Griechenland: Die fahrlässige Berichterstattung in den Medien
Wenn man berücksichtigt, mit welch einer abgehobenen Überheblichkeit die Medien für sich die Meinungshoheit in Anspruch nehmen, schauert es einen zu sehen wie wenig Durchblick viele der „ausgebildeten“ Journalisten so an den Tag legen. Als „Edelweiß“ der Informationsindustrie wird ein Unsinn nach dem nächsten postuliert. Die Situation durch Griechenland ist alles Andere als Trivial und aus dem Euro geworfen werden, kann das Land schon gar nicht ohne Weiteres.
Unzählige „Finanzjournalisten“ haben sich mangels Kenntnis dazu hinreißen lassen, immer wieder einen Rauswurf der Griechen aus dem Euro zu prophezeien. Unter den gegebenen Umständen ist das nicht möglich, da es in den Verträgen nicht vorgesehen ist. Selbstverständlich könnte nun die Eurogruppe weitere Maßnahmen anstreben um mittels Vertragsbruch die Griechen doch irgendwie aus dem Euro zu buxieren. Das würde allerdings eine weitere Dose der Pandora öffnen. Einer der wichtigsten Punkte wäre, es wird dauern und Zeit ist nicht vorhanden. Ein weiterer – nicht zu vernachlässigender – Punkt wäre der unvermeidliche Staatsbankrott und das Haftungskarussell welches dann in Gang kommt. Mit den offiziellen 320 Milliarden an Schulden wäre der Drops sicherlich noch nicht gelutscht, all die Wechselwirkungen würden weitere und massive Kosten nach sich ziehen.
Die einfache Bevölkerung in Griechenland hatte in den vergangenen Jahren unter der Austeritätspolitik masiv zu leiden und gebracht hat es nichts. Wie soll auch eine Nation die zum sparen verdammt ist und dem alle Einnahmequellen geraubt werden, auf einen gesunden Kurs zurückkehren? Das ist schlicht unmöglich.
Heute entscheidet die EZB über die Emergency Liquidity Assistance (ELA), mittels welcher die Notenbank unterkapitalisierte Geschäftsbanken flüssig halten kann. Würde man dort den Hahn zudrehen, wären die unmittelbaren Folgen drastisch. Wie seinerzeit in Zypern wären die Banken gezwungen Kapitalverkehrskontrollen und Bargeldobergrenzen einzuführen, was ein neuer Schock für das Land wäre. Doch was kann einen insolventen Schuldner noch wirklich schocken und was wären die Folgen für den Rest der Eurozone?
Die Wirtschaftswoche brilliert sogleich mit dem Titel „Kegelt die EZB die Griechen aus dem Euro?„, unterschätzt dabei aber massiv die Möglichkeiten welche Griechenland noch hat. In meinem Artikel „Pleite und kein GREXIT – Was dann?“ habe ich die wichtigsten Fragen welche sich aufdrängen gestellt.
Mit der Verlagerung des Southstreams verändert sich die geopolitische Bedeutung Griechenlands erheblich. Es könnte zu einem wichtigen Transitland für Kohlenstoffe werden, nicht zuletzt deswegen könnte Russland auch die Hilfe bereitwillig angeboten haben.
Die EZB steht heute vor einer schwierigen Aufgabe. Friert man die Liquidität in Griechenland ein, wird der Zahlungsstrom zum Begleichen der Forderungen unverzüglich zum Erliegen kommen. Dann müssen die Verluste auch zeitnah realisiert werden und die gegebenen Garantien werden fällig. Nicht nur Frau Merkel wird dann erklären müssen warum die Garantien – welche angeblich nie in Anspruch genommen werden sollten – auf einmal doch in vollem Umfang durchschlagen werden.
Eine weitere elementare Frage ist dann, wieviel toxischer Sondermüll wurde bereits in den Katakomben der EZB verklappt und wie wirkt sich das auf die ohnehin desolate Eigenkapitaldecke der Bank aus? Auch dort ist Deutschland als größter „Anteilseigner“ im Risiko.
Was ich noch besonders hervorheben möchte sind die drohenden Kapitalverkehrskontrollen. Als das in Zypern gemacht wurde, lief das völlig unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung ab. Auf Griechenland hingegen, richten sich viele Augen im Augenblick. Sollte der Geldfluss abreißen ist eine Reglementierung nahezu sicher. Was aber wird das in Resteuropa auslösen? Werden die Menschen sich weiterhin nicht betroffen fühlen, oder kommt dann vielleicht doch der große Bankrun der das ganze desolate System bedroht? Wird Frau Merkel mit einer neuen Billionen-Lüge nochmal die Kurve bekommen? Ich wage das zu bezweifeln. Und spätestens dann, wären auch im restlichen Euroraum ebenfalls Kapitalverkehrskontrollen und Bargeldobergrenzen obligatorisch.
Sollte Tsipras nicht falsch spielen, kann er das aktuelle Spektakel bei einem Ouzo genießen. Das tatsächliche Drohpotential der Eurogruppe und EZB beläuft sich gegen Null. Sie können nichts tun, womit sie sich nicht selber die Beine amputieren. Vorausgesetzt, die Griechen bleiben hart. Selbst ein Falschspiel hat im Augenblick so seine Tücken, da die griechische Bevölkerung den Frontalkurs der Regierung im Augenblick massiv mit öffentlicher Demonstration unterstützt. Da kann man nicht einfach einen Rückzieher machen,ohne dabei die eigene Position massiv zu schädigen. In meinen Augen steht im Augenblick nicht weniger auf dem Spiel, als der Fortbestand des Währungskorsetts. Sollen Länder wie Spanien, die im Augenblick selber neue Höchststände bei den Staatsschulden markieren, etwa als Ritter auf dem weißen Ross um die Ecke galoppiert kommen? Das halte ich für – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – Nonsens.
