Dr. med. Mobile: Die medizinische Revolution für Zuhause?

Der Markt für Smartphones hat sich seit der Einführung des iPhones im Jahr 2007 gewaltig entwickelt. Es gibt heute kaum noch etwas, wofür es keine App gibt. Eine Technologie fristet allerdings noch immer ein gewisses Schattendasein, die Analyse der Gesundheit. Etliche Unternehmen und Startups arbeiten eifrig daran, den Menschen den Gang in die Arztpraxis und damit verbundene Wartezeiten zu ersparen. Diese Sparte könnte das Gesundheitswesen nachhaltig verändern. Schon jetzt gibt es unzählige Gadgets und Wearables, die umfangreich Auskunft über den Zustand des Trägers verraten. Ein starker Wermutstropfen allerdings bleibt, der Datenschutz.


Zu Zeiten von Raumschiff Enterprise war all das noch Science Fiktion, es erschien nahezu unmöglich. Die letzten 20 Jahre haben aber eine technische Evolution mit sich gebracht, deren Dynamik und Geschwindigkeit immer mehr zunehmen. Selbst für technikaffine Menschen ist es schwierig geworden, auf dem Laufenden zu bleiben, das führt sehr schnell zu einer Überforderung.

Moderne Smartphones sind mit unzähligen Sensoren, hochauflösenden Kameras, sensiblen Mikrofonen und für ihre Größe sehr leistungsfähigen Prozessoren ausgestattet. Mit dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch völlig neue Möglichkeiten. In vielen Ländern dieser Erde ist der Gang zum Arzt Luxus und viele Menschen sterben aufgrund von Krankheiten, die bei rechtzeitiger Diagnose einfach zu heilen wären.

Auch in Deutschland verschlechtert sich das Gesundheitswesen zusehends, immer weniger Ärzte müssen immer mehr Patienten behandeln. Der Kostendruck bringt sein Übriges. Mit diesem Hintergrund darf man also durchaus zuversichtlich auf diese Technologie blicken, am Ende muss es ja kein Smartphone sein, was als Grundlage verwendet wird. Das Datenschutzproblem müsste in jedem Fall – Open Source – in Angriff genommen werden.

scopeDie Firma Cellscope bietet beispielsweise einen Aufsatz für Smartphones an, mit welchem man den Gehörgang untersuchen kann und die Bilder an einen Arzt senden. Auf diese Weise lassen sich bereits im Verdachtsmoment Entzündungen erkennen, ohne wegen jedem Wehwechen gleich zu einem Arzt laufen zu müssen. Natürlich ist man nicht gleich ein Mediziner, allerdings entwickelt sich auch in diesem Bereich sehr schnell eine Community, die sich am Aufbau der nötigen Analysestruktur beteiligt. Wer sich zum Beispiel in Foren für Autoreparaturen herumtreibt, hat sicherlich einen gewissen Eindruck davon, wie gut das funktionieren kann.

scout_third_feature_imageDie Firma Scanadu hat eine Reihe von Sensoren entwickelt, die neben Informationen über Puls, Atemfrequenz, Körpertemperatur, Blutsauerstoff, Schwangerschaftskomplikationen, Nierenversagen, Harnwegsinfektionen etc. liefern können. Um eine Analyse zu bekommen, muss man sich beispielsweise den „Scout“ etwa 10 Sekunden an die Schläfe halten. Kurze Zeit später sind die Daten auf der Mobil-Device einsehbar.

Geht es nach der Firma Nanopore, könnte das sogar noch wesentlich weiter gehen. Der MinION hat die Größe eines Feuerzeugs und ermöglicht einen wesentlich tieferen Einblick in den Gesundheitszustand des Patienten. Noch ist es preislich nicht attraktiv genug, aber das ist wahrscheinlich auch nur eine Frage der Zeit. Dann hat möglicherweise jeder Haushalt einen eigenen DNA-Sequenzierer im Badezimmerschrank stehen.

Grundlegend bietet dieser Wirtschaftszweig ein großes Potential. Besorgte Eltern würden sich manch unnötigen Gang zum Kinderarzt ersparen können, manche unentdeckte Krankheit könnte rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Auch im wirtschaftlichen Bereich wird sich hier einiges an Chancen bieten, besonders was die Entwicklung eines ordentlichen Datenschutzes betrifft. Wer möchte schon, dass sein Krankheitsbild mit personenbezogenen Daten durch die Weiten des Internets geistert, ohne zu wissen, wer alles Einblick erhält?

Spannend ist es in jedem Fall und wir werden in den kommenden Jahren sicherlich Zeugen einer weiteren Revolution, entsprungen aus den Möglichkeiten der Technik. Besonders Menschen, die keinen Zugriff auf eine ordentliche medizinische Versorgung haben, könnte sich eine wichtige Chance ergeben. Mobiltelefone hat schließlich mittlerweile fast jeder.

Carpe diem


6 Responses to Dr. med. Mobile: Die medizinische Revolution für Zuhause?

  1. dunkelleuchte sagt:

    Dazu kann ich nur den Film „Auf Nummer sicher“ auf Youtube empfehlen! Willkommen in der schönen neuen Welt!

