Demokratie Adé: Frankfurt Group entscheidet

Bereits auf dem European Banking Congress, ließ Dr. Schäuble die Katze aus dem Sack, Souveränität soll in Kürze kein Thema mehr sein. Man werde die politische Union vorantreiben, mit oder ohne den Willen anderer europäischer Nationen. Die Mühe deren Bürger in diese Gleichung mit einzubeziehen, machte er sich gar nicht erst. Fast in einem dunklen Kämmerchen wurde zu diesem Zweck eine weitere elitäre Gruppe gegründet, abseits der allgemeinen Aufmerksamkeit. Die Frankfurt Group. Ein Blick auf deren Mitglieder zeigt den kommenden Kurs Europas relativ genau auf.


Der Tage machen Meldungen wegen einer schnellen ßnderung der EU-Verträge die Runde und auch von Elite-Bonds ist die Rede. Dieses sind die ersten Schritte in Richtung eines Kerneuropas. Vermutlich war nie etwas anderes geplant. Die Peripheriestaaten haben ihr übriges geleistet, um den Punkt of no Return zu erreichen. Sehr wahrscheinlich werde ich den Punkt wo die Geschichte mich bestätigt nie erleben, allerdings spricht jeder gesunde Menschenverstand hier gegen einen „Unfall“.

Werfen wir nun kurz einen Blick auf dieses Novum, die Frankfurt Group. Alleine Informationen auf deutsch zu finden ist relativ schwer. Gehört haben sehr wahrscheinlich die Meisten von Ihnen noch nie etwas von diesem elitären Kreis. Zuerst eine kurze Auflistung der Mitglieder, welche bereits wie ein Schreckenskabinett wirken:

  • Angela Merkel
  • Nicolas Sarkozy
  • Herman van Rompuy
  • Mario Draghi
  • Christine Lagarde
  • Jean-Claude Juncker
  • Olli Rehn
  • José Manuel Barroso

Meine Damen und Herren, das who is who der europäischen „Demokratie.“ Kurz einige Zeilen aus der englischen Presse zu diesem illustren Verein. So schrieb zum Beispiel der Guardian(übersetzt):

Die Entstehung der Frankfurter Gruppe hat die Uhr der Demokratie zurückgedreht

Die europäische Union hatte schon immer Probleme mit der Demokratie….
Als Irland nicht für den Vertrag von Nizza gestimmt hat, führte man einfach einen zweiten Wahlgang durch, bis das Ergebnis passte. Die EZB verfügt über immense Macht, aber niemand weiß wie die „ungewählten Mitglieder“ des Rates entscheiden, da keine Sitzungs-Protokolle veröffentlicht werden.
[…]
Hier sehen Sie wie diese Dinge funktionieren. Die wahren Entscheidungen in Europa werden nun von einer nicht gewählten Klicke von 8 Personen getroffen.[1] (Aufzählung siehe oben)

Auch bei BBC findet man treffende Worte zu diesem elitären Klüngel:

Europa und die Krise der Demokratie

Die Sternstunde Europas war, als es ein Leuchtfeuer der Demokratie war, mit Rechtsstaatlichkeit und ziviler Gesellschaft und die osteuropäischen Staaten mit Freiheit umarmte.
Es schien ein dauerhafter Triumph zu sein.
Nun wird in Teilen Europas die Demokratie wie ein Stück unerwünschte Kleidung abgeworfen. Die Technokraten, genährt durch europäische Demokratie, haben die Kontrolle in Athen und Rom übernommen.
[…]
Mitten in der europäischen Krise gibt es nur wenige Stimmen, welche ihre Stimme für die Demokratie erheben. In der Tat sehen viele der Politiker Demokratie und Wahlen eher als Störend an bei der Lösung der Probleme.
[…]
Der innere Kreis ist die so genannte Frankfurt Group. Sie besteht aus dem Präsidenten der Kommission, dem Präsidenten des Europäischen Rates, der Chefin des IWF, dem Chef der Europäischen Zentralbank, den zuständige Kommissar für die Währung, den Chef der Eurogruppe und natürlich die Führer von Frankreich und Deutschland.
[…]
Wie Martin Wolf in der Financial Times schrieb, „sind Geld-und Fiskalpolitik oder die Regelung des Arbeitsmarktes, der Kern der demokratischen Politik“.[2]

