Griechenland: Same procedure as every Year

Seit dem gemeinsamen Auftritt von Merkel und Steinbrück 2008 hat sich nichts getan. Traumrediten in Euro sind durch Spekulation auf „Rettungspakete für Griechenland“ möglich, die letztlich der Steuerzahler zu begleichen hat, während die einfachen Griechen weiter in die Röhre schauen.


Gastbeitrag von Klaus Heine (A.d.R. Gastbeiträge müssen sich nicht mit der Meinung des Seitenbetreibers decken. Die Autoren sind selbst für ihre Inhalte verantwortlich)

Vor ein paar Monaten habe ich mir wie andere auch die Frage gestellt wohin mit meinen paar Euros für die Altersvorsorge. Und mich an die Staatsanleihen erinnert. Und meine Marktbeobachtung zeigte mir, dass mit griechischen Staatsanleihen die höchsten Renditen, nämlich Traumrenditen weit über 8 Prozent möglich sind (Übersicht z.B. unter http://www.markt-daten.de/charts/zinsen/staatsanleihen-eu.htm). Sofern diese dann auch bezahlt werden. Und darum ging es in den letzten Tagen.

Die etablierten Medien, die zur Zeit gegen Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit in Szene setzen waren die ersten, welche das Wort von „den faulen Griechen“ in die Welt setzten, die über ihre Verhältnisse gelebt haben. Damit wurde die EInführung einer Sparsamkeitspolitik qualitätsjournalistisch begleitet, die auf dem Rücken der kleinen hart arbeitenden Leute in Griechenland ausgetragen wurde, während der gehobene Mittelstand und die griechische Burgeoisie im Immobilienmarkt in Frankfurt Objekte in sicheren Lagen erwarb. Das Ergebnis dieser Politik war auch die Schwächung der vielen Kleinunternehmen als Basis der griechischen Wirtschaft.

Heute bemüht der Spiegel die schrecklichen Verbrechen der Deutschen im zweiten Weltkrieg, um die deutsche Bevölkerung zur Opferbereitschaft für die armen Griechen anzuhalten und für einen Schuldenschnitt zu gewinnen. „Als Deutschland damals in Not war, gehörte Griechenland zu jenen Staaten, die dem Kriegsverlierer bereitwillig die Hand reichten“ heißt es da im Leitartikel vom 6.1.2015. Doch so legitim eine Hilfe für die Greichen auch wäre, es ist keine Lösung im Zusammenhang mit griechischen Staatsananleihen.
Denn das einzige Opfer, was dem Spuk ein Ende bereiten würde, wäre nicht der Schuldenschnitt a la Spiegel, bei dem die Spekulanten ihr Geld ausbezahlt bekommen und der deutsche Steuerzahler „in Solidarität mit den armen Griechen“ in die Lücke springt.
Das Wort „Schuldenschnitt“ verdeckt, was in diesem Fall hinter den Kulissen passieren soll: Spekulationsgewinne auf griechische Staatsanleihen werden privat angeeignet, Spekulationsverluste sollen aber ebenfalls als Spekulationsgewinne privat angeeignet werden, aber im Unterschied zum ersten Fall durch den deutschen Steuerzahler unter dem Schlagwort „Schuldenschnitt“ übernommen werden.

Nein, das einzige Opfer, das vernünftig wäre liegt klar auf der Hand: die Spekulanten und Inhaber der Ansprüche durch einen Schuldenschnitt leer ausgehen zu lassen. Sie, die ihre Traumrenditen im Vertrauen auf die erneute und wieder erneute und wieder erneute „Rettung Griechenlands“ ohne eigene Leistung verdienen wollen und gleichzeitig über ihre Verbindungen zur Politik Entscheider in eigener Sache sind, sollen auf ihren Titeln ohne Gewinn sitzen bleiben. Das ist der einzige Weg um diese von erneutem Investment abzuhalten. Und das wäre tatsächlich ein Vorgang, der das Wort „Schuldenschnitt“ verdient und nicht nur ein Schlagwort ist, um den Bürger erneut für die Spekulanten zur Kasse zu bitten.
Leider wird genau dies nicht passieren, denn Kräfte wie Draghi, der als Goldman-Sachs-Agent und EZB-Präsident die Welt privater Spekulanten der Hochfinanz und staatlicher, entdemokratisierter europäischer Macht wie kein anderer vereint, wollen flankiert durch Fernsehansprachen an Heim und Herd von Mutti Merkel für den deutschen Michl als Endzahler genau das Gegenteil. Es hat sich seit 2008 nichts getan, es gab unter Merkel, Steinbrück und später Schäuble zwar viel theatralische Auftritte, schwäbisch-kompetente Sprachintonation aber keinen wirksamen Mechanismus, um die Spekulation gegen den Euro zu unterbinden, den man angeblich retten wollte. Vielmehr haben diese Politiker allerdings mit Zustimmung der Bevölkerung, der Parteien und Gewerkschaften „alternativlos“ das Feuer mit Benzin bekämpft.

