Chia-Samen – das praktische Aztekenkorn für Gesundheit und Notvorrat
Auch im Winter kann man die Kraft der Pflanzen für Gesundheit und Wohlbefinden nutzen, beispielsweise in Form von Samen oder Sprossen. Da Samen sehr wenig Platz zur Lagerung brauchen, meist lange haltbar sind und mit ein wenig Wasser erstaunlich schnell zu vitalstoffreichem Gemüse werden, sind sie auch für den Notvorrat oder die winterliche Selbstversorgung mit frischem Grün eine wunderbare Sache. Ein in dieser Hinsicht besonders bemerkenswertes Samenkorn ist Chia. Chia-Samen, Sprossen und Triebe stecken voller Antioxidantien, Vitaminen und Mineralien. Sie gehören zudem zu den besten pflanzlichen Quellen für vollwertige Proteine und entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren. Sie fördern mit vielen Ballaststoffen die Darmgesundheit, verlangsamen den Anstieg des Blutzuckerspiegels und können beim Abnehmen oder bei der Vorbeugung vieler Zivilisationskrankheiten helfen. Geschmacksneutral, glutenfrei und mit einem praktischen Trick ausgestattet, sind Chia-Samen vielseitig in der Küche nutzbar.
Die nur ein bis zwei Millimeter großen Chia-Samen stammen von einer Pflanze, die vom Botaniker Carl von Linné im 18. Jahrhundert irrtümlich Salvia hispanica – Spanischer Salbei – genannt wurde. Dabei stammt sie ursprünglich aus Lateinamerika. Dort wurde Chia von Mayas und Azteken als wichtige Nahrungsgrundlage und in größeren Mengen als Mais angebaut. Die spanischen Eroberer brachten sie um 1520 auch in die neue Welt. Die heute für die Samen oft verwendete Bezeichnung „Chia“ stammt wahrscheinlich aus der Azteken-Sprache Nahuatl und lässt sich am besten mit „buttriges Ding“, übersetzen.
Der Name passt gut, denn die Samen enthalten bei einem Gesamtfettgehalt von rund 31% vorrangig essentielle Fettsäuren, welche der Körper selbst nicht bilden kann, aber für viele Prozesse braucht. 60% davon entfallen auf die mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure, die Entzündungen im Körper entgegen wirkt, hilft schädliches Cholesterin zu senken, das Herz unterstützt und die Konzentrationsfähigkeit fördert.
Damit ist Chia eine der Besten – wenn nicht sogar die beste Quelle für Omega-3-Fettsäure im Pflanzenreich. Bei Sprossen und jungen Chia-Pflanzen ist der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren sogar noch höher als in den Chia-Samen. Die Anzucht des gesunden Grüns auf dem Fensterbrett oder im eigenen Garten ist kinderleicht. Der Tee aus Chia-Blättern wirkt blutreinigend, tonisierend und stärkend bei Schwächezuständen. Auch kann er – wie die Samen – helfen, Blutfettwerte, Blutdruck und Blutzucker zu normalisieren und das Nervenkostüm zu stärken. Chia-Sprossen sollen zudem bei „windigen“ Verdauungsproblemen eine gute Hilfe sein.
Chia-Samen enthalten außerdem alle essentiellen und semi-essentiellen sowie nahezu alle nichtessentiellen Aminosäuren und übertreffen in ihrer biologischen Wertigkeit damit sogar Vollei. Der Anteil von insgesamt 20% Eiweiß entspricht in etwa dem von frischem Rindfleisch. Das antioxidative Potential von Chia-Samen ist eines der höchsten bei unverarbeiteten Lebensmitteln und übersteigt beispielsweise das der dafür bekannten Blaubeeren deutlich. Antioxidantien bewahren Zellen und Gewebe vor Zerstörung durch freie Radikale und beugen so zahlreichen Krankheiten vor. Durch die große Menge an Antioxidantien, werden Chia-Samen übrigens auch nicht so schnell ranzig wie beispielsweise Leinsamen. Die trockenen Samen halten sich drei bis fünf Jahre lang, ohne viel an Inhaltsstoffen einzubüßen. Sie eignen sich dadurch wunderbar für die Vorratshaltung. Läßt man sie dann keimen, steigt der Anteil an Antioxidantien sogar noch an.
