Turbozensur: Merkel-Rede zu Griechenlandbankrott verschwunden

Das Dokument zu dem von Wirtschaftsfats.de veröffentlichten Artikel : Kanzlerin Merkel: „Das griechische Beispiel kann Euro unter großen, großen Druck bringen“ ist von der Seite der Bundesregierung komplett verschwunden.

Der folgende Artikel gibt die Ansprache wieder, welche auch bei Bloomberg veröffentlicht wurde.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel äußerte ihre Bedenken über die Auswirkungen von Griechenlands Budgetdefizit auf die Gemeinschaftswährung Euro, und wies darauf hin, dass dem Euro eine ß?sehr schwierige Zeit bevorstündeß?, wie bloomberg.com berichtet. Merkel, gestern im Zuge eines durch die Tageszeitung ß?Die Weltß? veranstalteten Forums eine Rede haltend, stellte ebenfalls die finanzielle Disziplin von anderen Staaten der Eurozone in Frage, wie aus einer Abschrift dieser Rede, die heute auf der Webseite der deutschen Regierung veröffentlicht wurde, hervorgeht. ß?Das griechische Beispiel kann uns unter großen, großen Druck bringenß?, sagte sie (ebenfalls aus der Abschrift hervorgehend). ß?Wer wird dem griechischen Parlament erzählen, dass es bitte damit fortfahren soll, eine Rentenreform auszuarbeiten? Ich bin mir nicht sicher, dass Griechenland in Enthusiasmus ausbrechen wird, wenn Deutschland versucht, ihm Instruktionen zu erteilen.ß? Die deutschen Gesetzgeber wären nicht besonders glücklich darüber, wenn Griechenland ihnen sagen würde, was sie zu tun habenß?, führte sie weiter aus. ß?Der Euro befindet sich also in einer äußerst schwierigen Phase in den kommenden Jahren.ß?

Anm.: War das die Rede im Hinblick auf eine mentale Vorbereitung für einen potenziellen Bust der Eurozone samt ihrer fehlerhaften Währung?[1]

Wer versucht das Dokument auf der Seite der Bundesregierung aufzurufen bekommt folgende Meldung:

Sollte jemand einen funktionierenden Link haben bitte posten.Hat jemand dieses Dokument gesichert?

Anscheinend hat Frau Merkel mit dieser Ansprache mehr Wellen ausgelöst als Ihr lieb ist. Wie schnell ein solcher Artikel aus dem Netz verschwindet hat selbst mich geschockt.

[1] Wirtschaftsfacts.de

Carpe diem
Updatet : by cheffe


12 Responses to Turbozensur: Merkel-Rede zu Griechenlandbankrott verschwunden

  1. ebm_bln sagt:

    FEHLER !

    Vorheriger Kommentar kann gelöscht werden !!!

  2. Rede über googel cache sagt:

    Rede von Bundeskanzlerin Merkel beim Wirtschaftsgipfel der WELT-Verlagsgruppe
    Mi, 13.01.2010

    Druckansicht
    in Berlin
    Lieber Herr Döpfner,
    Herr Keese,
    meine Damen und Herren!

    Als Erstes, Herr Döpfner, möchte ich sagen, dass aus meiner erwarteten Teilnahme natürlich Ihre Verpflichtung erwächst, diesen WELT-Wirtschaftsgipfel dauerhaft zu veranstalten. Ich habe das mit Freude zur Kenntnis genommen, denn nicht nur letztes Jahr in der Krise, sondern auch heute ist hier eine bemerkenswerte Anwesenheit zu verzeichnen. Ich glaube, wir haben das seitens des Kabinetts auch reziprok zurückgegeben, denn Sie haben heute schon aus vielen interessanten Ressorts einen sehr guten ßberblick bekommen und haben hoffentlich den Eindruck gewonnen, dass wir die Tage nicht faulenzend verstreichen lassen, sondern doch sehr engagiert Politik betreiben.

