Holunder – heilsamer Begleiter seit der Steinzeit

Im Frühjahr verkünden die weißen, süßlich duftenden Dolden des Holunderstrauchs die Ankunft der warmen Jahreshälfte. Im September zeigen uns seine schwarzen Beeren an, dass der Sommer seinen Zenit überschritten hat. Der Holunder hilft uns, die Phasen der Jahreszeitenwechsel gesund zu überstehen, indem er mit Blüten und Beeren unser Immunsystem stärkt. Der auch als Hollerbusch oder im norddeutschen als Flieder bekannte Strauch wird schon seit Jahrtausenden als Heilpflanze genutzt und ist eine der häufigsten Straucharten in Mitteleuropa. Samenfunde aus der Steinzeit belegen die lange Nutzung durch den Menschen. Hippokrates bezeichnete den Holunder als Medizinschrank gegen allerlei Leiden. Auch Kelten und Germanen verehrten ihn als heiligen Baum. Tatsächlich ist der Holunder in allen Teilen heilkräftig und hilft uns auch heute noch gegen viele Beschwerden.


Der Hollerbusch treibt seine Blätter sehr früh im Jahr – in milden Wintern zeigt sich bereits im Februar ein erstes Grün. Holunderschossen werden diese jungen, gerade aufspringenden Knospen genannt. Meine Schwiegermutter verwendet sie als aromatische Zutat im Frühlingssalat. Ich wollte ihr kaum glauben, dass diese Holunderblätter schmecken, riecht doch die Pflanze insgesamt eher unangenehm. Umso überraschter war ich von dem fast fruchtigen Aroma der jungen Blätter. Die berühmte Kräuterfrau Maria Treben empfiehlt Holunderschossen zusammen mit Schlüsselblumen, Löwenzahnwurzeln und Brennnesselblättern für einen blutreinigenden Frühlingstee.
Wildkrautgarten_Holunderblueten01Holunderschossen haben eine leicht schweißtreibende, entgiftende und harntreibende Wirkung und beeinflussen den Zuckerhaushalt positiv. Deshalb rät Maria Treben bei Zuckerkrankheit zum regelmäßigen Tee-Verzehr. Äußerlich lindern die zerquetschten Blätter Sonnenbrand, leichte Verbrennungen und Insektenstiche. In Milch aufgekocht sollen sie gegen entzündete und schmerzhafte Hämorrhoiden helfen.

Wildkrautgarten_Holunderblueten02Wenn die Holunderblätter älter werden, bekommen sie einen unangenehmen Geschmack und entwickeln Giftstoffe, die Brechreiz und Durchfall auslösen können. Auch bei der Rinde, den Stielen, unreifen oder rohen Früchten und den Samen ist Vorsicht geboten. Schon manch einer hat nach dem Genuss von Suppe oder Wein aus rohen Holunder-Beeren innige Freundschaft mit der Kloschüssel geschlossen. Da sich die Giftstoffe beim Kochen zersetzen, sollte man die Beeren des Holunders immer kurz aufkochen. Dann sind sie – wie die Blüten auch – ein wahrer Gesundbrunnen und eine lecker-gesunde Zutat zu vielen Rezepten. Der Saft aus den aromatischen, etwas herben Beeren ist Grundlage für Konfitüren und Gelee, Obstwein, Likör oder Punsch. Die Blüten kann man übrigens bedenkenlos verwenden, da sie keine Giftstoffe enthalten. Sie werden zur spritzigen Limonade, zum leckeren Holler-Küchle oder zum Kult-Getränk Hugo.

Sowohl die Blüten als auch die Beeren stärken das Immunsystem und helfen bei Erkältungen. Der Blütenaufguss wirkt schweißtreibend und ist durch seine schleimlösenden und entzündungshemmenden Eigenschaften auch bei Bronchitis, Grippe, Husten, Heiserkeit und Angina zu empfehlen. Bei Darm- und Harnblasenleiden kann er durch seine krampflösende Wirkung Linderung bringen. Auch bei Asthma und rheumatischen Erkrankungen wird er wegen der entgiftenden Wirkung empfohlen. Von zu viel Computerarbeit überstrapazierten Augen soll übrigens ein kalter Tee aus den Holunderblüten rasch helfen – einfach getränkte Wattebäuschen auf die Augen legen.

