Geniale Strategie: Überwachung am Arbeitsplatz bei JPMorgan

Mittlerweile befinden wir uns in der „Post-Snowden-Ära“ und wie ich es seinerzeit befürchtet hatte, wurde die totale Überwachung durch die Veröffentlichungen nicht abgewendet, sondern legalisiert. Damals schrieb ich, wenn sich nun nicht ein globaler Widerstand bildet, werden diese Praktiken durch „positive Kenntnis“ zu legalen Handlungen erklärt. Nun fast zwei Jahre nach den ersten Veröffentlichungen, haben sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Kaum jemand stellt die demokratiefeindlichen Aktivitäten der Geheimdienste noch in Frage, sehr zur Freude der Überwacher gehen die Bürger lascher denn je mit dem eigenen Datenschutz zu Werke.


An dieser Stelle die Situation mit „das habe ich doch gesagt“ zu kommentieren, wäre mehr als zynisch. Leider haben die Menschen in der heutigen „Glitzerwelt“ die Eigenverantwortung völlig verlernt. Dafür gibt es etliche untrügliche Anzeichen, beispielsweise Apps wie den Wahl-O-Maten, der dabei hilft eine Entscheidung bei Wahlen zu treffen. Vermutlich wäre es auch vielen Mitarbeitern recht, wenn die Pinkelpausen gesetzlich geregelt wären, dann bräuchte man nicht mehr mit diesem mulmigen Gefühl etwas unrechtes zu tun in Richtung der Sanitäranlagen zu huschen. Ja die Welt wird Stück für Stück ein wenig strukturierter, dass Schützt vor eigenen Entscheidungen die möglicherweise in einer kognitiven Dissonanz enden könnten.

Nun gibt es ein weiteres kleines Leckerli. Die Softwareschmiede „Palantir Technologies“ rollt wie es scheint den Arbeitsmarkt etwas auf. Zu dem Unternehmen ein kurzes Zitat aus Wikipedia:

Gründer und erste Mitarbeiter kannten sich bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit beim Aufbau von paypal. Kapitalanteile des Unternehmens werden von der Risikokapitalgesellschaft Founders Fund gehalten. Der Name wurde nach den Palantiri (die weithin Sehenden) in Tolkiens Fantasy-Saga Der Herr der Ringe gewählt. Mittlerweile hat das Unternehmen Niederlassungen in New York City, Washington D.C. sowie in Europa in London. Peter Thiel und Alex Karp sind Mitglieder des Lenkungsausschusses der Bilderberg-Konferenz.[1]

Prima, dann haben wir ja wieder mal alle Philanthropen unter einem Dach vereint. Das beispielsweise die CIA zu den Hauptkunden von Plantir gehört, braucht sicherlich nicht extra erwähnt zu werden.

Kommen wir nun zum aktuellen Geniestreich bei JPMorgan, der größten Bank Amerikas, wenn nicht gar weltweit. Um das Unternehmen vor weiterem Schaden zu bewahren, sollen die Mitarbeiter mittels Software überwacht und ausgewertet werden. Noch bevor ein möglicher Schaden entstehen könnte, sollen die Mitarbeiter durch eine Art „Minority Report“ ausgesiebt werden. Dazu ein Zitat aus dem Manager Magazin:

Deshalb greift JP Morgan nun zu drastischen Mitteln: Sie lässt ihre Mitarbeiter überwachen. Ein Algorithmus soll anhand der gewonnenen Daten ein mögliches Fehlverhalten der Mitarbeiter vorhersagen.
JP Morgan testete das Programm bislang nur im Händler-Geschäft. Bis 2016 soll es jedoch auch im Investment-Banking und Vermögensmanagement zum Einsatz kommen. Mitarbeiter, die gegen Regeln verstoßen, sollen identifiziert werden, bevor sie Schaden anrichten können.[2]

Nun könnte sich der geneigte Leser fragen warum ich das für einen Geniestreich halte und ich möchte daher auch nicht lange mit der „Erleuchtung“ warten. Seit dem Beginn der Bankenkrise und den Skandalen die nach und nach an die Oberfläche drangen, sind Banker zu einer verachteten Spezies geworden. Das damalige Selbstbewusstsein und die Arroganz sind weitestgehend gewichen. Stellt sich nun eine Bank hin und kolportiert die Überwachung der Mitarbeiter, dürfte das von den Menschen völlig anders wahrgenommen werden als würde man das beispielsweise in einem Industriebetrieb machen. Würden die Bankmitarbeiter dagegen Sturm laufen, würde man ihnen einfach unterstellen sie wollen etwas verbergen und das macht natürlich verdächtig und wer möchte schon verdächtig wirken?