    Ich erinnere mich sehr gut an den Tag im letzten Jahr, an dem wir unsere Rettungsmaßnahmen verabschiedet hatten. Ich glaube, wir sind uns einig, dass das im Grundsatz richtig war. Es war dann auch richtig, ein wenig zu warten, ehe wir für die so genannte Realwirtschaft die Konjunkturpakete geschnürt haben, denn einmal länger darüber nachzudenken, was eigentlich das Hauptthema ist, hat sich bewährt ß? auch im internationalen Vergleich und in der Frage: Was haben andere gemacht?

    Damals habe ich selber und mit vielen anderen sehr lange um die Frage gerungen: Was soll eigentlich der Maßstab unserer Konjunkturpakete sein? Als wir dann den im Rückblick trivial anmutenden Maßstab gefunden hatten, dass wir vor allen Dingen unseren hochqualifizierten Arbeitskräften, die ja letztlich der Schatz der Bundesrepublik Deutschland sind, eine Brücke bauen wollen, war es relativ einfach, die Dinge voranzubringen. Großen Anteil am Konjunkturpaket hatte daher letztlich auch die Kurzarbeiterregelung.

    Weil wir gesagt haben, dass die automatischen Stabilisatoren wirken sollen ß? sprich: dass zum Beispiel die Lohnzusatzkosten nicht steigen dürfen ß?, führte das dazu, dass wir in diesem Jahr, im Jahr 2010, 16 Milliarden Euro Zuschuss an die Bundesagentur für Arbeit geben, dass wir im vorigen Jahr das gesamte Polster aufgebraucht haben und dass wir die Mindereinnahmen in der Gesundheitspolitik kompensieren. Damit halten wir die Arbeitskosten zumindest für das Jahr 2010 stabil und lassen gleichzeitig mit der Kurzarbeit unsere hochqualifizierten Facharbeiter, Meister und Ingenieure sozusagen nicht ins Aus gehen.

    Wir haben diese Maßnahmen noch einmal verlängert, sind aber in diesem Jahr doch in der Phase, in der die Diskussionen über die Exit-Strategien und über die Frage, wie wir mit der noch existenten Krise umgehen, parallel Fahrt aufnehmen. Das ist natürlich keine ganz triviale Sache. Dazu braucht man eine Einschätzung, ob und wann die Krise vorbei ist. Die Tatsache, dass sich die Krise auf dem Arbeitsmarkt nicht in der Art und Weise niedergeschlagen hat, wie sie es dann hätte, wenn wir nichts getan hätten, führt dazu, dass in der öffentlichen Diskussion die Anwesenheit der Krise doch in relativ geringem Ausmaß wahrgenommen wird.

    Wenn wir heute die Zahlen sehen ß? minus fünf Prozent beim Bruttoinlandsprodukt ß? und wenn wir sehen, dass diese Krise, eben weil sie eine internationale Krise ist, die Regionen, die am besten entwickelt sind ß? Baden-Württemberg, Bayern, alle Industriegebiete ß?, auch am stärksten trifft, dann muss man ganz einfach sagen, dass wir noch eine sehr, sehr schwierige Wegstrecke vor uns haben. Ich habe gehört, Professor Snower und auch andere hätten heute darauf hingewiesen, dass es sogar noch einmal zu krisenhaften Symptomen kommen könne, weil bestimmte Imbalancen oder schlechte Produkte der Finanzwirtschaft sozusagen noch gar nicht sichtbar seien. Aber selbst wenn das nicht passiert, haben wir bei unseren Wachstumsraten immer noch eine lange Wegstrecke vor uns ß? die im ßbrigen fast die gesamte Legislaturperiode, also die Zeit bis 2013 umfassen kann ß?, während der es nicht so gut ist, wie es 2008 war. Wer weiß, dass wir zu einer konstanten Beschäftigung in Deutschland eigentlich 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum brauchen, der kann sich ausmalen, was passiert, wenn wir über fünf Jahre ein geringeres Bruttoinlandsprodukt haben, als wir es im Jahre 2008 hatten.

