Die Zeit drängt: Cash-Crash im April?
Wir haben schon auf das Auslaufen vom Support der Windowsversion-XP gewarnt. Davon sind aber nicht nur private Systeme betroffen, sondern auch Bankautomaten – Automatic Teller Machine (ATM) – wie Businessweek schreibt. ATMs rücken Deadline zum Upgrade bei Wondows XP näher, so die Überschrift. Immerhin 95% der weltweit aufgestellten Bankomaten soll dem Blatt nach noch auf dem 12 Jahre alten Betriebssystem XP von Microsoft laufen. Es wird knapp.
Was Updates für Betriebssysteme bedeuten, damit beschäftigt sich heute kaum noch jemand. Irgendwann ruckelt meist die Festplatte etwas und der Rechner startet neu. Nach dem Booten zeigt ein kleiner Infoschirm, dass der Rechner aktualisiert wurde. Nur wenige haben es so eingestellt, dass Sie überhaupt vor einem Update noch gefragt werden.
Das Betriebssystem für die Bankautomaten ist laut BW eine abgespeckte Variante von XP, die sich XP Embedded nennt. Diese soll weniger anfällig für Viren sein. So weit, so gut. Was aber wenn der Support eingestellt wird, die Hacker werden kaum eine Pause machen, im Gegenteil.
Es entstehen unterschiedliche Probleme, wie dort zu lesen steht. Einige Geräte sind aufgrund veralteter Technik nicht in der Lage neuere Software zu nutzen und viele der älteren Geräte verfügen auch nicht über ein Fernwartungssystem um die Software einzuspielen. In diesen Fällen wird es knifflig. Bei Geräten die kompatibel sind, kann wenigstens ein Techniker noch vor Ort das Problem lösen, aber was ist mit den veralteten Geräten? Auch eine Frage bleibt, wieviele Techniker gibt es mit entsprechender Sicherheitsfreigabe um an den Geräten überhaupt arbeiten zu dürfen?Nun, Microsoft gibt sich zunächst kaufmännisch und bietet einen verlängerten Kundensupport an, JPMorgan hat bereits eine einjährige Verlängerung gekauft. Zahlen wird diese natürlich der Kunde. Es ist erstaunlich, wie immer wieder solche Überraschungen auftreten können und das völlig „unerwartet“. Auch der 2000-Bug hatte damals schon die Welt in Panik versetzt, wer konnte damit rechnen, dass wir das Jahr 2000 auch wirklich erreichen? 😉
Carpe diem
Artikel bei Businessweek: http://www.businessweek.com/articles/2014-01-16/atms-face-deadline-to-upgrade-from-windows-xp
Bildquelle: Wiki – Stahlkocher
Privat bleibt zu empfehlen, auf Linux umzusteigen und den Blackboxes den Rücken zu kehren.
Umstieg für Laien:
8 Responses to Die Zeit drängt: Cash-Crash im April?
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Anmerkung zum Artikel:
In den Bankautomaten befindet sich ja hauptsächlich die Embbeded Version von Windows XP, diese wird noch bis 2016 unterstützt.
Zitat: „Extended Support for Windows XP Embedded at the supported service pack level is available until January 12, 2016. For more information about Service Pack and Product Lifecycle, visit the Microsoft Support Lifecycle site.“
Quelle: http://blogs.msdn.com/b/windows-embedded/archive/2011/02/17/support-lifecycle-transitions-for-windows-xp-embedded.aspx
Gruß, Rakete!
Ja, die embedded Linie folgt einem anderen Zyklus als die Consumer OS Linie. Des weiteren findet bei embedded Lösungen keine Updates in dem Sinne statt. Hier werden vom Hersteller Images dediziert erstellt, meist genau im Kundenauftrag und das drauf was die Maschine WIRKLICH braucht. Anders bei dem sog. XP POS was an Kassen verwendet wird, es ist ein bisschen dazwischen und lässt sich prinzipiell auch privat verwenden. Es wäre also wohl eine Ausweichoption obwohl ich dringend empfehle wenn möglich im Privaten die Linux Linie zu probieren.