Wie tief-greifend diese Entwicklungen sind, werden viele Menschen wahrscheinlich erst sehr viel später oder nie verstehen. In letzter Konsequenz, hat es diktatorische Züge und niemand scheint sich daran zu stören. Eine orchestrierte Krise wird benutzt um die „repräsentative Demokratie“ zu vollenden. Die Bürger verlieren Ihren Einfluss auf die Geschicke Ihrer Nationen vollends. Aber Entscheidungen zu fällen ist ja auch viel zu anstrengend?!? So kommt es zumindest manchmal vor.

Heute möchte ich ein zweites Zitat anfügen:

Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf.

Carpe diem

Im englischen Wiki gibt es eine kurze Erläuterung zur Group Frankfurt –>The so-called Frankfurt Group, an inner circle of Eurozone officials.[1] Nicht sehr viel Information über eine derart mächtige Gruppe, nicht wahr?

[1] http://www.guardian.co.uk/business/economics-blog/2011/nov/08/euro-papandreou-berlusconi-bailout-debt
[2] http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-15754521


15 Responses to Demokratie Adé: Frankfurt Group entscheidet

  1. Frank H. sagt:

    Ich habe etwas weit informativeres darüber gefunden. In der britischen Fachpresse Economist findet man einen Artikel darüber. Diese Gruppe stellt sozusagen die allerletzte Feuerwehr der EU dar. Man kann das Ding wie den gescheiterten Superausschuß Obamas vergleichen, so der Economist.
    Die Gründung war erst auf der abschiedsparty von Jean Claude Trichet in der frankfurter Oper erfolgt. Eine Art europäischer Superausschuß also.
    Wenn dieser letzte Anker versagt so das Blatt, dann bricht in Europa alles auseinander bis in den tiefsten Börsenkeller.
    Die Banker wissen längst nicht wie sie es noch aufhalten sollen. Ein sicheres Zeichen sind Technokraten.
    Cheffe diese EU-Diktatur kommt so nicht. Die globalen Umstände werden Europas Rettungsideen umreissen.

    „The euro’s Frankfurt Group
    A crisis? Call the F-team

    Nov 4th 2011, 11:31 by The Economist | Cannes

    SOME European delegates walking around the G20 summit in Cannes can be seen sporting an unusual badge: Groupe de Francfort.

    The Frankfurt Group, or GdF for short, is the latest addition to the proliferation of international political groups, the G7, G8 and the G20, among many. Consisting of the leaders of Germany, France, the Eurogroup of finance ministers, the European Central Bank, the European Commission and the International Monetary Fund, the F-team has quickly established itself as the cluster managing the euroß?s crisis. It has no legal structure or secretariat, but it is now the core within Europeß?s core.

    It was born by unhappy coincidence at Frankfurtß?s old opera house on October 19th, on the occasion of a farewell party for Jean-Claude Trichet, the former president of the European Central Bank (ECB). This was meant to be a grand sending-off, with a farewell concert, drinks reception and laudatory speeches from Europeß?s political elite. Angela Merkel, the German chancellor, was among those in the front row.

    But soon the atmosphere soured. Wheeled on to the stage, Helmut Schmidt, the former West German chancellor, indignantly told the audience that the failure of the current generation of politicians was a far greater threat to the future of Europe ß?than the indebtedness of individual states.ß? Then came news that Nicolas Sarkozy, the French president, would fly in even as his wife was in hospital, about to give birth to their daughter, Giulia.

    While the orchestra conducted by Claudio Abbado struck up its performance of Mozart, the leaders gathered in a backroom of the opera house to prepare for the upcoming European summit on October 23rd that was meant to resolve the crisis once and for all. But the debate soon turned rancorous. Mrs Merkel rejected Mr Sarkozyß?s push to boost the euro zoneß?s bail-out fund by allowing it to borrow money from the ECB. Mr Trichet was, if anything, even more vehemently opposed to the idea. By treaty, the ECB is forbidden from lending money to governments. The ECB president, it is said, abandoned his customary English for his native French, the better to argue with Mr Sarkozy.

