Giersch – der ständig nachwachsende Wildspinat

Welcher Gärtner wünscht sich nicht das ultimative Super-Gemüse, das:

• völlig unkompliziert wächst und keinerlei Pflege braucht
• man das ganze Jahr über ernten kann und das ständig frisch treibt
• sowohl als Salat, als Spinat, als Gemüse und Gewürz vielseitig verwendbar ist
• super gesund ist und extrem viel Vitamine und Mineralien enthält
• gegen so schlimme Krankheiten wie Gicht und Rheuma, aber auch gegen Erkältung hilft
• auch noch zum Mulchen taugt und Biomasse für einen guten Kompost bildet?

Ihr sagt jetzt bestimmt: „Jeder!“ Angesichts der vielen tollen Eigenschaften des auch Erdholler genannten Wildgemüses müsste man das eigentlich auch annehmen. Doch gerade der Giersch ist eine der von Gärtnern am meisten gefürchteten Pflanzen überhaupt. Seine ungestüme Vitalität macht ihn unbeliebt, denn wo er einmal wächst, ist er eigentlich nicht mehr wegzukriegen. Hackt man ihn weg, so treibt er nur umso emsiger aus jedem noch so kleinen Wurzelstück eine neue Pflanze. Wer Giersch im Garten von bestimmten Stellen vertreiben will, der muss ihn deshalb möglichst fleißig ernten. Damit schwächt man die Pflanzen und sie treiben mit der Zeit immer weniger aus; was man nicht essen kann, kann als Mulch auf dem Beet belassen oder auf den Kompost gegeben werden. So erhält der Boden wertvolle Nährstoffe.

Eine Frage der Definition
Giersch_treibt_das_ganze_Jahr_ueberWenn man den Giersch als Wildgemüse und Heilpflanze und nicht als Unkraut sieht, wird man sich schnell mit ihm anfreunden. Wenn man seine positiven Eigenschaften kennen gelernt hat, ist man vielleicht sogar froh, soviel von ihm zu haben. Die Koreaner sind den hiesigen Gärtnern da schon einen Schritt voraus. Dort wird der Giersch sogar als normales Gemüse angebaut. Auch in den früheren Kloster- und Bauerngärten wurde er als Nutzpflanze kultiviert.
Aber kultivieren muss man ihn ja gar nicht, denn er wächst ganz unkompliziert und von selbst. Kaum ist der Schnee geschmolzen, entfalten sich die ersten Triebe. Wegen der dreigeteilten, dem Fußabdruck einer Ziege ähnelnden Form seiner Blätter wird er auch Dreiblatt oder Geißblatt genannt. Wie das Gänseblümchen stand er vermutlich schon in der Steinzeit auf dem Speiseplan.

Vielseitig in der Küche nutzbar
3 mal 3, das ist die Formel der Giersch-Pflanze: An einem dreieckigen Blattstiel kommen dreigezackte Blätter hervor. Besonders die jungen, gerade entfalteten, noch hellgrünen Triebe sind am leckersten für frische Salate. Sie schmecken nach einer Mischung aus Spinat, Möhre und Petersilie mit einem Hauch von Sellerie. Bei regelmäßiger Ernte treiben diese zarten Blätter unerschöpflich das ganze Jahr über immer wieder nach.

Ältere Blätter sind etwas intensiver im Geschmack und auch etwas zäher. Sie eignen sich zum Kochen als Spinat und als Zugabe zu vielen Speisen wie Kräuterbutter, Pesto, Suppen, Soßen, Kartoffelgerichten, Bratlingen, Gemüsebroten, Auflauf … .

Getrocknet und zu Pulver verrieben sind die Blätter ebenso wie die etwas schärferen Samen übrigens auch ein gutes Gewürz für Suppen und Saucen und können wie Petersilie verwendet werden. Die Giersch-Samen werden ca. 3mm lang und ähneln den Früchten von Dill oder Fenchel.