In Sachen Mineralien und Spurenelementen können Chia-Samen ebenso punkten. Reichlich enthalten sind Magnesium, Eisen, Kalzium, Kalium und Zink. Zudem sind sie eine üppige Quelle für Phosphor, Kupfer, Selen, Mangan, Molybdän und das Ultraspurenelement Bor. Zugleich sind Chia-Samen sehr natriumarm, was uns in der heutigen, häufig bereits zu natriumreichen Ernährung zugute kommt. Auf 100 Gramm gerechnet enthält Chia-Samen zum Beispiel 16x mehr Magnesium als Brokkoli. Die realistische Tagesportion von zwei Esslöffeln Chia deckt unter anderem rund ein Drittel des Magnesiumbedarfs und die Hälfte des Eisenbedarfs eines Erwachsenen. Im Bereich des Kalziums entsprechen zwei Esslöffel Chia ungefähr einem kleinen Glas Milch bei nur halb soviel Kalorien und einer besseren Bioverfügbarkeit. Da die Samen im Gegensatz zur Milch zudem basisch verstoffwechselt werden, helfen sie, ein ausgeglichenes Säure-Basen-Verhältnis im Körper zu schaffen und der heute oft chronischen Übersäuerung des Organismus entgegenzuwirken. Übersäuerung begünstigt zahlreiche Beschwerden und Krankheiten, eine basische Ernährung kann dem Körper deshalb helfen, gesund zu bleiben.
Chia-Samen enthalten außerdem die Vitamine A, C und E, die Vertreter der B-Vitamingruppe B1, B2, B3 sowie Folsäure und gehören mit ca. 40g Faserstoffen pro 100g zur Liga der reichhaltigsten Ballaststoffquellen überhaupt. Dieser Wert liegt weit über dem vieler anderer Lebensmittel, Roggenvollkornbrot bringt es beispielsweise nur auf 8g. Chia-Samen sind in dieser Hinsicht etwa gleichauf mit Leinsamen, haben diesem gegenüber jedoch den Vorteil, dass sie besser schmecken, auch ungeschrotet für den Körper verfügbar sind und keine Blausäure enthalten. Gegenüber der ebenfalls ballaststoffreichen Weizenkleie punkten Chia-Samen mit Gluten- und Phytinsäurefreiheit.
Neben ihren zahlreichen wertvollen Inhaltsstoffen haben die Chia-Samen aber vor allem eine bemerkenswerte Besonderheit, die sie für den Einsatz in der modernen Küche so praktisch macht. Die trockenen Chia-Samen können das 7-12 fache ihres Gewichts an Wasser oder anderen Flüssigkeiten aufsaugen und bilden dann eine gelartige Hülle aus Faserstoffen um sich herum. Durch diese enorme Fähigkeit, Wasser zu binden, kann man mit ihnen minutenschnell gesunde Puddings oder Cremes herstellen, die viele Vitalstoffe, aber nur wenig Kalorien enthalten. Sie machen lange satt, helfen Heißhungerattacken zu mindern und Blutzucker sowie Blutdruck zu stabilisieren. Die eingeweichten Samen versorgen den Körper anhaltend mit Flüssigkeit und Nährstoffen. Da die Samen so gut wie geschmacksneutral sind, kann man sie zudem allen möglichen Gerichten beimischen, Smoothies damit anreichern, rohköstliche Marmeladen zaubern oder auch Suppen und Soßen damit binden. Und auch gekeimt, als Sprosse oder Pflanze bringt Chia gesunde Akzente und spannende Geschmackserlebnisse auf den Teller. Man läßt die Samen einfach einige Stunden in Wasser quellen und zieht sie dann mit dem Keimsieb ähnlich wie Kresse. Oder man pflanzt die Sprossen gleich in einen Blumentopf und zieht frische Chia-Triebe daraus. Man muss also auch im Winter nicht auf gesunde Pflanzen verzichten und kann sie einfach und lecker für eine vitalstoffreiche Ernährung nutzen.