    Ich will hier nicht die Kassandra der Nation werden. Das hat mir manch einer schon vorgeworfen. Aber ich glaube, dass wir alle miteinander noch viel Kraft brauchen, um diesen Zusammenhalt der Gesellschaft, den wir in dieser Krise geschafft haben, über diese lange Wegstrecke aufrechtzuerhalten und um unvernünftigen Forderungen nicht nachzugeben, weil sich das Ungerechtigkeitsempfinden gerade im Bereich der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer noch einmal seinen Weg bahnen wird, wenn die Arbeitslosigkeit steigt. Wenn wir dann leuchtenden Auges erklären, dass ab dem Jahr 2011 die Krise vorbei ist, und wir nur noch über Exit-Strategien reden, darf ich als jemand, der in einer Demokratie auf Wählerstimmen angewiesen ist, Ihnen sagen: Das werden wir den Leuten sehr sauber erklären müssen.

    Deshalb liegt eine sehr komplizierte Zeit vor uns, in der sich entscheiden wird, ob Deutschland wirklich stärker oder genauso stark aus dieser Krise hervorgehen wird. Es wird Sie nicht verwundern, dass ich froh bin, Ihnen mitteilen zu können, dass wir eine christlich-liberale Koalition haben, von der ich glaube, dass sie bessere wirtschaftliche Maßnahmen treffen kann, als es in einer anderen Konstellation möglich wäre. Allerdings bedeutet das auch, dass Kontroversen in der Gesellschaft wieder zunehmen werden und natürlich die Sozialdemokratie einer unglaublichen Versuchung unterliegen wird, auf der eher populistischen Seite allen sozialen Forderungen nachzugeben, die uns gerade nicht stärker aus der Krise herauskommen lassen, als wir in sie hineingegangen sind.

    Deshalb ist klar, dass wir auf der einen Seite durch Entlastungen im steuerlichen Bereich weiter Wachstumsimpulse setzen wollen. Ich bin etwas überrascht, wie heutzutage über Steuerentlastungen gesprochen wird, nachdem ich mir viele Jahre in der Zeit, als ich noch in der DDR lebte, habe erklären lassen, welche segensreiche Wirkung die Stoltenbergschen Steuerreformen auf die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland hatten und dass dies genau von 1982 bis 1989 dazu geführt hat, dass man fast einen ausgeglichenen Haushalt gehabt hätte.

    Ich bitte Sie, dabei Maß zu halten. Ich sage gleich etwas dazu. Wenn die gesellschaftliche Diskussion in die Richtung geführt wird, dass Steuerzahler eigentlich eine Unterklientel sind und steuerliche Entlastungen etwas für Reiche sind, die sonst keine Sorgen haben, glaube ich, dass wir in die falsche Richtung gehen. Die Steuerstruktur in Deutschland ist extrem ungerecht, was den „Mittelstandsbauch“ anbelangt. Wir reden über Facharbeiter, über Familien, über Leistungsanreize und darüber, dass sich Mehrarbeit überhaupt lohnt. Deshalb sage ich: Eine gesellschaftliche Diskreditierung von Steuerpolitik halte ich für eine ziemlich große Gefahr. Deshalb bitte ich an dieser Stelle, dass wir besser zusammenarbeiten.

    Die Korrekturen der Erbschaft- und Unternehmensteuer dürften den meisten hier Anwesenden gefallen haben. Sie waren richtig, weil sie die krisenverstärkenden Maßnahmen sozusagen ein Stück weit kompensieren und weil sie auch gerade im Bereich der Erbschaftsteuer etwas über das Gesellschaftsbild aussagen. Die Festlegung von Lohnsummen für zehn Jahre, was sozusagen eine konstant hohe Beschäftigung nach der Betriebsübergabe an die nächste Generation voraussetzt, war einfach ein Misstrauensvotum. Wir haben mit den Sozialdemokraten viel darüber gestritten. Ich hoffe, dass nun die Korrekturen auch bei den selbständigen Unternehmen wirklich ankommen.

    Der andere Punkt ist: Deutschland ist so, wie es ist. Darauf können wir stolz sein. Kein anderes Land auf der Welt hat sich während der Krise in seine Verfassung eine solch klare Maßregelung geschrieben, was das Schuldenmachen anbelangt. Diese Schuldenbremse ist wirklich vom Feinsten. Ich weiß nicht, wer sich dem Studium des Grundgesetzes schon unterworfen hat. Die Schuldenbremse lässt sozusagen überhaupt keine Spielräume. Deshalb braucht man gar keine Angst zu haben, dass die Finanzen außer Rand und Band geraten. Wir sind in einem ganz engen Korsett. Ab 2016 darf der Bund neue Schulden nur noch in Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts machen. Die Länder dürfen ab 2020 überhaupt keine neuen Schulden mehr machen. Damit sind die Daten vorgegeben. Ich erwarte keinerlei Konstellation, in der man auf die Idee kommen könnte, dieses Grundgesetz an dieser Stelle schnell wieder zu ändern. Damit sind wir in einer ganz festen Bindung.

