Afghanistan: Berichte über neues Massaker in deutscher Besatzungszone

Kunduz: Nach der Nachrichtensperre nun die Kriegspropaganda –  der „Gouverneur“ von Kunduz, Mohammad Omar, prahlt mit 5 Tagen ununterbrochenem Bombardement von Ortschaften und 133 toten „Taliban“. Das deutsche Militär kollaborierte demnach bei der „antiterroristischen“ Militäroperation direkt an der Grenze zu Tadschikistan, welche unter der durch das deutsche Parlament regelmässig erteilten Kriegsvollmacht OEF („Operation Enduring Freedom“) stattfand.

Der lokale Prokonsul  in der deutschen Besatzungszone, „Gouverneur“ Mohammad Omar, hatte gestern gut lachen. In der deutschlandweit meistgelesenen Fachzeitschrift für Kriegspropaganda (1) konnte er endlich wieder Erfolgsmeldungen loswerden. Im englischsprachigen Nato-Raum zog das „Wall Street Journal“ (2) nach.

Wenn die Prahlereien des Prokonsuls der Besatzungstruppen stimmen, veranstalteten diese über 5 Tage im als „Gul Tepa“ benannten Ort im Norden Afghanistans ein Massaker. Der Ort wurde durch deutsche Truppen abgeriegelt (2), die Amerikaner warfen die Bomben hinein – „5 Tage lang, 24 Stunden lang“ (1). Wer noch laufen konnte, den fing die „Bundeswehr“ dann als „flüchtende Aufständische“ („fleeing insurgents“) ein. (2)

Laut dem zuerst erschienenen Kriegsbericht gab es Einschläge „sehr nah am Stadtkern“ des belagerten „Gul Tepa“ (1). Der vollständige Name des Ortes heisst Char Gul Tepa, es liegt im nach 2001 unter der deutschen Besatzung neu geschaffenen Distrikt „Qalay-i-Zal“ und direkt an der Grenze zu Tadschikistan. Noch im Dezember 2007 brüstete man sich an der Heimatfront, mit Geld der „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ (KFW) und dem „Bundesministerium für Wiederaufbau und wirtschaftliche Zusammenarbeit“ (BMZ) dort eine schöne neue Mädchenschule eingeweiht zu haben. (3)

Laut den Kriegsberichten war das Donnern der Explosionen bis ins Hauptquartier der deutschen Besatzer in Kunduz zu hören. Diese logen natürlich wieder einmal, was das Zeug hielt:

„Die Bundeswehr befand sich in der unwirklichen Lage, die massivsten Kämpfe seit Beginn ihres Einsatzes in der Region nur als Zuschauer beobachten zu können – obwohl sie in unmittelbarer Nähe des eigenen Camps stattfanden. Nur wenn US-Soldaten schwer verletzt worden wären, hätten die Sanitäter der Bundeswehr sie aus der Gefahrenzone gebracht.“

Mehrere englischsprachige Berichte (2, 3) widerlegten diese Lüge. Der Prokonsul der Besatzungsmacht Omar selbst war es, der von einer unmittelbaren Beteiligung deutscher Truppen gesprochen hatte.

Alibi der Nato/US/Isaf/Oef-Militäroperation, direkt an der Grenze zu Tadschikistan : die angebliche Suche nach einem „Taliban-Führer“, dessen Namen mit „Mullah Abdul Salam“ angebeben wurde. Dieser hätte sich in der Ortschaft Char Gul Tepa aufgehalten. Natürlich hiess es hinterher, dieser habe nach 5 Tagen Bombeninferno für die afghanische Zivilbevölkerung „verletzt“ entkommen können (1).Vorher man das wusste, man weiss es nicht.

Quelle dieser Behauptungen: der afghanische Geheimdienst NDS. Dieser ist von tadschikisch-stämmigen ex-Mitgliedern der Nord-Allianz dominiert. Ihr Anführer: Amrullah Saleh. Wie wir bereits berichteten (5), arbeitet laut Angaben von deutschen Militärs in Kabul der deutsche Auslandsgeheimdienst BND eng mit dem afghanischen NDS zusammen.

Am 2.September war der Vize-Chef des afghanischen Geheimdienstes NDS, Abdullah Laghmani (ein Paschtune), unter dubiosen Umständen bei einem gezielten Attentat ermordet worden. Keine 48 Stunden später befahl am frühen Morgen des 4.September der deutsche regionale Isaf-Befehlshaber Oberst Georg Klein,  nach Geheimdienstinformationen über einen angeblich 5 Kilometer vom eigenen Militärstützpunkt versammelte Menschenmenge aus „Taliban“, einen Luftangriff auf die Personenansammlung, welcher laut Nato-Angaben mindestens 120 Menschen tötete.