Die embedded Linie ist übrigens die statische Linie des OS Systems. Es kann nicht angehen dass jeden Morgen eine neue Überraschung auf den Maschinen der Operatoren wartet, die Produktionslinie dann stundenlang still steht und das Softwaresystem nach Lust und Laune mal wieder macht was es will. Des weiteren sind diese embedded Systeme für hartes Ausschalten gemacht wie es in diesen Bereichen üblich ist: Strom weg!
Wenn diese embedded Systeme von Microsoft genauso instabil liefen wie die Consumerlinie hätten die keine Chance auf diesem Markt. Die Embeeded Linie ist also nicht ganz vergleichbar. Sie hat übrigens auch die von mir mal vorgeschlagenen Ansätze der „Wächterkarten“ wie bei Dr. Kaiser standardmässig im System drin. Also die Fähigkeit das System einzufrieren und damit vor Manipulationen zu schützen.
Wenn Ihr aber jetzt auf die Idee kommt: Ich brauche unbedingt XP (warum auch immer), dann bitte nur die POS Kassen Version probieren, der Rest geht nicht so wie Ihr das bei XP denkt! Mit der richtigen Embedded Version ist ein Laie völlig überfordert! Sie ist für Entwicklungslabors von Maschinenbauern gemacht. Man muss dazu das System ziemlich gut kennen! Daher gibt es Firmen die sich nur auf diesen Bereich der Erstellung von XP embedded Images im Auftrag spezialisiert haben.
tl;dr 😉
Seltsam. Als ich damals bei Höft&Wessel war, waren auf den Ticketing Automaten spezielle embedded versionen eines Linux drauf.
Klar, diese embedded versionen sind ganz speziell für die Geräte zugeschnitten und bekommen auch einen bestimmten „Desktop“. Man sieht fast nur die „Bedienoberfläche“ die für ein Gerät nötig ist. Dann sind es Touchscreens.
Updates kommen da so ohne weiteres nicht drauf.
Hätte ich nicht gedacht, WIN XP embedded so weit verbreitet.
Kann man da auch nicht mit ARM Prozessoren arbeiten, ähnlich smartphone und dann etwas spezielles drauf?
Ist jetzt etwas blöd gelaufen, aber simma doch ma ehrlich: nach 12 bzw 14 Jahren sind die Kästen längst abgeschrieben. Und im Allgemeinen ist das auch so ca. das Intervall in dem gewerblich genutze Geräte ausgetauscht werden. Ich seh da jetzt eher wieder ne Möglichkeit dem Kunden mit ner Scheinbehauptung ein paar €uros extra aus der Tasche zu ziehen.
Bei Linux hast Du ja die Möglichkeit diesen „individuellen Zuschnitt“ absolut frei zu gestalten. Bei XP embedded machst Du auch einen individuellen Zuschnitt was ja bei einem normalen XP ganz und gar nicht so geht.
Es gibt 2 „Zuschnitte“. Der erste ist diese Anpassbarkeit und der Wunsch nach Minimalismus um die Überschaubarkeit und Fehlerrate so niedrig wie möglich zu halten. Multimediafunktionalität hat auf einem XP embedded (was übrigens eine veraltete Version ist!) nichts zu suchen. Dann wird beim embedded Industriemodell der auch nicht integriert. Ich brauche z.B. kein Fliessband was am Ende deswegen abstürzt weil darauf ein Audiotreiber der überhaupt keine Bedeutung hat, die Maschine zum Absturz gebracht hat.