    Was mir aber Sorge bereitet ß? das sage ich Ihnen ganz ehrlich ß?, ist, ob sich alle Euro-Länder an ähnliche Maßgaben halten. Wie schaffen wir es, dem Stabilitäts- und Wachstumspakt gerecht zu werden? Das griechische Beispiel kann uns in große, große Zwänge bringen. Es werden natürlich Fragen aufgeworfen, die alles andere als trivial sind. Wer sagt denn dem griechischen Parlament, dass es jetzt bitte einmal eine Rentenreform zu beschließen hätte? Ob man dort so begeistert ist, wenn Deutschland die Anweisungen gibt, weiß ich nicht. Im deutschen Parlament wäre man es jedenfalls nicht, wenn Griechenland das mit uns machen würde. Insoweit ist der Euro in den nächsten Jahren in einer sehr schwierigen Phase.

    Auf der anderen Seite ist der europäische Binnenmarkt natürlich eine ganz wichtige Grundlage unserer wirtschaftlichen Stärke. Europa stellt bei allen globalen Exporten immer noch einen großen dominierenden Markt dar. Die Stärke des europäischen Wirtschaftsraums ist für uns von existenzieller Bedeutung.

    Europa hat sich in dieser Krise bewährt. Ich will das ausdrücklich sagen. Ich will mir nicht ausmalen, wie viel Protektionismus es innerhalb der europäischen Mitgliedstaaten gegeben hätte, wenn es nicht die Europäische Wettbewerbskommission gegeben hätte. Man schimpft oft über sie, aber grosso modo hat sie dafür gesorgt, dass der Binnenmarkt auch wirklich ein Binnenmarkt geblieben ist.

    Jetzt zum Innenpolitischen: Wenn wir auf der einen Seite Haushaltsrestriktionen haben, auf der anderen Seite aber wissen, dass die Krise nicht vorbei ist, muss man halt versuchen, alle Wachstumskräfte, die wir haben, zu mobilisieren und auch langfristig zu stärken, um Deutschland wieder nach vorne zu bringen.

    Frau Schavan hat Ihnen heute über Bildung und Forschung berichtet. Wir müssen bei allen steuerlichen Maßnahmen versuchen, wenigstens einen Einstieg in eine steuerliche Förderung der Forschung zu schaffen. Ich glaube, das ist im europäischen Umfeld von allergrößter Bedeutung, auch für die Wettbewerbsgleichheit. Hier geht es gar nicht um einen Wettbewerbsvorteil, sondern nur um die Schaffung von Wettbewerbsgleichheit.

    Es ist richtig, dass wir trotz aller Finanzrestriktionen innerhalb der Legislaturperiode zusätzlich 12 Milliarden Euro in Bildung und Forschung investieren. Ich will nicht verhehlen, dass wir im Bildungsbereich im Hinblick auf die Kooperation der Länder durchaus ein gewisses Problem haben. Auf der einen Seite ist die Schulpolitik in der Hand der Länder. Das ist richtig, das ist okay, das will auch niemand ändern. Wir haben aber zum Teil, auch beim Ausbau der Kinderbetreuung, die Erfahrung gemacht, dass die Länder das Geld, das wir ihnen zur Verfügung stellen, nicht unbedingt immer so einsetzen, wie wir es miteinander verabredet haben. Dafür muss es aber natürlich eine Sicherheit geben. Es hat keinen Sinn, dass wir in Bildung investieren, wenn zum Schluss ganz andere Maßnahmen damit finanziert werden.

