QE-4: Wenn die Sucht nach Geld zum Politikum wird

Die Zeiten haben sich geändert, waren früher Wirtschaftsdaten und Hard-Facts für die Märkte das wichtigste Signal, ist heute kaum noch nachvollziehbar warum die Börsen sich in welche Richtung bewegen. Ereignisse wie die Eskalation im Nahen Osten oder auch die Ukraine hätten früher die Märkte in ihren Grundfesten erschüttert, die Auswirkungen waren jedoch kaum meßbar. Was also ist der tatsächliche Grund für den aktuellen Absturz der Börsen?


Zu keiner Zeit war soviel manipulatives Kapital im Umlauf wie im Augenblick. Immense Vermögen und zinslose Kredite haben eine hemmungslose Bande in die Lage versetzt, ganze Staaten per Knopfdruck in den monetären Abgrund zu schießen. Das ist dank High-Frequency-Trading und mehr als fragwürdigen Finanzinstrumenten zu einer Angelegenheit von Pico-Sekunden geworden.

Seit etwa 2010 sind wir Zeugen einer schier unglaublichen Reflationsrally geworden. Die Märkte und Finanzinstitute wurden mit Liquidität ertränkt und da mit klassischen Anlagen kein Geld zu verdienen war, floss all das billige Geld in die Aktienmärkte, viel davon über Kredite gehebelt. Das ist der Stoff aus dem Alpträume sind.

Die drängenste Frage ist, kann das ewig so weitergehen?

Nun nicht ewig, wie aber die Börsen bewiesen haben, schon eine ganze Weile. Es ist eine Frage des Engagements und der Hemmungslosigkeit von Politik und Notenbanken. Dieses Doppelgespann hat in den vergangenen Jahren eine schier unerschöpfliche kriminelle Energie bewiesen.

Das Motto der Märkte war immer das gleiche, es wird getanzt solange die Musik spielt. An dieser Stelle muss man sich fragen, „wer hat verflucht noch einmal die Musik abgestellt?“ Eine weitere Frage ist, warum?

Nun dazu habe ich meine eigene Theorie, welche in vergangenen Artikeln bereits ein wenig durchblitzen lassen habe. Ähnlich wie bei Drogenjunkys ist es auch bei den Finanz-Jongleuren. Sehr schnell gewöhnt man sich an die Dosis und damit auch an die Gewinne. Die Börsen taten sich im Zuge der Verkürzung der Quantitativen Lockerung schwer damit, weitere Hechtsprünge zu veranstalten. Minimale Aufwärtsbewegungen und ein Seitwärtshandel waren die Folge. Das ist natürlich weder spannend, noch kann man dabei den ganz großen Reibach machen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist politischer Natur. Eigentlich könnte die Rüstungsindustrie in den USA im Augenblick nur so vor Gewinnen triefen, Obama jedoch lässt nur sporadisch hier und da mal ein wenig rumbomben. Massive Bodeneinsätze, Basen und die damit verbundenen Kosten bleiben hingegen aus. Wie wir wissen, die Kosten des Einen, sind die Gewinne des Anderen. Die Republikaner waren immer sehr gut darin, die Wünsche ihrer Gönner zu erfüllen. Da wurde auch mal ein niemals endender Krieg im Mittleren Osten vom Zaun gebrochen, der die USA in den finanziellen Untergang stürzte und Millionen Menschen das Leben kostete.

„Yes we can“, und die absolute Hoheit im Senat und Zeitweise auch im Repräsentantenhaus waren ein Garant für das Vorgehen der Demokraten. Die Hoheit im Repräsentantenhaus wurde schon abgegeben, im Senat ist sie nach wie vor vorhanden. Vorweg möchte ich festhalten, Obama ist alles andere als ein Philanthrop und ist wenigstens genauso korrupt und verlogen wie der Großteil seiner Vorgänger. Er hat aber andere Gönner als die Republikaner.

Sehen wir nun auf die Anstehenden Mid-Term Wahlen in den USA, könnte durchaus ein gewisses Interesse bestehen die Machtverhältnisse klarer zu regeln. Wir erinnern uns daran, wie die Republikaner Obama die Hose auszogen als es um die Anhebung der Schuldengrenze ging. Bis dato reicht es nur für Blockaden, bald aber vielleicht auch wieder für völkerrechtswidrige Kriegseinsätze?

