Payed Content: Wandel in der Informationswelt?
Für die Menschen entwickelte sich das Internet zu einer schnellen und vor allem meist kostenlosen Informationsquelle. Verlage und Medien haben darunter stark gelitten und natürlich auch die Redaktionen und Korrespondentennetze. Bereits vor einer ganzen Weile bahnte sich ein Wandel an, Burda und Springer kündigten bereits vor Jahren an, mit payed content der Lage Herr werden zu wollen. Die ersten Medien bauen Stück für Stück das Onlineangebot um. Wird es auch online bald nur noch Infos gegen Cash geben?
Sukzessive wird umgebaut, streng nach dem Motto „Frog in the pot“. Kann man es den Medien verübeln? Zum Teil ja, aber werfen wir einen Blick auf die drängenden Fragen.
Wenn man den ganz einfachen Bürgerjournalismus mal außen vor lässt, ist klar, dass Nachrichten nur selten vom Himmel fallen. Fast alle großen Medien haben ihre Korrespondentennetze bereits drastisch reduziert oder komplett abgebaut und leben nun von der Retorte. Einige wenige Nachrichtenagenturen sind so die Lenker der Geschicke. Würde sich daran etwas ändern und wieder Qualitätsjournalismus gefördert, ich wäre sofort bereit, auch für Informationen zu bezahlen. Leider steht zu befürchten, dass sich am Grundprinzip nichts ändern wird und die einzigen Gewinner die Aktionäre sind.
Nun kurz einige Zeilen aus der Welt-Online:
Online-Inhalte : Madsack verlangt jetzt Geld für seine Zeitungs-Texte
Die Mediengruppe, zu der 17 deutsche Tageszeitungen gehören, verlangt künftig Geld für die exklusiven Artikel seiner Online-Zeitungen.
Den Start machen die Portale von „Hannoverscher Allgemeinen Zeitung“, „Neuer Presse“, „Göttinger Tageblatt“ sowie „Oberhessischer Presse“. Im Laufe des Jahres soll die Umstellung auf allen Portalen abgeschlossen sein. Zu den kostenpflichtigen Inhalten zählen grundsätzlich alle exklusiv erstellten Beiträge aus allen Ressorts, insbesondere jedoch aus dem Lokalen.[1]
Dieses Modell macht immer mehr Schule, zum Beispiel werden auch bei der FTD immer mehr Artikel zu Bezahlinhalten. Je mehr Medien mitziehen, umso drastischer werden die Einschnitte werden. Diese Entwicklung dürfte dann auch mittelfristig dem Bürgerjounalismus den Wind aus den Segeln nehmen, da dieser seine Informationen logischerweise auch aus diesen Quellen bezieht. Hier wird es einige Ausdünnungen geben, da viele dieser Schreiber nicht das Geld haben, um sich die Informationen leisten zu können. Dann käme natürlich das eigene Bezahlinhaltsystem in Betracht, was allerdings auch recht schnell an seine Grenzen stoßen dürfte.
ßber Werbung können das nur sehr reichweitenstarke Seiten stemmen. Besonders im alternativen Journalismus geht es um möglichst viele Informationen, um daraus eine gute Quintessenz zu extrahieren und das würde entsprechend viel Geld kosten.
Es scheint, als würde sich die Informationsstruktur in den kommenden Jahren wesentlich wandeln.
Carpe diem
7 Responses to Payed Content: Wandel in der Informationswelt?
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wer noch geld dafür bezahlen soll, dass er verarscht wird..dem kann man ohnehin nicht mehr helfen. jens..das beste was dir geschehen kann ist, dass informationen von den meinungsblättern geld kosten. sollte es aber ganz allgemein eine richtlinie werden jede information zahlen zu müssen wirds undemokratisch und illegitim, denn jeder sollte die preisfreiheit selbt haben. acta hat da sicherlich noch ein paar böse überraschungen vorrätig.
+s
Es kann eigentlich nichts besseres passiere, als dass diese ganzen „großen online medien“ payed content einführen.
Ein Bruchteil der User wird das bezahlen. Zudem werden deren Werbeeinnahmen wegbrechen. Die schießen sich damit ins eigene Bein.
