Berechtigte Kritik an der “Wahrheitsbewegung”
Am 16. März erhielt ich einen sehr kritischen Kommentar auf meinem Blog, den ich durchaus als Kritik an TheRealStories, aber vorallem als grundlegende Kritik an der sogenannten „Wahrheitsbewegung“ ansehe. Diese Gelegenheit möchte ich nutzen, um wieder einmal einen selbstkritischen Blick auf diese so heterogene Bewegung zu werfen.
Schon letztes Jahr hatte ich in dem Artikel „Die Schwachpunkte der Wahrheitsbewegung“ einige Problemfelder aufgezeigt, die zu Recht von Kritikern angeprangert werden. Ich möchte zeigen, dass die Kritik großteils durchaus berechtigt ist und gehört wird. Es ist an uns, diese Kritik aufzunehmen und zu zeigen, dass wir aus unseren Fehlern lernen können.
Wow, noch eine Seite für die selbsternannte Aufklärerelite, die ihre leichtgläubigen Anhänger damit ködert ihnen den Eindruck zu geben, kritische Aufklärer zu sein, ohne die dahinterliegende antiaufklärerische, wahrlich manipulative und agendageprägte Haltung zu offenbaren.
Weder sehe ich mich als Teil einer „selbsternannte[n] Aufklärerelite“, noch behaupte ich (wie es impliziert wird), die Wahrheit über bestimmte Themen zu kennen. Sollte das so herüberkommen, tut mir das leid, denn es ist definitiv nicht meine Absicht. Mein Ziel ist es, das kritische Denken meiner Mitmenschen zu schärfen, sie zu motivieren, sich wieder politisch zu engagieren und zu zeigen, wie wichtig Demokratie ist.
Ein niemals enden wollendes Kontingent an Leichtgläubigen im Internet verschafft auch dieser Seite claqueurhaften Applaus im Lemmingreflex.
Es ist mitnichten so, dass ich für meine politische Arbeit (vorallem auf diesen Blog bezogen) „claqueurhaften Applaus im Lemmingreflex“ erhalte. Im Gegenteil: Ich wurde mehrfach angefeindet, beleidigt und beispielsweise als Verfassungsschutzmitarbeiter bezichtigt, weil ich einige Theorien, die in der „Szene“ aufgekommen waren, scharf kritisiert habe. Auch sonst kritisiere ich regelmäßig das an einigen Stellen unsachliche und teils paranoide Vorgehen und Verhalten, wofür ich keinesfalls nur positives Feedback erhalte.
Schön wenn man auch noch im Jahr 2012 den Menschen glauben machen kann, die Welt sei wie sie ist, weil eine Satanistenelite alles manipuliere, was man mit Geschichtsverzerreung, Lüge und mangelnder Lateinkenntnis schon alleine aus der Dollarnote zu “beweisen” im Stande ist.
Die Theorie von der Satanistenelite halte ich, so wie sie hier dargelegt wurde, für abwegig. Ich habe gelernt, dass alles auf der Welt wesentlich komplexer ist, als man es sich gerne vorstellen würde und so gehört auch diese Theorie wohl in die Ecke der plakativen Weltbilder. Ob andere Weltbilder – gerade die, die naiv von einer heilen Welt ausgehen – wirklich besser sind, wage ich hingegen zu bezweifeln.
Die Geschichte mit der Dollarnote ist alles andere als repräsentativ, weil nur ein kleiner Bruchteil dies ernsthaft als „Beweis“ anführt. Aber sie mag sehr wohl exemplarisch für „Beweise“ stehen, die zwar vordergründig logisch klingen, aber nur dazu dienen, ein vorgefertigtes Weltbild zu stützen.
Eine solche Herangehensweise hat selbstverständlich nichts mit wissenschaftlicher Arbeit zu tun und das kritisiere ich ebenfalls sehr häufig. Aber man sollte nie vergessen, dass wir uns alle in einem (Denk-)Prozess befinden und uns ständig weiterentwickeln.
Ich glaube die Verschwörung ist wahr, ich glaube viele Menschen haben längst einen Chip im Kopf. Dank dem gelingt es dann offensichtlich zu übersehen, dass Infokrieg und co. kein Geheimnis aus ihrer Agenda machen und es stets die krude Mischung aus fundamentalistischem Glauben und rechtskonservativer Ausrichtung ist, die hinter allem steht.
