Nanopartikel: Gefahren für Folgegenerationen nachgewiesen

Der Organismus des Menschen ist ein sehr ausgeklügeltes System. Ein wichtiger Schutzmechanismus ist hier zum Beispiel die Blut-Hirn-Schranke, welche dafür sorgt, dass Schadstoffe und Krankheitserreger nicht passieren können. Bereits an dieser Stelle wird die Gefahr von Nanoteilchen deutlich, welche in immer mehr Produkten des alltäglichen Lebens Einzug finden. Eine neue Studie der Universität Koblenz-Landau kommt nun zu dem Schluss, dass zum Beispiel Nano-Titandioxid Schäden bei der nachfolgenden Generation hervorruft.


Titandioxid in Nanoform kommt in vielen Dingen des täglichen Gebrauchs vor, so zum Beispiel in Zahnpasta, Sonnencremes und Farben. In der Publikation zu der Forschung heißt es bei der Universität Koblenz-Landau:

Nanopartikel schädigen Kleintiere stärker als bisherige Tests zeigen. Das hat eine neue Studie der Universität Koblenz-Landau nachgewiesen. So reagieren bei Wasserflöhen (Daphnia magna) Nachkommen von Elterntieren, die Nanoteilchen aus Titandioxid ausgesetzt waren, deutlich empfindlicher als Nachkommen von Elterntieren aus einer Kontrollgruppe. Dies ist der Fall, obgleich die Nachkommen selbst nicht den Nanopartikeln ausgesetzt waren. Bei den Elterntieren wurden mit den üblichen Testverfahren keine Auswirkungen durch die Nanopartikel festgestellt. Bisherige Standardtests erfassen die Wirkung in der nächsten Generation nicht.
[…]
„Die Studie untermauert, dass Nanomaterialien aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften überraschende Wirkungen hervorrufen können“, erklärt Prof. Dr. Ralf Schulz vom Institut für Umweltwissenschaften Landau an der Universität Koblenz-Landau. „Daher reichen klassische Untersuchungen und Risikobewertungen nicht aus. Die Zulassungsbehörden müssen sich zügig für eine Weiterentwicklung und Einführung angepasster Tests einsetzen, um auch langfristige Risiken zuverlässiger bewerten zu können. Schließlich gelangen Nanopartikel dauerhaft in die Umwelt.“[1]

Zunächst könnte man meinen, was interessiert mich der Wasserfloh? Abgesehen von seiner sehr wichtigen Position in der Nahrungskette von Gewässern, zeigt es auf, wie ungenügend die heutigen Tests sind. Langzeitfolgen werden nicht berücksichtigt und die Nanopartikel geraten durch Baden, Duschen oder auch den Toilettengang ungehindert in das Ökosystem.

Bei Wiki heißt es zu den Gefahren von Nanoteilchen:

Die enorme Reaktivität von Nanopartikeln und der drastische Anstieg in Herstellung und Anwendung der unterschiedlichsten Arten von Nanopartikeln können ein breites Spektrum an möglichen Gefahren für Mensch und Umwelt eröffnen. Nach Herstellerangaben stellt keines der Produkte eine gesundheitliche oder ökologische Gefahr dar. Die Erweiterung der Produktpalette zu Gunsten des Verbrauchers kann große Vorteile mit sich bringen, allerdings müssen Vor- und Nachteile der bereits angewandten Nanotechnologien und der verwendeten Materialien sorgfältig abgewogen werden.[31] Zahlreiche Untersuchungen zeigen mögliche umweltschädigende und gesundheitsschädliche Aspekte der Nanotechnologien auf, so zum Beispiel die Aufnahme der Partikel in den Organismus über die Atemwege, die Haut und den Mund, sogar bei schon auf dem Markt befindlichen Produkten wie Kosmetika und Nahrungszusatzstoffen. Dabei ist eine Gefährdung von Mensch und Umwelt durch die derzeit verwendeten Nanomaterialien nicht nachweisbar.[2]

Nach Herstellerangaben stellt keines der Produkte eine gesundheitliche oder ökologische Gefahr dar. Das überrascht nun kaum, auch in der Pharma schadet ein Produkt niemals, wie schon Contergan seinerzeit bewies. Hier gäbe es unzählige Beispiele, doch wir wollen es bei diesem einen Beispiel belassen.

Bereits 2008 warnten Forscher vor der Verwendung von Nanopartikeln in Lebensmitteln. In dem Artikel „Risikoforschung: Experten warnen vor Nanopartikeln im Essen“ schrieb beispielsweise die Welt:

Dieses Argument allerdings halten Toxikologen für riskant. Denn die auf wenige Nanometer geschrumpften Stoffe veränderten ihre Eigenschaften häufig völlig: Vormals chemisch träge Materialien würden plötzlich hochreaktiv und damit gefährlich, sagt Paul Borm von der Zuyd-Universität in Heerlen (Niederlande). Versuche mit Titandioxid hätten gezeigt, dass 20 Nanometer große Teilchen bei Ratten zu Entzündungen in der Lunge führen, größere Partikel dagegen nicht. Das weiße Titandioxid wird als Aufheller in Arzneimitteln und Zahnpasta genutzt. Der Toxikologe Günter Oberdörster von der Universität Rochester (US-Staat New York) wies schon vor Jahren nach, dass Nanopartikel im Körper Entzündungen hervorrufen können. Werden die Teilchen mit dem Essen aufgenommen, können sie über die Darmwand ins Blut gelangen. Dieses transportiert die Partikel zu den Organen, auch die Blut-Hirn-Schranke wird passiert.[3]

Auch das Bundesumweltamt hält die Verwendung von Nanoteilchen für riskant und warnt auf der Webseite davor. Warum allerdings hier nicht regulierend eingegriffen wird, bei einem Geist – der, wenn er erst aus der Flasche ist – nicht mehr einzufangen ist.

Katrin Schwirn vom Bundesumweltamt – zuständig für Risikoabschätzung von Nanopartikeln – hält die Ergebnisse der Studie der Universität für plausibel. In der New Scientist gab sie an:“ Ähnliche Hinweise haben wir in der Arbeitsgruppe des OECD-Sponsorship-Programms schon durch eine noch nicht veröffentlichte Studie bekommen.“

Warum also bereits Unmengen von Nanoteilchen verwendet werden dürfen, ohne dass eine korrekte Risikoabschätzung erfolgt ist, dürfte weiterhin ein Geheimnis bleiben. Das Bundesumweltamt hat seiner Pflicht genüge getan und auf der Webseite vor möglich unkalkulierbaren Risiken gewarnt. Warum also in Übereifer verfallen, die Bürger sind ja informiert.

Carpe diem

[1] http://www.uni-koblenz-landau.de/landau/aktuelles/archiv-2012/nanostudienachkommen
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Nanoteilchen#M.C3.B6gliche_Risiken
[3] http://www.welt.de/wissenschaft/article1580343/Experten-warnen-vor-Nanopartikeln-im-Essen.html
Bildquelle: Wiki – Aceofhearts1968


3 Responses to Nanopartikel: Gefahren für Folgegenerationen nachgewiesen

  1. Realityclown sagt:

    Danke für den Beitrag und die Infos Jens. Dazu fällt mir nur REACH und Brüssel ein. Selbst wenn vernüftige Regulierungsmaßnahmen ausgearbeitet werden, am Ende schreibt der Lobbiest den abschließenden Text.

    Was wir dennoch tun können? Die Produkte mit Nanotechnologie vermeiden, soweit sie gekenntzeichnet sind.

  2. […] Nanopartikel und die Schäden für die nachfolgenden Generationen! mehr hier […]

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