EU: Deutschland bald ohne Meisterbrief und duale Ausbildung?

Durch die „Liberalisierung“ der Regularien in den Mitgliedstaaten der EU, hat sich bereits einiges nachteilig entwickelt. Einst war das deutsche Aus- und Bildungssystem das beste der Welt. Ob das Diplom oder bald der Meisterbrief, wie es aussieht wird Deutschland nicht mehr lange in der Führungsriege mitspielen. Ein gefährlicher Pfad auf dem wir wandeln.


Einige Male hatte ich das Vergnügen mit Menschen zu sprechen die zunächst ein Diplom machten und nach der Umstellung noch einen Bachelor + Master studierten. Die einhellige Meinung war, das lässt sich nicht einmal ansatzweise mit einander vergleichen. Während eines Diplomstudiums lernte man das Berufsfeld vollumfänglich kennen, auch im praktischen Teil. Ganz anders beim Bachelor, was die meisten doch eher ungläubig belächelten.

Da prallten zwei Welten aufeinander. Auch der Master hat meist eher für ein Stirnrunzeln gesorgt, aber danach hatte man halt den benötigten Titel. Man bekommt das Gefühl, der „klassische Student“ soll die Abläufe in seinem Berufsfeld gar nicht mehr verstehen. Es geht nur noch darum zu funktionieren, so scheint es.

Einige Meisterberufe wurden ja bereits abgeschafft und in einigen Bereichen ist das auch nachvollziehbar und sinnvoll. Was allerdings die Kehrseite der Medaille ist, lässt sich in vielen Ländern der Welt erkennen. Hier möchte ich es am Beispiel von Kanada erklären, da ich dort einiges gesehen habe. Wurde jemand mit einem Kantholz verprügelt oder hat mal dabei zugesehen wie jemand eine Kreissäge benutzt, kann er danach als Tischler oder Zimmermann ans Werk gehen. Dort ist es aber anders als in Deutschland, engagiert man einen „Handwerker“ der sein Handwerk nicht versteht, dann hat man mit Zitronen gehandelt. In Deutschland wird ein erstklassiger Fliesenleger bereits verklagt wenn das Fugenbild wegen des Brands um einen Millimeter abweicht.

Bei der Welt heißt es zum Meisterbrief und der dualen Ausbildung:

Handwerk: EU-Vorgaben gefährden den deutschen Meisterbrief
Die EU drängt ihre Mitgliedstaaten, ihre reglementierten Berufe zu überprüfen – und den Zugang zu ihnen zu erleichtern. Das könnte das Ende für die duale Ausbildung und den Meisterbrief sein.
[…]
Die EU-Kommission drängt auf eine „Erleichterung des Berufszugangs“, um „Wettbewerbsverzerrungen“ zu verhindern. Erfüllen die Länder die Vorgaben aus Brüssel nicht, drohen Vertragsverletzungsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) und hohe Geldstrafen.

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), sieht die Pläne aus Brüssel mit großer Sorge.

„Die duale Ausbildung in Deutschland ist in Gefahr durch neue Pläne aus Brüssel. Die Europäische Kommission arbeitet intensiv daran, bewährte und notwendige Qualifikationsanforderungen abzuschaffen und droht so, gewachsene Ausbildungs- und Qualitätsstandards zu zerstören – gerade im Bau- und im verarbeitenden Gewerbe“, sagte er der „Welt“.[1]

Würde Deutschland über weitere Ressourcen außer der Bildung verfügen, wäre dieser weg noch immer dramatisch, aber verkraftbar. Aus Mangel an Alternativen jedoch, sollte „Agrarkunde“ zu einem Pflichtfach werden, dann greift doch endlich der Morgenthau-Plan und Deutschland ist wie gewünscht ein Bauernstaat.

Carpe diem

http://www.welt.de/wirtschaft/article124684981/EU-Vorgaben-gefaehrden-den-deutschen-Meisterbrief.html


5 Responses to EU: Deutschland bald ohne Meisterbrief und duale Ausbildung?

  1. Herbert Ludwig sagt:

    Die EU ist ja eigentlich nach den Gemeinschafts-Verträgen für Bildung und Ausbildung nicht zuständig. Diese gehören nach dem Lissabon-Urteil des BVerfGs zu den nicht übertragbaren Kernkompetenzen jedes Staates.
    Aber die Eurokraten versuchen es immer wieder auf den verschiedensten Wegen, so wie sie es auch mit der “Offenen Methode der Koordinierung” erreicht haben, die Schul- und Hochschulsysteme der europäischen Staaten, nicht nur der Mitgliedsstaaten, von der allgemeinen Persönlichkeitsbildung in eine Abrichtung der heranwachsenden Generation auf von der Wirtschaft benötigte “Kompetenzen” umgestalten zu lassen. Vgl.:
    http://fassadenkratzer.wordpress.com/2014/01/03/der-marktradikale-griff-der-eu-nach-der-schulischen-bildung/
    http://fassadenkratzer.wordpress.com/2014/01/17/wie-die-eu-mit-dem-bologna-prozess-die-hochschulen-okkupiert/