Ein weiterer Aspekt der bei den Börsen eine Rolle spielen könnte ist der Wunsch nach mehr Liquidität. Darauf war ich weiter oben in diesem Artikel schon eingegangen. Sowohl in der EU, als auch in den USA steigt der Druck auf die Notenbanken. Draghi könnte gezwungen werden den Geldhahn ordentlich aufzudrehen um den Verfall der Börse zu stoppen. Noch im letzten Bericht der FED wurde ein klares Signal an die Märkte gesendet, es könnte bald Schluss sein mit dem billigen Geld. So schreibt das Manager-Magazin:

Fed sieht dauerhaften Aufschwung trotz Marktturbulenzen

Yellen gehe davon aus, dass sich die Konjunktur auf einem stabilen Wachstumspfad befinde. Bei weiter schwindender Arbeitslosigkeit könnte sich die Inflation in den USA wieder dem von der Fed anvisierten Ziel von 2 Prozent annähern. Ein Sprecher der Fed habe den Bericht nicht kommentieren wollen.
[…]
Sollte sich die konjunkturelle Lage aber eintrüben, könnte die Zinswende länger auf sich warten lassen. Aber damit nicht genug: Experten des Bankhauses Metzler verwiesen auf Aussagen des Chefs der Notenbank von San Francisco, John Williams, vom Vortag. Demnach könnte im Fall einer sich abflauenden Konjunktur in den USA wieder über ein neues Kaufprogramm für Anleihen nachgedacht werden. [1]

Betrachtet man diese Aussage ganz nüchtern, lässt sich doch einiges mit anderen Augen sehen. Die FED hatte ja immer angekündigt die Leitzinsen zu erhöhen, sobald der Arbeitsmarkt sich stabilisiert habe. Kein QE und steigende Zinsen? Das wäre das Ende für die Hütchenspieler der Wall-Street.

Wir dürfen also gespannt bleiben, was die EZB und die FED in den kommenden 14 Tagen verlautbaren. Meine Vermutung ist, es wird einen weiteren Geldsegen geben um die Märkte weiter durch die Decke zu treiben. Die Blutsauger werden erst dann aufhören, wenn der Patient Tot auf der Bare liegt. Noch gibt es Volksvermögen die man plündern kann und bis dahin? Tanzen solange die Musik spielt.

Carpe diem

[1] http://www.manager-magazin.de/politik/artikel/fed-sieht-dauerhaften-aufschwung-trotz-finanzmarktturbulenzen-a-997434.html


15 Responses to QE-4: Wenn die Sucht nach Geld zum Politikum wird

  1. Herbert Ludwig sagt:

    Das Grundproblem ist, dass die egoistische Sucht nach dem Geld, nach möglichst leistungslosen Einkommen gesetzlich gefördert wird, z. B. mit dem Aktienrecht. Grundsätzliche Gedanken dazu:
    http://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/10/11/die-sozial-zerstorerische-wirkung-des-aktienrechts/

  2. Frank H. sagt:

    Darf man es überspitzt formulieren?

    All die illegalen Kriege der organisiserten Konzernmafiosi aus der Kriegs-, Öl-, KfZ-, Energie-, Lebensmittel-, Finanz- und Pharamzieindustrie kosten Billionen Dollars. Und die Betriebskosten holt man sich aus den Kolonien wieder rein.

    Wir alle sollten das Kind beim Namen nennen. Eine Hand voll Tycoons gegen den Rest der Welt.

    Man muss dem Pöbel die Verantwortung nehmen, ihn mit Unnützem beschäftigen, ihn zu willigen gedankenlosen Arbeitssklaven erziehen und die Verantwortung der Führung den zu Recht geschliffenen herangezogenen Eliten überlassen.

    So funktioniert die USA, Ozeanien und Canada, so funktioniert Europa.

    Die Hinterhöfe und Lieferanten sind der nahe Osten, Afrika und Süd- / Mittelamerika.

