Notenbanken: Dramatische Verluste durch Gold?!?

Die Medien überschlagen sich förmlich mit dem Abgesang darüber, wie heftig die Verluste der Nationalbanken durch Gold wären. Beispielsweise in der Welt summiert der Autor Daniel Eckert die Verluste der Notenbanken gar auf 457 Milliarden Dollar, eine gewaltige Summe. Warum allerdings hier die Rechnung nicht aufgeht, zeigt ein Blick auf die Fakten. Bis ein realistischer Verlust entsteht, kann noch einiges Wasser den Rhein herunter fließen


In dem Artikel der Welt heißt es:

457 Milliarden Dollar haben sich in Luft aufgelöst

Im Dezember 2012 hatte der Wert der Notenbank-Reserven noch 1.703 Milliarden Dollar betragen. Dann kam der Crash, und der Preis der Feinunze (31,1 Gramm) sackte von fast 1700 auf 1200 Dollar. Auf alle Notenbanken bezogen entspricht das einem Wert-Einbruch von 457 Milliarden Dollar.

Als erstes Institut hat nun die Schweizerische Nationalbank (SNB) den ungefähren Schaden beziffert. Nach eigenen Angaben bescherte der Goldpreis-Verfall den Eidgenossen 2013 einen Verlust und rund neun Milliarden Franken oder umgerechnet 7,3 Milliarden Euro.

Die Schweiz ist mit 1040 Tonnen die Nummer sechs der goldreichsten Nationen auf dem Globus.[1]

Aufgrund dieser Passage und der guten Dokumentation möchte ich das Beispiel auch an der Schweizer Nationalbank (SNB) festmachen. Ein kleiner Exkurs durch die Zeit, macht deutlich was hier für ein Spiel getrieben wird. Zumal das Gold ja noch in den Tresoren liegt und in anderen Bereichen ganz anderer Schindluder mit so genannten „Werten“ getrieben wird. Beispielweise wird mancher Trash mittels „Fair Value“ und „Mark to Model“ als Aktiva bewertet, wo Inhaltlich nur noch die Scherben des ursprünglichen Investments im Portfolio liegen. Aber kommen wir zurück zur SNB und den Verlusten.

Mit drakonischen Worten wird gemeldet, dass Bund und Kantone keine Gewinnausschüttung erwarten dürfen dieses Jahr. Zu gewaltig sei der „Verlust“ aus den Goldreserven. Jetzt kann man den Bürgern zeigen, was man von der Volksinitiative „Rettet unser Schweizer Gold“ hat! Die Goldreserven durften so immerhin nicht noch weiter dezimiert werden. Genau an dieser Stelle möchte ich eine Rechnung aufmachen. Zunächst ein Zitat:

Was allerdings bekannt ist, ist die Höhe des Gesamtbestandes: 1040 Tonnen. Vor ein paar Jahren war dieser Bestand noch höher – viel höher. 1300 Tonnen Gold wurden in den letzten Jahren zu Schleuderpreisen verjubelt – die Schweiz verlor dadurch umgerechnet geschätzte 70 Milliarden CHF.[2]

An dieser Stelle noch ein weiteres Zitat Von Hans Kaufmann, Nationalrat Wettswill:

Weitere 250 Tonnen Goldverkäufe der SNB
Hans Kaufmann, Nationalrat, Wettswil
An ihrer Pressekonferenz vom 14. Juni 2007 kündigte die Schweizerische Nationalbank (SNB) an, bis Ende September 2009 weitere 250 Tonnen ihrer Goldbestände zu verkaufen. Damit würden die Goldreserven von einstmals 2600 Tonnen weiter auf noch 1040 Tonnen absinken. Diese Ankündigung beunruhigt nicht wenige Schweizerinnen und Schweizer, während andere bereits auf eine erneute Verteilung von Golderträgen der SNB spekulieren. Immerhin repräsentieren die beabsichtigen Goldverkäufe zum heutigen Kilopreis von CHF 26’878 (per 9.9.2007 gerechnet einen Betrag von CHF 6,7 Mrd.[3]

