Goldpreis: Wie hoch sind die Produktionskosten?

Ein wichtiger Indikator für eine Kaufentscheidung sind im Bereich der Edelmetalle die Produktionskosten. In der Vergangenheit hatte ich das etwas vernachlässigt und war so noch auf einen Preis von etwa 750 Dollar fixiert. Die Produktionskosten begrenzen eigentlich physisch die Untergrenze. Ein Artikel von Manfred Gburek bei Rottmeyer.de weckte mein Interesse. Es war doch recht überraschend, dort zu lesen, dass die repräsentativen Gesamtkosten führender Goldminen mittlerweile bei 1539 $ pro Unze liegen sollen. Wir haben uns das einmal angeschaut.


Im Augenblick notiert der Goldpreis bei 1590 $ pro Unze, was nach den Gesetzen der Mathematik und Logik unter diesen Umständen eigentlich fast als Bodenbildung angesehen werden dürfte. An dieser Stelle zunächst einen Chart aus der Wirtschaftswoche:

Quelle: http://www.wiwo.de

Quelle: http://www.wiwo.de

Wie man unschwer erkennt, sind die Kapitalkosten am stärksten gestiegen, was dazu verleitet, sich dem Begriff etwas genauer zu widmen. Die Definition ist nicht ganz einfach zu deuten. So heißt es:

Kapitalkosten ist ein Begriff der Betriebswirtschaftslehre und beschreibt Kosten, die einem Unternehmen dadurch entstehen, dass es sich für Investitionen Fremdkapital oder Eigenkapital beschafft.[1]

Dort muss unterschieden werden – zwischen den Fremdkapitalkosten und den Eigenkapitalkosten. Die entscheidende Passage lautet hier:

Bei den Eigenkapitalkosten handelt es sich nicht um tatsächliche Kosten, sondern um die erwartete Verteilung von Unternehmensgewinn an die Eigenkapitalgeber, also etwa die Aktionäre einer Aktiengesellschaft.
[…]
Die buchhalterischen Begriffe verlieren an analytischer Trennschärfe, da „Gewinn“ als „Kosten“ definiert wird.[1]

Unter anderem sind Barrick Gold (größter Produzent) und Goldcorp (5.) dazu übergegangen, so genannten „All-in sustaining cash costs“ – sprich: All-inclusive-Kosten – je produzierter Unze anzugeben. Das klingt auf den ersten Blick transparent und fair. Der geneigte Anleger könnte anhand dieses Preises für sich natürlich die Bodenlinie berechnen, denn kein Produzent würde längerfristig unter den Kosten verkaufen können.

Ein solcher Umstand würde zwangsläufig in die Stilllegung einiger Minen führen, was automatisch einen Preisanstieg generieren würde. Im Sektor der Exploration ist das aber kein Prozess, der binnen Wochenfrist funktioniert und daher auch mit einigem Aufwand und Kosten verbunden ist. Die Goldgehalte im geförderten Gestein sinken tendenziell weiter, stellt Manfred Gburek im Artikel fest, das führt natürlich zu steigenden Kosten bei Neuexplorationen. Solche in einem niedrigen Preissegment anzuschieben, erfordert viel Kapital.

Werfen wir einen Blick auf die veröffentlichten Zahlen bei Barrick-Gold. Dort wird angegeben, dass die erwarteten All-Inc-Kosten bei ca. 1000 $ – 1100 $ liegen.

http://www.barrick.com

http://www.barrick.com

In dem Bericht heißt es weiter:

Aus diesen Gründen hat Barrick Gold gemeinsam mit den Mitgliedern des World Gold Council (WGC) daran gearbeitet, die all-incl-Kosten zu definieren, welche genauer den Gesamtkosten der Herstellung von Gold entspricht.

Fast den identischen Wortlaut von Barrick Gold, findet man auch auf der Internetseite von Goldcorp. Dort heißt es:

For 2013, the Company estimates all-in sustaining cash costs of $1,000 to $1,100 per ounce compared to approximately $865 per ounce in 2012.[2]

Bei Barrick Gold:

We are adopting this new measure for 2013 and expect all-in sustaining cash costs this year of $1,000-$1,100 per ounce compared to $945 per ounce in 2012.[3]

Es klingt fast ein wenig abgesprochen, aber lassen wir das außen vor. Aus aktueller Sicht würde ich die repräsentativen Gesamtkosten führender Goldminen mittlerweile bei 1539 $ pro Unze nicht als Bodenlinie betrachten. Zunächst wäre es notwendig, die Kapitalkosten im Detail aufzuschlüsseln. Eine Kapitalrendite oder Dividende zählen für mich nicht zu den Muss-Kosten dazu. Ein Feld, mit dem man sich mit Sicherheit näher beschäftigen muss.

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalkosten
http://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage/boerse-der-mythos-billiger-goldminen-aktien/7367100.html Chart
[2] Goldcorp
[3] Barrick Gold

Artikel zum Thema: Goldinvest.de


13 Responses to Goldpreis: Wie hoch sind die Produktionskosten?

  1. Tester sagt:

    Wozu diese Überlegungen? Es ist sonnenklar dass die Goldpreise weder mit Herstellungspreisen noch mit Rotation der Sonne zu tun haben, sondern völlig konstruiert sind. Eine Blase wie jede andere auch, ob nun Gold oder ein neues iPhone, eigentlich beides nahezu wertlos. Der Glaube setzt den Wert fest.