    Ich und die ganze Bundesregierung sind der ßberzeugung: Das Thema „Bildungsrepublik“ entscheidet über unsere Zukunft. Wenn wir uns anschauen, wie weit oben das Thema Integration in den Industriegebieten auf der Tagesordnung steht, wie stark der Anteil der Migrantenkinder steigt, welche Auswirkungen das auf die Schulen hat, dann können wir nur stark daran arbeiten, dass auch die Kinder mit Migrationshintergrund eine faire Chance in der Schule bekommen, damit sie später auch wirklich zur Facharbeiterschaft der Bundesrepublik Deutschland zählen können.

    Wir müssen beim Bürokratieabbau weitermachen. Das ist extrem schwierig, denn jede Regelung hat einen Profiteur und sieben oder zehn Leidende, aber der Profiteur meldet sich natürlich immer dann, wenn an irgendeiner Stelle etwas gestrichen werden soll. Es wird ja oft gesagt, es gebe so viele sinnlose Regelungen. Wenn Sie eine abschaffen wollen, merken Sie aber immer, wer der Profiteur ist, weil dieser sich spätestens dann meldet. In einem so ausgebildeten Staatswesen erfordert Bürokratieabbau wirklich viel Kraft und viel Mut, aber wir wollen uns diesem Thema stellen.

    Wir müssen uns dem demografischen Wandel sozusagen offensiv öffnen. Das ist ein sehr breites Thema; ich will das hier auch gar nicht in allen Facetten ausführen, sondern ich will nur sagen: Es wird massive Veränderungen unserer Schulstruktur und unserer Lebenskultur in den großen Städten mit sich bringen. Wie es in einer abnehmenden, alternden Bevölkerung mit der Entwicklung des ländlichen Raums aussieht, wird auch eine der wesentlichen Fragen sein, mit denen wir uns beschäftigen müssen.

    Dieser Tage werden viele Zeilen über Steuerpolitik geschrieben. Das ist auch wichtig, aber mir kommt es schon sehr darauf an, dass wir in den nächsten vier Jahren auch noch über ein paar andere Themen ß? von Familie über Integration bis zu demografischem Wandel und Bildung ß? sprechen.

    Wir haben unsere Einbindung in die internationale Community. Erstens: Was hat die Welt aus dieser Krise gelernt? Es gibt jetzt ein zähes Arbeiten an der Schaffung einer globalen Finanzmarktordnung. Da ist es nicht so, dass nichts erreicht wurde. Das haben wir uns jetzt wirklich noch mal angeschaut. Da ist im Augenblick vieles in der Umsetzung. Es ist in Demokratien nun einmal so, dass Gesetzgebungsprozesse ß? vom Entwurf einer Richtlinie in der Europäischen Kommission bis zur Verabschiedung und Implementierung ß? schnell mal 24 Monate dauern.

    Es gibt wenig Einsehen bei Teilen der Banken; das muss ich ganz klar sagen. Das ist jetzt gar keine Klage über spezifische deutsche Banken, aber international gibt es insgesamt nicht so viel Einsehen, wie man eigentlich hätte erwarten können. Ich habe große Sorgen, insbesondere mit Blick auf die Exit-Strategie, aber auch mit Blick auf die Regeln, ob das nachher international harmonisiert, zum Beispiel zwischen Amerika und Deutschland, klappen wird.

    Ein Beispiel: Wir haben auf dem G20-Gipfel in Pittsburgh verabredet, dass die Amerikaner ab 2011 die Basel-II-Regeln anerkennen. Das muss aber noch vom Abgeordnetenhaus und vom Senat beschlossen werden. Jeder kundige Thebaner sagt mir: Es ist schön, dass ihr das verabredet habt, aber dass die das bis 2011 auch beschließen, glaubt niemand.

    Wir in Europa werden eine sehr saubere und auch sehr strenge Exit-Strategie verfolgen ß? von der Geldpolitik bis hin zur Zinspolitik. Ob die Fed das im gleichen Maße tun wird, da sind erhebliche Zweifel angebracht, zumal dort in den Kommunalkrediten noch Risikopakete lagern, die wir in Europa in diesem Ausmaß überhaupt nicht kennen.