  2. Tranfunzel sagt:

    Ja Jens, dass mit dem Unterschied Bachelor/Master und Diplom kenne ich leider sehr genau.
    Dahinter steckt sie wieder, die „Gleichmacherei“ per Zwangsverordnung.
    Aber in dem Sinne, das nicht die „besten, höchsten, qualifizertesten“ Abschlüsse als Standard genommen werden, sondern die niedrigsten.(weil billiger)

    Deutschland zu einem Agrarland zu machen ist eh bekloppt und geht nicht mehr. Man muss schon wissen, wie man seinen John Deere oder MF oder Claas zerlegen und reparieren kann. Man kann nicht gleich den Landmaschinentechniker holen, wenn mal was klemmt.
    Zum anderen haben Landwirte heute mehrere PCs und müssen auch mit der ganzen Software umgehen.
    Als Selbstständige brauchen sie auch einen Steuerspezialisten und müssen jeden Mist dokumentieren, bis zur letzten Erbse.
    Früher hießen die Mercedesstinker auch Heizölferrari, aber heute käme kein Landwirt auf die Idee den steuervergünstigten Treibstoff ins Privatauto zu kippen. Es wird genau geprüft wie viel Diesel ein Traktor beötigt und der Tank auf dem Hof hat einen geeichten Zähler.

    Nein, was tatsächlich passiert ist eine von oben verordnete Verblödung, bzw. das „need to know“ Prinzip, aber bloß nicht mehr.

    Als Kommunikationselektroniker durfte ich auch 3,5 Jahre „brüten“ um den IHK Brief zu bekommen. Dafür hat man aber quasi fast Alles was mit Elektronik zu tun hat gemacht. Jede Menge Theorie und Mathematik und auch Dinge wie Schaltungsaufbau, Verdrahtung, Fehleranalyse und Löten.

    Und jetzt?? Ohne Einkommen, Stempel auf den Kopf und ausrangiert.

    Was nämlich gemein ist, ist das Facharbeitern mit Berufserfahrung auch bei Zeitarbeitsfirmen ein gewisser Lohn zusteht.
    Das bedeutet, man beschäftigt lieber angelernte Kräfte, weil sie billiger sind. Das sieht du überall. Examinierte Krankenpfleger etc. sind teurer, als Krankenpflegehelfer, Altenpflegehelfer..

    Viele Ärzte machen heute keinen Dr. Titel mehr, sondern dann steht da z.B. ZA Meier. Also Zahnarzt. Die sind nicht schlechter als die anderen, da sie die gleiche Ausbildung haben nur halt den Titel nicht.

    Ich weiß wirklich nicht, wohin der Wahnsinn führen soll. Das duale System aus Berufsschule (Theorie) und Arbeit in der Praxis hatte sich doch bewährt. Vielleicht sind 3,5 Jahre für manche Berufe etwas viel, aber bei komplizierteren doch notwendig, zumal wenn man bedenkt, was manche „Kiddies“ an Flausen noch so im Kopf haben und nicht „so“ fleißig lernen. Freundin und Disco sind ja auch zu verlockend.

    Was du über Kanada, oder USA(noch schlimmer) sagtest ist leider wahr. Auch wer in Spanien in einer Bank als normaler Angestellter arbeitet, ist nicht mit einem deutschen Bankkaufmann/Kauffrau vergleichbar.

    Selbst die armen Menschen an den Kassen von Aldi, Lidl und co haben meist eine Ausbildung als Einzelhandelskaufrau/mann. Einen Beruf namens „Kassierer“ gibt es so nicht.

    Ich kenne jemanden, der die Ausbildung zum Versicherungskaufmann von 3,5 Jahren auf 2 Jahre verkürzen durfte, da er als Studienabbrecher auch ein gutes Abitur hatte.

    Es sieht so aus, das aufgrund der „Privatisierung“ es so laufen soll, das die jungen Leute nur noch eine firmeninterne (Idioten) Ausbildung bekommen sollen.
    Also jemand steigt bei „Mercedes“ ein und kann als „Hilfsmechatroniker“ später auch nur an diesen Fahrzeugen schrauben. Andere Fahrzeuge??

    Wenn das passiert, sind quasi die altbewährten Berufsschulen (die sagen eh zu teuer) außen vor. Der Vorteil einer Berufsschule ist, das die Schüler aus verschieden Firmen kommen und viel mehr allgemeines Wissen bekommen, was sie zwar vielleicht nicht in ihrem Betrieb brauchen, aber später vielleicht für eine andere Tätigkeit.