Wer mehr über Chia wissen will, findet in meinem neuen Buch „Chia kompakt“ einen umfassenden Überblick über Anbau, Inhaltsstoffe, Wirkung und Anwendung von Samen, Sprossen und Pflanze, eine Zusammenfassung der verschiedenen Zubereitungsarten sowie zahlreiche abwechslungsreiche Rezeptideen. Das Buch gibt’s als Ebook und Druckversion bei Amazon, den Link zum Buch gibt’s rechts, auf www.wildkrautgarten.de oder www.chia-kompakt.de, der Webseite zum Buch.
Und hier noch eine kleine Inspiration zur gesunden Chia-Küche, ein schnelles, fruchtiges Chia-Dessert für 4 Personen: 2 Esslöffel Chia-Samen in 200ml Vanille-Milch ca. 10-20 Minuten einweichen, ab und zu umrühren. 1 Apfel würfeln und in Gläser oder Schalen füllen. Den mittlerweile gelierten Chia-Pudding darüber geben, eine Prise Rosenzucker darüber streuen und mit Blüten oder Obst garnieren.
Viel Spaß beim Ausprobieren und fröhliches Wildkräutern auch im Winter,
Der Wildkrautgarten
Die Pflanze des Monats erscheint immer als exklusive Vorab-Veröffentlichung auf IKnews.
(c) Mandy Bantle
9 Responses to Chia-Samen – das praktische Aztekenkorn für Gesundheit und Notvorrat
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Hallo zusammen, ich (holistischer Gesundheitsberater ZDG) kann das alles so bestätigen. Auch ich habe sehr gute Erfahrungen mit Chia. Mit meinem Vitamix mach ich im Handumdrehen die leckersten Süßspreisen, die auch noch gesund sind und satt machen. Als Alternativen zum Zucker verwende ich Honig (nicht zu lange rühren wg Temperatur!) oder Xylit. Generell kann ich jedem der gesund abnehmen will empfehlen, einen Grundansatz Chia im Kühlschrank zu haben. So kann bei anfallendem Hunger mit guten Gewissen genascht werden.
Finde diese Beiträge über aussergewöhnliche Pflanzen die man oft einfach gar nicht als das kennt oder sieht was sie sind, sehr interessant. Ich glaube dass auf natürlichen Weg so viel möglich wäre insbesondere bzgl. Vorbeugung durch gesundere Lebensweise.
Wollte aufgrund der Beiträge hier auch mal Wildpflanzen und deren Nutzen in der Natur besser vertehen und habe mich daher vor einiger Zeit auf einen entsprechenden Kurs – wie von Jens damals beschrieben – angemeldet. Im Frühjahr geht es los. Auch wenn ich sicher nicht der Bio- oder Biochemie Profi bin wie jene die eine Biologie oder Apothekerausbildung gemacht haben, glaube ich da einiges mitzunehmen was es so alles pflanzlich gibt und womit man u.a. sein Leben gesünder gestalten kann, natürlichere Produkte in Zukunft mehr nutzen kann usw.
Danke für diesen hervorragenden Beitrag: eines würde ich noch gerne wissen, wie verhält sich Chia beim erhitzen (z.b. als Beigabe beim Brot backen oder in der Suppe etc.) und im umgekehrten Falle (Kälte) ist da jeweils mit ernormen Verlusten zu rechnen?
Danke!!