  2. Infoliner sagt:

    Ich nehme Deine Ausführungen mal als ironisch, denn ein Arzt wirkt ja durch die persönliche Begegnung und dann in der Weise, daß er die Selbstheilung unterstützt.
    Sofern Du allerdings den stattdessen ablaufenden Wahnsinn meinst, ja, dazu würden auch solche Geräte dann passen. Ein weiteres „Ohne mich“.

    Hab einen schönen Tag!

  3. Govan sagt:

    Tja wenn wir eine Datenschutz hätten der Biss hätte und jegliches eindringen in die Privatsphäre verbieten würde ….

    Tja wenn …

    Oder es keinen Sinn mehr machen würde solche Daten zu sammeln….

    Tja wenn ..

    Nur im Moment sehe ich darin nur einen Weg zurück in feudale System,
    Ins dunkelste mittelalter …

    Schon seltsam. Welche Möglichkeiten sich bieten würden ,innerhalb und außerhalb einer freien Gesellschaft in Rahmen von technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen .

    Nur im Moment eben sehr eingleisig und somit nicht von Bestand .

    Gestern war da noch was zu. Thema…ELGA..

    http://www.heise.de/tp/artikel/24/24397/1.html

    @jens Mobilfunk möglicherweise ..
    Ein solches Sythem benötig es ein Smart Phone..

    Ebenso bemerke ich in Gesprächen aus der Anstalt (phychatrie) das es immer mehr Mensch gibt die auf Grund solcher Geräte unter Verfolgungswahn leiden…

    Ich denke solange die Privatsphäre darin nicht wirkungsvoll geschützt wird,
    Ist das nur ein Haufen Tamtam…

    Ob je der BDI je eine Krankschreibens per Smart Phone zu läst?
    Das wäre ja letztendlich das gesamtheitliche Ziel Untersuchung / Diagnose / Behandlung …

    Mal ein klares nein danke ..
    Bis später .

    Govan

  4. Husky sagt:

    „Medizinische Revolution für Zuhause“ – Wie wär’s denn in den vergangenen Jahren/Jahrzehnten mal mit einer derartigen medizinischen Revolution in der Pharmabranche und in der medizinischen Forschung gewesen? Die Möglichkeiten hätten bestanden, aber Cash um jeden Preis war wichtiger.

    Da gehe ich doch lieber einmal mehr zum Arzt meines Vertrauens und investiere die Zeit, als das ich solch pillepalle-Zeugs nutze. Viel wichtiger wäre es doch, dass ernste Krankheiten sicher erkannt und wirksam behandelt werden können. Wenn ich im Bekanntenkreis miterleben musste, wie elendig sich ein Mensch monatelang bis zum Tod quälen musste, dann kann ich es nur als Armutszeugnis werten, dass immer noch so viele Menschen an Krebs sterben müssen. Wenn man sieht, mit welchen fragwürdigen Aussagewerten bestimmter Biomarker risikoreiche Untersuchungen und OPs begründet und veranlasst werden, fragt man sich unweigerlich, wem mehr geholfen ist – dem Patienten oder dem Arzt / dem Krankenhaus / der Pharmaindustrie.

    Obwohl heutzutage viele Patienten durch das Internet schon informierter sind als vor etlichen Jahren, so musste ich leider vereinzelt schon feststellen, dass bestimmte Informationen zu Forschungsergebnissen der Öffentlichkeit im Netz vorenthalten werden – da scheint die Pharmalobby gewaltig ihre Hände im Spiel zu haben. Forschungsergebnisse, die Umsatzeinbußen für die Pharmabranche zur Folge haben können, dürfen eben nicht sein. So einfach ist das.

    Was nützt uns dann die medizinische Revolution zuhause, wenn es in der Folge doch an der richtigen Gesundung hapert?

    Wie heisst es doch so schön:

    Was bringt den Doktor um sein Brot?
    a) die Gesundheit, b) der Tod.
    Drum hält der Arzt, auf daß er lebe,
    Uns zwischen beiden in der Schwebe.
    (Eugen Roth)

  5. @ Husky

    … man brauch sich nur die eine Frage stellen, welches Interesse hat der gesamte Pharma- und Medizinische Komplex an gesunden Menschen?
    Der Patient als Mensch steht schon lange nicht mehr im Mittelpunkt – er ist nur noch Mittel zum Zweck um den Profit zu maximieren.

    Habe auch im entfernten Bekanntenkreis jemanden durch Krebs verloren. Noch geschockter ist man dann, wenn man hinterher erfährt, dass nicht der Krebs, sondern die Chemotherapie diesen Menschen umgebracht hat.
    Aber mit so einer Chemotherapie kann man sogar mit vermeintlich todkranken Menschen noch mal so richtig „Kasse“ machen.

    Dabei sind ja schon einige andere Möglichkeiten bekannt, um den Krebszellen beizukommen – aber diese sind wohl zu preiswert und nicht mehr patentierbar, daher kann man damit kein großes Geld machen und deswegen nicht weiter von der Pharmamafia verfolgt.

  6. Husky sagt:

    @ HWA
    … genauso ist es.

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