Chinesische Studenten: Mit Apple in die Schuldenfalle?

Es ist zum Wahrzeichen für eine ganze Generation geworden: Nur wer Appleprodukte benutzt ist, wirklich „up to date.“ Ob nun iPhone, iPad oder auch nur der iPod, Steve Jobs schuf einen Kult, dem sich offenbar niemand verschließen kann. Unter chinesischen Studenten führt das im Augenblick zu Krediten, die sich die jungen Menschen eigentlich nicht leisten können. Das neue iPhone wird dann mittels Studentenkredit finanziert und sich danach mühsam vom Munde abgespart. Die neue Generation in China scheint sich auch nicht dem Konsum verschließen zu können oder zu wollen. Für Firmen von Konsumgütern natürlich ein Traum.


Wer kennt sie nicht, die schillernden und leuchtenden Statussymbole einer zum Konsum degradierten Gesellschaft? Steve Jobs war ein Vordenker seiner Zeit und hat neue Trends geschaffen, die seinesgleichen suchen. Dass man sich mit den Geräten zum gläsernen Menschen macht – wen interessiert das schon, hat man doch nur ein solches Telefon in der Tasche?

Bereits in Deutschland sind viele Menschen bereit, sich für ein solches Symbol der „Dazugehörigkeit“ für mehrere Jahre mit einer monatlichen Belastung zu verschulden. Es spielt keine Rolle, ob man sich ein solches Telefon leisten kann, man muss es einfach besitzen. So werden in manchem Haushalt von der schmalen Kasse noch einmal 20-30 Euro im Monat für die Abzahlung des Telefons eingeplant. Wenn am Ende des Monats am Brotkasten Klimmzüge gemacht werden – who cares, Hauptsache ein iPhone!

Dieser Hype scheint nun auch China erfasst zu haben, sehr wahrscheinlich zur großen Freude von Apple. Die chinesische Nachrichtenseite China.org schreibt dazu:

Studenten verschulden sich für den Kauf von Apple-Geräten
Über 20.000 Studenten in Wuhan in der Provinz Hubei verwenden ihre Studienkredite, um Apple-Geräte zu kaufen, wie am Montag in der Wuhan Evening News berichtet wurde.
[…]
Der Fall kam heraus, weil Student Chen Gang an die Wuhan Evening News schrieb, er habe Sorge, dass es Auswirkungen auf seine Bonitätseinstufung habe, wenn er mit den Ratenzahlungen nicht nachkäme. Er hatte ein iPhone5 für seine Freundin zum Valentinstag mit einer Anzahlung von 2.000 Yuan plus Ratenzahlungen für ein Jahr in Höhe von 399 pro Monat gekauft, erklärte Chen gegenüber der Tageszeitung. Die meisten Studenten erzählen ihren Eltern nicht von solchen Käufen und ziehen es vor, Kredite von ihrem Geld zum Lebensunterhalt oder von mit einem Studentenjob erarbeitetem Geld abzuzahlen, wie eine Umfrage unter 169 Studenten ergab.[1]

In den USA sind die Studentenkredite mittlerweile zu einer echten Gefahr herangewachsen. Wir berichteten zum Beispiel im Artikel „USA: Ausstehende Studentenkredite explodieren“ darüber.

Die Entwicklung in China ist aus rein logischer Sicht gefährlich, denn für „Luxus-Konsumgüter“ Kredite zu haben, welche man sich eigentlich nicht leisten kann, ist eine schlechte Entwicklung. Dazu ein kurzes Zitat:

Kapitalismus

Kapitalismus ist, wenn man Dinge kauft – die man nicht braucht,

mit Geld, das man nicht hat,

um Menschen zu beeindrucken, die man nicht einmal mag.

