Hagebutten – Vitaminbomben und mehr

Wildkrautgarten Hagebutte Fruechte

Die gesunden Früchte wilder Rosen: Hagebutten im Herbst

Ein schöner Farbtupfer im herbstlich-blattlosen Gebüsch sind die orange-roten Hagebutten. Dick und rund oder dünn und langgestreckt leuchten uns die Früchte der Heckenrosen ab September bis in den Winter hinein schon von weitem entgegen. Es lohnt sich bei jedem Herbstspaziergang ein paar davon zu naschen und als Vorrat mit nach Hause zu nehmen, denn sie haben den höchsten Vitamin C-Gehalt aller einheimischen Wildfrüchte. Mit ihrem süß-säuerlichen Geschmack sind die Hagebutten als Zutat in Winterteemischungen und Marmeladen beliebt und können durch ihre wertvollen Inhaltsstoffe unter anderem bei Erkältungen, Gelenkschmerzen und Hautproblemen hilfreich sein.

Hagebutten nennt man die Sammelnussfrüchte der verschiedenen Rosensorten, insbesondere die der Hecken- oder Hundsrose (rosa canina). Der schnellwüchsige, sommergrüne Heckenrosen-Strauch wird selten höher als zwei bis drei Meter und ist die häufigste wild wachsende Rosen-Art in Mitteleuropa. Die Heckenrose ist in weiten Teilen Europas, Nordwestafrika und Vorderasien verbreitet und auch in Nordamerika eingebürgert.

Heckenrosenbluete

Blüte der Heckenrose

Als Pionierpflanze findet man sie auf Weiden und Brachen, an Waldsäumen, Wegen und Strandwällen vom Tiefland bis in die Gebirge hinauf. Im Mai und Juni, vereinzelt sogar bis August, bezaubert die Heckenrose mit zahllosen weißen, rosafarbenen oder karminroten Blüten, die dezenter duften als die Duftrosen, aber ebenso wie diese essbar sind. In der Volksheilkunde wurde der Blütenaufguss gegen Blutungen von Magen, Darm und Lunge, bei Magenkrämpfen und Durchfall sowie gegen Hämorrhoiden getrunken. Als Bachblütenessenz Wild Rose sollen sie Lebenslust und inneren Antrieb stärken.

Da die Hecken- oder Hundrose mit anderen Wildrosenarten oft Bastarde zeugt, gibt es Hagebutten in zahlreichen Formen, Farben und Größen. Auch andere Rosenarten bilden sie als Früchte. Manche schmecken sehr aromatisch, andere eher mehlig, essbar sind sie alle. Bei allen Hagebutten umschließt ein fleischiger Fruchtbecher die hellen, kantigen und recht harten Nüsschen. Die Hagebutten der Heckenrose sind leuchtend rot, außen glatt und innen behaart.

Wildkrautgarten HagebutteDie rote Farbe ist den reichlich enthaltenen Karotinoiden, insbesondere dem Lycopin geschuldet, welches auch Tomaten die rote Farbe verleiht und starke antioxidative Wirkungen hat. Auch die Antioxidantien Beta-Carotin, eine Vorstufe von Vitamin A, und Alpha-Tocopherol, eine Vitamin E-Variante, sind reichlich in den Hagebutten enthalten. Weil Antioxidantien die Zerstörung von Gewebe und Zellstrukturen verhindern, wirken sie entzündungshemmend, krebswidrig und können uns bei regelmäßigem Verzehr vor Herz-Kreislauferkrankungen wie Arterienverkalkung, Schlaganfall und Herzinfarkt schützen. Sie stärken das Immunsystem und die Schleimhäute, erhöhen den Kollagengehalt der Haut, schützen sie gegen Sonnenschäden und fördern die Wundheilung. 100g Hagebutten decken rund ein Drittel des Tagesbedarfs an Vitamin E und das fünffache des Tagesbedarfs an Beta-Carotin. Hagebutten sind zudem reich an B-Vitaminen, Mineralstoffen sowie Spurenelementen wie Kupfer und Zink.