Auch die Giersch-Blüten sind essbar. Sie sind süßer als der Rest der Pflanze und können Salate oder Suppen verschönern. Außerdem aromatisieren sie Essig, Öl oder Kräuterlimonade. Besonders saftig sind die Stiele und Knospen. Sie kommen frisch, als Gemüse oder auch eingesäuert wie Sauerkraut auf den Wildkraut-Teller.

Wertvolle Inhaltsstoffe
Wie viele Wildkräuter ist auch der Giersch ein wahres Vitamin C-Wunder. Er enthält mehr als 15 mal soviel Vitamin C wie der Kopfsalat, viermal soviel wie Zitronen und schlägt sogar den Rosenkohl, eines unserer vitaminreichsten Kultur-Gemüse noch um das Doppelte. Auch bei den Mineralstoffen ist der Giersch den Standard-Gemüsen weit überlegen. Während es der Grünkohl, eines der mineralstoffreichsten Kultur-Gemüse, gerade mal auf 2 mg Mineralien und Spurenelemente pro 100g bringt, enthält der Giersch mit 27 mg mehr als 13 mal soviel. Außerdem ist er besonders reich an Eisen, Kalium, Magnesium, Calcium, Zink, Bor, Kupfer, Mangan, Titan und Kieselsäure.

Geschätztes Heilmittel
Durch den hohen Gehalt an Mineralien wirkt Giersch basisch und fördert den Stoffwechsel und die Harnorgane. Er entsäuert und entwässert den Körper, stärkt das Bindegewebe und hilft, dort eingelagerte Säuren und Giftstoffe auszuschwemmen – ideal zum Beispiel für eine Frühjahrskur und früher wichtiger Bestandteil der Gründonnerstagssuppe.

Die Volksheilkunde schätzte den Giersch früher außerdem besonders bei der Behandlung von Rheuma und vor allem Gicht. Davon zeugt auch sein lateinischer Name Aegopodium podagraria, der übersetzt ungefähr „die Gicht heilendes Ziegenfüßchen“ bedeutet. Die heutige Forschung konnte bisher keine Inhaltsstoffe nachweisen, welche die nachgesagte Wirkung auf die Gicht belegen. Aber das heißt ja nicht, dass man die schmerzlindernden, krampflösenden und entgiftenden Eigenschaften des Giersch nicht trotzdem für sich nutzen kann. Und wenn das Zipperlein an den Zehen oder Händen zuschlägt, bringt vielleicht ein Breiumschlag mit Gierschblättern genauso eine erste Linderung wie bei Insektenstichen. Auch der Tee aus dem Kraut soll helfen, weiteren Gicht-Anfällen vorzubeugen. Durch den hohen Vitamingehalt ist Giersch außerdem bei Erkältungen ein sinnvoller Unterstützer.

Unten gibt’s noch ein paar Rezepte, mit denen Ihr Euch den Giersch schmecken lassen könnt. Mehr über Giersch und Wildkräuter sowie weitere Giersch-Rezepte findet ihr auf www.wildkrautgarten.de.

Fröhliches Wildkräutern!
Der Wildkrautgarten

Giersch-Brotaufstrich
Eine kleine Handvoll möglichst junge Gierschblätter klein hacken oder pürieren, das ganze mit einer Packung Frischkäse oder Quark mischen, nach Bedarf mit Salz, Pfeffer und einem Spritzer Zitrone abschmecken.

Giersch-Limonade
Zutaten:
• ½ Liter Apfelsaft
• ¼ Liter Mineralwasser ½ Zitrone
• 5 Stiele Giersch 1 Stiele Zitronenmelisse

Zubereitung
Zitrone waschen und in Scheiben schneiden. Die Kräuter ebenfalls waschen. Den Apfelsaft in ein Glas-Gefäß geben. Kräuter und Zitronenscheiben dazugeben. Mindestens 6 Stunden oder über Nacht ziehen lassen. Dann die Kräuter entfernen, mit dem Mineralwasser aufgießen und gekühlt genießen.