Der 2. Teil des „Individuellen Zuschnitts“ hat mit dem sog. RT, dem Real Time zu tun. Real Time ist einfach zu formulieren: Es ist das was Windows ganz sicher nicht ist. Wenn Du bei Windows auf irgendwas klickst und die Sonne scheint gut und der Windows Computer ist gut bei Laune, dann macht er das mal was Du willst. Wenn nicht, dann eben nicht. Er macht es dann wie ein bockiger Esel der es IRGENDWANN macht oder vielleicht auch GAR NICHT. Dieses Verhalten ist bei den meisten industriellen, medizinischen und militärischen Applikationen unvorstellbar. Stellt Euch mal vor da sitzt jemand in einem Kampfflugzeug und drückt auf einen Rakektenknopf und die Rakete geht los „wenn sie mal grade Lust hat“. Oder die Nadel vom Operateur geht auch wenn sie dazu Lust hat. Diese „Lust IT“ ist im Industriebereich unvorstellbar, es gäbe schwere Kollateralschäden an anderen Menschen und Maschinen. Menschen würden unweigerlich verletzt werden wenn eine Maschine so eigensinnig wäre dass sie dann handelt wenn SIE will und nicht wie der Operator davor! In den obigen 3 Branchen ist „Befehl -> Gehorsam“ absolut lebensnotwendig. Und dem muss sich auch die Maschinenlogik unterwerfen. Dazu müssen die Betriebssysteme, AUCH LINUX, speziell angepasst werden. Normales Linux ist nicht wie der Fachmann sagt „echtzeitfähig“.
Noch zur interessanten Anmerkung von Dir dass Du Dich wunderst dass XP embedded so weit verbreitet ist.
Die Erklärung ist so:
XP Embedded ist ja XP, also kann ein Programmierer auf jedem XP Rechner, auch auf einem XP Home ohne Probleme das System vorbereiten. Der Hardwarehersteller oder eine entsprechende Firma erstellt nur für das Endgerät was dann z.B. 10.000 mal gefertigt wird individuell das Image und DARAUF wird dann das normale XP Programm vom Programmierer gesetzt. Auch die Lizensierung von XP embedded folgt obigen Chargenkonzept.
Historisch kommen die Industrieprogrammierer aus der SPS und die tuen sich z.B. mit der visuellen Darstellung sehr schwer. Auch die ganze Art der Programmierung, wie man also „als Entwickler denken muss“ ist anders als die klassische „PC Programmierung“. Es war schon in der Ausbildung sehr interessant für mich zu erkennen dass Frauen welche z.B. bei der C Programmierung absolut die Luschen waren in der zyklischen SPS Programmierung richtig die Raketen waren. Und die besten linearen / prozeduralen Programmier rauften sich an der SPS die Haare. Frauen die an Technik Interesse haben sollten sich also in dem Bereich mal umschauen. Ist sicher interessant für sie auch in so einem eigentlich klasssichen Männerberuf.
Die Visualisierung überforderte aber die SPS Branche und dann auch noch bei den Kosten. SPS ist ja keine Billiglösung. Also kamen die Windows Programmierer die ja eigentlich aus der Verwaltung / Faktura kommen, gerade recht. Und diese wiederum fanden eine Nische weil es damals a) zu einer massiven Auslagerung nach Asien und Indien kam und b) diese „individuell angepassten Faktura Lösungen“ nicht mehr gefragt waren sondern die „Branchenlösungen“ sich inzwischen entwickelt hatten.
XP Embedded ist also ein Teil dieser historischen Fluktuation.
Aber nicht falsch verstehen: XP embedded ist dennoch die „Billiglinie“. Die teure Linie, da schaust Du mal nach so Sachen wie VxWorks etc. mit dem die Mars Rover fahren etc.
Bzgl. der Bankautomaten und XP embedded gibt es noch einen historischen Grund den ich aber nicht erwähnen will weil es sonst vielleicht Leute gibt die auf dummme Ideen kommen. In dem Fall geht es nämlich ausnahmsweise wirklich mal um „nationale Sicherheit“ und nicht diese geheuchelte „Terrorist hinter jedem Stein“ Sch… mit der man nur den Enabler für die Schaffung einer Westblock Diktatur sucht.
Was chris123 schreibt, kann ich aus der Praxis bestätigen. Ich arbeite schon seit knapp 10 Jahren in virtuellen Umgebungen, will heißen, ich habe einen ESXi-Server mit mehreren Gast-Betriebssystemen auf einem (phys.) Rechner und melde mich per ThinClient (TC) auf diesem an. Auf dem TC läuft WinXP Embedded. Update-Images kommen so ca. alle 2 Jahre bei HP. Alle Einstellungen sind nach dem Ausschalten weg, es sei denn, man sichert sie auf dem Flash 🙂