Diese Beschreibung von Infokrieg.tv halte ich für viel zu kurz gegriffen und plakativ. Es mag sein, dass die Website nach einem kurzen, oberflächlichen Blick so wirkt. Aus meiner Sicht hat Alexander Benesch aber weder einen „fundamentalistische[n] Glauben“, noch eine „rechtskonservative[] Ausrichtung“, auch wenn das für Außenstehende so wirken mag.
Die wahre Verschwörung und Verblendung geht stets von dieser Agenda aus, deren wahre Anhänger, nicht die millionen Leichtgläubigen Internetuser, kaum einen Satz ohne Jesuzitate oder Wahlempfehlungen für den erzkonservativen Ron Paul zustande bekommen.
Grundsätzlich steht es jedem frei, seine persönliche und subjektive Meinung zu äußern. Warum sollte man dies jemandem absprechen, solange er damit gegen kein Gesetz verstößt? Warum sollte man es jemandem verbieten, positiv über einen US-Präsidentschaftskandidaten zu sprechen, der von den Massenmedien fast vollkommen ausgeblendet wird? Nur, weil dieser Mann „erzkonservativ“ ist? Reicht dieses Attribut schon aus, um einen Menschen zu diskreditieren? Und darf man deshalb nicht über ihn berichten?
Jesuszitate habe ich weder jemals auf Seiten wie Infokrieg, SchallundRauch oder IK-News gelesen, noch gehört. Auf was diese Behauptung basiert, ist für mich nicht ersichtlich.
Ich warne dringend davor, alle „Infokrieger“ in eine Schublade zu stecken und davon auszugehen, dass sie alle den gleichen Wissensstand, den gleichen Intellekt, das gleiche Logikverständnis und die gleiche Motivation haben.
Das Ganze hat längst eine Eigendynamik entwickelt und 90% der Anhänger sehen vor lauter Bäumen den Wald und die dahinter stehenden Interessen nicht mehr, sondern fangen selbst an von Satan und co. zu erzählen, weil ihr persönlicher Messias Jones es so predigte und was er in seinen Filmchen auf denkbar manipulativste und zensierende Art und Weise zeigt, das muss wohl wahr sein, kein Zweifel.
Wenn man sich intensiv mit derart alternativen Themen beschäftigt, besteht durchaus die Gefahr, in eine Art von Lethargie zu verfallen, alles aus dem alternativen Spektrum unreflektiert zu glauben und nicht mehr selbstkritisch zu sein. Eine solche Spirale ist nur dann zu verhindern, wenn man regelmäßig seinen „aktuellen Stand des Irrtums“ überprüft, reflektiert und auch dazu bereit ist, seine Meinung zu ändern.
Diese Kritik ist aus meiner Sicht absolut berechtigt und gerade hier gibt es noch viel Verbesserungspotential.
Es ist doch alles so schlüssig und einleuchtend erklärt, der Bildungsplattform Youtube sei Dank – und wie mutig diese Kämpfer für die Menschheit doch sind, so frei von Eigeninteressen, wahrer Altruismus.
Auch hier muss ich zustimmen, dass Informationen vordergründig zwar durchaus schlüssig klingen mögen, es sich aber bei genauerer Überprüfung und mit etwas Expertenwissen um eine viel zu banale Interpretation oder einfach um Faktenverdrehung handelt.
Entschieden widersprechen muss ich jedoch dem rhetorisch verpackten Vorwurf, die „Kämpfer für die Menschheit“ hätten allesamt ausschließlich egoistische Ziele. Die Motivationen und Ziele vieler in der Bewegung sind meiner Erfahrung nach ausnahmslos positiv. Sie wollen die Welt verbessern, sie wollen Frieden und ein besseres Zusammenleben. Ob sie das durch ihr Handeln erreichen, sei dahingestellt.
Und dann darf man sich auch als kritischer Aufklärer fühlen, der scheinbar gegen den Strom schwimmt, vorbei an politischen, geschichtlichem, religiösem oder sozialwissenschaftlichem Hintergrundwissen, ohnehin alles nur erfundener Hokuspokus um ein bestehendes Herrschaftssystem seit Jahrhunderten zu festigen.
Sicherlich kann man es nicht bestreiten, dass sich einige Individuen einbilden, exklusives Wissen zu besitzen und sich damit anderen überlegen fühlen. Doch ist es schwer, einen derartigen Trugschluss aufzulösen (sollte es einer sein). Denn teilweise fehlt es komplett an essentiellem Basiswissen, was vor allem das BRD-GmbH-Thema oder die No-Plane-Theorie zu 9/11 zeigen. Dort verbeißen sich manche so stark in ihr Weltbild, dass es kaum möglich ist, mit ihnen eine vorurteils- und dogmenfreie Diskussion zu führen. Geschweige denn, sie auf Denk-, Logikfehler und falsche Grundlagen hinzuweisen.
