Griechenlands gallopierendes Siechtum

Niemals werde ich die Wortakrobatik von Wolfgang Schäuble vergessen, als ich Ihn auf dem European Banking Congress 2010 fragte ob er nicht denke dass die Sparpolitik in Griechenland den gleichen Fehler von Reichskanzler Brüning wiederholen würde und das Land in die echte Krise hineinstürzen würde. Natürlich wusste er das ich im Recht bin, aber wie ich schon damals schrieb, war die Zerstörung der Volkswirtschaft – meiner Ansicht nach – Programm. Nun etwa 4 Jahre danach, braucht man nicht mehr zu philosophieren. Die verheerenden Konsequenzen dieses Handelns sind offenkundig.


Gebetsmühlenartig wurde den Menschen der „faule Grieche“ ins Hirn gebrannt, Ouzo trinkend in der Sonne badend. Wenn man realistisch und sachlich bleibt, hatte sich bei den Griechen nur wenig an der Lebenseinstellung geändert durch den Beitritt zum Euro wurde nur kurzfristig die Geldmenge erhöht. Man braucht nicht sehr weit zu gehen um ähnliche Mentalitäten zu treffen, hier seien nur Süditalien oder Südspanien genannt. Dort schätzte man eben andere Dinge und dazu gehört das „echte Leben“. Bezahlt wurde die Rechnung stetig durch eine Abwertung der heimischen Währung, aber das System funktionierte doch erstaunlich gut. Mit dem Beitritt zum Euro wurde diese Möglichkeit beseitigt und so kam, was kommen musste.

Als erstes möchte ich in diesem Zusammenhang auf einen Artikel im Griechenland-Blog eingehen, der die Folgen der Troika in Griechenland beschreibt. Dort heißt es:

Das Verbrechen des IWF in Griechenland
Der Internationale Währungsfonds beging in Griechenland ein vorsätzliches Verbrechen, in dessen Rahmen das griechische Volk auf unerhörte Weise betrogen wurde.
Auf Basis des am 18 März an die Öffentlichkeit gegebenen Berichts der Unabhängigen Bewertungsstelle wurden die Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) über Griechenland als einer seiner drei größten Fehler charakterisiert.
[…]
Angebliche Fehler des IWF waren Teil eines perfiden Plans

Der Der Bericht der Bewertungsstelle ist eine Lächerlichkeit, die nach vier Jahren kommt um die Kritik zurückzuweisen und dabei alle zum Schweigen zu bringen, die meinen, der IWF lerne nicht aus seinen Fehlern, sowie auch all jene, die ihn wegen Intransparenz kritisieren. Laut ihnen selbst zeigt der Bewertungsbericht, dass sie die angemessene Reife haben um der Realität und ihren eigenen Verfehlungen zu begegnen. Somit … Ende gut, alles gut![1]

Fast bis zum Erbrechen warnte ich schon damals vor dem IWF und den Konsequenzen. Argentinien war nur eines der Beispiele aus der Geschichte. Bis zur Eurokrise war der IWF noch das was ihm zusteht, ein nutzloser und überbezahlter Haufen von Kriminellen zur Plünderung der Volkswirtschaften der dritten Welt. Wie auch von mir prognostiziert, schwang er sich dann auf zu dem Mittelpunkt der Erde und dem Heilsbringer der „Entkräfteten“.

Wirft man einen Blick zurück, soviel Inkompetenz und Korruption – gepaart mit rücksichtsloser Soziopathie – ist kaum fassbar. Wenn irgendwann die Wahrheit ans Licht kommt, es dürfte sich um die wahrscheinlich größte und folgenschwerste Verschwörung der Menschheitsgeschichte handeln. Natürlich mögen einige nutzlose Abgeordnete mangels Intellekt die Konsequenzen nicht überblickt haben, genügend haben es aber ganz sicher. Eine absehbare Finanzkrise wurde zunächst in eine Wirtschaftskrise und dann in eine Staatsschuldenkrise verwandelt und damit sozialisiert.

Beim IWF laufen die Köpfe bereits heiß um die Menschen um ihre Vermögen zu bringen, Zwangsenteignung ist hier Programm. Von den ursprünglichen 10% ist man nun auch auf etwa 30% gegangen und realistisch wird es sich irgendwann bei 50% einpendeln. Wie in Zypern wird es aber nicht nur die „Reichen“ treffen, sondern jeden der über Guthaben oder Vermögen verfügt.

