Geschichte der Woche: Von wahrer Armut

Eines Tages nahm ein Mann seinen Sohn mit aufs Land, um ihm zu zeigen, wie arme Leute leben. Vater und Sohn verbrachten einen Tag und eine Nacht auf einer Farm einer sehr armen Familie.

Als sie wieder zurückkehrten, fragte der Vater seinen Sohn: „Wie war dieser Ausflug?“

„Sehr interessant!“, antwortete der Sohn.

„Und hast du gesehen, wie arm Menschen sein können?“

„Oh ja, Vater, das habe ich gesehen.“

„Was hast du also gelernt?“, fragte der Vater.

Und der Sohn antwortete: „Ich habe gesehen, dass wir einen Hund haben und die Leute auf der Farm haben vier. Wir haben einen Swimmingpool, der bis zur Mitte unseres Gartens reicht, und sie haben einen See, der gar nicht mehr aufhört. Wir haben prächtige Lampen in unserem Garten und sie haben die Sterne. Unsere Terrasse reicht bis zum Vorgarten und sie haben den ganzen Horizont.“

Der Vater war sprachlos.

Und der Sohn fügte noch hinzu: „Danke Vater, dass du mir gezeigt hast, wie arm wir sind.“

Carpe diem

Quelle: Unbekannt


4 Responses to Geschichte der Woche: Von wahrer Armut

  1. Lucy Sky sagt:

    Danke Jens fuer die schoene Geschichte!
    Als ich vor ueber 15 Jahren nach Griechenland kam, lebten wir zuerst in einer kleinen Huette ohne Wasseranschluss, ohne Heizung – nur mit einem alten Holzofen, der staendig rauchte – und der Strom kam durch ein einfaches Kabel ueber 200m durchs Land von der im Sommer betriebenen Restaurantkueche, bei jedem Blitz fiel die Sicherung raus und wir sassen im Dunkeln. Wir mussten Wasser schleppen, beim Restaurant mit einem Gartenschlauch duschen, meine erste Arbeit war Oliven zu ernten. Nach einem Sommer dann in einem kleinen Zelt neben dem Restaurant schafften wir uns einen Wohnwagen (klein und ohne Bad) an, in dem wir dann – zumindest warm – fast 4 Jahre wohnten. Und trotzdem habe ich mich zu keiner Zeit arm gefuehlt. Auch nicht, als das Geld vom Restaurant nicht ueber den Winter reichte. Wir hatten – nein wir haben – das Meer vor der Tuer, in dem sich nachmittags alle Diamanten der Welt spiegeln, nachts sieht man einen unglaublichen Sternenhimmel, da keine Lampen in der Naehe sind. Die Luft ist sauber, das Essen aus dem Garten und von unseren Huehnern und Ziegen, die wir uns nach und nach angeschafft haben.
    Unser Haeuschen, in welchem wir mittlerweile wohnen, vermieten wir im Sommer, um ueber die Runden zu kommen. Dann ziehen wir in den Keller, so kommt uns unsere Wohnung jeden Herbst gewaltig gross und luxurioes vor.Und meinem Sohn versuche ich immer schon zu erklaeren, wie reich wir doch sind!

  2. Evey sagt:

    Oh Lucy, danke für deine Erfahrungen in eurem kleinen Paradis. Viele Menschen, die irgendwann in ihrem Leben mal aus welchem Grund auch immer noch mal mit fast nichts von vorne anfangen, machen diese Erfahrung, wie wenig man zum Leben braucht und dabei oder gerade deshalb glücklicher sind als vorher. Somit sind sie auch reicher als alle Millionäre der Welt. Denn sie leben intensiver mit der Natur. Das Elementarste, was ein Lebewesen braucht. Das macht mir auch Mut wenn ich mal alt bin. Denn ich glaube nicht, dass ich von meiner Rente in ca. zwanzig Jahren hier in Deutschland leben kann. Ich hab mich schon mit abgefunden so lange es mir möglich ist zu arbeiten. Zur Not muss man eben dahin ziehn, wo man mit weniger menschenwürdig leben kann.
    Ihr wart wirklich sehr mutig. Bin mir sicher, dass ihr es nicht bereut habt, auch wenn das Geld mal knapp wird. Alles Gute für euch da unten.

  3. Evey sagt:

    Seltsam, wie der Vater annimmt, dass diese Farmer arm wären, weil sie von dem Leben, was sie selbst erwirtschaften. Als ob nur materielle Dinge den Reichtum definieren würden. Das ist alles dem ausufernden Kapitalismus mit seinem Größenwahn zu verdanken, der dem Konsumenten weiß machen will, dass er nur glücklich ist und von der Gesellschaft akzeptiert wird, wenn er dies und das besitzt.
    Für mich ist das wichtigste einen gesunden Körper und gesunden Geist zu haben. Mit mir im Reinen zu sein. Luxus ist für mich mittlerweile mein Gemüse selbst zu ziehn. Was bin ich froh, einen Garten zu haben mit der Natur leben zu können. Dieses Jahr kaufen bauen wir uns einen Kaminofen ein, um ein stückweit von der Gasversorgung unabhängiger zu werden. Man weiß ja nie was so kommt. Komisch, vor über dreißig Jahren hat mein Mann diese alten original vorhandenen Öfen rausgeschmissen, wie fast alle. Irgendwie scheint alles wiederzukommen. Vielleicht lernen wir Menschen ja doch dazu.

  4. utzi sagt:

    Danke Jens für diese Geschichte, passender konnte dein Signatur „Carpe Diem“ wie zu dieser Geschichte nicht sein.

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