Blogs und andere Webseiten sollten das für sich nutzen. Informationen von blogs zu blogs. Wer braucht denn lügen infos von den großen Medien? Niemand!
Die große Mehrheit der Leute weiß ja auch, dass das was da überall geschrieben wird, teilweise gelogen ist. Da es jedoch kostenlos ist, lesen sie es halt und werden so leider trotzdem manipuliert.
Und genau dass ist auch der Grund, dass der großteil der User dafür nicht zahlen wird!!!
Die User werden noch stärker über suchmaschinen ihre News suchen (hier stehen dann die Blogs an vorderster Stelle).
Finazieren können sich die kleinen Blogs durch google AdSense, affiliate marketing (hier vorallem der DVD und Buchverkauf).
Auch über die Informationsbeschaffung für blogs, würde ich mir keine sorgen machen, sondern ein netzwerk aufbauen.
Wenn sich die medien sperren müssen blogger ein aktives netzwerk haben. Man braucht keine teuren Reporter in den Krisengebieten.
Es gibt heutzutage nahezu in jedem Eck einige Blogger, die informationen zur verfügung stellen.
Hier müssen kontakte geknüpft werden, mit bloggern weltweit.
kann dem nur noch zustimmen.
bereits unsere lokale tagepresse hat sich bereits bis zur absurdität zurückgeschrumpft. kann mich noch erinnern dass in unserer mehrfamilienhaus (10 WE) bis vor 3 Jahren noch ca. 50% tageszeitungen gelesen wurden. heute hat keiner mehr ne zeitung. diese frettet sich so über wasser indem se alle besser bezahlten journalisten der reihe nach rausgeschmissen haben und dafür irgend welche nebenberufler billigst ohne ausbildung die artikel schreiben lasst. (heute kann sich ja jeder jorunalist schimpfen) Unsre tageszeitung lebt schon lange nicht mehr von der auflage, sondern setzt die gewerbetreibenden mit werbekampanien, inseraten usw. unter druck. Da werden dann so gesamtseiten mit dem unendlichen thema „bauen und wohnen“ zur einweihung des xyz-kindergartens oder „leben ind der ABC-straße“ initiert. Die ansässigen frimen, handwerker am xyz-projekt werden dann über die inserate (kosten dann schon mal 1.000ß? nur dass ihr name dort erwähnt wird) gezwungen den desinformtiven schrott mit zu finanzieren. Inhaltlich geht unsere lokalpresse auch schon richtung „wulf-bild“. Also d.h. die suchen sich ein opfer – egal wer bzw. welche partei das ist – aus dem öffentlichen bereich raus, schreiben ihre kommentare ohne weitere journalistische recherche rein, und warten dann auf eine gegendarstellung. So bekommen se ihre zeitung dann schnell voll. Nur manche perverse leser merken nicht dass se mit diesen infos vollkommen verblödet werden.
Sehe in unseren bezahlten tageszeitungen kein „geschäftsmodell“ in der zukunft. Diese werden sich bald erledigt haben.
Kein blog kommt ohne die News der Massenmedien aus,keiner.
Es sei denn man bezahle für Agenturmeldungen oder unterhält selbst Korrospodenzen im Ausland.
Sollen sie das ruhig machen, wir sind vorbereitet und arbeiten bereits an einem Konzept.
Werde das aber nicht erläutern, weil ich weis die lesen auch hier mit.
Viele können auch englisch oder französich, usw.
Firmen, Regierungen,usw. geben Pressemeldungen raus, ein paar Interviews hier und da, die werden noch dafür bezahlen, das wir sie fragen.
