Volkswagen: Sparen und Chinaproduktion ausbauen

In Europa mag die Freude an neuen Automobilen nicht mehr wirklich aus dem Keller kommen, wie überraschend nach den ganzen Konjunkturprogrammen. Ohne völlig aberwitzige Leasingangebote, Channelstuffing und versteckte Subventionierung, wäre dem Branchenprimus sehr wahrscheinlich schon viel früher die Puste ausgegangen. Im Stammwerk Wolfsburg wurden nun die Mitarbeiter auf einen Sparkurs eingeschworen und eine Verdoppelung der Produktion mit dem chinesischen Werk Foshan angekündigt.


Bereits im ersten Quartal hatte VW einige Federn lassen müssen, im April diesen Jahres schrieb ich dazu:

Volkswagen: Nun wankt der Platzhirsch
Im ersten Quartal brach das Ergebnis nach Steuern um sagenhafte 38,2 % zum Vorjahr ein, auch wenn sogar mehr Autos ausgeliefert wurden, als im Vorjahreszeitraum. Bei 4,2 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen – hier spricht man sehr wahrscheinlich absichtlich nicht von “verkauften” – sank der Umsatz um 1,6 % auf 46,6 Milliarden Euro. Für die Märkte war das in dem schweren Umfeld noch ein Grund zum Feiern und so legte die Aktie trotz der enttäuschenden Zahlen um fast 3 % zu.

Um eine solide Ertragskraft mit einer wettbewerbsfähigen Kostenposition zu erreichen, müsse man den Gürtel in allen Bereichen noch enger schnallen. Das gilt für alle Bereiche und alle Werke, gab Markenvorstand Arno Antlitz in Wolfsburg zu verstehen. Ein Personalabbau sei im Augenblick nicht geplant, im Gegensatz zu anderen europäischen Konkurrenten.

Der Ausbau der Kapazitäten in China dürfte trotzdem für die deutschen Mitarbeiter einen Hauch des Ungewissen mit sich bringen, denn noch kann die Produktion aus Deutschland immerhin etwas von den Verlusten in der Heimat über den chinesischen Markt kompensieren und eine Steigerung von etwa 1,4 Millionen Einheiten ist kein Pappenstiel. Bisher wurden mit den chinesischen Partnern SAIC und FAW 2,6 Millionen Fahrzeuge im Jahr Produziert, nach der Neustrukturierung bis 2018 will VW auf 4 Millionen aufstocken.

Wie Reuters meldet intensiviert man auch im Augenblick die Gespräche um den Anteil am Joint-Venture FAW-Volkswagen von aktuell 40 % auf 50 % zu erhöhen. Ohne einen chinesischen „Partner“ können ausländische Firmen nicht in China tätig werden.

Für die Mitarbeiter in Deutschland sind die Nachrichten nicht unbedingt positiv, der Konkurrenzdruck aus China dürfte deutlich ansteigen. Das Lohngefälle ist gewaltig und in China sind Gewerkschaften ein Fremdwort.

Carpe diem


5 Responses to Volkswagen: Sparen und Chinaproduktion ausbauen

  1. Tester sagt:

    Leider ganz normales Geschäft. China und Asien insgesamt wachsen noch und kaufen aktuell eben viel, daher bietet sich die Produktion vor Ort natürlich an, da viel günstiger.

    Es ist aber keine Konkurrenz für die Produktion hier, da die Autos für China anders (billiger) gebaut werden und hier größtenteils nicht mal eine Zulassung bekommen würden.

  2. chris321 sagt:

    >> Der Ausbau der Kapazitäten in China dürfte trotzdem für die deutschen Mitarbeiter einen Hauch des Ungewissen mit sich bringen, denn noch kann die Produktion aus Deutschland immerhin etwas von den Verlusten in der Heimat über den chinesischen Markt kompensieren

    Ich hatte mal mit einem rumänischen Ingenieur zu tun. Der war in Rumänien Ingenieur und echt fleissig und gut drauf. Hier hatte er Anschlussprobleme weil er ein Rumäne war. Ich habe ihm also hoch geholfen. Das Resultat war, dass in dieser Firma ein Krieg ausgebrochen ist: „Diese Leute seien doch Menschen 2. Klasse“. Wirklich, kein Scherz, das gab richtig Zoff! Das ist so damals eskaliert wegen diesem einen Mann.

    Er bekam dann sogar Probleme mit seiner Frau weil er in seiner Bemühung es allen Recht zu machen und zu beweisen, dass er es doch alles richtig mache, mehr in der Firma als daheim verbrachte.

    Ich erinnere mich noch sehr gut an seine Sprüche. Einer davon war: Wir haben so viel durchgemacht, wir haben wie eine Katze 7 Leben. So bisschen Theater haut uns nicht gleich um. Nun, er klopfte einer „Angestellten in der Verwaltung“ einfach so auf die Schulter. Die fing gleich ein riesen Theater wegen sexueller Belästigung etc. an. Völliger Blödsinn! Ich kannte den Mann gut, das war eben seine Art so locker jemandem auf die Schulter zu klopfen. Hat mit sexueller Belästigung schon mal gar nichts zu tun. Das nur mal zur Veranschaulichung.