Hagebutten mit eher runder Form, wahrscheinlich Frucht der Kartoffelrose

Auch andere Rosenarten tragen Hagebuttenfrüchte

Besonders herausragend ist jedoch der Vitamin-C-Gehalt der unscheinbaren Früchtchen, der alle anderen einheimischen Wildfrüchte in den Schatten stellt. Frische Hagebutten enthalten mit 1250 mg pro 100g über 20-mal mehr Vitamin C als Zitronen. Manche Quellen nennen sogar einen Gehalt von 5000mg/100g. Selbst wenn man den geringeren Wert ansetzt, decken schon rund 12 g Hagebutten den von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung festgelegten Tagesbedarf von 100 mg. Da es kaum eine Krankheit gibt, die durch Vitamin C nicht verbessert wird, sind Hagebutten also ein kleiner Gesundbrunnen. Vitamin C ist einer der wichtigsten Schutzstoffe gegen freie Radikale, Bakterien und Viren und verlängert die Wirksamkeit anderer Antioxidantien. Es normalisiert den Blutfluss und schützt die Gefäßwände, so wirkt es vorbeugend gegen Arteriosklerose und damit verbundene Krankheiten wie Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkte. Vitamin C fördert die Bildung von Kollagen, damit kräftigt es Bindegewebe, Haut, Bänder, Sehen und Blutgefäße und unterstützt die Wundheilung. Es verbessert die Verfügbarkeit von Eisen und Calcium und ist an der Hormonregulation beteiligt. Es regt die Fettverbrennung der Muskulatur an und unterstützt durch die Aktivierung von Leberenzymen die Entgiftung des Körpers. Neben vielen weiteren positiven Eigenschaften hat es fördernde Wirkungen auf Konzentration, Entspannung und Stimmungslage.

Hagebuttenfruechte am herbstlichen Heckenrosenstrauch

Vitamine satt am Wegesrand

Hagebutten kann man roh direkt vom Strauch essen, so bekommt man bei jedem Spaziergang eine Extra-Portion Vitamine und Antioxidantien. Weil die winzigen Härchen in der Frucht leicht reizend wirkend, sind sie bei Kindern als Juckpulver beliebt. Beim Verzehr soll man sie entfernen, da sie im Hals kratzen und bei empfindlichen Menschen Reizungen der Schleimhäute auslösen können. Ist das Fruchtfleisch der Hagebutte noch fest, bricht man es mit den Zähnen oder Fingernägeln auf, entfernt die enthaltenen Samen und Härchen und isst die knackige Fruchtschale. Ist die Frucht durch Frost oder Reife schon weich geworden, ist es sogar noch einfacher. Dann entfernt man einfach den Stiel- und Kelchansatz und saugt das Fruchtmus aus beiden Seiten heraus. Es schmeckt süßlich-herb und fast wie Marmelade. Die Früchte kann man den ganzen Winter über bis zum Frühling auf diese Weise ernten.

Wildkrautgarten HagebutteFür den klassischen Hagebuttentee kann man die ganze Frucht verwenden. Kneipp empfahl den regelmäßigen Genuss von Hagebuttentee nicht nur bei Erkältung, sondern auch bei entzündlichen Blasen- und Nieren-Erkrankungen. Die enthaltenen Fruchtsäuren wirkend blutreinigend und entfalten harnfördernde Wirkungen, ohne die Nieren zu reizen. Damit beugen sie ebenso wie der Tee aus Hagebuttenkernen der Bildung von Grieß und Steinen in den Harnwegen vor und entsäuern den Körper, so dass bei Rheuma und Gicht eine Linderung erfolgen kann. Hagebutten lassen sich auch zu gesunden Marmeladen, Gelees oder Chutneys verarbeiten oder zu Likören und Wein ansetzen.

Die Kerne lassen sich separat verwenden. Man kann sie fein zermahlen zum milden Tee mit leichter Vanillenote aufgießen oder geröstet und gemahlen als nussigen Kaffeeersatz genießen. Zudem enthalten sie ein hochwertiges Öl, das sich vor allem zur Pflege von trockener, schuppiger und rissiger Haut und zur Behandlung von Psoriasis, Pigmentflecken, Narben und Verletzungen von Zahnfleisch und Mundschleimhaut eignet. Bei regelmäßiger Anwendung soll Hagebuttenkern- oder Wildrosenöl zudem die Funktion der Talgdrüsen der Haut regulieren und so Akne und Hautunreinheiten lindern. Es beschleunigt die Hautregenation und fördert den Aufbau von Kollagen. Dadurch macht es die Haut elastischer, verbessert Wundheilung und Feuchtigkeitsaufnahme und lindert kleine Fältchen.