    The incoming ECB president, Mario Draghi, quickly returned to the main event to listen to the concert. Two hours later, Mrs Merkel slipped out of a side door. Mr Sarkozy stormed out the front, with key aides running to keep up with him. ß?I was surprised by the depth of disagreement,“ said one participant.

    Plainly the summit would be unable to reach a deal. But instead of cancelling it, euro-zone leaders decided instead to call a second one three days later. Each summit, moreover, was split into two gatherings: one for the EUß?s 27 leaders, followed by a smaller meeting of the 17 euro-zone members. If only multiplying the power of the EFSF were as easy as multiplying meetingsß?and political acronyms.

    But somehow, around 4am on October 27th, European leaders finally announced a ß?comprehensive set of additional measures reflecting our strong determination to do whatever is required to overcome the present difficultiesß?.

    The deal, however, was full of holes that must now be filled quickly, given the political chaos in Greece (see my earlier post and column) and the prospect that it might default in the coming weeks.

    The Frankfurt Group is steering the effort to complete the new firewall ß?at an accelerated paceß?. It is not as unwieldy as the 17-strong Eurogroup of finance minister, but more legitimate the duumvirate of Germany and France. Sometimes the F-team summons others for a dressing down, as happened with the Greek prime minister, George Papndreou, on November 2nd. Sometimes outsiders are invited to assist, such as the American president, Barack Obama, who joined discussions the following evening. That stamp of approval will ensure that GdF is here to stay.“
    http://www.economist.com/blogs/charlemagne/2011/11/euros-frankfurt-group

    So nun hat der Artikel mehr Tiefgang cheffe.^^

  2. Frank H. sagt:

    Kleiner Nachtag:
    Diese Institution ist somit KEIN Zentralorgan für Verwaltungsfragen. Hier sollte cheffe besser recherchieren. Manchmal ist langsamer besser.^^

  3. Cheffe sagt:

    Mein lieber Frank, nach einem Artikel des Economist, sind wir also Fachmann in diesen Fragen? Ob wir da nicht ein wenig hoch greifen nach den Sternen?
    Sieh dir an, wer die Group de Frankfurt ist und geh einen Schritt weiter als deine Weisheit am Economist festzunageln 😉

    Es wird nicht lange dauern und wir werden Zeugen dessen, was ich in diesem Artikel beschrieben habe. Nur meine bescheidene Einschätzung.

  4. Newsticker2012 sagt:

    @Frank

    Manchmal ist langsamer besser 😉

  5. Frank H. sagt:

    Dir ist schon bewusst wer der Verleger des The Economist ist? Und man sollte durchaus bei denen anklopfen die auf der Brücke kommandieren.
    Die EU in all ihrer Bürokratie und Regelwut auf allen Gebieten hat die Lust auf eine EU des puren Geldadels längst in den unteren Bevölkerungsschichten abgestumpft. Manchmal solltest Du mal die unterste Ebene unserer Gesellschaft aufsuchen. Im Moment bewegst Du dich zu sehr im Kern und läufst Gefahr dem Trick wie man die wissenden Menschen letztlich erst zermürbt und dann umpolt auf dem Leim zu gehen.
    Mach dich mal locker vom Hocker. Die Diktatur ist seit 10 Jahren schon lange installiert. Jetzt wirst Du sagen, aber die Redefreiheit müsste doch dann abgeschaftt worden sein. Falsch. Mit dem Bilderbergerclub wurde die Diktatur neu erfunden.
    Und es funktioniert so wie es geplant war. Der Schock zweier offener ein verdeckter WK haben die Staaten zerschossen. Nichts anderes sagt Schäuble. Es war mehr ein Zuruf an die Bankerelite das Heft der Politik zu lassen. Als Gegenleistung werden die Banker weiter gerettet. Dafür gabs netten Applaus.
    Der Economist amüsiert sich doch im höflichen britischen Unterton über diese Feuerwehrbrigade.
    Warst Du mal längere Zeit in England?
    Du verstehst das Spiel nicht ganz.
    Nennen wir es mal: Katholische Karolinger gegen prothestamtische Merowinger.
    Ich lehne mich mittlerweile mehr zurück und warte ab.
    In einen Krug mit Loch kann man eben kein Wasser einfüllen.

  6. Cheffe sagt:

    Die Frage welche ich mir stelle Frank, hast du den Artikel des Economist auch wirklich gelesen?