    ROM ist lebendig! ROM war nie weg. ROM verwüstet den Planeten. Ist ihm ja erlaubt – eine große Weile. -.o

  3. Frank H. sagt:

    Ein vernünftiger US Analyst bringt es auf den Punkt:

    „Lassen Sie uns einen Blick auf das große Ganze werfen: Der Dollar war der Grund für die Rückgänge bei den Rohstoffen und anderen wichtigen globalen Währungen. Meiner Ansicht nach wurde die Steigerung des Dollars inszeniert, um Europa zu helfen, denn die Europäische Union leidet wirtschaftlich, also versucht die FED ihr zu helfen.

    Die Europäer wollen nicht in eine Deflation verfallen und was noch wichtiger ist, während der Dollar eine Rallye hinlegt, sinken die Einnahmen der US-Konzerne und die Exporte gehen zurück, was in den Vereinigten Staaten zu einer stagnierenderen Wirtschaft führen wird. Für die FED ist das eine schwierige Situation, denn man will vor den Kongresswahlen keinen Aufruhr erzeugen.

    Die Chefin der FED wurde von Präsident Obama ausgesucht, also kann ich diesbezüglich nicht allzu pessimistisch sein, denn ich glaube es ist die Aufgabe der FED, die Administration zu schützen. In den FED-Minutes letzte Woche haben sie auch gesagt, dass die Entscheidung der FED über die Zinsen „datenabhängig“ sein wird. Das war eine Überraschung für all jene, die glaubten die FED würde die Zinsen im Juni nächsten Jahres anheben.“

    http://n8waechter.info/2014/10/nach-den-kongresswahlen-in-den-usa-bricht-die-hoelle-los/

  4. Jakob "Jokl" Herer sagt:

    „Quantitative Easing“ habe ich leider öfters, dann progredient und meistens zum Monatsende hin.

  5. Jakob "Jokl" Herer sagt:

    … und ich bin froh, wenn das Ganze dann wieder Richtung „increasing“ geht.

    P.S.:danke für Eure oft sehr guten Artikel hier übrigens.

  6. ProUndContra sagt:

    hier mal einige Infos aus dem Newsticker von heute nachmittag via yandaya.de:

    Fed Bullard: Die Fed sollte das Ende von QE überdenken und eventuell nach hinten verschieben
    Fed Bullard: Abhängig von den Rahmendaten könnten wir die Anleihenkäufe noch einmal aufstocken
    Fed Bullard: QE ist das mächtigste Instrument der Fed sobald die Leitzinsen am unteren Rand angekommen sind

    damit liegt Jens gar nicht so falsch.
    Die FED wird sich wieder etwas neues einfallen lassen – definitiv. An deren Kreativität sollten wir alle nicht so schnell zweifeln (Never fight the FED). Ob das dann QE4 heißt oder anders und ob das in 2 Wochen kommt oder etwas später, ist unerheblich. Es wird was kommen…

    the show must go on!

  7. Frank H. sagt:

    Draghis hochgefährlicher Pakt mit der Investmentfirma

    Der EZB-Präsident will mit dem Aufkauf unsicherer Kreditpakete die Wirtschaft stützen. Ausgerechnet die Investmentfirma Blackrock hilft dabei. Die spielte in der Krise schon eine unrühmliche Rolle.

    http://www.welt.de/wirtschaft/article133298047/Draghis-hochgefaehrlicher-Pakt-mit-der-Investmentfirma.html

  8. Frank H. sagt:

    Lest diese Dokumente!!!
    Frankfurt ist Knietief in der Sch* drinn!
    Euroclear, diese Bänksterszentrale plündert Europa aus:
    http://saveourfamilyandhome.com/dtcc_cede/EXHIBIT_26_EUROCLEAR_HISTORY.pdf

  9. Frank H. sagt:

    DTCC Report. Wie das Bänksterskartell wirklich vernetzt ist:
    http://saveourfamilyandhome.com/dtcc_cede/EXHIBIT_19_DTCC_2_PAGE_CORP_OVERVIEW.pdf

  10. […] QE-4: Wenn die Sucht nach Geld zum Politikum wird (ik-news) […]

  11. Frank H. sagt:

    Na also, IKNEWS trifft den Nagel auf den Kopf. Danke Jens.

