Luxemburg: Der Sand rieselt für den Showdown

Der Anschlag seitens der EU auf das Finanzzentrum in Zypern ist noch nicht verdaut und der nächste Showdown steht bereits in den Startlöchern. Dass neben Slowenien und Malta auch Luxemburg einer der aussichtsreichsten Kandidaten für den Fortgang der EU-Politik einer überwachten bargeld- und kapitalverkehrskontrollierten Gesellschaft ist, hatten wir bereits angedeutet. Nach dem Schattenfinanzindex (Financial Secrecy Index, FSI) gilt das Land als einer der wichtigsten Finanzplätze mit dem höchsten Maß an Geheimhaltung, immerhin Platz 3. Am Sonntag wird die Meldung lanciert und am Montag dürfte die Hektik beginnen.


Luxemburg ist eine kleine verträumte Nation, die im europäischen Vergleich eigentlich nicht als Schwergewicht zu bezeichnen ist. Mit einem nominalen BIP von etwa 44 Milliarden Euro und 524.000 Einwohnern – wovon fast 50% Ausländer sind – recht überschaubar, mag man meinen. Lohnt es sich also, dieses Land genauer unter die Lupe zu nehmen? Wir meinen ja.

Eine von vier Nationen mit positiven Target2-Salden.

Das Targetsystem dient dem Clearing zwischen den Zentralbanken des Eurosystems. Eine kurze Erklärung aus Wikipedia dazu:

Wenn aus einem Land Zentralbankgeld in ein anderes Land überwiesen wird, entstehen Verbindlichkeiten und Forderungen gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB), die als Clearingstelle (täglich 24:00 Uhr) fungiert. Bei der belasteten Notenbank entsteht ein negativer TARGET2-Saldo (Verbindlichkeit gegenüber der EZB) und bei der empfangenden Notenbank entsteht ein positiver TARGET2-Saldo (Forderung gegenüber der EZB).[1]

Ein kurzer Überblick über die Gesamtentwicklung:

Quelle: Wiki - Jashuah

Quelle: Wiki – Jashuah

Nun nur Luxemburg, im Wissen des Bruttoinlandsproduktes von ~ 44 Milliarden Euro

Quelle: Querschuesse.de

Quelle: Querschuesse.de

Dort steht eine gewaltige Summe offen, die zwar seit Mai 2012 etwas gesunken ist, aber mit nahe 100 Milliarden Euro noch immer ein Extrem darstellt. Wer sich die Wirtschaft Luxemburgs etwas genauer anschaut, wird feststellen, dass es sicher nicht seitens der Industrie oder Landwirtschaft derart stark angeschwollen ist. Alleine die dort geparkten Fondsvermögen von etwa 2 Billionen Euro stellen eine Hausnummer dar, von den Schwarzgeldern gar nicht gesprochen. Es wäre nicht überraschend, wenn die Targetsalden in Kürze schmelzen wie eine Kugel Eis in der Sonne und sich das deutsche entsprechend erhöht, im Schattenfinanzindex liegen wir immerhin noch auf Platz 7 und als „Garant der Eurozone“ werden hier sehr wahrscheinlich als Letztes die Kapitalverkehrskontrollen eingeführt.

Finanzminister Luc Frieden lässt die Bombe platzen

Man will das Bankgeheimnis lockern und die Steuersünder nicht mehr decken. Wer damit nicht gerechnet hat, dem ist tatsächlich nicht zu helfen. Dass Luxemburg als nächstes Land folgen würde, war so sicher wie das Amen in der Kirche. Luc Frieden hat einen beachtlichen Weg hinter sich. Neben seinem Studium an der Universität Cambridge und an der Harvard Law School belegte Frieden Kurse an der John F. Kennedy School of Government. Man könnte sagen, der Mann ist sozusagen prädestiniert für ein Mitwirken an einem „völligen Europa.“

Kurz einige Zeilen aus einem Interview mit der FAZ vom heutigen Tage:

Finanzplatz Luxemburg: „Bankgeheimnis lockern“
Luxemburg will deutsche Steuersünder nicht mehr decken. Luc Frieden ist Finanzminister des Landes und spricht über den künftigen Informationsaustausch und das vermeintliche Risiko des Finanzplatzes.
Der internationale Trend geht zu einem solchen automatischen Informationsaustausch. Den lehnen wir anders als früher nicht mehr strikt ab. Wir wollen eine verstärkte Zusammenarbeit mit den ausländischen Steuerbehörden.
[…]
So werden im Notfall zunächst die ausländischen Mutterhäuser und ihre Staaten helfen müssen, das reduziert die Lasten für Luxemburg. Zudem sind die Mutterkonzerne über die ganze Welt verteilt, das reduziert die Risiken. Genauso wie die Tatsache, dass der Finanzsektor in Luxemburg breit aufgestellt ist, wir haben Banken, Versicherungen und Fonds.

Sie mussten trotzdem mit Dexia und Fortis zwei ausländische Banken retten, das kostete sie 8,5 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung. Das können Sie nicht noch einmal leisten.