Die Menschen, nahe der Ortschaft Omar Kheil (Omar Khel), standen um zwei Tanklaster herum. Diese waren nach Behauptungen des deutschen Militärs praktisch in Sichtweite des eigenen Stützpunktes von „Taliban“ entführt und anschliessend zum Ort gefahren worden. Laut einem Bericht der ß?Washington Postß?, direkt aus Kunduz, war es ein vor Ort im deutschen Operationszentrum befindlicher Geheimdienst-Offizier, welcher am frühen Morgen des 4.September schliesslich behauptet hatte, er habe am Telefon von einem einzelnen Informanten gehört, dass es sich bei der Menschenmenge um die Tanklaster ausschliesslich um ß?Aufständischeß? gehandelt habe (6). („His intelligence chief had spoken to an Afghan source who insisted that everyone at the site was an insurgent“) (7)

Mindestens 120 Menschen wurden getötet. Nachher berichtete im britischen „Guardian“ ein Reporter vor Ort von unfassbaren Zeugenaussagen afghanischer Dorfbewohner, die sich um verbrannte Stücke Menschenfleisch ihrer Angehörigen stritten, um nach muslimischer Sitte wenigstens eine Beerdigung durchführen zu können (8). Der „christlich-soziale“ Verteidigungsminister, Baron zu Guttenberg, nannte dies vor drei Tagen einen „militärisch angemessenen“ Einsatz.

Wenn nun die Angaben des „Gouverneurs“ Mohammad Omar zutreffen, den der BND nach eigenen Angaben wegen mehrfachen Waffenlieferungen an „Taliban“ beobachtet (5), dann waren am letzten Kriegsverbrechen in der Ortschaft Char Gul Tepa 300 US-Soldaten aus Eliteeinheiten, 800 afghanische Soldaten, afghanische „Spezialeinheiten“, 130 Polizisten und mehrere Agenten des afghanischen Spionagedienstes NDS beteiligt. Die Kommandokette lief unter OEF-Vollmacht. Wie das Nato-(Isaf)-„Mandat“ endet diese in Afghanistan bei US-General Stanley McChristal. Dessen Vorgesetzter ist der Chef des US-Zentralkommandos David Petraeus, unter dessen Verantwortung, oder mittelbaren Beteiligung, in den letzten 6 Jahren im Irak eine Million Menschen starben.

Dieser möchte für seinen Heldentaten gern belohnt und 2012 Präsident der USA werden.

Dazu schrieb das islamistisch-zivilistisch-pazifistisch-extremistische kleinbürgerliche Verschwörungstheoretiker-Blatt „Rolling Stone“ (benannt nach einem Song aus Zeiten des zivil-militärischen Einsatzes in Vietnam):

„Im frühen Oktober, als Präsident Obama sich mit leitenden Regierungsmitgliedern im Situationsraum des Weissen Hauses zusammenhockte um Amerikas gescheiterte Strategie in Afghanistan zu überdenken,  versuchten das Pentagon und ranghöchste Militärs ihm ein Angebot zu machen, was er nicht abschlagen könnte. Sie verlangten vom Präsidenten den Krieg zu eskalieren – sich durch die Überweisung von 40.000 zusätzlichen Soldaten  und einer weiteren Billion Dollar komplett hinein zu stürzen – oder sich einer umfassenden Meuterei seiner Generäle gegenüber zu sehen.

Obama wusste, dass, wenn er den Druck des Militärs zurückwies, mehrere führende Offiziere – eingeschlossen Gen.David Petraeus, dem ehrgeizigen Kopf des U.S. Zentralkommandos, von dem man sagt, er habe seine eigene Präsidentschaftskandidatur  2012 im Auge – aus der Befehlskette ausscheren und ihre Kräfte mit den Falken der Republikanischen Partei zusammen tun könnten. GOP Führer (Anm.: Republikaner, „Grand Old Party“) und konservative Medien verschwendeten keine Zeit davor zu warnen, falls Obama sich weigere den Forderungen der Truppen-Verstärkung von Gen. Stanley McChrystal nachzugeben, dem Kommandeur welcher den 8 Jahre alten Krieg überwache, würde er das Leben von U.S. Soldaten gefährden und Al Qaeda einladen neue Angriffe im Heimatland zu starten.