    Freitag, 17.10.2014 – 08:50 Uhr
    Fed-Vertreter erwägen Verlängerung der geldpolitischen Maßnahmen
    Fed-Vertreter denken laut über eine Verlängerung der Anleihekäufe nach, die eigentlich Ende Oktober auslaufen sollen. Als Gründe wurden die zuletzt schwachen Konjunkturdaten und gesunkenen Inflationserwartungen genannt. Die Marktteilnehmer dürften bei diesen Worten aufhorchen.

    http://www.godmode-trader.de/artikel/fed-vertreter-erwaegen-verlaengerung-der-geldpolitischen-massnahmen,3920766

  12. Jens Blecker sagt:

    Und gleich noch einen:

    Riga (Reuters) – Trotz Bedenken der Bundesbank startet die EZB in Kürze ihr Wertpapier-Ankaufprogramm, um damit die lahmende Konjunktur anzukurbeln.

    Die ersten Papiere sollen bereits in den nächsten Tagen gekauft werden, wie EZB-Direktor Benoit Coeure am Freitag auf einer Notenbank-Konferenz in Riga ankündigte. Vorgesehen ist zunächst der Erwerb von Pfandbriefen. Sie gelten als besonders sicher, da sie beispielsweise mit Darlehen an die öffentliche Hand gedeckt sind. Später sollen auch Kreditverbriefungen gekauft werden, sogenannte ABS-Papiere.

    http://de.reuters.com/article/topNews/idDEKCN0I611220141017

  13. Luxic sagt:

    Es ist schon irgendwie irrwitzig, das es nur noch darum geht, ein mathematisches System am Laufen zu halten, in dem die Zahlen immer größer werden. Irgendwie völlig sinnlos. Das ganze System ist nur extrem komplexes Zahlenwerk und unterliegt den Gesetzen der Mathematik. Dieses System funktioniert nur durch die Verbreitung von Schulden. Nur durch sie wachsen die Zahlen. Das Geld muss dahin zurückfließen, wo es hergekommen ist. Zu den Banken. Und nicht nur das: Es soll durch die Zinsen mehr zurückfließen, als in Umlauf gebracht wurde. Wie soll das funktionieren ?

    Das Geld kann ja nur von den Banken kommen. Das bedeutet, das sich die Banken letztlich ihre Zinsen selbst zahlen müssen. Es hat ja sonst niemand die Macht zur Geldschöpfung. Es liegt in der Natur der Sache, das am Ende nur Schulden übrig bleiben können. Denn darauf beruht das gesamte System. Irgendwie ist das Finanzsystem in letzter Konsequenz nur ein negative Zahlen produzierendes Mathematik-Konstrukt. Man kann alte Schulden nur durch die Aufnahme neuer Schulden tilgen. Aber die Schulden werden niemals getilgt. Im Gegenteil: sie wachsen immer mehr. Wie kann denn ein Staat einen ausgeglichenen Haushalt haben, wenn zu seiner Finanzierung ständig neue Kredite benötigt werden ? Die Steuern der Bürger sind auch nur Geld, welches irgendwann mal von einer Bank als Kredit vergeben wurde. Genau wie Löhne oder Sparguthaben. Wenn die Welt keine Schulden hätte, hätten Banken kein Kapital. Niemand hätte dann Kapital. Letztlich sind doch Banken gezwungen, sich nur noch untereinander zu verschulden und sich mit ihrem Luftgeld gegenseitig zu bedienen. Es ist deren Spiel und nur sie können es spielen. Denn nur die Banken können Geld erschaffen.

    Es kommt aus dem Nichts und es verschwindet wieder im Nichts. Man kann dieses Spiel zwar ewig weiter spielen, aber irgendwann haben die Zahlen keine Namen mehr. In hundert Jahren stände der Dax vielleicht bei 10^47 Punkten und die amerikanische Staatsverschuldung bei 23^65 Dollar. Macht ja nichts, sind ja nur Zahlen. Aber wieviele Nullen sind das noch gleich ?

    Als ich klein war, habe ich ein Spiel erfunden, welches ich mit meinem Opa gespielt habe. Es war so eine Mischung aus Roulette und Monopoly. Roulette wurde ganz normal gespielt, nur das man mit dem Gewinn Häuser kaufen konnte und so „Mieteinnahmen“ generieren konnte. Geld für nichts aus der Bank des Roulettespiels. Wenn man genug Häuser hatte, brauchte man eigentlich nicht mal mehr einen Einsatz machen. Man wurde durch die „Mieteinnahmen“ immer reicher und je mehr Häuser man kaufte, umso schneller ging das. Exponentielles Wachstum.