Kommen wir zurück auf Griechenland. Der Börsenexperte und Autor Dirk Müller – den ich sehr schätze – hat in seinem Buch „Schowdown“ mit einer nahezu lückenlosen Quellenlage belegt, dass Griechenland möglicherweise über erhebliche Bodenschätze im Bereich der Kohlenstoffe verfügt. Er stellte öffentlich die Frage, warum man dort nicht versucht hat die Probleme Griechenlands zu lösen. Das brachte den TV-Liebling dann in erhebliche Schwierigkeiten und er wurde auf infame Art und Weise angegriffen wo auch immer er im Fernsehen auftauchte. Da ich Dirk relativ gut kenne, fragte ich ihn natürlich dazu, er war fassungslos wie man auf einmal – grundlos – mit ihm umsprang. Aber es konnte nunmal nicht sein, was nicht sein durfte.

Die griechische Bevölkerung ist mittlerweile enorm gebeutelt, aber dabei soll es nicht bleiben. Für den nächsten Schluck aus dem Giftschrank des IWF – bescheidene 8,5 Milliarden Euro – müssen nun die nächsten Reformen eingeleitet werden. Besonders pikant ist hier die Liberalisierung des Arbeitsmarktes. Wozu das führt, haben wir ja in Deutschland schon zu genüge erlebt. Hier ist allerdings noch ein ganz anderes Denken und Einkommen vorhanden. In Griechenland ist das einer der letzten Nägel zum Sarg. Aus der Welt heißt es dazu:

Griechenland verabschiedet umstrittene Reformen
Athen macht den Weg frei für weitere Hilfstranchen der internationalen Geldgeber. Das griechische Parlament verabschiedete ein Gesetzespaket, das unter anderem den Arbeitsmarkt liberalisiert.
[…]
Mit den von den internationalen Gebern geforderten Reformgesetzen soll die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden. Gegen die geplante Liberalisierung laufen unter anderen die Apotheker Sturm, heftig kritisiert wurden auch die Regelungen zu den Milchpreisen.
[…]
Zuvor hatte das Oppositionsbündnis Syriza ein Misstrauensvotum gegen Finanzminister Yannis Stournaras initiiert, das jedoch scheiterte. Damit hatte Syriza die Abstimmung über das Gesetzespaket verhindern wollen. Oppositionsführer Alexis Tsipras nannte die umstrittenen Gesetze „ein Verbrechen an unserem Volk und unserem Land“. Stournaras sei der „Hauptvollstrecker des Abkommens zum Tod der griechischen Gesellschaft“.[2]

Mögen alle die sich an den Bevölkerungen vergehen und die Zukunft verramschen zu gegebener Zeit ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Verabschieden Sie sich von der geschürten Wut gegenüber den „faulen Griechen“ und sehen Sie der Realität ins Auge. Das ist orchestriert und eine kleine Elite ist der Dirigent. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann ist Griechenland auch in Deutschland angekommen. Schließen möchte diesen Artikel mit einem Zitat von Martin Niemöller:

Zuerst holten sie die Kommunisten;
ich schwieg, denn ich war kein Kommunist.
Dann holten sie die Juden;
ich schwieg, denn ich war kein Jude.
Dann holten sie die Gewerkschaftsmitglieder unter den Arbeitern;
ich schwieg, denn ich war kein Gewerkschafter.
Danach holten sie die Katholiken;
ich schwieg, denn ich war Protestant.
Schließlich holten sie mich,
und da war keiner mehr, der für mich hätte sprechen können.

Carpe diem

[1] http://www.griechenland-blog.gr/2014/04/das-verbrechen-des-iwf-in-griechenland/101669/
[2] http://www.welt.de/wirtschaft/article126380686/Griechenland-verabschiedet-umstrittene-Reformen.html


5 Responses to Griechenlands gallopierendes Siechtum

  1. Herbert Ludwig sagt:

    Immer wieder muss ich mich an die Aussprüche Schäubles, dieses gefährlichsten Mannes der Menschen Europas, erinnern:
    „Wir können die politische Union nur erreichen, wenn wir eine Krise haben.”