Wenn eine der weltgrößten Banken einen solchen Vorstoß macht und es keinen Aufschrei gibt, wie lange wird es wohl dauern, bis auch die anderen Unternehmen nachziehen? Über die Folgen dürfen sich die Leser ihre eigenen Gedanken machen. Im Prinzip lässt sich das in vier kurzen Worten formulieren, „Das ist die Zukunft“. Noch hätten die Menschen eigentlich die Möglichkeit die eigene Zukunft zu gestalten, durch Apathie und Desinteresse wird dieses Privileg jedoch verschenkt. Die digitale Diktatur und der Überwachungsstaat machen jeden Tag einige Raumgewinne gut und irgendwann ist die Dominanz so groß, dass es kein Zurück mehr gibt. Zu dem Thema habe ich bereits unzählige Artikel geschrieben, die in ihrer Gesamtheit ein ganz gutes Bild der Zukunft ergeben.

Bleiben Sie einfach weiter ohnmächtig, dann wachen Sie in der „Schönen neuen Welt“ auf, wo alles bis hin zur Betätigung der Wasserspülung für Sie vom Staat geregelt wird. Das ist doch schließlich sehr bequem und komfortabel. Wenn man nicht mehr selber für das eigene Handeln verantwortlich ist.

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Palantir_Technologies
[2] http://www.manager-magazin.de/unternehmen/it/wie-die-bank-jp-morgan-die-eigenen-mitarbeiter-ueberwacht-a-1027575.html


13 Responses to Geniale Strategie: Überwachung am Arbeitsplatz bei JPMorgan

  1. hugo sagt:

    „Ein Algorithmus soll anhand der gewonnenen Daten ein mögliches Fehlverhalten der Mitarbeiter vorhersagen.“ Wenn wir schon so weit sind, ist der nächste Schritt, Menschen vollständig durch Computer ersetzen.

  2. Jens Blecker sagt:

    Sehr treffend dazu folgende Karikatur:

    kari

  3. … abzuwenden ist solch eine Entwicklung nicht, wie soll man denn so was aufhalten? Wenn nicht auf diese Art, dann wird es eben auf eine andere Art eingeführt.

    Nein – wenn wir diese Entwicklung nicht ändern können, dann müssen wir uns eben ändern, unser verhalten und unser Denken.

    Die wollen uns in der digitalen Welt überwachen? Dann verlass ich eben die digitale Welt und schränke die Benutzung von digitalen Geräten und Netzwerken ein.

    Aber dafür müssen wir uns erst ändern.

    Denken wir doch mal zurück, vor fünfzehn Jahren konnten wir den nächsten Parkplatz ohne GPS und Ap finden. Heute geht ohne Navi oder Eidingsbums nix mehr.

    Es liegt an uns …

  4. Hallojulia sagt:

    Da hat mir der Kommentar vom Nutzer „RedRum“ ganz besonders gut gefallen in dem oben von IceDealer verlinkten Artilel aus der WiWo:
    Bis ein Roboter selbsttätig einen Dachboden ausbauen kann, wird es auch noch dauern. Bei standardisierten Neubauten vom Reißbrett vielleicht, irgendwann. Also werden auch die Handwerker noch recht lange beschäftigt bleiben. Allerdings kann ja auch nicht jeder zweite im Lande Handwerker sein. Geht auch nicht.

    Aber schon etwas skurril, dass die Mitarbeiter von McKinsey selber berechnet haben, wann sie denn nun spätestens durch „KI“ ersetzt und arbeitslos werden.

    Ich würde zudem gerne auch noch die „TI“ ins Spiel bringen. Die „tierische Intelligenz“. Bereits heute könnte man schon fast alle Parlamentarier und Redakteure des ÖR, einfach durch dressierte Schimpansen ersetzen!

