Wir kennen den Preis, aber nicht den Wert.
Das neue iPhone, ein Flugzeugträger, eine Ersatzdichtung für den Kühlschrank oder der Klempner, der in diesen kalten Tagen die Heizung repariert – wir alle kennen den Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung – zumindest können wir ihn abschätzen. Der Preis für ein Gut stellt bei dessen Anschaffung eine entscheidende Größe dar und wird in entsprechenden Währungseinheiten, in Euro, Dollar oder Yen ausgedrückt. Doch der Preis eines Gutes ist nicht nur dafür verantwortlich, ob sich der Kunde für den Kauf entscheidet, nein der Preis eines Produkts hat auch eine „Signalfunktion“.
Die Preistheorie besagt in der Volkswirtschaftslehre, dass der Preis eines Produkts auch ein Signal über dessen Angebot bzw. Knappheitssituation sendet. Angebot und Nachfrage regeln somit den Preis – was jedoch die Volkswirtschaftslehre nicht vermittelt, ist der Wert eines Gutes.
Wie Währungen sind auch Preise stets nominal, steigen oder fallen andauernd ohne, dass sich das ausgezeichnete Gut in irgendeiner Weise verändert hätte. Hier gilt die Regel: Ein Fass Öl ist ein Fass Öl und bleibt ein Fass Öl, gleich ob es mit 60, 100 oder 167 US-Dollar ausgepreist wird. Man darf deswegen sagen, dass Preise sehr relativ, ja sogar unzuverlässig sind, wenn es darum geht den Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung zu bestimmen.
Schon 1945 stellte der, in Ungarn geborene, Wirtschaftswissenschaftler Tibor Scitovsky deshalb fest, dass Menschen davon auszugehen, dass Dinge, die „mehr kosten“ auch „mehr wert“ sind. Mit anderen Worten, wenn zwei absolut identische Gläser mit Wasser angeboten werden, eines auszeichnet mit einem Preis von 1 Euro, während das andere 1.000 Euro kosten soll, welches würde Ihr Gehirn wohl als „wertvoller“ betrachten? Sie kennen die Antwort.
Die heutigen Preise für verschiedene Güter können deshalb unsere Wertwahrnehmung täuschen. Wir nehmen oft an, dass etwas Teures auch automatisch viel wert sein muss, während etwas Billiges eben auch nichts wert ist. Doch die Realität sieht anders aus.
Es zeigt sich, dass einige Dinge sehr wertvoll sind, obwohl sie fast nichts kosten, während andere Dinge sehr teuer und dennoch ziemlich wertlos sind. So viel zur Signalfunktion des Preises…
Folgt man diesem Gedanken, stellt man fest, dass es viel mehr Sinn macht, Dinge nach ihrem Wert und eben nicht ihrem Preis zu „bewerten“. Wo ist dann der Unterschied zwischen der erfolgreichen Herzoperation an ihrem Kind und dem gleichteuren neuen BMW? Auch hier kennen Sie die Antwort.
Der Wert eines Guts wird durch die menschliche Wahrnehmung erzeugt und sonst nichts. Wir entscheiden also, wann etwas „preiswert“ ist. Der Wert ist nicht intrinsisch in den Dingen, sondern in den Köpfen der Menschen. Das erklärt auch, warum die Preise für Güter steigen oder fallen, während das jeweilige Gut z.B. völlig unverändert bleibt.
Wer also jemals mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte oder den Sonnenuntergang an einem warmen Sommerabend genossen hat, der weiß ohnehin, dass manche Dinge unbezahlbar sind.
The German Perspective
One Response to Wir kennen den Preis, aber nicht den Wert.
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so ist es. preis und wert einer ware haben wenig miteinander zu tun. aus diesem grunde wehre ich mich auch gegen den inflationaeren befriff „mehrwertsteuer“ anstatt „umsatzsteuer“, denn, bloss weil etwas teurer wird, ist es nicht mehr wert. es sollte dann schon heissen „aufpreissteuer“. will man eine rationale entscheidung treffen, bemueht man seinen kopf und versucht viele informationen zu sammeln um vergleichen und entscheiden zu koennen. daneben gibt es noch die emotionalen „bauch-entscheidungen“ die spontan getroffen werden. beides sollte zum nutzen und zum vorteil – aehnlich einer investition – des kaeufers dienen.
https://docs.google.com/file/d/0B3ji-H24HKArYTJkNzBmNGEtODkzYi00ZTNhLWExYTctZjM2ZTJlODE0OGVl/edit
https://docs.google.com/file/d/0B3ji-H24HKArZjJlYjhiYmQtNWQxZS00ZTY5LTg5YjgtNGMwMWNhNzJjNjE4/edit
https://docs.google.com/file/d/0B3ji-H24HKArMTkwOTVkNDItMTViOS00N2RkLThjZjQtNGYyNWQ2ZmEyYzYz/edit