    „Kann man eine Währungsunion haben, wenn die wirtschaftliche Leistungskraft und die Finanzpolitik so unterschiedlich sind? Eine stärkere Vergemeinschaftung der Finanz- und Wirtschaftpolitik wird die Differenzen verringern. Darin liegt der Schlüssel. … Die meisten Mitgliedstaaten sind noch nicht vollständig bereit, die notwendigen Ein­schränkungen nationaler Souveränität hinzunehme. Aber glauben Sie mir, das Problem ist lösbar.“

    „Wir brauchen andere Formen internationaler Governance als den Nationalstaat. … Und heute schaffen wir etwas Neues. … Ich bin bei aller krisenhafter Zuspitzung im Grunde entspannt, weil, wenn die Krise größer wird, werden die Fähigkeiten, Veränderungen durchzusetzen, größer.“

    Wird da nicht der Plan einer mit dem Euro bewusst herbeigeführten Krise sichtbar, die aber noch anhalten soll, weil das Ziel noch nicht erreicht ist? Vgl.:
    http://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/06/16/die-geplante-euro-krise-als-schritt-in-den-eu-zentralstaat/
    http://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/11/22/hintergrunde-der-europaischen-integrationsbewegung/

  2. Janu sagt:

    Schäuble ist ein „Dr. Strangelove“ ( ) – nur, daß Peter Sellers einen ‚deutschen‘ Dr. Strangelove in den USA spielte. Schäuble hingegen ist ein US-Dr. Strangelove in Deutschland. Schäubles Tenor ist stets, daß die USA ohnehin alles bestimmen – und man solle auch nichts dagegen tun.

    Bereits die (für heutige Verhältnisse: beneidenswert gering verschuldete) DDR wurde ja auf eben dieselbe Weise „vereinigt“, daß sämtliche wirtschaftlichen (und sozialen) Grundlagen vorhersehbar und absichtlich völlig zerstört wurden. Dies wollten damals die Herrschenden der USA so.

    Mehr zu Schäuble bei diesem – und dem darauf folgenden – Kommentar: http://apxwn.blogspot.com/2013/06/geh-acht.html?showComment=1371840879897#c6367886915294420894

  3. strom23 sagt:

    Nach der Europawahl wird großflächiger als jetzt kalt enteignet aber es wird nicht mit einem Schlag passieren. Die Salamitaktik schlägt derart gut an bei der Bevölkerung das man die Enteignung auf viele Bereiche und über viele Jahre ausdehnen wird. Niedrigzins haben wir schon aber die komplett Maut noch nicht auch eine erhöhte Ökosteuer, 1% mehr USt., weitere Grundbesitz Fantasiesteuern, Vermögensabgabe über 3 Jahre mit Feststellungsdatum damit keiner wegrennen kann usw. usw. Ich bin mir ziemlich sicher das die Leute diese Kröten schlucken werden und das wir nichtmal ne Krise haben müßen um das umzusetzen. Wer sich nicht daran hält oder aufbegehrt wird als Steuersünder und Schmarotzer dargestellt. Da wird es große Fälle geben medial breitgretreten wie bei Hoeneß. Alle haben dann Angst und machen mit.

    Schon alleine die Aussicht auf Schulden Reduzierung dürfte genug Hebel sein um das eine oder andere wichtige Kreditinstitut Bilanztechnisch wieder zu sanieren.
    Zentralbanken braucht man nicht retten.Diese Institutionen bestehen solange wie der Staat besteht ob nun mit 200% oder 2000% über bip verschuldet.
    Das wird ewig so gehen.

  4. Konjunktion sagt:

    Passend dazu:

    Banken-Union: Die doppelte Enteignung der Bürger steht fest

    Fast unbemerkt, aufgrund der Berichterstattung zur Situation in der Ukraine, hat der Moloch EU am 20. März 2014 eine historische Vereinbarung getroffen, die eine einzige Behörde etabliert, um Pleite gegangene Banken abzuwickeln. Der Fokus der Berichterstattung der MSM lag zu diesem Zeitpunkt eher auf dieser Vereinbarung (Single Resolution Mechanism, SRM) als auf der wirklichen Story dahinter. Denn die besagt, dass zukünftig Steuerzahler und Guthabenbesitzer – also Bail-Outs durch Steuermittel und Bail-Ins durch Enteignung von Sparguthaben – zweifach für die Bankster einstehen müssen.

    Zwar gibt es zahlreiche länderbezogene Ausnahmen und die Vereinbarung ist sogar in Teilbereichen (nach den Richtlinien des EU-Parlaments) illegal, aber die Ausbeutung des kleinen Bürgers wurde schon beschlossen, bevor der Zustand des europäischen Bankensystems (vgl. Bankenstresstests) veröffentlicht wurde und ein stattfindender Aufschrei der Bevölkerung diese Sozialisierung der Bankverluste verhindert hätte.

    mehr hier: http://konjunktion.info/2014/04/banken-union-die-doppelte-enteignung-der-buerger-steht-fest/

    VG

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