Ich muss sagen, dass ich es bei aller Kritik mehr als lobenswert finde, wenn sich Menschen Gedanken über ihre Umwelt, die aktuelle politische Lage etc. machen und dabei versuchen, auch eine andere Seite zu sehen. Eine solche Herangehensweise finde ich durchaus positiv, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Menschen heutzutage alle Informationen kritik- und vorbehaltlos aufnimmt und teilweise überhaupt nicht mehr reflektiert.
Und was man nicht versteht, nicht christlich ist oder seltsam anmutet ist im äußersten Fall eben satanistisch, logisch.
Diese Pauschalisierung halte ich für absolut unangebracht und kann ich definitiv nicht bestätigen. Es mag aus der Esoterik-Szene ein paar wenige Menschen geben, die so etwas von sich geben. Das wäre jedoch alles andere als repräsentativ und mir ist ein solches Verhalten noch in keiner Diskussion aufgefallen.
Das ist dann DIE Wahrheit, the real story.
Dass ich mir 2007 dieses Pseudonym gegeben habe, hing damals sicherlich auch etwas mit einem gewissen Wahrheitsanspruch zusammen (den ich heute definitiv nicht mehr für mich beanspruchen würde), aber in erster Linie damit, dass dieser Name noch nicht vergeben war.
Heute würde ich wohl eher den etwas zu umständlichen Titel „The – in my very personal and humble opinion – stories, that could be true or not, but that take perhaps a more critical and alternative view than the mainstream media“ bevorzugen.
Aber abgesehen von der Namenskritik wird hiermit trotzdem ein sehr wichtiger Punkt angesprochen: der absolute Wahrheitsanspruch, den einige aus der Bewegung für sich reserviert sehen. Eine solch radikale Einstellung führt dazu, dass man schwer noch in der Lage ist, andere Meinungen zu akzeptieren und geschweige denn, seine eigene Meinung noch einmal zu überdenken. Von wissenschaftlicher und seriöser Herangehensweise kann man dann nur noch schwer sprechen, deshalb gilt es, diese Einstellung auf jeden Fall zu überdenken.
Das ist die denkbar pervertierteste Art von “kritischem Denken” und “Aufklärung”. Und ausgerechtnet aus dieser Ecke kommt die Aufforderung aufzuwachen.
Ich denke, bei den meisten steckt dabei nicht einmal eine böse Absicht dahinter, sondern vielmehr Leichtsinn, Naivität und der Trugschluss, automatisch eine bessere Meinung als andere zu haben, weil man ein paar Informationen mehr gesammelt hat.
Andere hingegen wollen meiner Ansicht nach gezielt Bauernfängerei betreiben, um gutgläubige Menschen als Kunden (vgl. Esoterik) oder für ihre zweifelhafte Ideologie (siehe „Reichsdeutsche“) zu gewinnen.
Unabhängig davon stelle ich fest, dass die hier getätigten Behauptungen im Kern richtig sind, jedoch blind an mich herangetragen wurden, ohne zu überprüfen, ob diese Anschuldigungen auch auf mich zutreffen. Ich sehe mich selbst nicht als Stellvertreter der Bewegung, sondern als autonomer Blogger und würde mich freuen, wenn dies bei zukünftiger Kritik auch berücksichtig und vorher überprüft wird.
Fazit:
Auch wenn wir uns von solcher Kritik persönlich angegriffen fühlen mögen und sie am liebsten genervt wegwischen würden, so lohnt es sich doch definitiv, sich näher mit ihr auseinanderzusetzen. Denn Kritik entsteht nicht grundlos und sie kann uns helfen, zu erkennen, wo unsere Fehler liegen und wo wir noch erhebliches Verbesserungspotenzial besitzen. Deshalb lasst uns die Kritik als Ansporn verstehen, sie annehmen und die Punkte verbessern, die essentiell wichtig sind. Denn nur so entwickelt man sich weiter.
In diesem Sinne:
Bleibt kritisch – gegenüber dem Mainstream, aber auch gegenüber den alternativen Medien und vorallem gegenüber euch selbst. Selbstkritik und Reflexion des eigenen Weltbildes sind unabdingbare Eigenschaften, wenn man wirklich selbst denken will.
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