US-Schuldengrenze: Gefahr im Verzug

Am 15 März ist Stichtag, die aus der Wahrnehmung verschobene Debt-Ceiling kehrt mit aller Gewalt zurück. Als der US-Kongress im Oktober 2015 die Grenze für 1,5 Jahre aufhob, beruhigte sich zunächst die Situation. Die Schulden stiegen weiter unaufhörlich und auch bei den Kosten wurde nicht wirklich angepackt. Die 100% in Relation zum BIP wurde schon 2012 gerissen, es wird weitergefeiert als gäbe es kein Morgen.


Die US-Schuldenobergrenze ist gesetzlich verankert und kann nur durch den Kongress angehoben oder ausgesetzt werden. Laut aktuellen Berechnungen verfügt die Treasury zu diesem Zeitpunkt über 200 Milliarden US-Dollar an Kapital, welche bei zugrundeliegenden Kosten von mindestens 75 Milliarden Dollar im Monat, relativ schnell aufgebraucht wären.

Neben unzähligen weiteren Brandbeschleunigern welche im Augenblick überall verschüttet werden, kommt hier also der nächste Regierungs Shut-Down gemütlich um die Ecke geschländert. Zu berücksichtigen bleibt, die fiskalische Situation hat sich erheblich verschärft. All die Einflüsse auf Verteuerung der Kreditfinanzierung, massive Erdrutsche an den Märkten einmal unbeachtet, dürfte Trump eine sehr heiße Zeit bevorstehen.

Zwar verfügen die Republikaner über eine geringe Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus jedoch hat Trump auch mehr als genügend Kritiker in den eigenen Reihen. Hier besteht also durchaus die Gefahr das die Regierung in den Stillstand schippert.

Sein privater Feldzug gegen die Medien, dürfte so auch nicht unbedingt hilfreich bei der Bewältigung der drohenden Krise sein. Auch wenn es ein Relikt seiner Vorgänger ist, wird man vermutlich versuchen Trump als Versager zu stilisieren. All die angekündigten Einschnitte bei MediCare, Sozialleistungen etc werden als Pfand für die Schuldengrenze herhalten müssen und nicht wie Trump es sich vorstellt um seine zum Teil Kruden Pläne zu finanzieren.

Zur Verdeutlichung hier noch zwei Charts:

US-Verschuldung 2006 – 2016

Quelle: Statista

US-Verschuldung rel. BIP 2006 – 2016

Quelle: Statista

Ein weiterer wichtiger Aspekt der zu selten beleuchtet wird, sind die Buchungstricks. Die Renten und Sozialkassen sind in einem Ausmaß geschröpft, dass man Per se eigentlich die Systeme als nicht existent betrachten kann. Dazu ein kurzes Zitat aus wiki:

Seit 1957 ist die Summe der Schulden, die intern gehalten werden, stetig gestiegen. Größten Anteil daran haben über Jahrzehnte angefallene Überschüsse aus den Sozialversicherungen, die für andere Zwecke verwendet werden. Als Ausgleich für diese Entnahme aus den Versicherungssystemen werden ihnen Schuldverschreibungen des Bundes gutgeschrieben, die wie alle anderen Schulden aus zukünftigen Haushaltsmitteln finanziert werden müssen.
[…]
Der Gesamtwert dieser nicht aus Abgaben gedeckten zukünftigen Verpflichtungen betrug 2009 45,8 Billionen US-Dollar. Diese Summe hätte bereitgestellt werden müssen, um aus Kapital und Zinsen die zukünftigen Zahlungen bis 2084 zu decken. Davon würden 7,7 Billionen US-Dollar auf die Rentenversicherung und 38,2 Billionen US-Dollar auf die Krankenversicherungen entfallen. Würden diese Verpflichtungen zur Staatsverschuldung hinzugezählt, ergäbe sich ein Gesamtschuldenstand von 62 Billionen US-Dollar, oder das 4,4-fache des Bruttoinlandprodukts.[1]

Um es auf den Punkt zu bringen, die USA verpulvern nicht nur die Überschüsse der restlichen Welt, man verpulvert auch die Renten und Sozialsysteme der Bürger. Damit nicht genug, selbst die Zukunft, bisher noch nicht gebohrener Bürger wird mit beim Roulette verschossen, was kostet die Welt – nicht wahr?

Auch wenn ich den USA eine gewisse Raffinesse attestiere beim Auffüllen der Party-Kasse, sollte man nicht den gewaltigen Anteil der Bevölkerung übersehen, der zum Begleichen der Schlussrechnung fällig werden wird. Dazu noch eine Grafik aus Wiki, wobei sich die Gläubigerstruktur abermals sehr stark verändert hat. Es zeigt aber schon auf wie stark die USA bereits 2008 in der eigenen Brühe geschmort haben.

Fazit: Die US-Schulden könnte man als nicht begleichbar betrachten, was schlussendlich in die Zahlungsunfähigkeit führen müsste. Die Wahrscheinlichkeit das der Kongress Trump blockiert ist nicht unbedingt gering. Anstatt sich also mit irrsinigen Vorhaben wie einer Mauer zu Mexico abzustrampeln wie das Eichhorn an der Kokosnuss, sollte Trump sich zügig den echten Gefahren widmen. Seine Feinde und Widersacher werden jede Schwachstelle nutzen und die Schuldengrenze könnte die gesamte Regierung nachhaltig lähmen.

