Explosive Stimmung in Frankreich, Frankreich als Pulverfass.

Die Protestformen in Frankreich nehmen immer heftigere Formen an.

In Frankreich bedeutet ein Protest auch einen wirklichen Widerstand, nicht wie in Deutschland, wo eine Protestaktion grade für ein Trillerpfeifenkonzert reicht.
Egal ob dort von LKW wichtige Autobahnen gesperrt werden, Firmenchefs als Geiseln genommen werden oder halt wie jüngst mit der Sprengung der Gebäude gedroht wird.

Die von der Kündigung bedrohten Mitarbeiter des französischen Automobilzulieferers New Fabris haben am Donnerstag vor den Toren des Renault-Konzerns am Hauptsitz von Boulogne-Billancourt bei Paris demonstriert, um ihrer Forderung nach einer Abfindung von jeweils 30.000 Euro Nachdruck zu verleihen. Die Gasflaschen, mit denen sie die Sprengung ihrer Fabrik im westfranzösischen Châtellerault androhen, bleiben aufgestellt, unterstrich Guy Eyermann, ein Sprecher der Gewerkschaft CGT. ß?Wir haben nichts, und sie sollen auch nichts bekommen, wenn es zu keiner Einigung kommtß?. Damit spielte er auf die beiden Hauptkunden des zahlungsunfähigen Autozulieferers an. PSA Peugeot Citroën sowie Renault haben sich zum Aufkauf der Lagerbestände bereit erklärt, wollen aber nicht die verlangten Abfindungen für den Zulieferer übernehmen.

Geiselnahmen von Managern, Verwüstungen von Gebäuden und jetzt auch Sprengungsdrohungen – Frankreich macht in der Wirtschaftskrise durch hart ausgefochtene Sozialkonflikte von sich reden. Freilich sind nicht nur die schiere Verzweiflung der Arbeiter und ihre scheinbar unbegrenzte Gewaltbereitschaft am Werk, sondern auch kühles Kalkül, denn es geht darum, die Aufmerksamkeit der Medien zu erlangen, um somit die Arbeitgeber und die Regierung unter Druck zu setzen. Die Protestler von Nortel beispielsweise haben rasch einen eigenen Pressesprecher zur regelmäßigen Information der Journalisten ernannt. Eine Zeitung wie ß?Libérationß? erhält nach eigenen Angaben in der Woche derzeit rund zehn Benachrichtigungen von neuen Sozialkonflikten. ß?Unmöglich, über alle zu schreibenß?, notiert die Tageszeitung. Daher suchen etliche Arbeitnehmer nach immer spektakuläreren Wegen, um ins Rampenlicht zu kommen.[1]

Die Methoden sind schon teilweise extrem heftig, aber in etlichen Fällen hatte der Widerstand auch Erfolg.
Nun ja dann trillern wir mal weiter.

Carpe diem

[1] http://www.faz.net/s/RubC43EEA6BF57E4A09925C1D802785495A/Doc~E3461197F221A41F1A26C07DCB177932D~ATpl~Ecommon~Scontent.html


5 Responses to Explosive Stimmung in Frankreich, Frankreich als Pulverfass.

  1. Jan sagt:

    Frankzosen habens raus (auch wenn ich einige abneigung gegen sie habe) doch demonstrieren können sie, dass muss man ihnen lassen!

  2. metroo sagt:

    Man darf aber auch nicht vergessen, das die Franzosen erheblich tiefer fallen als wir Deutschen. Dort gibt es keine Kurzarbeit und auch keine Abfindungen, welche bei uns gezahlt werden ( nach langer Betriebszugehörigkeit). Daher wird dort auch mit härteren bandagen gekämpft.

    Dennoch bin ich der Meinung, das in Deutschland diese Schmuseproteste nichts bringen. Bei uns die Krise aber auch noch nicht angekommen wie zB in Spanien mit ca 18% Arbeitslosigkeit.

  3. Cheffe sagt:

    Naja metroo wenn du mal die Statistikfilter wie Kurzarbeit und co ausbaust, sieht die bei uns auch nicht besser aus.

    Und ich kenne genügend Firmen persönlich bei denen die Krise sehr wohl schon angekommen ist.

  4. Topf sagt:

    @ Cheffe
    Das meine ich auch.
    Wenn man nicht nur auf die schwachsinnigen Statistiken schaut, an denen die Arbeitsämter tagtäglich schrauben, sondern mal alles im Ganzen sieht. Dann würde man feststellen, dass man nicht nur Arbeitslose sagen sollte, sondern Erwerbslose (besser wäre Lohnsklaven ohne Beschäftigung). Da wären die Arbeitslosen (die in der Statistik des AA), Umschüler, Praktikanten, die in privater Vermittlung, ALG2-Empfänger, die die keine Stütze kriegen oder keine wollen… natürlich auch die Kurzarbeiter und die in Auffanggesellschaften

    Ich denke da sind 20% locker drin…

  5. metroo sagt:

    Hi Cheffe und Topf,

    das wollte ich auch nicht mit meinem Kommentar ausdrücken. ich hab lediglich gesagt, das durch unser „soziales Netz“ die Krise bisher verschleppt wurde. Daher gibt es bei uns auch noch keine so heftigen Proteste.

    Das ich keiner Statistik glaube die ich nicht selbst gefälscht habe sollte jedem klar sein 😉

    Die Argumente von keine Abfindung und keine Kurzarbeit zählen aber dennoch.

    Wie auch immer, schönes Wochenende (bei 15 Grad )

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