    Ich habe das Gefühl, insbesondere wenn es nachher auch um die globale Finanzaufsicht durch multilaterale Institutionen geht ß? wie viel Macht bekommt der IWF, was darf das FSB usw.? ß?, dass noch schwierige Auseinandersetzungen mit unseren amerikanischen Freunden anstehen, die weniger mit dem Präsidenten selbst zu führen sind, sondern vielmehr in den einschlägigen Gesetzgebungsprozessen. Das wird sehr, sehr schwierig.

    Zweitens, was die Entwicklung der Weltwirtschaft insgesamt anbelangt: Ich sage hier in diesem Kreise mal etwas ungeschützt: Selbst wenn wir uns um viel Stärke nach der Krise bemühen, werden Länder wie China und vielleicht auch Indien in ihrer Bedeutung nicht abnehmen, sondern eher zunehmen.

    Wir haben in Kopenhagen bei der Klimakonferenz einen kleinen Eindruck davon bekommen, mit wie viel Selbstbewusstsein China inzwischen auftritt und sich ß? ich sage das jetzt mal in Anführungszeichen ß? die „Fehler“ des Westens und auch die Langsamkeit unseres Handelns anschaut. Demokratien sind nun einmal in gewisser Weise schwerfällig.

    Deswegen müssen wir uns hier in Europa eine ganz klare Strategie überlegen, um gegenüber China relativ einheitlich vorzugehen. Das wird im Spannungsverhältnis von Menschenrechten und ökonomischen Interessen sicherlich viele, viele Fragen aufwerfen. China kann es sich leisten, heute bestimmten Ländern sehr hart klarzumachen: Wenn ihr alles sagt, was ihr über uns denkt, dann kriegt ihr nicht alles, was ihr von uns ökonomisch wollt. Ich sage das jetzt hier mal so ungeschützt; das wird auch sicherlich manche Diskussionen mit der deutschen Wirtschaft hervorrufen.

    Wir werden in diesem Jahr also vor allen Dingen an einer mittelfristigen Finanzplanung knabbern. Herr Schäuble wird Ihnen das heute gesagt haben. Die Länder sind mindestens so unter Druck wie der Bund. Und die Kommunen sind unter einem Druck, der wirklich dramatisch ist.

    Ich sage Ihnen hier auch ganz ehrlich: Das Thema Steuerentlastung und kommunale Finanzen ist für eine bürgerliche Regierung vielleicht die größte Herausforderung, denn jeden Tag wird gesagt: Passt mal auf, weil ihr eure Steuerentlastung machen musstet, müssen wir unsere Jugendmusikschule und unsere Schwimmbäder und unsere Theater mit höheren Gebühren oder ßhnlichem belegen. Das ist nicht einfach, auch weil das wieder in den Teil des bürgerschaftlichen Engagements hineingeht. Deshalb werden wir auch Themen wie Ehrenamt, Stiftungen, also Dinge, bei denen sich Bürger für Bürger engagieren können, ganz oben auf die Tagesordnung setzen, weil sie auch etwas von dem Gesellschaftsbild deutlich machen, dass nicht alles nur der Staat machen kann, sondern dass wir auch vielfältige Anregungen brauchen.

    Ich möchte mich bedanken für ein sehr verantwortliches Verhalten der deutschen Wirtschaft, ob im Mittelstand oder in den großen Unternehmen. Ich vermute, dass manch einem von Ihnen morgens, abends oder nachts der Kopf sehr schwer war und Sie sich gefragt haben, ob das noch alles ordnungspolitisch, betriebswirtschaftlich verantwortbar ist, was Sie machen. Ich nehme an, dass Sie irgendwo Vertrauen in die Zukunft entwickeln mussten, obwohl man zu diesem Vertrauen nichts sagen kann, und dass manch einer heute noch in einem solchen Modus ist, in dem er sagt: Ich weiß nicht, ob ich das alles richtig entschieden habe.

    Sie haben Verantwortung für Ihre Aktionäre und für die, die in Ihr Unternehmen investiert haben. Vor allen Dingen müssen Sie ja auch in der Lage sein, weiter in die Zukunft zu investieren. Deshalb wünsche ich mir ß? wir werden da auch weiterhin den Dialog suchen ß?, dass wir dieses Miteinander, das uns im letzten Jahr eigentlich gut gelungen ist, aufrechterhalten können; auch mit Blick auf die Gewerkschaften, die sich auch sehr verantwortlich verhalten haben.

