Schweiz: Überwachung auf der Autobahn

Was Datenschützer und alarmierte Bürger schon lange befürchten, hat nun in der Schweiz begonnen. Eine großflächige ßberprüfung, mittels Kennzeichen und biometrischer Auswertung, ohne jeglichen Anfangsverdacht. Wie lange dauert es wohl noch bis zur totalen Umkehr der Beweislast, wo der Bürger beweisen muss, dass er kein Verbrecher ist? Von den Behörden in der Schweiz wird der Nummernschild-Scanner zumindest als Erfolg gewertet, denn man habe eine deutlich höhere Quote als ohne – Kontrolle ohne Reue!


Die Schweiz, der ehemalige Inbegriff von Freiheit und Verschwiegenheit, nunmehr alles Vergangenheit? Wann wird Resteuropa nachziehen, oder ist es bei uns gar schon soweit? Kaum jemand – selbst mit entsprechendem Fachwissen – kann noch wirklich überblicken, was mittlerweile alles mit den abertausenden von Kameras auf Autobahnen oder in den Städten getrieben wird. Eins ist bei den Systemen auf der Autobahn relativ sicher, das Mautsystem Toll Collect benötigt keine Kameras.

Hier ein kurzer Screenshot aus der Printausgabe der Frauenfelder Post und danke an NT für den Link Artikel auf Seite 7:

Natürlich wird den Bürgern immer erklärt, dass es nur zu seinem Besten wäre, jedoch muss man sich hier fragen, bin ich bereit für ein potentielles bissel mehr Sicherheit bereit meine Freiheit und Privatsphäre zu opfern?

Ist es nicht ein schönes Gefühl zu wissen, wenn man als Deutscher in der Schweiz ein Knöllchen bekommen hat, dass man bei der nächsten Durchfahrt auf der A7 direkt rausgefischt und daran erinnert, bzw sehr wahrscheinlich nach guter alter Schweizer Manier, direkt eingebuchtet wird? Hier bleibt nur wieder Benjamin Franklin zu zitieren : „Wer seine Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“

Wie ein Geschwür breitet sich das Moloch der Staatsüberwachung aus und ob man dabei unser Bestes im Sinn hat, darüber lässt sich sicher streiten. Die Hoffnung von Damals, niemand wäre in der Lage die ganzen Daten auszuwerten, ist in der heutigen Zeit leider kein Problem mehr. Die Zeit der Kartei- oder Lochkarten ist lange vorbei und die Regierungen und Geheimdienste verfügen über derart leistungsfähige Systeme, dass es einem die Sprache verschlagen könnte.

Wie ßberragend die Ergebnisse der Dauerüberwachung sind, zeigt ein Artikel in der Thurgauer Zeitung. In „nur“ drei Wochen konnten ganze 12 Fahrer ohne Führerschein überführt werden, ein Anlaß zur Freude und das System Flächendeckend einzusetzen nicht wahr?

Hierzu aus der TZ:

Scanner überführt zwölf Autofahrer ohne Ausweis
Alarm ohne Gesetzesverstoss

Die High-Tech-Anlage auf der Höhe von Müllheim scannt rund um die Uhr sämtliche Kennzeichen der vorbeifahrenden Fahrzeuge und vergleicht die Kontrollschilder in einem Sekundenbruchteil mit den Fahndungsdatenbanken der Polizei. Landet das System einen Treffer, wird im Polizeikommando Alarm ausgelöst und ein Foto erstellt. Danach überprüft die Polizei, ob auch wirklich ein Gesetzesverstoss vorliegt.[1]

Natürlich wird versichert, dass die Fotos im Nachhinein direkt gelöscht werden, was aber einmal nur den mögliche „Ist-Zustand“ zeigt und auch nicht das Hauptproblem darstellt. Selbstverständlich werden auch die „gejagten“ recht schnell erfinderischer, was unweigerlich zu noch heftigeren Datenbankabgleichen und noch mehr Überwachung führen dürfte.

„Brave new World, oder doch 1984?“

Carpe diem

[1] http://www.thurgauerzeitung.ch/ostschweiz/thurgau/kantonthurgau/tz-tg/art123841,2824423


13 Responses to Schweiz: Überwachung auf der Autobahn

  1. Evey sagt:

    Na das passt ja wieder, denn gestern lief mal wieder „Minority Report“. Weil es ja nun schon Autos gibt, die selbstständig bremsen und den Randstreifen nicht überfahren, kann es nicht mehr lange dauern, dass wir nicht mehr Lenker unserer Fahrzeuge werden, sondern nur noch Insassen.
    Es wird mal so kommen, wie in diesem Film. Dann brauchen sich die Polizisten nicht mehr bei Wind und Wetter die Beine am Straßenrand in den Bauch zu stehen um uns aus dem Verkehr zu ziehen, sondern wir werden dann alle automatisch umgeleitet zum Polizeipräsidium. Fluchtgefahr gleich null.