Der Präsident, so scheint es, bekämpft zwei Aufstände: einen in Afghanistan und einen, der ausgeheckt wurde von seinen eigenen Generälen.“

Angesichts dieser Situation im Jahre 2009, nach 8 Jahren Krieg und einer Bevölkerung die zu dumm ist ihn auch nur zu merken, könnte man fast „eins und eins“ nicht bloss zusammenzählen, sondern glatt mit einander verwechseln.

(…)

weitere Artikel:
04.11.2009 Afghanische Warlords stehen jährlich mit Hunderten von Millionen-Dollar-Margen auf NATO-Gehaltslisten
02.11.2009 Pakistan: Laut Polizei-Inspekteur US-Söldner, Indien, Israel und Afghanistan hinter Attentat von Peshawar
31.10.2009 Afghanistan: Isaf sah Mord an UNO-Mitarbeitern stundenlang tatenlos zu
28.10.2009 NYT: Karzais Bruder organisiert als CIA-Agent Todesschwadronen aus altem ß?Talibanß?-Hauptquartier
22.10.2009 Besatzungsmächte bezahlen ß?Talibanß?: der Gespenster-Krieg entlarvt sich.
12.10.2009 Auf Schwarzmärkten in Afghanistan und Pakistan handelt man Bundeswehrpistolen
22.09.2009 Pakistan: US-Botschaft bewaffnete Söldnertruppe
20.09.2009 General Petraeus baut sich eigenen Geheimdienst in Afghanistan/Pakistan auf
21.09.2009 BBC-Doku: Die Organisation ß?Al Qaidaß? hat nie existiert
10.09.2009 Samstag Morgen: Entführung eines NYT-Reporters, 5 Kilometer vom deutschen ISAF-Stützpunkt entfernt
24.08.2009 CIA und Blackwater: Puzzleteile Dick Cheneys geheimer Attentats-Armee

Quellen:
(1) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,660064,00.html
(2) http://online.wsj.com/article/SB125770639148236881.html
(3) http://www.monstersandcritics.com/news/southasia/news/article_1512031.php/Afghan-British-soldiers-26-Taliban-killed-in-blasts-clashes
(4) http://initiative-afghanistan.de/projekte/maedchenschule-char-gul-tepa/
(5) http://www.radio-utopie.de/2009/09/10/samstag-morgen-entfuehrung-eines-nyt-reporters-5-kilometer-vom-deutschen-isaf-stuetzpunkt-entfernt/
(6) http://www.radio-utopie.de/2009/09/06/bundeswehr-oberst-befahl-offenbar-nach-bnd-behauptungen-luftangriff-auf-sichtbare-menschenmenge-125-tote/
(7) http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/09/05/AR2009090502832.html
(8) http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2009/09/ich-nahm-etwas-fleisch-nach-hause-und.html
(9) http://www.rollingstone.com/politics/story/30493567/the_generals_revolt/print

Original Artikel veröffentlicht auf Radio Utopie


5 Responses to Afghanistan: Berichte über neues Massaker in deutscher Besatzungszone

  1. Demokrat sagt:

    Leider fehlt für den Artikel die verlinkte Quellenangabe.

  2. Demokrat sagt:

    Hallo, Infokrieger

    Darf ich kurz fragen, wieso die Links der weiteren Artikel allesamt nicht funktionieren ? Die sollten doch eigentlich alle zu Radio Utopie führen. Wäre nett, wenn Du mir kurz Klarheit verschaffen könntest. Danke !

  3. Cheffe sagt:

    Der Artikel wurde von Daniel eingestellt, welcher diesen im Original auf http://www.radio-utopie.de/2009/11/09/afghanistan-berichte-uber-neues-massaker-in-deutscher-besatzungszone/

    veröffentlicht hat, wo die Links auch funktionieren.

    Ich vermute es gab einen Fehler bei der ßbertragung.

    Carpe diem

  4. Lopez Suarez sagt:

    Hallo Cheffe

    Die Links wurden sicher mit Copy and paste reinkopiert.
    Das Problem liegt hier, wenn man sich den Quellcode anschaut: <a href="../2009/11/04/ etc.
    Dann verweist der URL automatisch auf die Seite in die er eingefügt wurde. Das gleiche Problem hatte ich auch.

    Gute Zeit

  5. Daniel Neun sagt:

    Hallo Leser Demokrat, Links zu den weiteren Artikeln wurden nacheditiert.

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