    Die Roulettechips waren irgendwann alle. Also begann ich damit, mir Chips aus Pappe zu machen, damit ich weiterspielen konnte. Nur musste ich immer mehr davon machen. Irgendwann hatte ich dann 1000er und 5000er Chips. Aber das Geld wurde immer wieder alle. In immer kürzeren Abständen habe ich die Bank gesprengt und musste neue Chips malen. Bis ich keine Lust mehr hatte.

    Geld in Verbindung mit die Nominale vergrößernden Mathematik-Konstruktionen tut genau das, was es tun soll. Es macht die Zahlen immer größer. Dafür ist das System gemacht und das ist es, was alle wollen sollen. Wachstum, Wachstum und nochmals Wachstum. Dabei ist es ein primitiver Selbstzweck, der nur einen für den Menschen völlig nutzlosen Effekt hat. Zahlen aufzupumpen. Ob als erfundenes Guthaben, oder als aufgezwungene Schulden. Aber der Mathematik sind Gläubiger und Schuldner egal.

    Wir alle sind in Zahlen definier- und bewertbare Komponenten dieses mathematischen Systems und durch Geld an dieses System gefesselt. Nur die Zahlen bestimmen nicht wir. Ein Haus kann man in einem Jahr bauen. Wieso geht man aber unter Umständen 20 oder 30 Jahre arbeiten um es zu bezahlen ? Wieso müssen Banken gerettet werden, obwohl wir fleißig Schulden gemacht haben und die Zinseszinsen nur so sprudeln müssten ? Wo sind denn die ganzen Gewinne, von denen Bänker eigentlich ruhig schlafen können müssten ? Die wehen doch nicht etwa als laues Lüftchen durch chinesische Geisterstädte ? Oder verrotten die auf abgelegenen Parkplätzen, stillgelegten Industriekomplexen, oder verlassenen Wohnsiedlungen ? Aber der letzte Quartalsgewinn bestimmt ja sowieso immer das aktuelle Verlustrisiko. Sonst würden Banken ja im selbstgemalten Eigenkapital ersticken. Mir ist es so ergangen, als ich mein Monopolyroulette gespielt habe. Allerdings hatte ich auch keine Verbindlichkeiten gegenüber der Spielbank und habe nicht alles auf die Dreizehn gesetzt. Wenn die Spielchips alle waren, habe ich für 0 % neue gemalt. Meine Gewinne waren mir durch mein „Finanzprodukt“ garantiert. Wäre ich gierig genug gewesen, hätte ich noch die Mieterhöhung in die Spielregeln eingebaut. Dann hätte ich aber irgendwann kiloweise Pappe gebraucht, um die ganzen Chips zu basteln.

    Die Finanzwelt ist an einem Punkt angekommen, an dem das von ihr selbst erschaffene mathematische System, die einst als Guthaben verteilten Zahlen wieder zu dem werden lässt, als was sie erfunden wurden. Zu uneingelösten Gewinnerwartungen. Aus Sicht einer Bank ist die Kreditvergabe eine nicht risikofreie Investition. Nur wer soll jemals für die Gewinne der Banken sorgen, also die Geldvermehrung durch Zinseinnahmen, wenn nicht die Banken letztlich selbst ? Niemand sonst kann Geld erschaffen. Also kann auch niemand sonst die Zinsen bezahlen. Den Banken bleibt nichts anderes übrig, als sich ihre Gewinnerwartungen selbst zu erfüllen. Aber dafür gibt es dann die „Notenpresse“.

    Dank der Mathematik ist für Wachstum grundsätzlich gesorgt. Jedenfalls was die Zahlen angeht. Die Staatsverschuldungen steigen munter weiter. Das sollte doch freudig stimmen. Oder nicht ? Schließlich verspricht ein hoher Schuldenstand große Bankgewinne und somit eine blühende, ach so systemrelevante Bankenlandschaft. Oder brauchen wir schon wieder mehr Wachstum ? Hat die Notenpresse ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht ? Sicher nicht, denn Zahlen sind unendlich.