  2. Janine sagt:

    ß?Brave new World, oder doch 1984ßß

    Wird wohl ein BestOf aus beiden. Dazu gezielte Einstreuungen aus neuerer Literatur des militärischen Forschungsbereichs.

  3. michaelbunny sagt:

    Die Kameras wundern mich auch. Es ist irrelevant, ob gute oder böse Absicht dahinter steht im Moment. Bei der Einführung von Technologie und System allgemein, muss der Ingenieur berücksichtigen, wer die Benutzer sind und bei Informationssystemen wer Zugang hat und welche Schlüsse daraus gezogen werden und wie stark die Organisation ist die hinter dem Zugreifenden steht.

    Unterhaltsames Beispiel: Große Meister im Eck Schulverwaltung werten Zahlen aus dem Bereich Personaldaten, schon lange her, kamen zum genialen Schluss, Turnlehrerinnen sind besonders gebefreudig – Bürokraten in ßsterreich, bei einer Direktorenkonferenz, soweit ich mich entsinne, präsentiert. Bei genauerer Betrachtung der Realität, Turnlehrerinnen bleiben nicht alle bis zur Pension Turnlehrerinnen, grad auch aktive Sportlerinnen sind jünger. Wenn sie nicht schon 3 Fächer hatten, bilden sie sich mit zunehmender Reife fort. Somit ist es nicht verwunderlich, dass jene die als Turnlehrerinnen aktiv sind Kinder bekommen, sie sind jünger. Das ist die heitere Seite. Wenn das zum Ergebnis führt, die Direktoren stellen vorzüglich reifere Semester als Lehrer ein … schaut die Sache anders aus, ist zivil und legal, vermutlich wenig ziel führend.

    Es gibt so viele Daten, grad auch im Umfeld von Menschen die sich viel trivialer lassen erklären als Statistiken Zeigen. Man braucht keine Gehaltsinformationen, es reichend die groben Charakteristika eines Kollektivvertrags und deren aktuelle Wertebelegung verknüpft mit der Personalnummer – ähnlich aussagekräftiger Informationsgehalt, abhängig vom Zweck.
    Wenn man sich überlegt welchen Einfluss die Abstraktion eines Arbeitsplatzes/Planstelle + Qualifikation für Auswirkung hat und eigentlich der Enabler für die Personalbereitsteller war.
    Solange ein Ergebnis zu einem effizienteren Ganzen wird, kann das zuträglich sein, Schattenseiten hat alles, aber kombiniert mit dem Konzept die schwächste Wirtschaftseinheit das Individuum dem freien Wettbewerb auszusetzen und im Gegenzug sich sein Business vom Staat protektionieren zu lassen oder besser noch ERP Förderung zu kassieren mit dem Ziel die nächste Strategische Reserve aufzubauen und über das zuvor genannte Modell dann mit billigen jungen Arbeitskräften zu besetzen. – Man weiß nie was aus der Dynamik entsteht. Das wäre möglich, ich sage nicht, dass es so ist, … auch die Gelegenheit beim Schopf zu packen kann zu durchaus interessanten Ergebnissen führen.

    Sofern die Kameras usw. würden sauber eingesetzt von einer demokratisch legitimierten über den Mißbrauchsverdacht erhabenen Organisation, teils teils. In der Globalisierung kann selbst das zivilste Unternehmen mit den nettesten Bürgern und größten Pazifisten ohne das Endprodukt zu kennen, Teil von Waffenproduktion sein. Auf den Knoten (in einem Graphen) kann der Zusammenhang nicht entschieden werden, somit kann man versuchen die Verbindungen zu überwachen – dafür muss aber einmal ein Verdacht da sein. Ob, das viel bringt. Grad die Schweiz, es ist nicht erlaubt die Preise auf Festplatten zu speichern aber die Menge und den Umsatz … naja. Kennzahlen, Kennzahlen … es gibt viele Daten, wenige sind Information.

