Deutschland: Rezession steigt auf’s Gaspedal

Immer, wenn es um Prognosen geht, geben die „Wirtschaftsforscher“ gerne ihre Weisheiten zum Besten. Dass die Realität fast immer ein anderes Bild zeichnet, ändert nichts daran, dass die „Weisen“ immer wieder nach der Einschätzung gefragt werden. Pünktlich zum Einbruch der japanischen Börsen aufgrund miserabler Wirtschaftsdaten aus China kommt nun der deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mit einer neuen Prognose um die Ecke und die sieht nicht gut aus für Deutschland. Am besten sind immer noch die Prognosen im Nachhinein.


Deutschland als Fels in der Brandung scheint fast unbeeindruckt durch die Krise zu stapfen und den Karren alleine aus dem Dreck zu ziehen. Die Wirtschaftsprognosen erscheinen im gegenwärtigen Umfeld noch verhältnismäßig gut und in der Politik wird bis zum Ende „die gute Mine“ nach Außen gezeigt. Dass in Zeiten der sich weltweit ausbreitenden Rezession und auslaufenden Konjunkturprogrammen im Multimilliarden Eurobereich irgendwann Schluss sein muss, wird geflissentlich übersehen.

War noch vor einem Monat ein „Gutachten“ von Wirtschaftsforschen davon überzeugt, dass die Wirtschaft nun wieder anzieht, kommt nun zunächst das Jammertal. Im April hieß es dazu in der WAZ:

Wirtschaftswachstum: Wirtschaftsforscher erwarten 2013 Wachstum von 0,8 Prozent in Deutschland
Führende Wirtschaftsforscher haben der Bundesregierung in ihrem Gutachten eine gute Arbeit bescheinigt. Die deutsche Wirtschaft werde demnach in diesem Jahr um 0,8 Prozent wachen. 2014 sollen es sogar 1,9 Prozent sein. Dennoch fordern die Forscher weitere Sparmaßnahmen.[1]

Bereits einen Monat später gibt es nun vom DIHK einen Dämpfer für den Lobgesang. Der postulierte Greenshot wird böswillig zertrampelt und die „Prognosen“ deutlich nach unten korrigiert. Eigentlich bedeutet Wirtschaftsforschung: „Nach wissenschaftlichen Kriterien erfolgende Untersuchung der Wirtschaft“, was zum Teil jedoch abgeliefert wird, sieht eher nach wilden Spekulationen und Hoffnungsarien aus. Durchhalten ist die Devise und da sind schlechte Nachrichten fehl am Platz.

Betrachtet man die Fundamentaldaten ganz emotionslos, ist die Rezession obligatorisch. Ein Ausweg wären weitere – milliardenschwere – Konjunkturprogramme, die den Crash der Wirtschaft in die Zukunft verschieben. Die Bürger selbst sind in vielen Nationen bereits jetzt bis über beide Ohren verschuldet, was einen Konsumanstieg auf Pump eher unwahrscheinlich macht. Bei den meisten Staaten sieht es nicht besser aus, allerdings ist die Bundesregierung ein „Paradebeispiel“ dafür, wie weit man solche Spielchen treiben kann, ohne das die Bevölkerung davon Wind bekommt.

Bei Reuters heißt es nun:

DIHK halbiert Wachstumsprognose für deutsche Wirtschaft
Das Bruttoinlandsprodukt werde voraussichtlich nur um 0,3 Prozent wachsen, teilte der DIHK am Donnerstag zu seiner Umfrage unter rund 24.000 Unternehmen mit. Bislang waren 0,7 Prozent erwartet worden. „Der Aufschwung in Deutschland ist vorerst verschoben“, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.[1]

Ob diese 0,3 Prozent am Ende überhaupt erreicht werden können, sei hier mal in den Raum gestellt. Natürlich lässt man es sich nicht nehmen, die Nachricht direkt mit weiteren haltlosen Prognosen für das kommende Jahr zu entschärfen. Da passt eine Grafik sehr gut zu:

Quelle: Fotolia - dedmazay

Quelle: Fotolia – dedmazay

Die tatsächliche Entwicklung deckt sich relativ gut mit meiner Ende 2011 gestellten Prognose. Im nächsten Jahr dürfte sich – ohne entsprechende Intervention der Regierungen – die Wirtschaft in die Depression bewegen und dafür braucht es kein Studium der Raketenwissenschaften, um das zu prognostizieren. Jetzt geht zunächst die Rezession ihren Weg.

Carpe Diem

[1] http://www.derwesten.de/wirtschaft/wirtschaftsforscher-erwarten-2013-wachstum-von-0-8-prozent-in-deutschland-id7852229.html
[2] http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE94M01U20130523


2 Responses to Deutschland: Rezession steigt auf’s Gaspedal

  1. Jens Blecker sagt:

    Das Schwein reitet den Esel – Wie im wahren Leben halt 😀

  2. anarruko sagt:

    die wachstum´s zahlen können auch gefälscht sein.
    daran hat noch keiner gedacht.

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