Die glänzend-schwarzen Beeren des Holunders helfen wie die Blüten bei Erkrankungen der oberen Atemwege. Die reichlich enthaltenen Vitamine und Spurenelemente aktivieren das Immunsystem. Der rote Farbstoff der Beeren schützt das Herz und kann den Blutdruck senken – außer wenn man sich damit gerade sein Lieblings-Shirt verfärbt hat. Die Beeren sind Bestandteil von Tee-Mischungen zum Abnehmen und sollen sind auch bei der Behandlung von Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Migräne bewährt haben. Holunderbeerensaft oder -mus hat zudem eine leicht abführende Wirkung, die man sich zunutze machen kann, wenn stärke Abführmittel nicht ratsam erscheinen – zum Beispiel bei empfindlichen Personen, Kleinkindern oder Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen.

Wildkrautgarten_Holunder3Holunderbeeren sind übrigens auch ein echter Geheimtipp gegen Neuralgien, Hexenschuss und Ischiasschmerzen. Ich mische dazu den Saft mit Curcuma, um die entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung noch zu verstärken. Im akuten Fall 2-3 mal täglich ein Schnapsglas Holundersaft mit einer Messerspitze Curcuma, dazu Ruhe und Wärme – dann ist man schnell wieder schmerzfrei auf den Beinen.

Die wieder gewonnene Lebenskraft kann man dann ja dazu nutzen, sich aus Stecklingen einen Holunder im Garten zu ziehen. Wildbienen, Hummeln und zahlreiche Insekten werden sich über das pollenreiche Blütenangebot freuen. Auch die Raupe des Nachtschwalbenschwanzes wird es danken, denn sie ernährt sich von den Blättern. Die Früchte dienen vielen Vögeln und Kleintieren, aber auch Dachs, Waschbär und Fuchs als Winterfutter.

Und wenn die Tierchen im Garten mal überhand nehmen, dann eignen sich die stark riechenden Blätter oder eine Jauche aus ihnen zum biologischen Vertreiben von Wühlmäusen, Maulwürfen, Schnecken, Möhrenfliegen oder Erdflöhen. Die Holunderblüten ihrerseits wirken konservierend auf Lager-Obst – einfach auf jeder Schicht Äpfel oder Birnen verteilen.

Der Holunder ist seit Jahrtausenden treuer Begleiter der Menschen und wächst nahezu überall in unserer Nähe, freundet euch doch auch mal mit ihm an. Die Pflanze des Monats erscheint immer als exklusive Vorab-Veröffentlichung auf IKnews. Mehr Wissenswertes über Essbare Pflanzen, Heilkräuter und Spannendes aus der Natur gibt es auf www.wildkrautgarten.de
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Fröhliches Wildkräutern!

Holundersaft
Holunderbeeren in einem Topf gerade so mit Wasser bedecken und kurz aufkochen lassen. Durch ein Tuch oder eine Feinstrumpfhose filtern. Pro Liter gefilterten Saft ca. 200g Zucker beigeben, noch mal kurz erhitzen und sofort in vorher sterilisierte Flaschen füllen. Ungeöffnet ca. 1 Jahr haltbar.

Holunderbeerpudding
400g Holunderbeeren mit 120ml Rotwein, 60g Zucker, einer Messerspitze Zimt, 2 Nelken, etwas abgeriebener Zitroneschale und etwas Zitronensaft aufkochen. Anschließend durch ein Sieb passieren und 1-2 Blatt Gelatine darin auflösen. Kaltstellen und mit Sahne oder Vanillesoße servieren.

Holundersuppe
300 g Holunderbeeren mit ½ l Wasser, 50g Honig und dem Saft einer Zitrone im Mixer pürieren, in einem Topf kurz aufkochen lassen und durch ein Sieb passieren. Mit Schlagsahne oder Grießnocken warm servieren.

HUGO
3 Minzblätter in einem bauchigen Weinglas etwas zerdrücken. Eine Limettenscheibe hinzugeben und mit 150ml Prosecco, 100ml spitzigen Mineralwasser und einem Schnapsglas Holunderblütensirup* auffüllen. Eiswürfel nach Belieben zugeben und genießen. *Rezept auf Wildkrautgarten.de

Der Wildkrautgarten

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