Gierschgemüse Römerart
Zutaten
• 4-5 Handvoll Giersch (ca. 200g)
• 2 Zwiebeln
• 3 Knoblauchzehen
• Butter oder Olivenöl zum Braten
• Salz, Pfeffer und Zitronensaft oder Balsamico-Essig zum Abschmecken

Zubereitung:
Zwiebeln und Knoblauch pellen, in kleine Würfel schneiden und mit Butter oder Olivenöl in einer Pfanne glasig dünsten. Giersch waschen, etwa eine Minute in kochendem Wasser blanchieren (also kurz köcheln lassen), dann herausnehmen und nach dem Abtropfen zu den übrigen Zutaten in die Pfanne geben. Bei geringer Hitze dünsten, bis die Blätter weich sind. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft oder Balsamico-Essig abschmecken.

Tipp: Dieses würzige Gemüse schmeckt auch gut zu Nudeln und Kartoffeln oder als Füllung in einer Quiche.


13 Responses to Giersch – der ständig nachwachsende Wildspinat

  1. cannabis sagt:

    Gemischter Wildsalat mit Giersch,Brennnessel,löwenzahn,Gänseblümchen,knoblauchrauke,zwiebeln, olivenöl und man bekommt nie wieder eine Grippe 🙂

  2. Melissa sagt:

    Nur ls Ergänzung gedacht:

    Da Körper und Geist ja nicht getrennt sind ist die herausragenste Eigenschaft des Giersch sein unbändiger lebensfroher Optimismus. Er läßt sich nicht unterkriegen, lebt jeden Tag mit Freude und Tatkraft.

    Er steht für das pure Leben.

    Dies ist auch in etwa die psychosomatische Entsprechung für Gicht und Arthritis, denn die „befallen“ nur Menschen mit engstirnigen, pessimistischen, verbissenen Charakterzügen.

    Schulmedizinisch bewiesen ist, dass ein hoher Mineralstoff- und vorallem ein hoher Kaliumgehalt für das Ausscheiden von Giftstoffen und Säuren, wie die Harnsäure bei Gicht,notwendig sind.

    Kalium ist wichtig für die Permeabilität der Zellmembran und damit für den Abtransport der Giftstoffe.

    Giersch gehört inzwischen zu den Zeitgeistpflanzen, vermutlich wird seine wuchernde Ausbreitung nachlassen wenn wir die Lektion gelernt haben.Die Natur bestätigt wie immer, die Lösung (er)wächst meist direkt vor deiner Nase…

    Die einzige Pflanze die den Giersch zurückdrängen kann falls er´s im Garten zu wild treibt *grins* ist nach meiner Erfahrung der Beinwell,den kann man in Maßen auch essen, tolle Salben herstellen, er wirkt bodenverbessernd und blüht sehr hübsch.

  3. drlillebror sagt:

    Wunderbar, dieser Hinweis! Unser ganzer Garten hat den Giersch en masse, und ich war schon etwas verzweifelt. (Man kriegt ihn übrigens auch gebändigt, wenn man Rasen ansät und dann über ein Vierteljahr, bis der Rasen raus ist, ständig die sprießenden Gierschtriebe ausrupft: Ist so mühselig, wie es klingt..) Zwar las ich bei STORL auch etwas über die gichtheilende Wirkung, aber die konkreten Rezepte hier machen Appetit. Auch STORL schreibt, daß häufig im eigenen Garten vorkommende Pflanzen dort nicht umsonst sind, sondern dir etwas sagen wollen, unter Umständen auch heilen wollen. Ich hab also lange über „meinen“ Giersch nachgedacht: Ist schon etwas dran, an Melissas Hinweis auf psychosomatische Entsprechungen..