In Hannover lebend war ich ziemlich empört, als die HAZ online der Madsack-Gruppe, als ca. 6-größte Verlagsgruppe hierzulande, von einem Tag auf den anderen den pay content einführte. Just zu einem Zeitpunkt, als die HAZ über ein lokales Ereignis, über das ich was wissen wollte, plötzlich nicht mehr den Artikel frei gab, wurde die Absurdität eines strikten Bezahlsystems deutlich.
die einführung des bezahlsystems wurde von der haz kaum vermittelt, bis mensch sich über einen embedded link am kopf der Seite darüber informieren konnte. es wurde von einem redaktionsrat gesprochen, der die eingehenden Artikel noch mal besonders auf Qualität überprüfen wolle.
bestimmt wird keiner der schreiber der haz (und np) über den pay content glücklich sein. die sinkenden zugriffszahlen (auch auf ihre artikel) werden kaum ihr Interesse sein. das Qualitätsargument ist auch vorgeschoben, wenn es vor allem aktuelle Nachrichten trifft. Da qualitativ hochwertige Hintergrundartikel auch ein paar Tage später gelesen werden können (die haz entsperrt ihre Artikel nach zwei Tagen), werden die tagesaktuellen Berichte am schlimmsten getroffen.
Was brachte mich denn als Leser zur haz? Dass ich lokale Infos hatte, um darüber zu parlieren und zu diskutieren im Stadteil, am Stammtisch, unter Freunden. Eine kostenpflichtige Barriere brüskiert vor allem die an lokalen, weniger an internationalen, Nachrichten Interessierten. die Diskussionsforen werden auf die Art auch immer mehr zum Club der Zahler – die können dann unter sich ihre Exklusiv-Meinungen austauschen.
Wahrscheinlich wird Bildung sowieso immer mehr zum Konsumgut – sprich zur Parallel-Klassen-Gesellschaft. Sag mir welche Zeitung Du dir leisten kannst zu lesen und ich sag Dir welche Meinung Du hast.
Früher haben wir doch alle gerne Zeitung im Frühstückscafé oder in der Straßenbahn gelesen. Mittlerweile scheint kaum noch einer zu lesen. Keine Zeit mehr. keine Geduld mit Erläuterungen mehr – schwarz auf weiß. Wenn die junge welt ihre gut recherchierten hintergrundartikel nur für genossInnen preisgeben, kann ich das nachvollziehen. Wenn hingegen die madsack-gruppe, die sich immer mehr kleinstädtische tageszeitungen unter den nagel reisst, und sich ein phattes Design-Medienzentrum im Herzen der City aufbaut, kleinkariert genug ist, pay content einzuführen obwohl sie Millionen Gewinne verbuchen, gehört sie ausgelacht und boykottiert.
ich unterstelle da zuallererst mal böswillige Methode zur allgemeinen menschenverdummung, denn wenn immer mehr Tageszeitungen von Kiel, über Lübeck, Leipzig Göttingen und wasweissichnoch ihren online-auftritt bezahlpflichtig machen, dann ist dass eine Blockierung und Verelendung des freien Informationsaustausches besonders in den kleinstädtischen Bereichen. Die informierte Elite grenzt sich immer mehr vom uni(n)formierten und dumpfen Pöbel ab. Die neue GEZtapo-Zwangsabgabe ist schon fast sado-masochistisch: Ihr Informations(Bildungs)Verlierer könnt zusehen, welchen Schwachsinn ihr euch reinsaugt – Aristokratie und Promis oder Prektariat und Asis – nur bezahlen müsst ihr es in jedem Fall. Ein bisschen mehr Dankbarkeit für diese Gnade hielten wir für durchaus angebracht…
Lasst uns Lesecafés und -zirkel gründen überall, mobile Info-Hotspots, lasst uns unser Recht auf Bildung und Informiertheit zurück erobern, indem wir uns gegenseitig bilden. Lasst uns allabendlich zum Palaver, zum Plenum zusammensetzen, in unserem Dorf, in unserem Stadtteil, um uns zu informieren, auszutauschen und uns eine eigene Meinung zu bilden, die die Informations- und Propagandakonzerne (der Atlantik Brücke) austrocknen wird.
Wir sind das Netz in dem sich auch die Spinne verheddert.
Und vor allem anderen, lasst uns runtercoolen, wieder lernen zu genießen, und uns wieder die Zeit für soziale Kontakte, zum Zeitungslesen und zum Müßiggang zu nehmen anstatt vereinsamt durch die Blogosphäre zu eiern. Eine Information ist desto Mehrwert, je öfter geteilt!