Für Konzerne ist die Entwicklung bravourös, hat man es geschafft, einen der größten Märkte der Welt mit dem „Konsum-Virus“ anzustecken, wie es scheint. Auf Sicht gesehen, sind die Gefahren jedoch immens. Sollte sich dieser Trend fortsetzen und verstärken, könnte die Krise durchaus noch eine Weile gebremst werden. Kein Land der Welt hat mehr potentielle Kredit-Konsumenten als China. Bereits 2009 schrieb ich das in einem Artikel, wenn man es schaffen würde, jedem Chinesen einen Kredit von 1000 Euro um den Hals zu bammeln, kann das Spiel noch eine ganze Weile weitergehen. Wahrscheinlich ist das nicht, aber auch die Entwicklung mit dem Apple-Hype hätte man vor wenigen Jahren sehr wahrscheinlich noch ausgeschlossen.

Carpe diem

[1] http://german.china.org.cn/china/2013-03/19/content_28293922.htm


11 Responses to Chinesische Studenten: Mit Apple in die Schuldenfalle?

  1. Zartbitter sagt:

    Ich war letzte Woche in Shanghai. Smartphones jeglicher Art
    Ipads und ähnliches Gerät sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.

    Die Chinesen haben gesellschaftlich in grossen Teilen das vollzogen,
    was uns noch bevorsteht. Die vollständige Abhängigkeit
    dieser Technologien. Man sitzt selbst in höheren und noblen Kreisen
    nebeneinander ohne zu beachten ausser sein Device genauso wie
    in den ärmeren Schichten. In Elektroshops bekommt man auch schon mal
    ein IPhone das keines ist. Hauptsache es sieht genauso aus.

    In der UBahn? Gesichter gesenkt auf den Monitor. Das ist Hypnose
    2.0 nach der ultimativen Hypnosewaffe „Fernseher“.

    Jetzt bin ich wieder zurück in God ol‘ Germany, sehr große Unterschiede
    zu China kann ich nicht feststellen. Auch hier wird schon seit Jahren
    Konsum auf Kredit gelebt. Die Kreditzinsen sind mittlerweile im Preis schon
    drin, so daß es fast bescheuert wäre Cash zu zahlen.

  2. Jens Blecker sagt:

    Das habe ich gestern bei meinem Sohn und seinen Freunden auch angesprochen. Vier Jungs 16-17 Jahre alt treffen sich zu einer „Party“. Jeder dauernd das Smartphone in der Hand. Ich frage den einen, sag mal kannst du Skat spielen? Nein. Back Gammon? Nein. Schach? Etwas. Denkst du irgenetwas extrem wichtiges verpasst du, wenn du mal 2 Stunden das Smartphone zur Seite legst? Mhhhm.

    unglaublich, die können stundenlang zusammensitzen ohne miteinander zu sprechen, jeder nur mit dem Phone beschäftigt, diese Entwicklung macht mir angst.

  3. dirk sagt:

    cheffe, du bist schon alimodisch inzwischen 😉 aber wir werden ja nicht jünger –
    Die sprechen doch miteinander, du siehst es nur nicht. Chat über Facebook, Skype, ICQ –
    3m Luftline voneinander entfernt zu sein ist doch kein Grund auf den Messenger zu verzichten. Da muß man schon mit der Zeit gehen *gg*

  4. anarruko sagt:

    jeder hat so seine sucht nach etwas

    bei meinen ex mitschüler hat sich die sucht in´s casino entwickelt. ca. 90 % sitzen dort nach und vor der arbeit und am wochenende.

    war mal auch dort snooker spielen, hab die mal gefragt, was die dort so machen.
    die meinten sie pfelgen freundschaft unter freunden.

    naja da dachte ich eher freundschaft mit dem spielautomaten.

    hab die beobachtet, die sitzen ohne ein wort zu sagen und spielen,spielen,rauchen,spielen,kaffe,rauchen,spielen, redbull…..

    und manchmal nebenbei smartphone, kommt ein anruf.
    hey wo bist du, ich bin im schwein zum glück.
    komm vorbei …. let´s play