    Man hat ja oft darüber gesprochen, wie schlimm das alles mit dem deutschen Arbeitsrecht ist. Aber die Tatsache, dass wir eine betriebliche Mitbestimmung haben, hat sich im letzten Jahr an vielen Stellen durchaus als sehr, sehr hilfreich erwiesen. Die Tatsache, dass Deutschland viele Flexibilisierungen eingeführt hatte ß? seien es Arbeitszeitkonten oder anderes ß? war auch richtig. Das heißt nicht, dass man nicht weiter flexibilisieren muss, und schon gar nicht, dass man jetzt Spielräume zerstören darf.

    Deshalb werden wir auch bei der Zeitarbeit extrem zurückhaltend sein. Es muss nicht alles so gemacht werden, wie Schlecker das macht. Es zerstört Flexibilitätsinstrumente, wenn man das einfach durch Umschichtung zu lösen versucht. Aber gerade den Puffer Zeitarbeit in dieser Situation quasi abzuschaffen, hielte ich für kreuzgefährlich. Genau das werden wir nicht tun. Es darf natürlich nicht verwundern, dass Zeitarbeit ein Bereich ist, in dem die Menschen zuerst ihre Arbeit verlieren können. Das ist klar; so war es auch immer angesagt. Ich wünsche niemandem, dass er seine Arbeit verliert, aber dieses Flexibilitätsinstrument arbeitet natürlich am meisten.

    Insgesamt ist zu sagen: Wir haben gute Chancen, aber es steht uns auch eine nicht einfache Zeit bevor. Deshalb brauchen wir noch viel guten Willen, um miteinander das alles zu meistern.

  3. Journalist sagt:

    Das war eine interne Verlautbarung.

    „Die Bundesregierung wollte die Aussagen nicht bestätigen. Der Auftritt bei der „Welt“ sei intern gewesen. Wie es hieß, war der Redetext am Donnerstag kurzzeitig versehentlich auf der Internetseite des Bundespresseamtes veröffentlicht, dann aber wieder entfernt worden.“

    http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE60D0GX20100114

    —–

    Nicht immer gleich losschreien.

    Siehe auch Hanlon´s Razor.
    Kein Mensch ist vollkommen.

    Sieh

  4. ebm_bln sagt:

    Mit noch mehr ZITATEN aus der Merkel-REDE:

    http://www.europolitan.de/Breaking_News/Wirtschaft/UPDATE-Merkel-rechnet-mit-schwierigen-Jahren-f252r-den-Euro/295,80552,2,0.html

    Die Rede selbst ist „ausversehen“ ver߶ffentlicht worden, meint Reuters:

    „…Die Bundesregierung wollte die Aussagen nicht bestߤtigen. Der Auftritt bei der „Welt“ sei intern gewesen. Wie es hieß?, war der Redetext am Donnerstag kurzzeitig versehentlich auf der Internetseite des Bundespresseamtes ver߶ffentlicht, dann aber wieder entfernt worden.“

    Link: http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE60D0GX20100114

  5. Illuminatus sagt:

    Frage:

    Und was ändert es am Inhalt der Rede, dass sie nur INTERN gedacht, also nicht für die ßffentlichkeit bestimmt war?

    Die BR ist wieder mal drollig. Sie hätten auch schreiben können: Tschuldigung! Die Wahrheit war nicht für das Volk vorgesehen!

  6. Walex sagt:

    Chefe ich dachte du kennts die Technik und nutzt sie auch aus?

    Fügen den Oberen Link doch einfach bei Google ein und dann findest du auch sofort den Artikel im Google Cache

  7. Walex sagt:

    he? wo kommt der ober text aufeinmal her?

  8. Pray sagt:

    <>

    Was? Kann mal jemand mitspekulieren welchen Exit die meint?

  9. Pray sagt:

    „Wir in Europa werden eine sehr saubere und auch sehr strenge Exit-Strategie verfolgen ß? von der Geldpolitik bis hin zur Zinspolitik. Ob die Fed das im gleichen Maße tun wird, da sind erhebliche Zweifel angebracht…“

    *verdammte klammern.. (:

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