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Christian Lindner hat der ßffentlichkeit heute mitgeteilt, dass er für das Amt des FDP-Generalsekretärs nicht länger zur Verfügung steht. ßberraschend kann diese neuerliche Krise für die FDP nicht sein, immerhin befindet sie sich seit Monaten in den Niederungen der Zustimmungswerte. Die Krise der Partei ist längst zur Normalität verkommen.

Diese Krise hat einen Namen. Philipp Rösler hat es seit der ßbernahme des Parteichef-Postens nicht geschafft, seine Partei neu aufzustellen. Er hat es auch nicht geschafft, Guido Westerwelle zu einem kompletten Rückzug zu bewegen, wodurch der postulierte Neuanfang unter Rösler von Beginn an nicht wirklich einer war. Nun verliert Rösler auch noch seinen Generalsekretär.

Lindner galt in der Vergangenheit als vielversprechendes Polit-Talent, rhetorisch und intellektuell konnte er es durchaus mit denjenigen aufnehmen, die derzeit im Bundestag campieren. Warum also ist Lindner zurückgetreten?

Das Verhältnis zwischen Lindner und seinem Parteivorsitzenden gilt als unterkühlt. Zu oft tapste Rösler in jedes nur erdenkliche politische Fettnäpfchen. Zuletzt versuchte sich der FDP-Chef als Orakel und nahm das Ergebnis des Mitgliederentscheids seiner Partei vorweg. Damit erzürnte er nicht nur viele Mitglieder, er bot Lindner auch eine ideale Möglichkeit, seinen Rücktritts-Coup in die Tat umzusetzen.

Der Abgang Röslers als FDP-Chef ist im politischen Berlin nach der Entscheidung Lindners wieder ein deutliches Stück näher gerückt. Immerhin war es Lindner, der die Positionen seiner Partei klar artikulierte, während Rösler von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) marginalisiert wurde. Der scheidende Generalsekretär der Liberalen ließ sich hingegen nur selten an den Rand drängen. Der Abgang von Lindner trifft Rösler folglich am stärksten. Er hat jetzt niemanden mehr, der die Scherben seiner Arbeit aufkehrt.

Lindner hingegen kann sich nun zurückziehen und aus den hinteren Reihen sein Comeback vorbereiten. Dieses dürfte spätestens dann kommen, wenn Rösler als Parteichef scheitert. Hierbei ist die Frage nicht ob, sondern wann dies passiert. Und auch finanziell kann Lindner politisch dünne Monate locker überstehen, immerhin behält er ja sein Bundestags-Mandat. Der vorgeschobene Grund, ß?die Ereignisse der letzten Tageß?, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Lindner seit langem nicht mehr auf der Linie Röslers war. Durch seinen vorzeitigen Rückzug kann sich Lindner nun politisch reinwaschen, er koppelt sich von Rösler ab, um im Falle eines Rösler-Rückzugs bereitzustehen und seiner FDP als Parteichef zu dienen.

Der FDP, insbesondere den Liberalen in Schleswig-Holstein, hat Lindner hingegen einen kurzfristigen Bärendienst erwiesen. Die Selbstbeschäftigung der Liberalen wird auf absehbare Zeit weitergehen, alleine schon um einen geeigneten Nachfolger für Lindner zu finden. Der Regierungskoalition tut dieser Rücktritt nicht wirklich weh, Merkel scheint die Liberalen ohnehin mit Desinteresse zu bestrafen.

Lindner selbst muss jetzt eigentlich nichts weiter tun, als auf den nächsten tapsigen Schritt Röslers zu hoffen. Dass dieser kommt, scheint aus der jüngeren Vergangenheit heraus sicher zu sein. Dann ist der Rücktritts-Coup von Lindner endgültig vollzogen, denn genaugenommen ist der Rücktritt nur die Positionierung gegen Rösler, auch wenn uns das kein Liberaler so offen sagen würdeß?