  5. Mr Mindcontrol sagt:

    Tja, ich habe mir jetzt auch ein Smartphone gekauft, das Galaxy Ace 2 , das gibts schon für unter 200 Euro. Ich kann damit alles machen. Warum ein S3 oder gar ein Iphone 5? Es sind gerade die ganz jungen Leute die in U-und S-Bahn das I-Phone haben, meist die neueste 5er Version. Demnach haben wir keine Wirtschaftskrise, im Gegenteil, Junge Leute können sich masssenhaft Luxushandys für 650 Eur leisten die in 1 maximal 2 Jahren veraltet sind, weil es I-Tunes die alten Versionen von IOS nicht mehr unterstützt (geplante Obsoleszenz) ebenso dass man selber den Akku nicht wechseln kann bei Apple. In Deutschland gibt es mehr Handyverträge als Menschen (über 100-Millionen) das obwohl manche Leute gar kein Handy haben viele andere ohne Vertrag (wie ich) mit Pre-Paid arbeiten. Also haben viele 3 Handyverträge, diese auch nur um an die neuesten Luxus-Smartphones zu kommen weil Sie nicht genug Geld hatten, sich diese zu kaufen.
    Und in dieser Gesellschaft halten mich die Leute für verrückt weil ich über 1000 Euro für ein Fahrrad ausgebe (bei über 3500 km im Jahr) ? Ich fasse es nicht!

  6. EuroTanic sagt:

    Was Marketing der „Marke Think Different“ bewirkt zeigt am schönsten dieses Bild : http://420.thrashbarg.net/acer_apple_mac_laptops_auditorium.jpg

  7. Sleeper sagt:

    Dazu passt eine kleine Geschichte von meinem gestrigen Meeting. Da hab ich eine sehr nette und hübsche Kollegin etwas genauer kennenlernen dürfen. Wir verstanden uns auch ganz gut, als sie mich nach meiner Nummer fragte und ob wir uns demnächst wiedersehen könnten, etwa auf einen Kaffee fiel ich fast aus allen Wolken. Zückte sie doch tatsächlich ein Galaxy S3 aus ihrer Tasche.

    Sorry, aber ich muss keine Frau knallen die zu arm ist um sich nicht mindestens ein iPhone 4S leisten zu können. 😀

  8. Gutmensch sagt:

    Also in 1-2 Jahren sind die nicht nur veraltet, sondern in den meisten Fällen auch kaputt.
    Warum das Risiko eingehen, dass sich mal einer kein neues Gerät kaufen muss, wenn sein Vertrag endet.

  9. tugrisu sagt:

    „Luxushandys für 650 Eur“ da war ja mein Traktor mit Pflug, Hänger, Kartoffelhäufler und -roder und Bodenfräse billiger!

  10. Jens Blecker sagt:

    Armer Kommentrar, aber vielleicht braucht ja jemand diesen. Daher aus der Mod entlassen.

  11. Mr Mindcontrol sagt:

    Das sind die jeweils kleinsten Versioen mit 16 GB Flash, für die 64 GB Version verlangt Apple rund 900 Euro.
    Interessanter Weise sind die Luxusmodelle die Meistverkauften , bei Samsung ist es das S3, das S4 was bald kommen soll hat einen EVP von 749 Euro mit 16 GB.

    Für die etwas nicht so versierten: Die Bezeichnung „Handy“ die ein Mobilelefon suggeriert ist ein Etikettenschwindel. Es handelt sind viel mehr um einen Computer (bei den teuern Versionen gar um einen Hochleistungscomputer“ für die Tasche und ein Multifunktionsgerät worunter Telefonieren eine Funktion unter vielen ist. Kamera ist auch drin, GPS ist drin so dass das Teil ein Navigationsgerät ersetzt etc. Nur nen Mobiltelefon gibt es schon für unter 20 Euro.
    Klar man hat Mitte der 1990er für nen PC ohne Monitor im Schnitt mehr hingeblättert, der auch eine viel geringer Rechenleistung hatte. Vor 4 Jahren habe ich mir nen PC mit Quad-Core-CPU bauen lassen, das galt damals als völlig übertrieben da die wenigsten Programme Multiprozessor-fähig waren. Heute haben die Top-Smartphones Quadcore!

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