    Irgendwann müssen die Zahlen neu geordnet werden und Verträge neu gemacht werden. Mit jahrelanger Bilanztrickserei und Schönfärberei kann man das Problem langsam nicht mehr kaschieren.

    Während die BRIC-Staaten aus meiner Sicht genau das Richtige Tun, nämlich sich vom Dollar-System zu lösen, lässt sich Europa dafür benutzen, ein abgelaufenes ökonomisches System am Leben zu halten.

    Das System hat seine Grenzen klar gezeigt. Alles endet in einer großen Paradoxie. Die EU und die USA haben gegensätzliche Wege eingeschlagen, um die Schulden in den Griff zu bekommen. Während man in den USA die Schulden nach oben getrieben hat, um nicht sparen zu müssen, hat man in der EU harte Sparmaßnahmen ersonnen, um die Schulden einzudämmen. Nichts hat genützt und kann es auch nicht. Die Schuldendynamik, gepaart mit den hochspekulativen und undurchschaubaren Verstrickungen der gesamten Finanzbranche, ist durch keine Konjunkturbelebung mehr zu Schultern. Sollen jetzt alle drei Autos kaufen ? Fünf Ferienwohnungen ? 12x Solarium täglich ? Man könnte ja auch die Stunden halbieren. Dann hätte der Tag 48 Stunden und die Menschen könnten länger arbeiten. Mathematisch lässt sich das BIP so glatt verdoppeln. Man muss nur die richtigen Zahlen einsetzen, oder weglassen. Wenn die EZB ihren Rettungsschirm aufspannt, oder der Finanzjongleur seinen 200% Hebel auspackt, ist auch für beste Stimmung gesorgt.

    Der ganze Planet wird zerstört, für ein sinnloses Zahlenspiel. Ökonomie, Ökologie und Soziologie lassen sich nicht trennen. Nur funktionieren Natur und Mensch nicht nach Zahlen. Ist ein Homo Oeconomicus, auf den wir alle getrimmt wurden und werden, überhaupt lebensfähig ? Wenn ich mir diese HiTec Gesellschaften so betrachte, habe ich meine Zweifel.

    Wir sollten froh sein, das bei einer Bankenpleite oder einem Finanzcrash die Häuser stehen bleiben und die Bäume weiterwachsen. Aber es gibt leider Menschen, die schmeißen dann Bomben drauf.

    Mal sehn, wie lange die Notenbanken noch „Lust“ haben, sich eigen Kapital zu schaffen, um die eigene Branche mit „Chips“ zu versorgen. Aber was für die einen ein Spiel, ist für andere bitterer Ernst.

    Ich denke zu retten ist da schon lange nichts mehr. Nicht, weil z.B. irgendwelche südeuropäischen Länder ihre „Konjunkturmaßnahmen“ nicht umsetzen (wozu sie ja überhaupt nicht in der Lage sind) , sondern weil es mE rein mathematisch letztlich niemals aufgehen kann.

    Mir kam es immer irgendwie so vor, als ob man sich seitens der Politik ausrechnet, das es funktioniert, Staatsschulden abzubauen, indem man die Staatskosten soweit es irgend geht senkt. Mathematisch ist das sicher möglich. Praktisch aber wohl kaum. Wie soll eine Verwaltung und Infrastruktur funktionieren, wenn man die finanziellen Mittel dafür nicht mehr zur Verfügung hat ? Kann man so Schulden abbauen, oder Banken retten ? Sicher nicht. Man gewinnt lediglich etwas Zeit. Die Schulden steigen etwas langsamer. Das ist ungefähr so, wie wenn man weniger tankt um den Spritverbrauch eines Motors zu senken. Funktioniert ja auch, aber dann läuft eben auch der Motor nicht mehr lange.

    Soweit wäre es mir persönlich ja egal. Was kümmern mich Zahlen, die irgendwelchen Fremden über alles wichtig sind. Wäre da nur nicht dieses unsägliche menschliche Leid, welches auch in Europa immer dramatischere Ausmaße angenommen hat. In den USA sieht man es noch deutlicher.

Schreibe einen Kommentar

Kursanbieter: L&S RT, FXCM