Gruß
danke für den Artikel..
wo bekomme ich die samen her? (Reformhaus)
@ ice-Dealer
entweder hier http://www.zentrum-der-gesundheit.de/suche/?query=chia-samen%20bio oder über mich (ohne Versandkosten + 5% Rabatt)shiron@gmx.net
Gute Bezugsquelle: http://www.chiamind.de/
Habe schon einmal andere Samen (sogenannte „Biosamen“) probiert, jedoch waren diese eher bräunlich anstelle der verbreitet weiß/grau/schwarz-Färbung – und – sie keimten nicht! Also tot…
Schmecken gut mit Soja-Milch!
Ja vielen Dank für die Chia Information.
Ich möchte den Chia Samen auch nichts abspenstig machen, aber sie sind teuer, und wer sich Notvorräte zulegen mag, und nicht über ein üppiges Budget verfügt, und nicht gerade an einer Gluten Unverträglichkeit leidet, der sein auch an weniger exotische Pflanzen erinnert. Unsere Heimischen Gefilde sind nämlich auch voll von interessanten Sachen.
Zum Beispiel ist Weizen auch so eine tolle Sache. Ja richtig gehört einfach Weizen. Einmal zum backen, und zum Keimen gebracht, entwickelt er ebenso reichhaltig Vitamine und essentielle Fettsäuren, und gehört zu den Top Vitamin A+E Lieferanten, und das zu einem unschlagbaren Preis, denn im 25kg Gebinde, bekommt man ihn für rund 50Cent das Kg, und zwar in Bio Qualität. Und trocken, Mäuse- und Ungezieferfrei gelagert, kann man ihn eventuell sogar noch in 1000 Jahren wieder zum keimen bringen.
Sonnenblumenkerne gibt es auch für etwa gut 1 Euro das kg, und die sind nicht nur für Vögel gut. Ebenso ein wunderbare günstiger essentieller Fettsäure Lieferant.
Zu erwähnen wären für schlechte Zeiten auch noch Distelsamen, die es ebenfalls recht günstig gibt, und es kaum was besseres gibt, wenn einem eine Laus über die Leber gelaufen ist, (Leberbedingte Depressionen), also überhaupt um das Organ, welches maßgeblich für das Lebensgefühl zuständig ist, zu unterstützen. Eigentlich sind alle Samen wie Erbsen, Linsen, Bohnen, ideal, da vielfältig verwendbar. Sind allerdings etwas teurer.
Und als Nahrungsergänzungsmittel natürlich der einfache Biertreber, er liefert ebenso für etwa 1 Euro pro Kg ein reichhaltiges Sammelsorium zur Gesundheit. Tante Google weiß darüber einiges zu berichten.
Es ist also schon erstaunlich, was unsere heimische Natur so liefert, mit 25kg Weizen, in den unterschiedlichsten Zubereitungsformen, kann ein Mensch 1 Monat lang komplett seine Nahrung versorgen ohne Mangel leiden zu müssen. Vom Brot über den Pfannkuchen bishin zum Weizenkeimsalat, oder geröstet als Kaffeersatz, oder röstiger Geschmackstoff, ist seine Anwendung äußerst Vielfältig. In einem Jahr würden einem Menschen 300kg Weizen genügen. Das sind 150Euro für ein Jahr. Ein Durchschnittverdiener muß dafür 1-2 Tage arbeiten.
Wie gesagt, das soll Chia nicht schmälern, nur erinnern daß wir auch ganz tolle Sachen aus unserer Gegend haben. Und wenn man kein Geld zum Ferrari hat, muß es eben auch mal eine Ente tun.
😉
Schönen Gruß aus der Stadt der Stadtmusikanten
Ups, es muß natürlich Mariendistelsamen und nicht nur Distelsamen heißen.
Habe gestern gesehen Chia gibt es z.B. von Davert http://www.davert.de/ in Bio Qualität und sogar in kleinen Biolädchen.. die Dinger sind echt lustig, wenn sie in Wasser gequollen werden 😉