In dem Zusammenhang ist es übrigens auch konsequent von US-Unternehmen auf shoppingtour zu gehen und Konzerne zu kaufen wo es nur geht. Wenn die Schulden ausgenullt werden, profitiert so wenigstens jemand davon. Was eben noch den Eindruck eines lauen Lüftchens erweckt, könnte schon in Kürze zu einem ausgewachsenem Hurrikan heranwachsen.

Carpe diem

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsverschuldung_der_Vereinigten_Staaten


20 Responses to US-Schuldengrenze: Gefahr im Verzug

  1. Jens Blecker sagt:

    Prove of evidence für den totalen Realitätsverlust:

    Trumps Regierung will Wehretat um 54 Milliarden Dollar aufstocken

    Laut einem Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, handelt es sich um eine Steigerung von rund zehn Prozent. Gegenfinanziert werden solle sie über Kürzungen in gleicher Höhe im nicht-militärischen Bereich. Daher müssten die meisten Bundesbehörden mit Kürzungen rechnen.

    https://www.welt.de/politik/ausland/article162432478/Trumps-Regierung-will-Wehretat-um-54-Milliarden-Dollar-aufstocken.html

  2. ash sagt:

    Ich habe das meiste was ich weiss von Dir gelernt 🙂
    Nun denke ich sollte der Schüler auch mal was sagen.Die Obergrenze wird noch Oben geschoben,deswegen heisst sie Obergrenze(Entschuldigung ist Fasching).Es geht weiter wie bisher.Alles glaubt an den Dollar.Egal was eine Statistik zeigt,der Glaube an den Dollar ist unerschütterlich.Die können 40 Billionen Verschuldung haben,dann bedienen Sie ebend nur 1/3 der Schulden,ist egal.
    Zum Untergang ist die Zeit noch lange nicht reif!

    ash

  3. anju sagt:

    heute gelesen ein artikel vom 21.dezember 1990

    Das Spiel ist aus
    Amerikas Finanzwelt steht vor einer fundamentalen Krise
    21. Dezember 1990, 7:00 Uhr

    mehr: http://www.zeit.de/1990/52/das-spiel-ist-aus/komplettansicht

  4. Irmonen sagt:

    Die US-Schulden könnte man als nicht begleichbar betrachten, was schlussendlich in die Zahlungsunfähigkeit führen müsste….

    Frage:
    Wo auf der Welt, bis auf geringe Ausnahmen (Bhutan? Mini-Inseln mit Kokosnüssen und Fischfang?…), gibt es noch Länder deren Schulden bezahlbar sind?
    und das auch noch bei einem weltweiten Schuld-Geld-System…..

  5. Jens Blecker sagt:

    In diesem Artikel geht es nunmal um die USA 😉

  6. Jens Blecker sagt:

    Sehr gutes Interview mit David Stockman (englisch) gefunden bei Zerohedge. Zu Stockmann: https://de.wikipedia.org/wiki/David_Stockman_%28Politiker%29

  7. Frank H. sagt:

    Also wenn ich das Video einigermaßen verstanden habe, dann sagt der gute Fachmann voraus, dass Trump der US Haushalt nach dem 15.03.2017 um die Ohren fliegen wird. Obama habe ihm eine Zeitbombe hinterlassen und Trumps Team hat keine Chance das Ding noch zu entschärfen. Ab diesem Datum muss Trump mit Notfallplänen haushalten.

    Also der Kaiser ist nackt und merkt es noch nicht. Obwohl Goldman Sachs Leute in seinem Team arbeiten, aber nicht alle sind bisher vereidigt.

    Mal schaun, ob Trump dann noch genug ausländische und inländische Geldgeber auftreiben kann. Denn welches Taflesilber sollen sich die US Eliten selbst einverleiben? Ist ja nix mehr da, alles schon vorab verpfändet, bis auf sein Militärgerät – das kann er an China, Iran und Russland verpfänden. *lol*

  8. Frank H. sagt:

    Könnte falls Trump nicht genug neue Kosmetik auftreiben kann einen Crash auslösen….das Beben dürfte dann aber mal so richtig am Markt einschlagen.

    Passt leider alles ins prophezeihte Drehbuch *schluck*

  9. Valron sagt:

    Wenn alle nicken geht es immer so weiter. Sind doch nur Zahlen. Wer wagt es den Kopf zu schütteln? Wer hat die Eier?

    AdAstra
    Valron

  10. Frank H. sagt:

    Wie das US Dollarsystem Europa absaufen lässt, um sich nochmals über die Zeit zu retten:

    Legend Art Cashin Just Issued A Dire Warning
    http://kingworldnews.com/alert-legend-art-cashin-just-issued-a-dire-warning-about-central-banks-buying-stocks-and-interfering-in-markets/

    Greyerz – This May Crash Europe’s Financial System And Lead To The Next Global Crisis And Collapse
    http://kingworldnews.com/greyerz-this-may-crash-europes-financial-system-and-lead-to-the-next-global-crisis-and-collapse/

    In diesen Artikeln ist defacto Deutschland zum Abschuss frei gegeben. Die Amis hoffen dabei, dass ihr Dollar nochmal als Save Heaven überlebt.