  2. bruujo sagt:

    Gold ist vor allem ein Wertspeicher, langfristig. Das hat sich seit jahrtausenden nicht verändert. Und das hat nichts mit Glaube zu tun. Der Goldpreis ist das Mass an dem die Währungen gemessen werden und nicht umgekehrt.
    Dass die Gestehungskosten steigen, ist nur ein weiteres Indiz für massive inflationäre Tendenzen und genau deshalb muss der Goldpreis via Future Contracts gedrückt werden. Das ist aber nur Papier und funktioniert nur, weil die Banken de facto über unlimitierten Kredit verfügen (naked shorts) und nicht physisch liefern müssen. Seit Anfang Februar läuft der tatsächliche Handels Preis massiv gen Norden. Die Differenz ist bald 150$ per oz. Die Gold fixings werden eben von Zentralbanken gemacht und die sind nicht interessiert, den Zustand des Fiat Systems bloss zu stellen. Wenn allerdings die ersten Minen schliessen müssen, ist die Kacke am dampfen und die Drückungen werden zur Luftnummer verkommen.

  3. Jens Blecker sagt:

    Das sehe ich völlig anders. Schließe mich eher bruujos Kommentar an, auch wen ich in Nuancen anders denke.

  4. Tester sagt:

    Tja, da unterscheiden sich die Meinungen… für mich ist ein Brot viel wertvoller als ein Kilo Gold. Ein glückliches Lachen eines Kindes ist gar unbezahlbar.

  5. nur mal so sagt:

    @Tester
    Bin nicht deiner Meinung obwohl ich gestehe, nicht genügend über den Goldpreis (und dessen Manipulation) zu wissen.
    Eines gibt mir aber zu denken und das ist die Kaufkraft und darum geht es doch nur in letzter Instanz.
    Ob ein Römischer Legionär oder ein Englischer
    Gentleman des 18. Jahrhunderts oder heute,
    für eine Unze Gold kann und konnte sich jeder ordentlich Einkleiden.
    Was ich damit meine ist die Kaufkraft ist in etwa gleich
    geblieben.
    Deshalb scheint es auch wichtig zu sein
    das der Preis nicht zu stark steigt (Inflationsanzeiger).
    Nur sicherlich wird Gold bei einem Crash des Papiergeldes auch zu einer Blase oder aber eben nicht wenn ich bedenke wie viel Geld im Umlauf ist das nach einem sicheren Hafen suchen wird.

    bis denne

  6. Polygon sagt:

    Also entweder du hast genug Gold oder Brot ist bei euch verdammt teuer. Für Gold kriegst man gewöhnlich mehr Brot 😉

  7. tugrisu sagt:

    Wenn es crasht, und das wird es, bricht nicht nur das Geldsystem zusammen. Es wird die ganze Wirtschaft betreffen und das viel schlimmer, als zur Weltwirtschaftskrise. Dann wird auch Gold an „Wert“ verlieren. Da wirst du dann das 10 fache an Gold für ein Brot hinlegen müssen…. Gold ist nur insofern gut, um ein Vermögen für nach der Krise hinüberzuretten. Viel wichtiger für die Zeit der Krise sind Lebensmittel.

  8. Erasmus sagt:

    Darum sorgt der Kluge vor.
    Wie ist jedem seines.

    Was genau abgeht sind alles Spekulationen, aber für danach sollten wir es erleben, sind ein paar Unzen schon eine erleichterung.

    Somit ist jeder im Recht, Wahrheit ist halt immer anders je nach Blickwinkel und Standort.

    Yada

  9. zeitzeuge sagt:

    Die Argumentationskette ist etwas löchrig.

    Gold ist viel wert, weil da viel Arbeit drin steckt?

    Was ist den der Ressourcenwert von Gold?

    Könnte man jedes beliebig andere Objekt, wo viel Arbeit drin steckt, auch genauso wertvoll ansehen, wie Gold? z.B. ein Seidener, handgeknüpfter Teppich?

    Der Wert von Gold liegt NUR darin, dass es nicht dem Prozess der natürlichen Entwertung unterworfen ist.

    in 1000 Jahren ist 1kg Gold immer noch exact 1kg Gold, ein Persertepich ist aber längst vergammelt.

    Zum Resourceenwert:

    Gold ist zwar Wertstabil, aber als Resource ein völliger Blödsinn, die da reingesteckte Arbeit ist nicht wieder zu holen. Klar wird das einem, wenn jeder Mensch auf der Erde nur Gold produzieren würde. Der Resourcenverbrauch ist pro kg Gold immer gleich auch wenn die Menge steigt. und mit den Gold kann man gar nichts anderes anfangen, als es angucken.

    Gold hat nur solange einen Wert, solange es Menschen gibt, die daran Glauben.

    Kämen Auserirdische auf die Erde, deren Planet zu 90% aus Gold besteht, die würden lachen, wenn man sie versuchte mit Gold für eine Leistung zu bezahlen, weil in deren Verständniss Gold so viel Wert hätte, wie Balaststeine auf einer spanischen Fregatte.

  10. Tester sagt:

    Sicher? Versuch mal in einem Krisengebiet welches an den man zu bringen, dann meldest dich nochmal. Falls dann noch lebst.

  11. Newsticker2012 sagt:

    ACHTUNG

    14.03.2013 10:30

    Insidern zufolge haben Banken den grössten Goldmarkt der Welt manipuliert. Nun sollen amerikanische Finanzmarktaufseher den Sachverhalt prüfen.

    http://www.cash.ch/news/front/wurde_auch_der_goldpreis_manipuliert-3040852-449

  12. Anton50 sagt:

    Leider funktioniert der Link nicht mehr. Wo kann ich den Artikel finden?

  13. Jens Blecker sagt:

    Welcher Link funktioniert nicht mehr?

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