Bafin: Lebensversicherer wollen Mindestzuführung aussetzen
Die Luft für die Lebensversicherer wird immer dünner. Ohne entsprechendes Risiko lassen sich keine Gewinne realisieren, diese hat man aber vielen Versicherten vertraglich garantiert. Von den Überschussbeteiligungen mag man schon nicht mehr sprechen, aber die Garantiezinsen müssen schon kommen. Immerhin fast 800 Milliarden Euro liegen in Versicherungen und warten darauf, den Sparern einen gediegenen Lebensabend zu gestalten. Der Glanz von Deutschlands ehemaliger Lieblingsinstrument zur Altersvorsorge verblasst in einem atemberaubendem Tempo.
In einem Exklusivbericht schreibt heute die Süddeutsche: Lebensversicherer rufen Finanzaufsicht um Hilfe an
Die aufmerksamen Beobachter dürfte diese Meldung eher nicht überraschen. Schon lange fragte man sich, wie lange wird das gut gehen? Was für Banken und Staaten die Herz-Kreislaufmaschine ist, bringt die Versicherer in starke Not. Ohne die Niedrigstzinsen würden Staaten und Banken vermutlich aus dem Stand kollabieren. Für alle, die jedoch gezwungen sind, Renditen zu erwirtschaften mit überschaubarem Risiko, ist es der blanke Horror.
Es wurden bereits etliche Register gezogen, um den Kollaps der Versicherungsbranche zu verschieben. Der Garantiezins wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2012 auf nur noch 1,75 % gesenkt und von Seiten der Bafin wurde im Bereich der High-Yield Anleihen der Spielraum etwas gepolstert.
Der Bundestag hatte bereits im November 2012 eine Begrenzung der Bewertungsreserven beschlossen, dies stieß jedoch im Bundesrat auf Widerstand. Dort überwies man den Gesetzentwurf im Dezember an den Vermittlungsausschuss. Der aktuelle Stand ist mir leider nicht bekannt.
Mit der Änderung des §89 VAG wurde dann auch für den Härtefall vorgesorgt. Dort heißt es unter anderem:
Alle Arten Zahlungen, besonders Versicherungsleistungen, Gewinnverteilungen und bei Lebensversicherungen der Rückkauf oder die Beleihung des Versicherungsscheins sowie Vorauszahlungen darauf, können zeitweilig verboten werden.
Was nun die aktuelle Debatte angeht, wollen – nach Aussage der Süddeutschen – mindestens 10 Unternehmen die Mindestzuführung von der Bafin aussetzen lassen.
Dazu heißt es:
Es handele sich eher um kleine und mittelgroße Anbieter, sagte ein Insider. „Die Marktführer sind nicht dabei.“ Die Bafin wollte die Zahl nicht bestätigen. Allerdings hieß es im Umfeld der Behörde, die sogenannte „Aussetzung der Mindestzuführungsverordnung“ sei ein erprobtes Mittel, um kurzfristige Probleme zu überbrücken. Den Kunden werde kein Schaden zugefügt.
[…]
Schwachbrüstige Lebensversicherer haben Probleme, die Zuführungen aus den normalen Kapitalerträgen zu verdienen. Deshalb erging ihr Hilferuf an die Bafin. Die Finanzaufsicht kann auf Antrag der Gesellschaften die Mindestzuführung aussetzen. Diese legt fest, wie viel von den Gewinnen eines Lebensversicherers den Kunden zusteht – und wie viel der Gesellschaft, also ihren Eignern oder Aktionären.[1]
Ob man diesen Optimismus teilen sollte, ist doch eher fraglich. Auf dem Papier entsteht dem Kunden zunächst vielleicht kein Schaden, allerdings könnte das böse Erwachen eben dann kommen, wenn der Vertrag zur Auszahlung steht. Egal, wie man die Angelegenheit auch bewertet, die klassische Lebensversicherung ist ein Auslaufmodell und auch das wird für die Branche noch zur Feuerprobe. Solange frisches Kapital in die Kasse fließt, läuft ein jeder Kettenbrief. Nur irgendwann……..
Carpe diem
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