    Ein anderer Spruch war – und da geht es um unser Thema hier – dass nach den Rumänen die Chinesen kamen die ihre Arbeit übernommen hätten. Er sagte: Wir Rumänen waren schon SEEEEHR ANSPRUCHSLOS, aber wir konnten uns nicht halten, daher arbeiten dort in der Firma jetzt die Chinesen.

    Ich hatte vor paar Tagen eine Diskussion wo es um KI, also die Entwicklung der künstlichen Intelligenz von Maschinen in den nächsten 50 Jahren ging. Ich sagte, dass man damit rechnen kann, dass von den Arbeitern dann viele gar nicht mehr gebraucht würden weil „machines are doing it for you“ (in the year 2525 if man is still alive)
    Genauer gesagt nach dem Song das Jahr 5555:

    In the year 5555, your arms are hanging limp at your side, your legs got nothing to do, some machines doing that for you,

    http://www.youtube.com/watch?v=7lWzTvdtEx0

    Einfach übersetzt: Eines nicht allzu fernen Tages, werden auch die Chinesen zu teuer sein und „machines are doing it for them“.

    Ich fragte also die Arbeiter „ob sie so eine Welt dann auch noch lustig empfinden“? „Nein!“, wenn ihre Arbeit dann weg wäre, das wäre dann natürlich mit dem technischen Fortschritt nicht mehr lustig. „Nun“ sagte ich, „so wird es aber genau kommen! Wir Menschen sollten uns also einfach mal fragen WARUM und WOFÜR wir eigentlich arbeiten.“

    Aber ich verstehe. Ist wieder etwas zu kompliziert formuliert. Also formuliere ich es ganz einfach: Der Tag ist nicht fern, da wird man keine einfachen Arbeiter mehr brauchen und dann wird nicht nur der Rumäne, sondern auch der bisher hoch gelobte „produktive Chinese“ zu teuer sein denn Maschinen mit künstlicher Intelligenz (KI), Maschinen, die sehen, hören und reden können werden die Arbeit für Euch machen. Also überlegt Euch wie dann Eure Welt aussehen wird! Seit Ihr dann z.B. nur noch Konsumenten aus Prinzip, Laborratten zur Fütterung? Die Triologie Matrix ist gar nicht so schlecht, sie ist in vielen Punkten der Zeit um Jahrzehnte voraus.

  3. Frank H. sagt:

    Unsere EZB Bosse sorgen für den Ausverkauf. Die Banker, die Hedgefonds, die Privatmilliardäre. Die global agierende Autoindustrie ist hieran nun wirklich unschuldig.
    Binnenumsatz entsteht nur bei Einkommen. Da aber Draghi UNFÄHIG ist den EURO gegen die USA abzuwerten, weil es Goldman Sachs ihm verbietet, verlieren wir tausende Jobs am Tag in der EU. Gleichzeitig explodieren die Sozialsysteme und die Infrastrukturen verfallen mangels Geld.
    Kommen dann noch unsere Zocker dazu, die sich einen Spass an den Staatsschulden machen, nun dann ist doch alles paletti. Europas Völker verschwinden langsam aber sicher von der Landkarte.
    Und dank Mutti ist der Bail-In ja nun kompromisslos. Weil Bail-out halt schon nicht mehr geht. Ist nixe mehr inne Kassa für Verstaatlichung. Also muss man den Bürger durch Entwertung das Geld stehlen für die Bankers weiter zu bezahlen.
    Ich habe aufgehört mir einzureden, daß man noch am System schrauben kann. Seit Sonntag ist das vorbei. Adolfs 2 Testamente sprechen Bände. Schade das er in der falschen Bewegung war.
    Letzte Hoffnung für Europa ist Putin. Und das die USA innerlich verfällt ohne das es zum kriegerischen Endkampf kommt. Denn dann, haben Alle Völker verloren.
    Ich setze außer Putin noch auf einen zweiten Effekt: das sich das System am Schluß doch noch auffrisst bzw. an seiner Gier erstickt.
    Heil Zar Putin.

  4. bavaria.charly sagt:

    China wird weniger ein Konkurrent für europäische Autos werden, denn sie sind für die dort notwendigen Stückzahlen bei 1,3 Milliarden Chinesen viel zu aufwendig.
    China wird uns mit mit extrem günstigen Fahrzeugen von bis ca. 2.000 Euro beliefern, wobei diese Fortbewegungsmittel ergänzend und notfalls alternativ zu unseren Autos zu sehen sind.
    Wie weit darüber hinaus aus der echten Autoproduktion in China Fahrzeuge nach Europa kommen ? Bisher erfolgt das fast nicht.
    Generell ist meine Erfahrung mit China auf diversen Gebieten, dass ihre Innovations-Fähigkeit auch weiterhin eher eingeschränkt ist und sich viel langsamer entwickelt. Dort sind die deutschen Ideen weiterhin besonders nachgefragt. Allerdings wird das meist nur zögernd umgesetzt und schlecht bezahlt.

  5. Tester sagt:

    lol @chris – da kannst noch lange warten bis Arbeiter nicht mehr benötigt werden. Wir werden das ganz sicher nicht erleben.

    Und dann, jemand muss auch die ganzen Maschinen herstellen, reparieren, aufstellen etc. – somit wieder Arbeiter notwendig…

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