Geschichte der Woche

Manchmal im Leben geht man einen Weg, den man schon hundertmal gegangen ist. Dieser Weg ist einem so vertraut. Man stößt sich an immer dem selben Stein den Fuß, man flucht jedes mal erneut über diesen Stein und man biegt an immer derselben Stelle des Weges ab.

Man läuft zum 101. Mal diesen Weg, bemerkt den Stein rechtzeitig und stolpert nicht über ihn. Während man siegessicher grinst und sich noch einmal umdreht, um sich zu vergewissern, dass man ihn dieses Mal tatsächlich rechtzeitig bemerkt hat, stolpert man über einen Stein, der die 100 Male zuvor nie auf diesem Weg lag.

Der vertraute Weg ist nicht mehr vertraut und die Abbiegung, die man sonst immer ging, erscheint plötzlich nicht mehr sicher. Der Weg, den man blind gehen konnte, der einem Sicherheit und trotz aller Hindernisse ein Gefühl von Geborgenheit gab, hat sich verändert.

Dort gleich hinter dem letzten Busch ist man immer rechts abgebogen. Aber nun weiß man gar nicht mehr, was einen hinter diesem Busch erwartet. Er ist so groß und dicht geworden, dass man nicht mehr an ihm vorbeisehen kann. Überhaupt stellt man überrascht fest, dass auch der Boden auf dem man läuft, sich so ganz anders anfühlt.

Was wird einen erwarten, wenn man rechts hinter diesem Busch abbiegt? Wird dort noch alles so sein, wie es gestern war? Hat sich auch dieser Weg verändert?

Einen Weg, den man nach vorne gegangen ist, wird nicht mehr derselbe sein, wenn man ihn zurückgeht. Andere Leute werden einem begegnen. Das Licht wirft andere Schatten. Eine Blume ist verblüht und eine neue leuchtet in schönen Farben und wirbt um Aufmerksamkeit.

Nichts im Leben ist auf Dauer so, wie es eben noch war. Das einzig Beständige ist die Veränderung.

Manchmal versucht man als Kind, einen Sonnenstrahl einzufangen. Oder man möchte als Erwachsener die Zeit anhalten, wenn ein Moment besonders schön ist. Aber dieser schöne Moment verfliegt ebenso wie der Sonnenstrahl.

Alles, was wir behalten können, ist die Liebe in unserem Herzen.

Wie oft habe ich mich und andere Menschen gefragt, was im Leben wichtig und was unwichtig ist. Soll ich dies aufbewahren, darf ich jenes wegwerfen? Werde ich es vermissen, wenn ich es weggeworfen habe? Werde ich bedeutungslos, wenn ich Beweise meiner „Wichtigkeit“, Beweise der Liebe von anderen wegwerfe?

Ich habe viele Bücher gekauft und viele interessante Gedanken dazu gelesen.

Ich habe die Antwort gefunden: Wirklich wichtig sind nur die Menschen, die wir lieben! Alles andere, schöne Bilder und gute Bücher, unterhaltsame Filme… sind angenehmes Beiwerk und schöner Zeitvertreib. Aber ohne die Menschen, die wir lieben, sind sie wertlos. Nein, ich werde keinen Zeitungsausschnitt vermissen, keine Auszeichnung und tolle Bewertung eines Arbeitgebers. Ich würde aber die Menschen vermissen, die ich liebe.

Ihnen sollte ich den meisten Raum in meinem Leben geben und in der stressigsten Situation die Minute, die nie mehr wiederkehrt.

Das habe ich nun begriffen!

Susanne H. – Was wirklich wichtig ist im Leben


7 Responses to Geschichte der Woche

  1. laquibie sagt:

    Lean on me
    Lean on me
    We’re here to experience love
    That’s a mission we’re given from above

    (Songtext)

  2. sensesham sagt:

    Hallo Susanne H.,
    … gut geschrieben ! Klasse !

    Möchte hier gerne das Thema der Wichtigkeit aufgreifen und durch meinen link unterstützen.
    Vieleicht hilft dieser auch vielen Menschen zu unterscheiden, was wirklich Wichtig ist ?!:

    http://sensesham.wordpress.com/

    Wünsche allen ein gesegnetes Weihnachtsfest ! 🙂
    sensesham

  3. Jens Blecker sagt:

    Hallo Sense,

    bitte die reine Werbung für deine Seite unterlassen, wenn es nichts mit einem Artikel zu tun hat.
    Wenn du einen Link zu deiner Seite postest, dann in einem Bezug der auch passt, das gilt auch für Andere, die bekommen die gleiche Ansage.
    Wer sich nicht daran hält landet automatisch in der Mod und die Beiträge werden dann gelöscht, wenn ein reiner Werbelink drin ist.

  4. Felix sagt:

    Die reinste Form des Wahnsinns ist, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
    Albert Einstein

  5. sensesham sagt:

    Hi Jens,
    entschuldige dafür ! Wird nicht mehr vorkommen ! Habs grad erst gesehn und kann es nach vollziehen !

    Ich wünsche dir und deiner Familie, deinen Freunden eine schöne und gesegnete Weihnacht !

    sensesham

  6. Hallojulia sagt:

    Hier habe ich auch eine Geschichte für Euch:

    http://www.youtube.com/watch?v=mb6uhCd9FL0

    und wünsche Euch allen schöne, friedliche und erholsame Feiertage.
    Hallojulia

  7. stupido sagt:

    Von je wohnt es mit uns, in unermeßlicher Zeitfolge gibt es keine Namen. Der dritte Patriarch und Großmeister gab einstweilig den Namen „Geist“, der ehrwürdige Nagarjuna nannte es vorläufig „Leib“. Die Form der Buddha-Natur aufweisend und den Leib aller Buddhas offenbarend, diese Vollmondgestalt, an der nichts fehlt und nichts zuviel ist: dieser Geist ist der Buddha. Das Licht des Selbst leuchtet von ehedem bis jetzt, nimmt sich wandelnd die Gestalt des Nagarjuna an und wirkt das Samadhi aller Buddhas. Der Geist hat ursprünglich nicht zwei Gestalten, der Leib zeigt vielfache Gestalt. Nur-Geist und Nur-Leib erklären weder Verschiedenes noch Gleiches. Der Geist wird sich wandelnd Leib, der Leib teilt sich erscheinend in Gestalten. Wenn eine Welle sich leise bewegt, folgen alle Wellen, wenn eine Gegenstandserkenntnis entsteht, kommen wetteifernd alle Dharma auf. Wenn sich die vier Elemente und die fünf Skandha vereinigen, erscheinen allsogleich die vier Glieder und fünf Organe. überdies entstehen die 36 Dinge und zwölf Ursachenverknüpfungen, sie fließen dahin, wandeln sich und folgen aufeinander. Alle Dharma-Gestalten verbinden sich. Deshalb ist der Geist gleich dem Wasser des Meeres, der Leib aber gleicht den Wellen. Wie es keine Welle außerhalb des Meerwassers gibt, so gibt es außerhalb der Wellen keinen Tropfen Wasser. Wie Wasser und Welle untrennbar sind, so sind Bewegung und Ruhe nicht verschieden. Deshalb heißt es: Geburt und Tod, Vergangenheit und Zukunft sind der wahre Mensch, die vier großen Elemente und die fünf Skandha sind der unzerstörbare Leib“.

    Aus: ZAZEN-YÔJINKI
    Punkte, auf die beim Zazen zu achten ist

    http://antaiji.dogen-zen.de/deu/zzyk.shtml

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