Fahrgastvermittler Uber: Ein neuer Stern am Investorenhimmel?
Die Weihnachtszeit ist angebrochen und die Gesellschaft ist eifrig mit den nötigen Vorbereitungen für die Festlichkeiten beschäftigt. Für einige Wochen ist also wieder Friede, Freude, Eierkuchen angesagt. In der Zwischenzeit sind derweil die Experten damit beschäftigt den Anlegern zu erklären, dass die Aktienmärkte fair, wenn nicht gar unterbewertet sind. Zum Teil sind die Erklärungen nebulös bis diffus, zum Teil einfach nur absurd. Das worum es aber geht, auch der Plebs muss endlich beginnen sein hart Erspartes an die Börsen zu schleppen. In diesem Artikel wollen wir einen Blick auf den „neuen Stern“ am „Investorenhimmel“ werfen, den Fahrtenvermittler Uber.
Zunächst möchte ich kurz festhalten, dass nicht alle börsennotierten Unternehmen völlig überteuert sind, im Besonderen trifft das aber auf viele aus dem Bereich New Media zu. Wie ich zu dieser Einschätzung gelange, möchte ich Ihnen im Laufe dieses Artikels gerne erklären.
Bevor die Taxifahrer auf die Barrikaden gingen, was durchaus ein gekonnter PR-Trick gewesen sein könnte, hatte ich von einem Unternehmen Uber noch kein Wort gehört. Zugegeben, die Idee ist pfiffig und trifft in gewissem Maße auch den Zahn der Zeit. Mittels einer App können einfache Bürger zu einer Art Taxifahrer werden und ebenso zu Fahrgästen. Sowohl die Vermittlung, als auch die Berechnung und Abrechnung des Fahrpreises übernimmt die App, also auch noch eine sehr einfache und bequeme Form für alle Beteiligten. Bis zu diesem Punkt kann man durchaus von einer guten Geschäftsidee sprechen, Uber lässt sich das mit 20 Prozent des Fahrpreises vergüten.
Bevor wir zu den weiteren Kritikpunkten kommen, hier ein kurzer Blick auf die Hardfacts.
Mit der neuen Finanzierungsrunde – wo weitere 1,2 Milliarden Dollar eingeworben worden sein sollen – wird der Marktwert von Uber auf 40 Milliarden Dollar taxiert. Reuters schreibt dazu:
Der Fahrgast-Vermittler Uber hat bei Geldgebern weitere 1,2 Milliarden Dollar eingesammelt.
Das Unternehmen sei in dieser Finanzierungsrunde mit insgesamt 40 Milliarden Dollar bewertet worden, erklärte Uber-Sprecherin Nairi Hourdajian am Donnerstag.[1]
Nun in Zeiten wo in der Regel nur noch über Billionen berichtet wird, mag die Summe nicht so wahnsinnig hoch klingen, stellt man allerdings mal einige Vergleiche an, wird der Wahnsinn recht schnell deutlich. In diesem Fall bediene ich mich mal wieder der MAN, da die MAN Gruppe immerhin einer der führenden Nutzfahrzeug-, Motoren- und Maschinenbauunternehmen Europas mit jährlich rund 15,7 Mrd € Umsatz ist und weltweit etwa 54.000 Mitarbeiter beschäftigt. Ein solides Unternehmen mit jeder Menge Aktiva in der Bilanz.
Die gesamte Marktkapitalisierung der MAN Group beläuft sich auf stattliche 13,49 Milliarden Euro, also etwa ein Drittel vom Fahrdienstvermittler Uber. Dieser dürfte abgesehen von einigen Limmusinen, einer gewissen IT-Struktur und einer Idee nicht besonders viele Aktiva zu bieten haben. Auch im Bereich des Umsatzes – zu Gewinnen habe ich keine Unterlagen gefunden – ist Uber mit einem Umsatz von 213 Millionen Dollar (2013) nicht unbedingt der Überflieger. Da die Fahrpreise über Uber abgerechnet werden, müsste man zunächst klären ob der gesamte Fahrpreis als Umsatz gewertet wird, dann wäre das natürlich mehr als ernüchternd. Ein Vorteil gegenüber der MAN ist sicherlich der Umstand, dass keine Produktions- und Rohstoffkosten anfallen um die Umsätze zu generieren.
