Jens Weidmann: Unbesicherte Staatsanleihen könnten nächste Krise auslösen

Wieviel Liquidität im Augenblick die Märkte überflutet, ist für den normalen Beobachter kaum zu erfassen. Ein Perpetuum Mobile aus der Notenpresse und Staatsanleihen wurde geschaffen und ist völlig außer Kontrolle geraten. Der Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnt vor den immensen Gefahren die entstehen, wenn Banken keine Sicherheiten für Staatsanleihen hinterlegen müssen. So entstünde bei einem Zahlungsausfall die nächste Finanzkrise warnte Weidmann am Montag in Basel vor der Handelskammer Deutschland-Schweiz.


Ein gutes Beispiel stellt beispielsweise der Fall in Zypern dar. Dort waren zwar zunächst die beiden größten Banken des Landes in Schwierigkeiten, allerdings ging die Gefahr auf das Land über. Dazu schrieb das Wallstreet Journal im Januar 2013:

Zyperns Notenbank leiht Banken knapp 10 Milliarden Euro
Die zyprischen Banken hängen am Tropf der eigenen Notenbank. Den Finanzhäusern geht es mittlerweile so schlecht, dass sie von der EZB in Frankfurt kaum noch Geld bekommen. Mittlerweile ist die Lage beinahe so schlimm wie in Griechenland. Deshalb muss die zyprische Zentralbank in die Bresche springen, was sie ausgiebig getan hat.

Laut ihrer eigenen Statistik hat sie den Geldhäusern des Inselstaates 9,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.[1]

Nur wenig später war Zypern selbst in der Situation ein Rettungspaket zu benötigen. Damals aus dem Standard.at:

Einigung: Euro-Staaten und IWF sichern Zypern zehn Milliarden Euro zu
Zypern wird als fünftes Euro-Land mit Hilfskrediten der Euro-Staaten und des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor der Staatspleite bewahrt. Das Partnerland werde mit Krediten über zehn Milliarden Euro unterstützt, erklärte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem in der Nacht zum Samstag nach mehr als zehn Stunden zäher Verhandlungen in Brüssel.[2]

Es war übrigens kein Zufall dass die EZB so freizügig mit den Krediten in die Bresche sprang. Man könnte es als Selbstverteidigung bezeichnen, denn mehr als ein Drittel des Eigenkapitals der EZB war mit Staatsanleihen von Zypern belastet. Dazu vom Investorverlag:

EZB und die Zypern-Krise: Eine Bilanz der Zeitbomben
Würde man in Zypern allerdings so vorgehen, dann wäre allerdings die EZB am meisten betroffen und damit wahrscheinlich selbst pleite. Ein Großteil der Staatsanleihen Zyperns – seriöse Schätzungen gehen von 11, 6 Mrd. Euro aus – sind bei EZB als Sicherheiten für neue Schulden hinterlegt worden. Die EZB stützt Zypern bereits seit 2011 massiv. Bei der Summe handelt es sich um ein Drittel des Eigenkapitals der EZB von etwa 31 Milliarden Euro![3]

An dieser Stelle sollte man sich fragen warum die EZB überhaupt derart viele – offensichtlich vom Ausfall bedrohte – Staatsanleihen in den Keller legte. Meiner bescheidenen Ansicht nach, sollte genau dieses Karussell erzeugt werden und der erste offizielle Schuldenschnitt in der EU durchgeführt werden. Damit wurde sozusagen ein Präzedenzfall für die EU geschaffen. Wenig später sollte das auch in anderen EU-Staaten möglich werden. Eben eine Blaupause.

Nun jedoch zurück zur Warnung von Jens Weidmann. Banken müssen für Anleihen aller Art Sicherheiten bilden, um bei einem Ausfall nicht in Existenznot zu geraten. Nur bei Staatsanleihen ist das nicht notwendig, so als wäre kein Risiko vorhanden. Das sorgt nicht nur für ein falsches Signal, das lässt auch Spekulationen in ungeahnter Höhe zu. Mittels der Outright Monetary Transactions (OMT) wurde zwar der Aufkauf von Staatsanleihen in jedweder Höhe garantiert, allerdings ist die Kapitaldecke der EZB nicht wirklich stark und so steht am Ende wieder der Steuerzahler am Schafott.

Weidmann zeigt mit seiner Warnung ein sehr ernstes Problem auf und man täte gut daran sich diese zu Herzen zu nehmen um die Gefahren offen zu legen und die Banken zu zwingen diese zu minimieren.

Carpe diem

[1] http://www.wsj.de/article/SB10001424127887324235104578241583870487390.html
[2] http://derstandard.at/1363239249286/Euro-Staaten-und-IWF-sichern-Zypern-10-Milliarden-zu
[3] http://www.investor-verlag.de/finanzkrise-thema/zypern-krise/ezb-eine-bilanz-der-zeitbomben-/101163141/

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