Derivate Regulierung : Der zahnlose Tiger

Mit großer Schlagzeile wird angekündigt, dass man nun den Derivaten im OTC Bereich an den Kragen will und grundsätzlich wäre das auch positiv. Leider ist es wie all die anderen Aktionen, nichts als Augenwischerei. Vollmundig wird nun in der EU den Derivaten der Kampf angesagt. Eine zentrale Verrechnungsstelle soll nun Licht ins Dunkel bringen in dem weltweit auf 700 Billionen Dollar geschätzten Markt. Doch wie sieht es wirklich aus?


Alleine die Summe der Derivate ist abartig, auch wenn sich etliche Produkte am Ende gegenseitig neutralisieren. Das Weltbruttoinlandsprodukt, also die gesamte Wirtschaftsleistung der Welt beträgt im Jahr ~ 55 Billionen Dollar und ein vielfaches davon schwebt wie ein Damoklesschwert über unseren Häuptern. Kaum jemand versteht die ganzen Derivate noch, da die Komplexität dieser finanziellen Massenvernichtungswaffen erheblich zugenommen hat.

Nun zur ursprünglichen Meldung. Das Handelsblatt schreibt hierzu:

Finanzderivate : EU macht Front gegen Finanzspekulation
Die EU-Regierungschefs und das europäische Parlament haben sich auf eine schärfere Regulierung der Derivate-Branche geeinigt. Außerhalb von Börsen abgeschlossene Termingeschäfte sollen künftig zentral abgerechnet werden.
[…]
Nach dem Gesetz müssen die Transaktionen künftig an ein Handelsregister gemeldet werden, so dass die Aufsichtsbehörden sie besser kontrollieren können. Für standardisierbare Geschäfte wird eine Pflicht zur Abwicklung über zentrale Clearingstellen eingeführt. Dabei übernimmt ein Mittler das Risiko eines Ausfalls einer der beiden Geschäftsparteien und kassiert dafür Gebühren. Auch Unternehmen, die Termingeschäfte zur Absicherung gegen Kursänderungen abschließen, werden ab einem bestimmten Schwellenwert der Clearingpflicht unterliegen.[1]

Grundlegend klingt das ja gut, allerdings wird sich nur eine Verlagerung der Chips ergeben, zumindest bei den Manipulatoren und Zockern, welche das Ganze erst so gefährlich machen. Der Hersteller von Waren, welcher sich einen Preis für seine Rohstoffe über ein entsprechendes Termingeschäft sichert, stellt nicht die Gefahr da.

Wikipedia weiss folgendes zu berichten:

Die weltweit größten Derivatebörsen sind die deutsch-schweizerische Eurex (aus der Fusion der SOFFEX und der DTB entstanden), die Chicago Mercantile Exchange (CME), die Korea Exchange (KRX), die britische NYSE Liffe, und die US-amerikanische Chicago Board of Trade(CBOT). Ebenfalls zu nennen ist die ICE Futures U.S. (früher New York Board of Trade) und die New York Mercantile Exchange(NYMEX), welche die großen Warenterminbörsen repräsentieren.[2]

Fazit : Die wollmündige Ankündigung ist ohne einen internationalen Standard ein zahnloser Tiger. Die Zocker nehmen das Geld in Europa vom Tisch und spielen in einem anderen Kasino weiter. Spekulationen auf Nahrungsmittel sowie die Manipulation solcher Märkte, sollte international verboten, verfolgt und bestraft werden. Diese neue Verordnung, welche dann Ende 2012 in Kraft treten soll ist ein weiterer blinder Aktivismus aus Brüssel, der zu nichts führt ausser einigen Meldungen, welche die Bürger beruhigen soll.

Carpe diem

[1] http://www.handelsblatt.com/politik/international/finanzderivate-eu-macht-front-gegen-finanzspekulation/6192562.html
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Derivat_%28Wirtschaft%29#Bedeutung


4 Responses to Derivate Regulierung : Der zahnlose Tiger

  1. Blubb sagt:

    Das WBI beträgt knappe 55 Billionen Dollar ^^
    Aber wer weiß heute noch, welche Summen eigentlich im Spiel sind, wir sind mit Millionen gestartet, haben die Milliarden schnell hinter uns gelassen und denken nun nur noch in Billionen, mal sehen, wann die Welt mit Trillionen gerettet werden muss.

  2. tugrisu sagt:

    sowas nennt man Inflation….

  3. Blubb sagt:

    Naja, wie man es nimmt, das meiste Geld erreicht die Realwirtschaft ja nie, kann also auch keine Inflation auslösen, wenn das gesamte Geld, was in der Finanz“wirtschaft“ zirkuliert, in die Realwirtschaft gelangt, dann haben wir richtige Inflation, besser gesagt, haben wir dann weimarer Verhältnisse.

  4. tugrisu sagt:

    sag niemals nie! Noch hoffen die Zocker durch Geld Geld zu „verdienen“. Sobald die endlich raffen, dass das nicht mehr funzt, gehen die damit in die Reale Wirtschaft. Und das kann über Nacht passieren… und dann ist auch über Nacht die Inflation in der Realwirtschaft angekommen. es steht nur die Frage WANN.

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