Schätze der Natur XXV : Birken

Das Symbol für Frühling und Ostern: frisch grüne Birkenzweige. Diese sehen nicht nur dekorativ aus ! – in den Birken steckt viel mehr. Die Birken bilden zusammen mit den Erlen die Pflanzenfamilie der Betulaceae. Von den 40 Birkenarten der Gattung Betula, welche auf der Nordhalbkugel vorkommen sind drei in Mitteleuropa heimisch: neben der Hänge- oder auch Sandbirke genannten Betula pendula und der Moorbirke (Betula pubescens) wächst die Zwergbirke (Betula nana) als kleiner, maximal 1 Meter großer Strauch an Extremstandorten wie in den Hochmooren im Nationalpark Harz.

Die Zwergbirke ist ein so genanntes Eiszeitrelikt. Ihre seltenen und streng geschützten Vorkommen in Mitteleuropa sind die südlichsten ihrer Art und zeugen von der Flora der Eiszeit.

Die beiden anderen Birkenarten sind alles andere als selten: Birken sind als so genannte Pioniergehölze bezüglich ihres Standortes nicht wählerisch und können sich mittels ihrer sehr zahlreichen, kleinen vom Wind auch über große Strecken verfrachteten Samen schnell überall hin verbreiten. Egal ob es feucht oder trocken ist oder ob die Böden nährstoffreich oder arm sind ß? wichtig ist den besonders in der Jugend schnellwüchsigen Birken nur eines: sie brauchen viel Licht!

 

Da das Holz und die Rinde der Birke Teer enthält ist es besonders gut brennbar und kann als einzige Holzart sogar im feuchten Zustand verheizt werden. Besonders als Kaminholz ist die Birke sehr begehrt.

Aus Birken lassen sich viele nützliche Dinge herstellen:

Neben den aus den dünnen, langen Zweigen der Hängebirke gebundenen Reisigbesen werden in Finnland und Russland aus der Rinde Schachteln und Dosen zur Vorratshaltung von Lebensmitteln wie Mehl, Zucker und Keksen und viele andere Haushaltsgegenstände hergestellt. Es ist eine ganz besondere Materialeigenschaft welche hier zum Tragen kommt: Die Rinde der Birke enthält Betulin, auch Birkenkampfer genannt. Dieser Stoff macht die Birkenrinde außerordentlich haltbar und wasserdicht, so dass diese sogar als Dachbedeckung genutzt wird.

 

Besonders im Frühjahr begegnen wir der Birke überall:

Am zarten Grün der Birkenreiser wirken die bunten Ostereier besonders schön, der Maibaum ist klassischerweise eine Birke, bei Hochzeiten wird mit frisch geschlagenen, jungen Birken dekoriert und zu Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam sind die Kirchen oft mit Birken geschmückt. Die vorchristliche rituelle Bedeutung der Birke als Symbol für den Frühling und die Fruchtbarkeit hat hier bis heute Spuren hinterlassen.

Auch im Bereich der Körperpflege und Kosmetik wurde die Birke traditionell genutzt. Gerade während der letzten Jahre wurden seitens führender Hersteller von Naturkosmetik und Körperpflegeprodukten alte Traditionen wiederbelebt und Birken-Pflegeprodukte mit großem Erfolg auf den Markt gebracht. Einige Rezepte und Verwendungshinweise für den Hausgebrauch sind im Abschnitt ß?Rezepteß? aufgeführt ß? auch wenn es sich hierbei ausnahmsweise nicht um Essbares handelt.

 

Wuchs und Aussehen

Die häufigere der beiden Arten, die Hänge- oder Sandbirke (Betula pendula) ist mit ihren herabhängenden Zweigen und der weißen mit tiefen, schwarzen Rauten durchsetzten Borke ein dekorativer Baum.

Die Moorbirke (Betula pubescens) wächst dagegen eher auf feuchten, moorigen Standorten und hat im Gegensatz zur Hängebirke keine überhängenden Zweige sowie kleinere, etwas gleichmäßiger gezähnte Blätter und behaarte junge Triebe.

Beide Birkenarten erreichen maximal Höhen von 25-30 Meter und werden meist nur 80, selten 100 Jahre alt.

 

Vorkommen

Auf offenen Flächen wie Schuttplätzen und ßdland siedeln sich Birken gerne an. Wer mit dem Zug unterwegs ist kann beobachten, wie ehemals von der Bahn genutztes Gelände innerhalb weniger Jahre von jungen Birken bestanden ist. Auch auf Kahlschlagflächen im Wald kommen zwischen den jungen, vom Forstdienst gepflanzten Bäumen, durch den Samenflug Birken auf. Diese werden beim Durchforsten der Bestände geschlagen oder aber sie verkümmern Jahre später im Schatten der anfänglich zwar langsamer wachsenden Arten wie Buche, Eichen und Fichte, welche die Birken dann aber an Höhe überragen und ihnen das Sonnenlicht streitig machen.