Ein sehr großes Problem stellt noch immer die Rechtslage dar. In etlichen großen Städten in Deutschland dürfen pro gefahren Kilometer so auch nur 0,35 Cent abgerechnet werden, damit es nicht als gewerbliche Fahrt gilt. Nimmt man diese Summe nun als Grundlage bei einer Fahrt von 10 Km käme man auf einen „Umsatz“ von stattlichen 3,50 Euro. Davon gingen noch 0,7 Euro an Uber als Provision, bleibt also zunächst ein Ertrag von 2,80 Euro. Wenn der Fahrer die 10 Km ohne einen neuen Gast zurückfahren muss, reicht es also nicht einmal mehr für einen Kaffee, geschweige denn wären die Kosten für Verschleiß, Betrieb oder auch die Zeit dabei über. Zugegeben, das Betrifft im Augenblick nur Deutschland, daher ist es zunächst ein sehr überschaubarer Teil des Marktes, allerdings können die unterschiedlichsten Probleme in den unterschiedlichsten Ländern auftreten.
Wie Fragil ein solches Unternehmen sein kann, hat die Vergangenheit bereits mehrfach gezeigt. Ein solches Unternehmen aufzubauen ist mit Investitionen im geringen Millionenbereich machbar. Beispielsweise kam damals der Arbeitsvermittler Undertool auf den Markt, dort konnte man wie bei Ebay Handwerker und Dienstleistungen ersteigern. Die Plattform entwickelte sich sehr schnell zum Platzhirsch und die Umsätze bescherten dem Gründer Millionengewinne. Nachdem er eine Kaufofferte abgelehnt hatte, wurde kurzerhand die Plattform „My-Hammer“ aus dem Boden gestampft und „Undertool“ versank in der totalen Bedeutungslosigkeit. Mit diesem Beispiel möchte ich zeigen, wie leicht ein solcher Höhenflug im Nichts enden kann. Natürlich hat man mit Investoren wie Benchmark Capital, Goldman Sachs und Google Ventures durchaus zahlungskräftige Klientel an Bord, die sind aber zur Not auch genau so schnell wieder auf einem anderen Schiff. Die Bewertung von 42 Milliarden ist aber in meinen Augen der Beweis einer Blase und völlig ungerechtfertigt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Artikel des Fortune. Dort heißt es:
Report: Goldman is doing Uber deal for free
Goldman Sachs is in pole position for Uber’s eventual IPO.[2]
Nun eines ist klar, kostenlos macht Goldman Sachs nichts. Der mögliche Börsengang wäre auch ein gutes Indiz für eine Erklärung der neuen Finanzierungsrunde. Damit wird der „Wert“ von Uber kurz nochmal um 100 Prozent in die Höhe gejubelt. Offiziell heißt es das Geld würde genutzt um das Wachstum in der Asien-Pazifik Region anzukurbeln. Vermutlich wird der Börsengang nicht mehr lange auf sich warten lassen und dann können sich all die glücklichen Anleger und Investoren um die – in meinen Augen – völlig überteuerten Aktien prügeln.
Carpe diem
[1] http://de.reuters.com/article/topNews/idDEKCN0JJ0FB20141205
[2] http://fortune.com/2014/12/03/report-goldman-is-doing-uber-deal-for-free/
5 Responses to Fahrgastvermittler Uber: Ein neuer Stern am Investorenhimmel?
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In Berlin und Hamburg ist Uber übrigens verboten!
Uber hat gegen alle Verbote angekündigt weiterzumachen. Einem Unternehmen dass sich nicht an Gesetze hält würde ich nicht vertrauen!
The Associated PressVerifizierter Account
@AP
BREAKING: Transport official says New Delhi has banned taxi-service Uber after alleged rape.
Das Ganze ist ein Windei und Schneeballsystem! Wer dort anheuert haftet mit seinem Privatvermögen bei Schäden ohne Aufklärung der Risiken. Soziale Not lässt Abkassierer wie Pilze aus dem Boden wachsen. Daneben spielt BIG MONEY offenbar eine zentrale Rolle, wie Jens zu berichten weiss.
Ist übrigens wie bei Twitter: AKTIEN nach Gewinnmitnahmen abgesoffen! Neues Spielzeug heißt Whats-App.
Hallo zusammen,
>In Berlin und Hamburg ist Uber übrigens verboten!
nicht nur dort
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/uber-behoerden-in-neu-delhi-verhaengen-nach-vergewaltigung-verbot-a-1007207.html
Gruss
Achim
CNN Breaking News @cnnbrk 30 Sek.Vor 30 Sekunden
Judge temporarily bans #Uber in #Spain after cab drivers complain. http://cnn.it/1G9YGPg