    Kreuze auf Zettel machen, oder farbigen Zettel hochhalten, Zettel in Urne stecken, irgendwas in ein Mikrophon grunzen, mit Exkrementen um sich werfen, können Schimpansen bereits alles von Natur aus! Und das unschlagbar günstig! Aus dem Reichtag samt der schönen Kuppel, könnte man ein riesiges, artgerechtes Affengehege gestalten. Kreativ muss man nur sein, dann finden sich überall Einsparpotentiale!

    Der Irrsinn lässt sich nur noch mit Sarkasmus ertragen.

  5. Hallojulia sagt:

    „Da hat mir der Kommentar vom Nutzer „RedRum“ ganz besonders gut gefallen in dem oben von IceDealer verlinkten Artilel aus der WiWo:
    Bis ein Roboter selbsttätig einen Dachboden ausbauen kann, wird es auch noch dauern. Bei standardisierten Neubauten vom Reißbrett vielleicht, irgendwann. Also werden auch die Handwerker noch recht lange beschäftigt bleiben. Allerdings kann ja auch nicht jeder zweite im Lande Handwerker sein. Geht auch nicht.

    Aber schon etwas skurril, dass die Mitarbeiter von McKinsey selber berechnet haben, wann sie denn nun spätestens durch „KI“ ersetzt und arbeitslos werden.

    Ich würde zudem gerne auch noch die „TI“ ins Spiel bringen. Die „tierische Intelligenz“. Bereits heute könnte man schon fast alle Parlamentarier und Redakteure des ÖR, einfach durch dressierte Schimpansen ersetzen!

    Kreuze auf Zettel machen, oder farbigen Zettel hochhalten, Zettel in Urne stecken, irgendwas in ein Mikrophon grunzen, mit Exkrementen um sich werfen, können Schimpansen bereits alles von Natur aus! Und das unschlagbar günstig! Aus dem Reichtag samt der schönen Kuppel, könnte man ein riesiges, artgerechtes Affengehege gestalten. Kreativ muss man nur sein, dann finden sich überall Einsparpotentiale!“

    Der Irrsinn lässt sich nur noch mit Sarkasmus ertragen.

  6. Hallojulia sagt:

    Uups, doppelt gemoppelt, ‚tschuldigung 🙂

  7. Irmonen sagt:

    Das Leben ist nun mal qualitativ völlig verschieden von Mechanik. Kontrolle hin oder her, auf Dauer wird es nicht funktionieren. Das Leben und das Lebendige wird sich durchsetzen, wenn wir es so zulassen dann eben ohne die Menschheit.

  8. roush sagt:

    Das ist der Fortschritt … in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf. Ich, als quasi analoger Mensch, (Jg. 1968) habe die Digitalisierung des Lebens nicht gewünscht und erträumt. Sie kam einfach, wurde möglich gemacht und es wurde das möglichste damit getan. Seit damals (1990) bis heute wurden PC`s vernetzt, Internet und Breitbandkommunikation erstellt und heute lebt man von morgens bis abends mit dem Smartphone und Datenspionage ist heute legitim, fast jeder Nutzer trägt dazu bei. Wer sich unauffällig verhält, ist per se auffällig. Wenn man sich dem System versagt, spielt man nirgendwo mehr mit. Also beißt sich die Katze in den Schwanz. Es gibt keinen Ausstieg oder Warteschleife innerhalb der vollen Kontrolle. Es gibt nicht mal eine Komfortzone, in der man seine Basis chillen kann. Es gibt nur eines: Augen zu und durch.

    Persönliche Probleme mit den Systemen diverser Art entstehen erst dann, wenn man hinter die Kulissen geschaut hat.

    Offensichtlich haben heute viele Leute kein Problem damit, sich auf Schritt und Tritt verfolgen zu lassen. Merken gar nicht in welche Falle sie damit tappen. Sie bieten einen denkbar geringen Widerstand. Das macht es den Datenauswertern leicht, ihr perfides Anliegen bzgl. der vollen Kontrolle umzusetzen.