Andererseits trifft man Birken aber auch auf kultiviertem Gelände oft an: Aufgrund ihrer schönen Wuchsform und der dekorativen Borke wird vor allem die Hängebirke in Parks und Friedhöfen sowie als Alleebaum häufig angepflanzt.

 

Charakteristische Inhaltsstoffe & Heilwirkungen

Junge Birkenblätter enthalten maximal 2 % Flavonoide und 3 % Saponine sowie etwas ätherisches ßl, ferner 8-9% Gerbstoffe und Harze sowie knapp 3 % Vitamin C. Birkenblättern wird eine stark diuretische, also harntreibende Wirkung zugeschrieben ohne dabei die Nieren zu reizen oder gar zu schädigen. Aus diesem Grund werden Tees aus Birkenblättern bei chronischen Nierenerkrankungen sowie Nieren- und Blasenentzündungen empfohlen. Es wird berichtet, dass sich mittels mehrmonatiger Trinkkuren sogar Nierensteine auflösen ließen. Auszüge aus Birkenblättern werden wie das Birkenwasser als Haarpflegemittel verwendet und lindern Beschwerden wie Schuppenbildung, beginnender Haarausfall, fettiges Haar und Jucken der Kopfhaut.

Die Knospen der weiblichen Blüten enthalten reichlich ätherisches ßl (bis zu 6%), sowie Saponine und Bitterstoff. Die Knospen werden in der Volksmedizin ebenfalls als Diuretikum sowie als den Appetit anregendes Mittel eingesetzt.

Birkenwasser enthält bis zu 5% Zucker, organische Säuren und Eiweiße. ßußerlich wird es als Pflegemittel für Kopfhaut und Haare empfohlen, die innere Anwendung im Rahmen von Trinkkuren im Frühjahr soll sich bei Nieren- und Blasenleiden bewährt haben.

Birkenrinde ist reich an Betulin, dem Birkencampher. (10-14 %) Außerdem enthält die Rinde ätherisches ßl, Gerb- und Bitterstoffe sowie Harz. Auszüge aus der Birkenrinde werden als Badezusatz oder als Umschlag bei eitrigen und chronischen Hautausschlägen angewendet.

 

 

Sammeltipps

 

Schon im späten Winter ß? ab Februar- kann, falls kein strenger Frost mehr herrscht, an kräftigen Bäumen der ab dieser Zeit in der Rinde aufsteigende Saft, das Birkenwasser, gezapft werden. Dazu bohrt man mit einem Hand- oder Akkubohrer ein kleines, ca. 4 cm tiefes Loch durch die Borke in die Rinde, steckt ein kurzes Rohrstück entsprechenden Durchmessers hinein und stellt ein Gefäß zum Auffangen des Wassers darunter. Nach der Ernte muss das kleine Loch mit einem Kork wieder passgenau verschlossen werden. Falls Ihnen keine eigene Birke zur Verfügung steht und Sie einen fremden Baum anzapfen wollen vergessen Sie bitte nicht den Eigentümer vorher um Erlaubnis zu fragen.

Die Knospen der weiblichen Blüten (die späteren Samenstände) sammelt man im Mai: sie sind ca. 1 cm lang, walzenförmig, hellgrün und hängen an den Trieben des Vorjahres.

Bei den jungen Blättern kommt es auf den Verwendungszweck an: sollen diese als Salatbeigabe gegessen werden, so sind besonders die zarten Blättchen unmittelbar nach dem Austrieb der Pflanze zu empfehlen. Die Blätter werden schon kurze Zeit später derber und eigen sich dann vor allem zum Trocknen oder zur Herstellung von Auszügen für heilende oder kosmetische Anwendungen.

 

Verwendete Pflanzenteile und Erntezeit

 

Birkenwasser                      Februar (falls frostfrei) – Mai

Knospen der weibl. Blüten    Mai

Junge Blätter (Salat)            Mitte April ß? Anfang Mai

Junge Blätter (Tee, Auszüge) Mai und Juni

Rinde 1-4 jähriger Ruten             ganzjährig

 

 

Rezepte & Ideen

 

Birkenwasser

Nicht nur zur äußerlichen Anwendung als Pflegemittel für Haare und Kopfhaut ist das Birkenwasser begehrt, sondern auch als erfrischendes, leicht süßliches Getränk! Wer das Birkenwasser das ganze Jahr über genießen möchte kann es auf folgende Weise haltbar machen: Birkenwasser kurz aufkochen und noch heiß mittels eines Trichters in sterile Flaschen mit Schraubverschluss abfüllen. An einem dunklen und möglichst kühlen Ort lagern.