In den letzten Jahren ist die Hagebutte auch bei der Behandlung von Arthrose in den Fokus geraten. Mehrere Studien zeigen eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung von Hagebuttenpulver bei Knie-, Hüft-, Schulter- und Handgelenksschmerzen sowie bei chronischen Rückenschmerzen. Im beliebten Hagebuttentee oder der Hagebuttenmarmelade sind die dafür verantwortlichen Galactolipide leider nicht mehr enthalten, da sie sich nur in Fett und nicht in Wasser lösen und zudem hitzeempfindlich sind. Bei Temperaturen über 40 ° Grad werden sie zerstört. Alternativen zu Hagebuttenpulver aus dem Handel sind der reichliche Verzehr frischer Früchte und das Trocken der Hagebutten im Rohkostdörrautomat unter 40° Grad.

Wer jetzt Lust auf die gesunden Hagebutten bekommen hat, der sollte beim nächsten Herbstspaziergang einfach nach den roten Früchten Ausschau halten, denn sie sind fast überall zu finden. Natürlich sollte man sie lieber an Stellen sammeln, die fernab von Straßen, Fabriken oder auch Feldrädern liegen, um eine Verunreinigung durch Umweltgifte oder Pestizide zu vermeiden. Am besten sammelt man die kleinen Vitaminbomben in Parks und Gärten und nascht sie gleich direkt vom Strauch.

Die Wildkrautgarten-Pflanze des Monats erscheint immer als exklusive Vorab-Veröffentlichung auf IKnews. Mehr Wissenswertes zu Hagebutten und weiteren Pflanzen demnächst auf www.wildkrautgarten.de. © Mandy Bantle
Hier noch ein paar Rezepte zum Genießen, zahlreiche weitere finden sich im Netz.

Fröhliches Wildkräutern!
Der Wildkrautgarten

Hagebutten-Marmeldade
1kg frische, reife Hagebutten waschen, entkernen und erneut waschen, um alle Härchen zu entfernen. Mit etwas Wasser ca. eine halbe Stunde weich kochen. Anschließend durch ein Sieb oder eine flotte Lotte passieren. Das Fruchtpüree erneut aufkochen, 700g Zucker hinzufügen und kurz weiterköcheln lassen. Anschließend heiß in sterilisierte Gläser füllen und 20 Minuten in heißem Wasser pasteurisieren.

Tipp: Es soll auch ohne das Entfernen der Kerne gehen. Dann mehrmals durch ein Sieb passieren, um möglichst viele Härchen herauszufiltern.

Hagebutten-Essig
500g Hagebutten waschen, halbieren, entkernen, und noch einmal waschen, um alle Härchen zu entfernen. Mit einem Liter Weißweinessig übergießen und ca. 4 Wochen an einem dunklen warmen Ort ziehen lassen. Anschließend abfiltern und in saubere Flaschen abfüllen. Man kann für den Essigansatz auch gut die Reste anderer Hagebuttenrezepte nutzen.


3 Responses to Hagebutten – Vitaminbomben und mehr

  1. Jokl sagt:

    Vielen Dank für die Erinnerung und den gesundheitsförderlichen Artikel, Mandy.

    Ja, und ich werde ab heute ab und zu ein paar Hagebutten naschen.

  2. na dann lass sie dir schmecken 🙂

  3. chris123 sagt:

    Wie viel doch so eine Pflanze in Wirklichkeit darstellt, die man sonst so schnell übersieht. Es ist eine seltsamer Anspruch den wir haben wenn man z.B. das Wort „Rose“ hört. Es ist wie im Leben wo viel nach Äusserlichkeiten bewertet wird und die inneren Werte übersehen werden. Finde ich schön wie diese Seite einfach mal hervogehoben wird. Es war hier stark der „menschliche Nutzen“ im Vordergrund. Mir hätte noch gefallen wenn bei dieser Betrachtung zu dieser „Wildpflanze“ auch das Verhältnis der „Wildtiere“ noch drin gewesen wäre. Also z.B. was stellt dieser Hagebuttenstrauch für die Tierwelt bzw. ganzheitlich ökologisch da. Für Insekten, Vögel oder Rehe etc. als Wildweide usw. Also so die ganzheitliche Sicht des „Lebensraums Hagebuttenstrauch“ für alle.

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