    Das Gegenteil von dem was im Sinne der Menschlichkeit wäre, wird getan. Zu oft. Wie Welt steht Kopf.

    FG, roush

  9. Mr Mindcontrol sagt:

    Was hat das mit Eigenverantwortung zu tun? Heute ist es doch so dass Mitarbeiter viel mehr selbständige Entscheidungen treffen müssen als früher und auch die Leute selber Altersvorsorge betreiben sollen (Riester-Rente). Leute sind heute sicher eher verunsichert und nehmen da einige „Angebote“ an. Aber insgesamt ist das doch eher Zweischneidig. Früher galt das als wahr was der Pfarrer in der Kirche sagte und was in der Bibel steht. Die Leute hatten daran halt und eben NICHT Selbst/Eigenverantworung. Im immer mehr um sich greifenden Atheismus und der „Umwertung aller Werte“ (Gender-Mainstream etc.) wird von den Leuten mehr „Eigenverantwortung“ verlangt als je zuvor. Dass sie solche Angebote mehr annehmen sind doch wohl eher Kompensationsversuche die nach außen den Eindruck machen von den Leuten würden weniger Eigenverantwortung gefragt als früher. Was hat die „Früherkennung“ von J.P.Morgen damit zu tun? Das Motiv ist doch nicht weniger Eigenverantwortung sondern Macht der Überwacher!

  10. Egoaustreiber sagt:

    Da kann sich dieser kaputte Luzifer noch so sehr verausgaben mit seiner Horde von 6er heuchlerischen, willensschwachen, künftig vergewaltigten Pfeifen…
    die werden es nicht schaffen! Kurz vor dem Ziel werden sie brennen voller Zorn und nicht nur das ..sich selbst auffressen in ihrer selbst geschaffenen Hölle in die sie hineingehören!

  11. superomega sagt:

    Speziell in der IT ist es den Menschen nicht egal, ob sie per IT ausspioniert oder überwacht werden. Mittlerweile wissen wir aber gar nicht mehr, wer, wann, wo und für welchen Zweck Daten von uns sammelt.

    Als Betriebsrat bekomme ich hautnah mit, wie duckmäuserisch sich die Mitarbeiter eines Unternehmens verhalten. Vielen Leuten ist fast alles egal, hauptsache die Kohle und die Karriere stimmt. Denen ist überhaupt nicht bewußt, daß sie damit die Freiheit des Arbeitnehmers und das ist die Mehrzahl aller Menschen, nachhaltig gefährden. Es ist ihnen auch egal.

    Ich treffe überall Menschen, die sich nicht trauen, fordernder aufzutreten. Sie sagen: der, der bezahlt, schafft an. Dieses Prinzip scheint heute ein allgemeines ungeschriebenes Gesetz zu sein. Diejenigen die bezahlen, fordern das auch lautstark und selbstbewußt. Die Menschen, die nichts mehr zu sagen haben, ünterstützen dieses Gehabe oftmals sogar noch.

    Man verzichtet freiwillig auf Rechte, die man eigentlich ohne Probleme einfordern könnte und kuckt betreten oder beleidigt zu boden, traut sich aber nicht, klar und selbstbewußt dafür einzutreten.

    So läuft es in vielen Bereichen. Wenn man mit Leuten darüber spricht, muß man sich oft an das Hirn batschen, weil man merkt, wie dumm die Leute oft sind. Die wissen einfach überhaupt nichts. Sie können auch keine Zusammenhänge erkennen und Schlüsse ziehen. Menschen, die in einem modernen Hochtechnologie-Unternehmen mit einem eigentlich anfoerderungsvollem Beruf, sind außer auf ihrem ganz speziellen Gebiet, dumm und ignorant wie Bohnenkacke.

    Wie könnten auch sonst die Teufel dieser Welt, ihre Kriege und Gräuel einfädeln und durchziehen? Das ginge gar nicht, wenn die anderen Menschen nicht schlafen würden.

  12. Ice-Dealer sagt:

    superomega, bei solchen aussagen bin ich froh nicht auf einen betriebsrat angewiesen zu sein. du bist ja ein sehr schlauer, sozialer und führsorglicher mensch.. klasse..

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