Insiderhandel und Staatsinterventionen beflügeln die Börsen
USA:
Neuer Hype an Aktienmärkten, ausgelöst durch billionenschwere Staatsinterventionen – Marktbeobachter registrieren zunehmende Insiderverkäufe
Von Tomasz Konicz
Die zurückliegenden Wochen schienen auf ein Frühlingserwachen der globalen Aktienmärkte hinzudeuten. So konnte der US-Börsenindex Standard & Poorß?s 500 seit seinem Zwölfjahrestief am 9. März ’09 um 28 Prozent steigen. Der Dow Jones Index, mit den 30 größten börsennotierten US-Unternehmen, konnte sich von seinem Absturz auf 6500 Punkte Anfang März auf über 8200 Zähler erholen. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg nannte die Gründe für diese Aktienmarktrallye, die bezeichnenderweise die »höchsten Marktzuwächse seit 1938« aufwies. Demnach startete die Hausse, nachdem US-Präsident Barack Obama sein Konjunkturprogramm in Höhe von 778 Milliarden US-Dollar initiierte und das Finanzministerium seinen Plan zum Aufkauf von »notleidenden« Bankenaktiva in Höhe von einer Billion US-Dollar vorstellte. Stimulierend habe ebenfalls das von der Notenbank Fed angekündigte billionenschwere Aufkaufprogramm für US-Staatsanleihen und hypothekenverbriefte Wertpapiere gewirkt, mit dem die Zinssätze gesenkt werden sollen.
Irrationaler Kaufrausch
Die wiedererwachte Kauflust an den Aktienmärkten basiert laut Bloomberg »auf der Spekulation, dass die längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg bald enden« werde. Doch nicht alle Marktteilnehmer sind dem irrationalen Kaufrausch verfallen. So zitierte Bloomberg die Ergebnisse einer Analyse der Informationsagentur »The Washington Service«, die sich darauf spezialisiert hat, Finanzinformationen an institutionelle Anleger zu verkaufen. Demnach würden Insider aus US-Konzernen, also Mitglieder der Führungselite, seit Beginn der Kurseinbrüche ihre Aktien im »schnellsten Tempo« auf den Finanzmärkten abstoßen.
Konkret haben die Vorstandsmitglieder und Direktoren von börsennotierten US-Unternehmen im Verlauf des April ß? der eigentlich durch starke Kurssteigerungen gekennzeichnet war ß? Aktien im Wert von 335 Milliarden US-Dollar veräußert. Diese Verkäufe waren demnach um den Faktor 8,3 größer als deren Aktienkäufe. Dies sei ein »Warnsignal«, da die Insider für gewöhnlich »mehr Informationen über ihre Unternehmen zur Verfügung haben, als irgend jemand anders«, erläuterte der Analyst William Stone vom Finanzdienstleister PNC Financial Services Group gegenüber Bloomberg.
Der Analyse des »Washington Service« zufolge, nahm der Insiderhandel bereits ein Ausmaß wie im Oktober 2007 an. Damals hatte der Börsenhandel seinen Höhepunkt überschritten und setzte zu einem Sturzflug an, der die »Hälfte des Marktwerts der US-Unternehmen« vernichtet hat.
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