 

Birkenblätter – Tee

1 EL getrocknete Birkenblätter pro Tasse. Mit heißem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen, abseihen.

 

Birken-Bad

Für ein Vollbad 4 Hände getrocknete Birkenblätter oder auch eine Mischung aus frischen Blättern, Knospen und der Rinde junger Zweige in 2 – 3 Liter Wasser zum kochen bringen, von der Platte nehmen und einige Stunden oder auch über Nacht ziehen lassen, abseihen. Den Absud dann ins warme Badewasser geben. Dieses Birken-Bad hilft bei unreiner Haut, Schuppenflechte und Furunkulose. Je nach Schwere und Hartnäckigkeit der Beschwerden Bäder von mindestens 20 Minuten Dauer jeden zweiten oder dritten Tag wiederholen bis diese Abklingen.

 

Haar-Kur mit Birken-Kräuter-ßl

Die Kräutermischung besteht aus getrockneten Birkenblättern, Brennnessel, Rosmarin und Kamille ß? alle zu gleichen Teilen. Die Kräuter mit kalt gepresstem ßl übergießen (pro Hand voll Kräuter ca. 200 ml ßl, zum Beispiel kalt gepresstes Olivenöl, verwenden) und in einem gut verschlossenen Glas an einem dunklen Ort eine Woche ziehen lassen, dann abseihen. Etwas Birken-Kräuter-ßl in die frisch gewaschenen Haare einmassieren und wenn möglich eine ganze Stunde einwirken lassen. Danach mit einem besonders milden Shampoo oder Wascherde auswaschen.

 

 

Frohe Ostern und viel Freude in der Natur!

 

Markus Strauß

 

PS: Die Ausbildung zum ärztlich zertifizierten Selbstversorger aus der Natur beginnt am 16.04.

Seminare in Osterode / Harz am 21.04. und

in Alsfeld / Hessen am 28.04.

Infos unter http://www.dr-m-strauss.de


6 Responses to Schätze der Natur XXV : Birken

  1. Habnix sagt:

    Das Asperin wird das nicht auch aus der Birkenrinde hergestellt oder irre ich mich da?

    Eventuell verwechsele ich da vielleicht etwas.

  2. Cabale sagt:

    Asperin stammt aus Weidenrinde.

  3. Habnix sagt:

    Danke,wusste doch das ich da was verwechselte.Nochmals Danke.

  4. Irmonen sagt:

    Birken: mein aboluter Lieblingsgeruch – Birken im Regen, wer kennt das?

  5. Lilly sagt:

    Nochmal zum Zucker aus Birkenrinde:

    Dass man aus der Rinde der Birke Zucker herstellen kann, wurde Ende des 19. Jh. von einem deutschen Wissenschaftler namens Hermann Emil Fischer entdeckt. Fischer gilt als Begründer der klassischen organischen Chemie und erhielt 1902 den Nobelpreis für Chemie für bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der Zuckerchemie.

    Die Herstellung des Birkenzuckers ß? als Ersatz für herkömmlichen Zucker ß? ist in Finnland während des zweiten Weltkrieges entstanden. Da das Land während des Krieges völlig abgegrenzt war, war es darauf angewiesen alle nötigen Nahrungsmittel selber herzustellen.

    Aufgrund des Klimas von Finnland konnten weder Zuckerrohr, noch Zuckerrübe angebaut werden. Den Birkenbaum kannte man schon lange als Zuckerquelle, so erschien der aus der Rinde und den Fasern gewonnene Zucker als eine naheliegende Alternative. Um den Zuckermangel zu decken, fing man daher an aus den zahlreichen heimischen Birken Birkenzucker zu gewinnen.
    ….und insbesonders die zahnfreundliche Eigenschaft des Birkenzuckers hervorhebt (Scheinin, 1975). Seither bestätigten weltweit zahlreiche Forschungen die wohltuenden Wirkungen des Birkenzuckers auf Gewicht, Blutzucker, Zähne, Knochen, Haut, Pilz- und Mikroben Bekämpfung.

    Nicht zu vergessen: die Birkenrinde als Zunder:

    http://www.youtube.com/watch?v=IrR3dm0AkEA&feature=related

    LG
    Lilly

  6. […] nächstes wurde die Herstellung eines Haaröls aus Birke, Brennnessel und Rosmarin erläutert. Hierbei werden die entsprechenden Kräuter anstatt in Alkohol […]

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