    Eigentlich wenn man von dem ganzen schwubbel drumherum absieht, sagt er genau das was in meinem Artikel steht?

  7. Frank H. sagt:

    Ich kann mich darauf mit dir im kern einigen, dass diese geplante Dampfwalze weitere Daumenschrauben verteilt und anlegen möchte. Andererseits brechen aber auch die Realwirtschaften in den Kernländern weiter ein. Siehe MANROLAND oder Siemens oder sogar Banken. Entlassungeswellen. Siehe Schiffscontainerladungen. Heute früh trudelt ne Meldung rein, das die Seefrachten weiter abnehmen.
    Also arbeitet doch eine Gegenkraft im System. Dazu Proteste in israel und Spanien wegen sozialer Not. In ßgypten tut sich wieder was.
    Der Superausschuß Obamas hat sich auch erledigt.
    DER KAPITALISMUS frisst sich gerade selbst auf.

    Dein Artikel war nicht umsonst, eine lebhafte Diskussion anzustoßen war mir wichtiger. Darf man denn bei dir nicht Opposition spielen?

  8. Cheffe sagt:

    @ Frank, natürlich darf man die Debatte anstoßen 😉 Allerdings wenn du etwas aus einer anderen Sprache bringst, ist es wichtig es verständlich zu machen. Nicht jeder ist in der Lage solche Artikel zu lesen geschweige denn das Geschwubbel des Artikels zu ignorieren.

    Wir können uns auf folgendes einigen:

    Es ist „noch“ keine legitimierte Organisation mit eigenen Rechten. Es ist ein elitärer Club im Sinne der Bilderberger oder ähnlichen Klüngeln. Vermutlich werden dort im „engen Kreis“ in Kürze die Entscheidungen gefällt, welche dann in entsprechenden Gremien und Räten eingebracht und umgesetzt werden.
    Mein Artikel sollte nicht den Eindruck erwecken, es wäre ein Rat mit gesetzgebenden Bemächtigungen, es ist eine weitere „Schattengruppe“ abseits der Demokratie. 😉

  9. Frank H. sagt:

    @9. DAS WAR JETZT GUT! Diesen klaren Gedankengang bite oben in den Artikel ergänzen und die Meute wird Dir zu Füßen liegen. *ggggg* d^^b

  10. Frank H. sagt:

    hgrrr. Es sollte @8 cheffe lauten. sorry

  11. Berg sagt:

    @ im grunde nichts neues für leute die sich schon lange dafür interessiert haben. neu ist nur das öffentlich machen und sich deutlich zeigen.
    fast zeitgleich wurde ja ein teil der freimaurer portale geöffnet um einen einblick ins bisher verschlossene werfen zu können. natürlich ist das alles nur eine art schauspielerei und der kritisch denkende bekommt von den wirklichen hintergründen weiterhin nichts mit.
    das motto lautet..ich öffne den vorhang und verstecke mich weiter hinter dem zweiten indem ich nach aussen zeige: ich habe nichts zu verbergen.
    das wort demokratie wird seit bestehen der brd schon missbraucht. für eine echte muss gekämpft werden, dafür muss diese organisation hinter der fassade an die öffentlichkeit gezerrt und zur schau gestellt werden.

    ansonsten bin ich auch der meinung…das system geht an sich selbst kaputt. sie haben sich ganz einfach übernommen und können den niedergang nicht mehr aufhalten.

    wie alle großreiche gehen sie an der hybris zugrunde. eine frage der zeit.

  12. Berg sagt:

    @10 hab dir eine mail geschickt..schau mal rein.

  13. Frank H. sagt:

    @12. Jo, gugg mal inne Briefkasten bei Dir.^^

  14. Yadahaddu Iriwadschi sagt:

    Möchte mal wissen was in den „Anderen Banken“ so in den Bilanzen gefälscht ist.

    Bankencrash sorgt für Unruhe
    In Litauen und Lettland müssen Banken Insolvenz anmelden. Lettland sagte zuvor die Auktion einer Staatsanleihe ab. Die Furcht vor einer neuen baltischen Finanzkrise wächst

    http://www.taz.de/Finanzkrise-im-Baltikum/!82669/

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