    Grüße.

  4. Irmonen sagt:

    Hab im Früjhar vor 2J, vor dem Austreiben der Pflanzen eine Garten übernommen und oh Schreck, weite Teile sind durch und durch Gierschverwachsen.

    Ausrupfen ist nur in den Gemüsebeeten möglich und mühselig. Zwischen den Johannisbeersträuchern und „Zier“Pflanzen nicht.

    Was möglich war ist Physalis zwischen den Giersch zu setzen, der wuchs super und ich konnte Wochenlang Physalis ernten.

    Giersch lockert den Boden, hält ihn feucht.
    Und doch, ohne – wäre mir der Garten lieber.

  5. Irmonen sagt:

    eine unbändig optimistische Sicht hat schon was.

    Oder
    der Giersch ist einfach ungebremst, undizipliniert, rücksichtslos wuchernd, ein „Sozialgeflecht“ das anderen den Platz wegnimmt und einmal in größerem Umfange ausgebreitet, kaum mehr einzudämmen..

    Arthritiden sind chronische, schleichende Entzündungen, eine stille Form von Aggression, die nicht zu Heilprozessen führt. (Gutmenschentum).

  6. Irmonen sagt:

    Mein Fehler war: zu vertrauensselig, ungeprüft den GArten übernommen zu haben……

  7. Auch sehr lecker ist Tomate/Mozarella mit Wildkräutern statt Basilikum. Dafür eignet sich neben Giersch auch Bärlauch, Knoblauchsrauke oder Scharbockskraut sehr gut. Hatte ich heute zum Frühstück 🙂

  8. Hallo Melissa, vielen Dank für deine tolle Ergänzung zum Giersch. Ich werd deinen Kommentar auch auf dem Wildkrautkraut-Blog direkt verlinken, damit die Leser dort auch diesen ganzheitlichen Ansatz lesen können.

  9. Der Giersch kann einen schon erschrecken, wenn er so richtig loslegt im Garten, aber man kann dann auch schon massig ernten, wenn die anderen Gärtner noch beim Säen sind. STORL ist übrigens einer meiner liebsten Kräuter-Autoren. Er hat so eine wunderbar liebevolle Art, über Pflanzen zu schreiben, die mich immer wieder inspiriert und mir schon viele Kräuter nahegebracht hat.

    Ich wünsch dir viel Spaß beim Rezepte-testen. Vielleicht schreibst du mir ja mal, wie es gemundet hat?

  10. […] Dieser Artikel ist als Gastbeitrag auf IKnews.de erschienen. Melissa hat dort noch einen schönen Kommentar über die Wirkung des Giersch aus ganzheitlicher Sich…. […]

  11. wildkrautfee sagt:

    und wer bei der Ernte nicht ganz sicher ist. Der Giersch (bei uns Erdholler) hat einen dreieckigen Stengelquerschnitt. Eindeutiges Erkennungsmerkmal.

  12. […] Anders dagegen beim Giersch z.B., den man höchstens mit ungiftigen Vetretern verwechseln kann wie Wald-Engelwurz oder Kälberkropf, und der am bekannstesten aus dem eigenen Garten sein dürfte, wo er als gemeines Unkraut wuchert – hier kann man also bedenkenlos sammeln. Und Giersch ist auch lecker und gesund, er hat einen günstigen Eiweißgehalt, viel Vitamin C und Provitamin A und schmeckt vor allem vor der Blüte im April, in kleinen Mengen im Smoothie lässt er sich aber auch ganzjährig verwenden, auch Blüten und Früchte sind verwertbar. Ein interessanter Artikel zum Thema ist z.B. hier: http://www.iknews.de/2013/04/27/giersch-der-staendig-nachwachsende-wildspinat/ […]

  13. […] Ein Loblied auf den Giersch: ständig nachwachsender Wildspinat – unter anderem auch mit einem Giersch-Limonadenrezept […]

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