    Meistens viel Aufwand um Nichts. Im schlimmsten Fall benutzen die Bösen die Kanalisation, den Zug, fahren ein Stück mit dem Fahrrad. Elemente der Überwachung von Massen zielt auf Massen ab, aus welchem Grund auch immer sie gemacht wird.

  4. Eckart sagt:

    Der Überwachungswahn kann auch nützlich sein – kleine Geschichte:

    In New York wohnt ein alter Muslem. Er hat einen Garten, aber kann diesen nicht mehr umgraben. Deshalb mailt er an seinen Sohn im Jemen: lieber Achmed, es wäre so schön wenn du mir meinen Garten umgraben könntest, aber leider wohnst du ja so weit weg.

    Der Sohn antwortet per mail. „Deinen Garten würde ich gerne umgraben, aber ich habe da etwas eingegraben -sei also bitte vorsichtig wenn du da arbeitest.“

    Drei Tage später antwortet der Vater: Lieber Sohn, du brauchst nicht mehr zu kommen. In den vergangenen Tage waren nacheinander CIA, FBI und dann noch der Heimatschutz da und haben den ganzen Garten dreimal durchgewühlt und umgegraben.

    Es ist alles wie Gott es wollte. Die Kartoffeln wird es egal sein, wer den Garten umgraben hat.

  5. Schnuppi sagt:

    Letztes Jahr oder so kam die Meldung, dass in der Schweiz eine Software oder ein System entwickelt wurde, mit dem man das Internet jetzt auch in Echtzeit überwachen kann.
    Bisher ist es wahrscheinlich so, dass man immer nur einmal am Tag alle neu dazugekommenen Seiten und Daten aus dem Internet in die Datenbanken aufnehmen konnte, wenn die Server gespiegelt oder mit Google abgeglichen wurden.

  6. anju sagt:

    sowas ähnliches habe mal im offtopic gepostet, jedoch keine ahnung mehr wann

  7. chris321 sagt:

    Genau so sollte man es mit dieser STASI-Bande machen!

  8. plissken sagt:

    ersteres-wie Huxley auch in einem Brief an Orwell klar zum Ausdruck bringt.Das dick gedruckte r.u.(sie werden ihre Sklaverei lieben)
    http://www.dailymail.co.uk/news/article-2111440/Aldous-Huxley-letter-George-Orwell-1984-sheds-light-different-ideas.html

  9. Aufgewachter sagt:

    Man kann also jetzt sein Gold nicht mehr unbemerkt in die Schweiz bringen. Neeee, ist klar ne? Die Schweiz ist jetzt zur Außenstelle der BRD bzw. der EU verkommen.

    Bargeldverbot haben wir ja schon, Goldverbot kommt auch bald. Die exponentiell ansteigende Geld bzw. Schuldgeldmenge kann man auch viel bequemer im Computer erzeugen, woll?

    Und nicht vergessen :

    ß?Gold ist das Geld der Könige, Silber ist das Geld des Gentleman, Tausch ist das Geld des Bauern, und Schuld ist das Geld des Sklaven.ß?

    (Norm Franz, Money and Wealth in the New Millennium; »Schuld« ist hier das heutige Papier-ß?Geldß?, sind die heutigen Banknoten.)

  10. Janine sagt:

    Zur Zeit haben irgendwie noch beide recht und doch keiner. Der Punkt ist in meinen Augen, dass die Strukturierung des Systems ständig neu ent- und verworfen wird. „Die“ wissen doch selber noch nicht was „Sie“ mal genau machen werden, sonst würde nicht soviel rumprobiert und gepfuscht werden und anschließend die Richtung nochmal korrigiert werden. Außerdem arbeiten die Designer des Ganzen nicht mehr auf dem Wissensstand von 19XX auch wenn sich die Ziele nie ändern werden.

    „Die“ fördern einfach was ihren Zielen dient, was das genau ist, da sind die selber manchmal überrascht hat es den Anschein, aber genau das macht es unberechenbar. Schätze mal, deswegen sind beide Bücher letztendlich ein Griff ins Klo… in vielen Jahren rückblickend betrachtet.

  11. Pepe sagt:

    gut dass es Sonnenblenden und Sonnebbrillen gibt !! Da nützt das Biometrische gar nichts .

  12. […] für die biometrische Erfassung können die eingebauten Kameras verwendet werden. In der Schweiz werden bereits mobile Systeme an Autobahnen genutzt um mittels Kennzeichen und biometrischer Daten “Übeltäter” aus dem […]

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