Die beiden Banken waren für Luxemburg systemrelevant. Wir haben gezeigt, dass wir helfen können. Andere Länder mit Bankenkrisen wie Spanien, Irland oder Portugal brauchten die Hilfe von Europa. Ich finde auch, in einem europäischen Binnenmarkt muss man gemeinsam retten, es geht schließlich nicht um einzelne Länder, sondern um die Stabilität der gesamten Eurozone. Und wir sind ein Finanzplatz für den Euroraum.[2]

Fazit

Mit der Aussage zu dem automatischen „Informationsaustausch“ bringt Luc Frieden einen wichtigen Punkt auf den Tisch. Der Generalverdacht öffnet alle Türen.
Aufgrund der Meldungen und der Erfahrung aus Zypern, wäre ein elektronischer Bankrun des „Big Money“ in der kommenden Woche keine Überraschung. Auch wenn die Informationen mit der großen Anzahl an Banken und Fonds stimmen, ist doch die Frage, welche Nationen in der Lage wären, die eigenen Banken zu stützen. Ein großflächiger Abzug des Geldes aus Luxemburg würde auch dieses Land und dessen Wohlstand pulverisieren. Noch lebt es sich dort recht gut, nur wie lange noch? Die weiteren Bausteine, um Kapitalverkehrskontrollen und Bargeldobergrenzen zu installieren ist platziert – die kommende Woche dürfte hinsichtlich der Thematik spannend werden. Slowenien und Malta sollte man dabei allerdings nicht aus den Augen verlieren, auch dort wird man nicht Halt machen. Die kommenden Monate werden unserer Ansicht nach über die Freiheit im Geldverkehr entscheiden, ähnlich wie 9/11 über die persönliche und Informationsfreiheit entschieden hatte.

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/TARGET2
[2] http://www.faz.net/aktuell/finanzen/strategie-trends/finanzplatz-luxemburg-bankgeheimnis-lockern-12139688.html


8 Responses to Luxemburg: Der Sand rieselt für den Showdown

  1. Irmonen sagt:

    Luxemburg ost eine kleine verträumte Nation…

    und stinke konservativ, kleinbürgerlich, miefig….

    und ich weine gerade viele Korkodilstränen der Solidarität ob der furchtbaren Tatsache, dass die Spekulationsfinanzplätze ihrer Exterritorialen, geheimen Geldzuflüsse, sprich Superreichenflucht- und Spekulationskapitalien, verlustig gehen,

    und damit die gaaanz wichtigen „hochproduktiven“ Dienstleistungen zum Wohle der Weltgemeinschaft denselbigen verlustig gehen ….(Sarkasmus Ende).

  2. yokon sagt:

    Was wünschen Sie mir denn als ehrlich arbeitender Luxemburger? Soll ich das als „ich wünsche Luxemburg den Untergang“ verstehen?

    Sollte das so sein, möchte ich Sie drauf hinweisen dass ohne Luxemburg ein Teil des Westens von Deutschland, die neue Deutsche Ostzone (wirtschaftlich) werden wird! Das selbige gilt für Frankreich!

  3. Gutmensch sagt:

    Sorry aber das finde ich jetzt echt unangebracht.
    Es mag sein, dass in Luxemburg einige Superreiche ihr Geld geparkt haben, aber die werden Sicherlich verschont bleiben. Solche Menschen legen ihr Vermögen ja nicht bei der Sparkasse an, sondern in solchen Banken, wo Menschen wie wir nicht einmal bis vor die Eingangstür gelassen werden. Die haben sicherlich noch irgend einen Sonderstatus, sodass sie von irgendwelchen Veränderungen nicht betroffen sein werden. In Wirklichkeit trifft es garantiert wieder die Mittelschicht oder die Mittelständischen Unternehmen.
    Und weil Die Mittelschicht eben doch noch Besser dasteht als die Große Masse, kann man dann mit dem Finger auf sie zeigen und sagen, dass es diesen Geldsäcken ganz recht geschieht, wenn sie teilenteignet werden.
    So funktioniert das eben: Teile und herrsche.

  4. d.ork sagt:

    Das „teile und herrsche“ war für mich immer schon fehlübersetzt. „Teilen“ klingt christlich. Treffender ist eher „Spalte und herrsche“ oder „Säe Zwietracht und herrsche“.

  5. […] viaLuxemburg: Der Sand rieselt für den Showdown | IKNews. […]

  6. Gutmensch sagt:

    Ich habe „Teile und Herrsche“ immer im Sinne von Zerteilen (Spalten) verstanden und ich war der Ansicht, dass ich das in meinem Kommentar auch deutlich genug herübergebracht habe.

    Ich erkenne nichts „Brüderliches“ darin, die Armen gegen die Mittelschicht aufzuhetzen.

    Auch wenn einige das anders sehen mögen, glaube ich, dass die Armen eigentlich die Selben Interessen haben, wie die Bürgerliche Mittelschicht. Dass seit langer zeit versucht wird, die Mittelschicht vor den Armen als „Reiche Oberschicht“ oder „Bourgeoisie“ darzustellen, gehört nun einmal zum Speil der superreichen Eliten und ihrer Handlanger.
    Wenn die Armen sich mit der Mittelschicht zusammentäten und gemeinsam für ihre Interessen eintreten würden, dann ginge es sicher bald allen besser.
    Wenn sie sich aber gegenseitig bekämpfen, dann sind die Menschen aus der Mittelschicht die Armen von Morgen und die Armen werden sich mit ihnen noch härter um die Essensreste der Eliten Prügeln müssen.

  7. Gutmensch sagt:

    Das sollte eigentlich unter den Kommentar von d.ork

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