Im Zeitraum von 2004 – 2007 wurden wurden ~ 1300 Tonnen Gold veräußert. Der Goldpreis lag in diesem Zeitraum zwischen 402 US$ und 690 US$ gegenüber aktuell ~ 1280 US$.
Wo bleibt das Geschrei über die entgangenen Gewinne? Dagegen sehen die aktuellen Buchverluste aus wie ein Spaziergang? Zur Verdeutlichung hier noch ein Chart und ein Ausschnitt aus der Bilanz der SNB:

snb_gold_2

snb_gold_1

Wie gewaltig hätte sich die Bilanzsumme aus „Gold und Forderungen aus Goldgeschäften“ wohl seit 2003 bis 2011 entwickelt, wenn man nicht mehr als die Hälfte des Tafelsilbers verramscht hätte? Nehmen wir aber nun nur den markierten Bereich. Also ab dem akuten Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 und immerhin war man da noch beim Verscherbeln der Reserven. Von 30 Milliarden CHF ist das Gold bis heute auf noch immerhin 40 Milliarden gestiegen, wo also liegt der Verlust? Würde die SNB andere „Wertpapiere“ mit dem tatsächlichen Wert in die Bücher stellen, das strahlen des Goldes im Portfolio würde zur Erblindung führen.

Hier müsste der Verlust auch zunächst definiert werden. Hätte die SNB das Gold zum Höchstkurs eingekauft und würde nach heutigem Stand bewerten, dann wäre es rein wertmäßig in der Tat ein Verlust, dieser müsste allerdings zunächst durch einen Verkauf realisiert werden. Da aber vorher die massiven Gewinne in die Bücher gebucht wurden, muss natürlich nun korrigiert werden. Damit ist es aber korrekterweise kein Verlust sondern eine Berichtigung. Diese Erklärung ist nicht nach BWL sondern nach dem gesunden Menschenverstand, das bitte ich zu berücksichtigen.

Den Schweizern möchte ich an dieser Stelle sagen, macht euch nicht verrückt, ihr habt alles richtig gemacht. Bis das Gold der SNB einen realen Verlust einbringt, lohnt sich das Fördern von Gold schon lange nicht mehr.

Carpe diem

[1] http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/article123602726/Notenbanken-verlieren-mit-Gold-457-Milliarden-Dollar.html
[2] http://www.politnetz.ch/artikel/16135-wo-ist-unser-schweizer-gold-snb
[3] PDF-Download
PDF- Bilanzpositionen der SNB


4 Responses to Notenbanken: Dramatische Verluste durch Gold?!?

  1. Jens Blecker sagt:

    Inhaltlich korrekt wäre es von einem „Bewertungsgewinn“ oder eben „Bewertungsverlust“ zu sprechen.

  2. tom sagt:

    „Der Gold-Crash hat die Geldhüter rechnerisch fast eine halbe Billion Dollar ärmer gemacht.“

    Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass diese Art der Meldungen wohl den letzten „Kleinanleger“ aus dem EM jagen soll.

    Ich bin mit meinen spärlichen EM- Vorräten im Plusbereich und da ich mir dieses nicht für kurzfristige „Spekulationen“, sondern langfristig und als Werterhalt, eintat, lassen mich solche Meldungen eigentlich kalt.

    😉

    PS: Mein Opa bezahlte in den 70ern für eine Unze Gold unter $ 70.- (siebzig)

  3. zeitzeuge sagt:

    Wirklich ärmer sind die Wohl nicht geworden, das Preisschild am Lagerbestand hat sich lediglich geändert.

  4. michaelbunny sagt:

    ‚457 Milliarden Dollar haben sich in Luft aufgelöst‘
    Das Gold ist noch immer da:). Die Schweiz gibt es auch noch – erstaunlich. Die armen Zentralbanken … und btw: Das Geld ist auch nicht weg das hat nur jemand anderes. Oder es war allein Buchgewinn, ob da dann jemand Geld schöpft ist ein anderes Thema.

    Ich freue mich dass der Goldpreis runter geht. Günstig kaufen kann man immer, wenn sich dann der Preis verdoppelt verkauft man die Hälfte und man hat die Position für 0 Währungseinheiten eingetauscht. Was hält schon über 20 Jahre und verursacht keine Arbeit… Das wissen die Zentralbanken auch 🙂

    Und insbesondere wissen die, dass die Inflation irgendwann mal ankommt. Das kann bis zu ca. 10 Jahren dauern … Solange die Inflation in Aktien und Derivate reinläuft … merkt das soweit mal keiner. Selbst bei Immobilien … die Miete ist auch begrenzt und die Nachfrage genauso. Die Luxusimmobilien kratzen uns eh nicht.

    Warum die SNB musste Gold abverkaufen keine Ahnung in 2004 bis 2007…

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