Leerverkäufe: Reißen Bluthunde die spanische Bankia?

Die Geschichte der Bankia ist ein dunkles Kapitel für Spanien. Im Jahr 2010 wurde die Bankia gegründet, um einen Zusammenschluss – eigentlich insolventer – Sparkassen wie der Caja Madrid und einigen kleineren zu gewährleisten. Keine zwei Jahre später war Bankia konsequenterweise selber pleite und wurde verstaatlicht. Am 11. Mai 2012 verfasste ich zu dem Thema den Artikel „Spanien: Kollaps rückt näher„. Mit einer Bilanzsumme von 328 Milliarden Euro, wovon zumindest 180 Milliarden als toxisch galten – das war ein Desaster in den Startlöchern. Gestern wurde die Aktie förmlich eingeäschert, die Börsenaufsicht ermittelt.


Wer einen fulminanten Absturz betrachten möchte, braucht sich nur die Aktie der Bankia anzuschauen. Im Jahr 2011 kostete eine Aktie (ES0113307021) rund 45 Euro, bis Ende April 2012 war der Aktienkurs der Bank auf 30 Euro gefallen und aktuell notiert diese als Pennystock bei 0,73 Euro. Der plötzliche Absturz gestern um fast 50 Prozent auf 68 Cent ruft nun die spanische Bankenaufsicht auf den Plan. Gestern wechselten 50 Millionen Aktien den Besitzer, eine ungewöhnlich hohe Zahl.

Passend dazu wird heute bekannt, dass spaniens Banken wohl weitere Hilfen im Milliardenbereich benötigen, um die strengeren Vorgaben für die Kreditgewährung zu erfüllen. Im Gespräch sind nun abermals 10 Milliarden Euro. Ab September gelten die neuen Regeln, welche die Situation der europäischen Halbinsel erneut verschärft. Mehrere Hundert Milliarden an notleidender Krediten wurden bereits an die Seite gestellt, ein Befreiungsschlag soll nun Abhilfe schaffen.

Die Bad Bank Sareb will sich mit einem Portfolio an Immobilien im Wert von etwa 200 Millionen Euro an den Markt wagen, ein erster Testlauf sozusagen. Die überwiegend in Andalusien und Valencia liegenden Objekte sind zum Teil nicht einmal fertiggestellt. Von den Höchstständen 2007 haben die meisten Immobilien bereits etwa 40 Prozent eingebüßt. Wenn diese Aktion gelingt, könnte sich die angespannte Lage zumindest etwas beruhigen, denn für Investoren wäre das ein positives Signal. Sehr viel Geld ist im Augenblick auf der Jagd nach Rendite und solange Kredite günstig sind, ist auch kein Ende in Sicht.

Nun zurück zum Absturz der Bankia-Aktie von gestern. Wenn derartige ungewöhnliche Volumina gehandelt werden, steckt oft eine Strategie dahinter. Mit Leerverkäufen, die der Markt nicht absorbiert, kann ein Preis so sehr schnell in den Keller buxiert werden, wie gestern geschehen. Im Normalfall werden im Schnitt zwischen 1 – 1,2 Millionen Bankia-Aktien am Tag gehandelt, also weit entfernt von dem gestrigen. Die Hedgefonds haben meist eine sehr kurze Leitung, wenn es darum geht, im Rudel ein angeschossenes Reh zu erlegen. Auch wenn jeder seine eigenen Interessen vertritt, wenn es leichte Beute gibt, jagen sie gerne im Rudel. Ob hier also tatsächlich Marktregeln verletzt wurden, bleibt noch abzuwarten. Nur dann würde die Behörde einschreiten und dem Geschäft einen Riegel vorschieben. Ansonsten lässt sich der Bankia nur sagen: Good Luck und damit auch den europäischen Steuerzahlern.

Carpe diem

Bildquelle: Wiki – Luis García


One Response to Leerverkäufe: Reißen Bluthunde die spanische Bankia?

  1. kaphorn sagt:

    schiller sprach mal von brotgelehrte….wie recht er noch immer hat…am ende bleibt die erkenntnis, das die wahrheit das einzige ist was wirklich zählt…

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