Die gebetsmühlenartige Wiederholung der Worte „Rettung Griechenlands“ verdeckt nur, dass es tatsächlich um die Rettung der Renditen genau dieser Spekulantionen geht und Griechenland nur Spekulations- und nicht Rettungsobjekt ist.

Erst wenn dieser Mechanismus durchbrochen wird, kann Hilfe für die Griechen vor Ort, die brutal durch die EU-Politik gebeutelt sind, an sie durchdringen. In einem solchen Fall wäre unsere Hilfe als Steuerzahler auch sicher gut und solidarisch angelegt.

Unter der Fahne der Euro-Rettung und der damit verbundenen Politik der EU sind einige Griechen so verarmt, dass sie ihre Kinder in SOS-Kinderdörfer abgeben mußten. Das Merkelsche „scheitert der Euro scheitert Europa“ fordert als Ergebnis der „alternativlosen Rettungsmaßnahmen“ jedes Opfer, auch das von bitterster Armut und Zerstörung ein. Das ist das Gesicht der Euro-Zone und Europas abseits der wehenden Fanen in Brüssel. So alternativlos die Maßnahmen, so alternativlos die Folgen der Politik, die sich seit 2008 sich nicht geändert hat.

Leider ist es so, dass diese Verarmung der Menschen in der Euro-Zone immer weiter zunehmen wird, da die Profiteure des Systems sich ihren Aneignungsprozess nicht einfach so wegnehmen lassen.

Theatralische Auftritte von Politikern a la Merkel und Steinbrück in Verbindung mit den vorverdauten Gedankenstrukturen der Medien zur Rechtfertigung der „alternativlosen“ Rettungsmaßnahmen haben bisher perfekt funktioniert, um diese Umverteilung durchzuführen.

Jetzt ist die Altersvorsorge des Mittelstands durch die zur Eurorettung proklamierte Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank dran. Und das in einem Umfeld, bei dem nach offiziellen Zahlen bereits ca. 15 Prozent der Bevölkerung durch den demografischen Wandel und Niedriglöhne als Beschäftigte über keinerlei Altersvorsorge verfügen. Und morgen? Dann ist es zu spät, der soziale Sprengstoff als Folge dieser Politik wird als hartes Ergebnis faktisch eintreten. Die üblichen Ausreden, man habe dies nicht gewollt oder gewusst werden dann von denen kommen, die alles bis zum Ende beklatschen, mittragen und rechtfertigen und bereits heute die sich abzeichnenden militärischen Konflikte in Europa weiter anheizen.

Anhang Abbildung Unterschrift: Menschen sollen sparen, damit 8 Prozent Zinsen pro Jahr erwirtschaftet werden.

Klaus Heine

klaus_heine


4 Responses to Griechenland: Same procedure as every Year

  1. Tester sagt:

    Danke, das liest sich schon sehr viel besser als der letzte Panik-Artikel hier. Bitte zukünftig mehr davon.

  2. Jens Blecker sagt:

    @Tester, von welchem „Panik-Artikel“ sprichst du?

  3. Habnix sagt:

    „Unter der Fahne der Euro-Rettung und der damit verbundenen Politik der EU sind einige Griechen so verarmt, dass sie ihre Kinder in SOS-Kinderdörfer abgeben mußten.“

    Und dann wird hier im Fernseher Werbung zum Spenden für SOS-Kinderdörfer gemacht.Da wird das Deutsche Schaaf in seinem Irrigen glauben, das es damit die Welt verbessert um sein Geld gebracht, das im Endefekt nur die Reichen reicher macht und die Armen ärmer.

    Nein! Nicht besser wird dadurch die Welt, sondern die Tür für eine Verschlechterung der Welt wird damit aufgemacht.

    Macht diese Tür wieder zu und gebt nur Hilfe zur Selbsthilfe.

  4. Hm sagt:

    Schäuble……….“wir sind auf dem richtigen Weg!“

    Das ist gewollt und der Staat (das Volk) ist selbst schuld wenn er/es sich nicht wehrt.

    Überlegt, was den Deutschen nachgesagt wird, Revolutions- u. Streikmüde usw. und was ist mit den viel gelobten Franzosen, Griechen, Italiener usw. alle Nationalstaaten versagen und schauen der Transformation von Nationalstaaten zu Nationalbankkonzernen zu.
    Der Mensch bleibt was er ist, ein unkoordinierter und egoistisches Lebewesen. unter Intelligent verstehe ich etwas anderes.

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