Was also bleibt den Hütchenspielern der Eurogruppe und EZB über? Ohne Pärchen und Chance auf Erfolg einen „All-In“ zu versuchen? Dann mal viel Erfolg.
Carpe diem
7 Responses to Griechenland: Die fahrlässige Berichterstattung in den Medien
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Also von der Untersten Schicht kommt kein Bankenrun, die haben schon blöd ehrlich ihr Portmonnaie 2005 abgegeben.
Da ist aber die Mittelschicht, die haben zwar auch ihr Portmonnaie abgegeben und da hängt der Hammer, wie wird die Mittelschicht mit ihren kleinen Firmen und etwas größeren Firmen reagieren.Übrigens hier im Westerwald hat auf Grund der Sanktionen gegen Russland die eine Pleite gemacht.Diese Fa. stellte im Maschinenbau Teile aus Kunststoff und Metall für den Maschienbau her.
Ich denke das die Griechen mittlerweile sowas von im Ar… sind, dass ein großer Teil der Bevölkerung nix mehr zu verlieren hat.
Das griech. Volk hat die Schnautze gestrichen voll und mittlerweile auch kapiert, dass von den vielen schönen Milliarden, die ins Land sickern, sie am Ende,- gar nix davon haben.
Wie Merkel & Co. die „Kurve“ bekommen möchte, ist sicher im Moment eine der interessantesten Fragen.
Ich zähle auf den schier grenzenlosen EINFALLSREICHTUM unserer „Regenten“ in Europa und dem „von Europa losgelösten“ Brüssel.
Vielleicht ist ja nicht der Crash, sondern der KRIEG die „Lösung“.
Hätte hier noch gerne einen „smiley“ platziert, doch so langsam vergeht auch einem „Sonnenschein“ wie mir, das Grinsen …
ich denke, die griechen haben eine gute verhandlungsbasis.
1. hat russland schon hilfe zugesagt und ein russischer militärstützpunkt auf kreta wäre für die eu der absolute gau.
2. gibts da noch die TAP pipeline, das hochgelobte projekt der EU. dummerweise verläuft die durch den norden griechenlands. eigentlich wollte die eu sich damit etwas unabhängiger vom russischen gas machen. würde sich griechenland als „zuverlässiges“ transitland wie die ukraine gebärden, wäre es der nächste gau.
in dem ganzen spiel gehts um geostrategische und wirtschaftliche interessen der eu. ich denke, die italiener wären nicht amused, würde das gas über tap nicht an ihrer küste ankommen.
Ich persönlich tu mir mit der Einschätzung der griechischen Situation recht schwer. Einerseits ist es ein recht kleines Land, andererseits ist es in der EU und im Euroraum. Welchen tatsächlichen Einfluss hat dieses Land hinter den Kulissen? Erst kürzlich wieder bin ich beim Lesen von Brezinskis Buch „Amerika – die einzige Weltmacht“ über eine Aussage von ihm (aus dem Jahr 1997) gestolpert, die mich dann ein weiteres mal etwas verwirrt im Bezug auf Griechenland zurück gelassen hat:
„Auch die ethnischen Gemeinschaften in den USA sind bestrebt, die Außenpolitik ihres Landes zu beeinflussen, hierbei stechen die jüdischen, griechischen und armenischen Lobmies als die am besten organisierten hervor.“
Dass die jüdischen Lobbyisten in den USA Einfluss auf die Politik nehmen, war mir nicht neu. Dass Brezinski aber im gleichen Atemzug die Griechen nennt, hat mich dann doch etwas überrascht.
Irgendwo haben die Linken ja recht.
Warum werden die Mrd nicht in die Wirtschaft gebuttert
oder für Investitionsprojekte (für grichische
Verhältnisse) transferiert?
Es fliesst alles in die Banken und von da an die Schuldner.
Tolles Erholungsprogramm für Griechenland.
So werden ja auch Firmen von externen Experten beraten.
Nachlassen in der Qualität, Nachlassen im Kundenservice,
eigentlich ein Nachlassen auf alles was ein Produkt
ausmacht. Der Profit ist halt nicht auf Nachhaltigkeit
gebaut.
Es müssen nur die Zinsen erwirtschaftet werden.
Griechenland…nur ein Geschäft. Ich schäme mich
Europäer unter dieser Führung zu sein.
AdAstra
Valron
Vor dem Hintergrund der Ereignisse in Griechenland nach den Parlamentswahlen: Was ist eigentlich Staatsverschuldung? Warum steigt sie in den letzten Jahren in vielen Ländern exponentiell an?
Dokumentation Staatsschulden – System ausser Kontrolle (ARTE 2015-02-03)
https://www.youtube.com/watch?v=zdV6Lw4S-IU
Das die Rezepte der Eu dem Land Griechenland nicht helfen-wissen diese Leute auch.Wir haben eine systemische Krise des Finanzsystems.Griechenland hat die Krise weder geschaffen-noch kann es sie lösen.Griechenland ist das „Stalingrad“des gescheiterten pervertierten Zinses/Zins Finanzkapitalismuss.Jetzt hat der Oberbefehlshaber im Kessel gewechselt-die Leute murren-aber er darf nicht aufgeben-Stellung halten-ohne Rücksicht auf Verluste-lautet der Befehl.Der Krieg wird woanders verloren.