    Allerdings haben wir noch China, das kein Interesse daran haben dürfte die EU, besonders Deutschland, als Handelspartner erster Wahl – dank negativer Signale aus Washington – zu verlieren.

    Beobachten sollte man jetzt verstärkt amerikanische Hedgefonds und Großbanken, was sie für Marktinstrumente an den Märkten wie einsetzen.

  11. Frank H. sagt:

    Dirk Müller, Mister Dax aka Cashkurs Finanzportal, unterstützt deinen Artikel und liefert mit Folker Hellmeyer weiteren Stoff zum Lesen dazu

    „Konjunkturelle Divergenz zwischen Eurozone und USA nimmt zu!
    Am 15. März zieht die US-Schuldenobergrenze bei 20 Billionen USD. Der US-Staat hat dieses Limit aktuell mit 19,93 Billionen USD weitgehend ausgeschöpft. Hier mag sich Raum für nicht unwesentliche politische Auseinandersetzungen ergeben.
    28.02.2017 Autor: Folker Hellmeyer“

    https://www.cashkurs.com/kategorie/anleihen-und-devisenwelt/beitrag/konjunkturelle-divergenz-zwischen-eurozone-und-usa-nimmt-zu/

    Schwere Geschütze diesseits und jenseits des Atlantiks werden aufgefahren….

  12. Frank H. sagt:

    Allerdings stimmt eine Aussage nicht bei Hellmeyer: die Nettoneuverschuldung der privaten und öffentlichen Haushalte OHNE Industrie- und Handelskredite, steigt und steigt und steigt durch den Zinseszinseffekt und die Nullzinspolitik treibt das Geld aus den öffentlichen in die hoch riskanten industriellen aufgeblähten Sektoren, wobei der Zinseszins zu immer härteren Schieflagen führt. Eine gesunde Ökonomie einer Volkswirtschaft sieht anders aus.

    Fazit: im Endspiel um den größten Papiergeldschuldenturm zwischen den USA und Eruopa, liegt die USA leicht vorne.

  13. Frank H. sagt:

    Trump will ja noch bis Ende des Monats seine neuen Finanzmarktgesetze und die angekündigten Importzölle durchprügeln, das wird noch lustig. Denkt einer die EU wird da lange noch zu sehen? Natürlich nicht. Damit hat China zweimal verloren!

  14. Habnix sagt:

    @ash,

    das eben ist der Kasus Knaktus. Es glauben viele nicht mehr an den Dollar$. Ganz einfach, weil wegen der Verschuldung der USA mit ihrem Petro-Dollar, immer andere den Wohlstand der USA über den Petro Dollar bezahlt haben.

    Sämtliche manipulierten Rohstoffpreise müssen mit Dollar bezahlt werden. Nun stell dir mal den Ölreichen Irak vor, der seine eingeführten Rohstoffe mit Dollar bezahlen muss.

    Wenn du als Präsident wie Sadam Hussein auf die Idee kommst, dein Öl in Euro zu verkaufen, weil der Euro besser da steht, als der Dollar, was wird dir wohl passieren? Das selbe was Sadam Hussein passiert ist.

  15. ash sagt:

    Das ist mir ja auch klar.Aber Du musst doch zugeben,keiner und wirklich keiner kann sich vorstellen,das der Sack zugeschnürt wird.Die USA haben so eine Mächtige Militärmaschine,der Dollar wird noch Jahr(zehnte)e das ultimative Zahlungsmittel sein.Wie ich es bereits sagte,die Obergrenze der Schulden geht nach oben.Keiner,weder China noch Europa,Asien,Arabien lässt die USA absaufen.
    Das ist ein Fakt!Der Untergang ist trotz wiedersprüchlicher Prognose viele jahre nach hinten verschoben.

    ash

  16. Melissa sagt:

    ….. ich würde mal behaupten „Jahrzehnte“ macht unser Ökosystem den Turbokapitalismus nicht mehr mit.

  17. Habnix sagt:

    Die FED(Zentralbank) Yellen, möchte im März die Zinsen erhöhen. Werden in einer Globalisierten Wirtschaft, dann nicht andere Banken wie die EZB und die Boe ebenfalls gezwungener maßen die Zinsen erhöhen müssen? ???

  18. Habnix sagt:

    Klare Worte
    Fed peilt nur Wochen nach Trumps Amtsantritt Zinserhöhung an
    Amerikas Notenbankchefin Yellen hat eine Zinserhöhung als „wahrscheinlich angebracht“ bezeichnet. Die für Mitte März erwartete Straffung dürfte jedoch erst der Anfang einer kleinen Serie sein.
    03.03.2017

    http://www.faz.net/aktuell/finanzen/klare-worte-fed-peilt-nur-wochen-nach-trumps-amtsantritt-zinserhoehung-an-14908650.html

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