peter“ mit ungewissem Ausgang. In der Realität werden die einfachen Bürger bestohlen, wie es Richard Sulík formuliert. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Auf der einen Seite werden Lebensversicherungen, Pensionskassen und Renten so noch eine Weile vor dem unweigerlichen bewahrt. Irgendwann wird man mit der Wahrheit jedoch rausrücken müssen und den Menschen erklären, dass die Gelder entweder weg oder eben mittels Inflation einfach nichts mehr wert sein werden. Der glitschige Schlitterkurs bietet dem Aufmerksamen (mit entsprechenden Möglichkeiten) natürlich auch Chancen und so wird teuer Zeit erkauft, um das unvermeidbare etwas zu verzögern.

Das Schönreden aus Politik und EZB kann nur sehr oberflächlich über den Flächenbrand hinwegtäuschen und die Situation erfordert die volle Aufmerksamkeit der Menschen. Diese sind jedoch mit anderen Dingen beschäftigt und werden somit relativ unvorbereitet von weitreichenden Maßnahmen getroffen werden. Niemand wird hinterher jedoch sagen können, woher hätte ich das wissen sollen? Die Informationen sind vorhanden, aber stehen leider in Konkurrenz zu „Deutschland sucht den Superstar“ und unzähligen Gerichtsshows.

Carpe Diem


3 Responses to Politik des leichten Geldes: Ökonomen als Phalanx der EZB

  1. Vielklang sagt:

    Hallo Jens,

    ich kann deine Kritik sehr gut nachvollziehen und denke, dass Du in vielen Punkten recht hast. Unabhängig davon, sehe ich derzeit für die Notenbanken keine andere Möglichkeit als genau diese Geldpolitik weiter fortzuführen. Ganz im Gegenteil, wir werden vermutlich noch Blüten sehen, die keiner auf der Rechnung hat. Das System muss weiterlaufen! Sobald diese Politk einen anderen Weg einschlägt, hört die Musik ganz schnell auf zu spielen und es bricht auf der ganzen Welt Panik aus….

    Viele Grüße,
    Vielklang

  2. Frank H. sagt:

    Die okkupierte EZB befindet sich doch in bester Gesellschaft mit dem FED:

    […]Milliardär veröffentlicht ernüchternde Warnung vor Zinsderivaten
    Michael Snyder

    Werden steigende Zinsen das US-Finanzsystem zerlegen wie die Messer eines riesigen Rasenmähers? Gewiss, die US-Wirtschaft hat in der Vergangenheit schon weit höhere Zinsen überlebt, aber damals gab es noch keine zig Billionen Dollar an Zinsderivaten, die wie ein Damoklesschwert über unserem Finanzsystem schwebten.[…]

    Hier weiter lesen http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/michael-snyder/milliardaer-veroeffentlicht-ernuechternde-warnung-vor-zinsderivaten.html

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