    Die reine Ausbildung durch die Firmen selber hat noch eine andere Bedeutung. Da man nur gezielt „sein Wissen“ vermittelt bekommt, wird man an die Firma gebunden, denn bei anderen Firmen kann man es nicht unbedingt gebrauchen. Sponge Bob.. weltbester Krabbenburgerbrater bei.. Oder will jemand bei KFC oder Starbucks eine „Spezialausbildung“ machen??

    Ich denke es ist an der Zeit den „Gleichmachern“ endlich den Saft abzudrehen, denn dann hat „deutsche Ausbildung und Wissen“ keine Bedeutung mehr und wir gehen unter im Meer der „Garnichtskönner“

    Wieso im Deppenfernsehen „Der Bachelor“ lief, kapiere ich nicht. Ein Bachelor ist ein Fliegensch.. Und zu so etwas sollen die MEnschen aufschauen voller Bewunderung.
    Also Minderwertigkeitskomplexe ohne Ende.

  3. Habnix sagt:

    “ Man bekommt das Gefühl, der “klassische Student” soll die Abläufe in seinem Berufsfeld gar nicht mehr verstehen. “

    Er soll nicht den überblick haben.Dieses voll umfängliche Berufsfeld ist der Überblick.Die „Verschwörung“ zum 11.09.2001 könnte auch anhand solcher einer Ausbildung leicht geschehen.Wenn der ein oder andere nur fürs Schrauben hinein drehen ausgebildet ist, macht der sich natürlich keinen Gedanken was er damit anrichten könnte und das er nicht wissend teil einer Verschwörung ist. Die bringen es noch fertig und schicken wieder Menschen in Konzentrationslager und von dort aus dann in die Vernichtungslager.

    Wir wissen das es mit Hilfe der Propaganda Medien(Mainstream Medien)geschah.Und ich bin mir sicher das die US-Regierung und jede andere Regierung es untersucht haben und auch weis wie es wirklich geschehen konnte.Das noch zu perfektionieren, übertrifft die Perversion des Hitler Regimes bei weitem.Das wäre wirklich die Abgrundtiefe Schlucht aus der die Menschheit nicht mehr rauskommt.

  4. Ice-Dealer sagt:

    das ist doch quatsch
    ziel des Baechelor ist es billige halbwegs gut qualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen. Ob das für Deutschland gut oder schlecht ist, ist die andere Frage.
    Die meisten unternehmen suchen doch eh nur master (die die „qualität“ wollen. ) die die billig wollen nehmen den bachelor. Also zu deinem Text:

    „das lässt sich nicht einmal ansatzweise mit einander vergleichen“ – faktisch wurden die studieninhalte vordiplom/diplom auf baechelor/master umgepresst. das gilt bei den meisten unis für die bisher vorhandenen studiengänge – da war gar nicht zeit und ressourcen da tiefer gehende änderungen durchzuführen. viel am inhalt hat sich nicht geändert!

    „Berufsfeld vollumfänglich kennen“: sicher nicht! das ist m.E. auch nicht das Ziel eines Studiums – hier geht es m.E. um hilfe zur selbsthilfe. die praxisrelevanten Dinge lernt man „nebenbei“ und eignet sich selbst an (ggf. basierend auf den Dingen der Vorlesung) – hier ist das Problem der Raffung auf Bachelor/Master – keine Zeit mehr!

    Hier muss man sagen, in vielen Bereichen tut die Strukturierung auch viel gutes, z.b. in den Geisteswissenschaften (jaja echte Geisteswisssenschaftler werden jetzt sagen, es sei zu verschult) – ich weiß nicht, wen ich mehr belächeln soll, den Bachelor, der jedes Modul mit Klausur, Hausarbeiten, Eingangs-/ Mittel-/Endtests und Anwesenheitspflicht ablegen muss, oder den Diplomer, der durch sein ganzes Studium ohne eine Klausur oder schriftliche Prüfung kommt… (ja das sind reale Praxisbeispiele)

    „Es geht nur noch darum zu funktionieren, so scheint es.“ – das stimmt sicher, das stimmt für unsere ganze gesellschaft!

    und ein bisschen mehr Bauernstaat würde unserer Gesellschaft auch gut tun 😉

  5. Pappnase sagt:

    Und da soll man sich wundern wenn die Schweizer, die ja laut diesem SPD-Mondgesicht Steeger spinnen oder gar an Verblöödung leiden sollen, sich gegen diese Eurokratenbande wenden.

    Es ist bald nicht mehr zu fassen.
    Hoffentlich bleibt man gegen so einen „Verblöödungsvirus “ lange genug immun.

    Den „Meisterbrief“ für Politik braucht man nicht zu erfinden.
    Dieser Lehrstoff muss ständig neu erfunden werden.

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