Ägypten: Demokratie vs. Militärdiktatur

Ägypten galt als das Aushängeschild der Demokratiebewegung der durch Diktatoren unterdrückten Länder. Das Militär stellte sich auf die Seite der Demonstranten und Mubarak ging. Morgen ist es zwei Monate her, dass dieser „Change“ stattfand, doch was ist wirklich geschehen? Haben die ägyptischen Bürger nun wirklich Demokratie, oder ist man doch nur vom Regen in die Traufe gekommen?


Leider besitzt dieses Land nicht mehr die mediale Aufmerksamkeit und so entgeht vielen was sich dort im Augenblick abspielt. Der Militärrat, welcher kommissarisch die Regierungsgeschäfte leiten soll, verhält sich schlimmer als das Mubarak-Regime vorher. Es wird von Toten und Verletzten durch Schusswaffen berichtet, ist das die Demokratie von der wir sprechen?

Nicht das es jetzt überraschend wäre, allerdings finde ich diese Janusköpfigkeit des Westens erschreckend. Von Gaddafi wurde behauptet, er habe auf die Bevölkerung geschossen, in Ägypten ist das gesichert! Seitens des Westens jedoch scheint man mit der Lage in Ägypten zufrieden zu sein.
Wo bleibt die „Unterstützung“ des Westens, um in Ägypten die demokratischen Strukturen, den demokratischen Wandel, durchzuführen?

Lesen wir zuerst einen Ausschnitt aus Reuters:

Unmut gegen Militärrat in ßgypten wächst

In Ägypten richten sich die Proteste der Demokratiebewegung zunehmend gegen den Militärrat, der nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak vorübergehend die Macht übernommen hat.
[…]
Am Vortag waren Hunderttausende nach den Freitagsgebeten durch die Stadt gezogen und hatten der Militärführung vorgeworfen, sie sei „Teil des korrupten Regimes“ gewesen und habe von Mubarak profitiert.
[…]
Zwei Männer sind nach Informationen aus einem Kairoer Krankenhaus nach den Demonstrationen vom Freitag an Schusswunden gestorben. Insgesamt seien 15 Leute mit Schussverletzungen eingeliefert worden. Die Armee beteuerte, sie habe keine scharfe Munition eingesetzt, als sie versuchte, die Demonstration auf dem Tahrir-Platz aufzulösen. Die Soldaten hätten nur mit Platzpatronen in die Luft geschossen.[1]

Lesen wir hier die Fakten. Hundertausende demonstrieren friedlich gegen die Militärregierung, was schon eine erhebliche Anzahl an Personen ausmacht. In demokratischen Strukturen sollte doch nun dem Wunsch der Bürger Folge geleistet werden, oder nicht?

Es wird auf die Demonstranten – nach Ankündigung – geschossen. Im Nachhinein behauptet man es wären Platzpatronen gewesen, wie absurd.
Hierzu einige Zeilen aus dem Spiegel, wo die Ankündigung bereits stand, mit Gewalt die Demonstrationen zu stoppen.

Ägyptisches Militär droht Demonstranten mit Gewalt

Mubarak ist gestürzt, doch Ägypten kommt nicht zur Ruhe. Im Zentrum steht wieder der Tahrir-Platz im Herzen Kairos – Tausende demonstrieren hier erneut gegen den regierenden Militärrat. Doch dieses Mal hält sich die Armee nicht zurück und kündigte an, die Proteste notfalls „mit Gewalt“ aufzulösen.
[…]
Rund eine halbe Stunde nach dem Beginn des Angriffs schlossen sich Polizeikräfte dem Militär an. Laut den Demonstranten seien diese besonders brutal vorgegangen. Es entwickelten sich Straßenschlachten, in denen Steine geworfen und Fahrzeuge angezündet wurden.[2]

Wenn die Nato schon in der Region ist um Despoten mit Gewalt aufzuhalten, dann bietet sich doch ein Abstecher nach Ägypten an, nicht wahr?
Ob am Ende nicht irgendwann eine Eskalation zu unvorhersehbaren Ereignissen führt, vermag niemand zu sagen. Allerdings sollte man ein Motto nicht vergessen : „Die Geister die ich rief“.

Es ist wie mit so vielen Dingen, die Industrienationen maßen sich an in Dingen herum zu fummeln, von denen diese viel zu wenig verstehen. Man stiftet Verwirrung und Chaos, danach überlässt man die Menschen vor Ort, sich Selbst.

Carpe diem

[1] http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE73806Q20110409
[2] http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,756078,00.html


6 Responses to Ägypten: Demokratie vs. Militärdiktatur

  1. Janu sagt:

    Erstaunlicher Weise erschien bei der taz – die seit den 90er Jahren (Jugoslawienkrieg etc.) stramm auf Nato-Kurs steuert – ein fast schon objektiv zu nennender Artikel über ßgypten: „DAS ENDE DER KßSSE“:
    http://www.taz.de//1/netz/netzkultur/artikel/1/das-ende-der-kuesse

  2. Lio sagt:

    Reuters meldet folgendes

    Sonntag, 10. April 2011, 11:36 Uhr

    ßgyptisches Militär droht Demonstranten mit Gewalt
    Sonntag, 10. April 2011, 11:28
    Kairo (Reuters) – Der ägyptische Militärrat hat Demonstranten mit einem harten Vorgehen in der Hauptstadt Kairo gedroht.

    Der Rat kündigte am Samstag an, den zentralen Tahrir-Platz entschlossen und notfalls mit Gewalt zu räumen. Für die jüngsten Unruhen auf dem Platz machte ein ranghoher Offizier Anhänger des früheren Machthabers Hosni Mubarak verantwortlich. In einem Zugeständnis an die Forderungen der Demonstranten kündigte der Rat dem staatlichen Fernsehen zufolge jedoch gleichzeitig an, einige von Mubarak ernannte Provinzgouverneure auszutauschen.

    Auf dem Tahrir-Platz hatten am Samstag Tausende gegen den Militärrat demonstriert und damit eine Anweisung des Militärs ignoriert, den Platz zu räumen. Der Rat solle die Regierungsgewalt an ein ziviles Gremium übergeben und Mubarak vor Gericht stellen, forderten die Demonstranten. Am Freitag waren Hunderttausende nach den Freitagsgebeten durch die Stadt gezogen und hatten der Militärführung vorgeworfen, sie sei „Teil des korrupten Regimes“ gewesen und habe von Mubarak profitiert.

    Nach Informationen aus einem Kairoer Krankenhaus starben nach den Demonstrationen vom Freitag zwei Männer an Schusswunden. Insgesamt seien 15 Leute mit Schussverletzungen eingeliefert worden. Die Armee beteuerte, sie habe keine scharfe Munition eingesetzt, als sie versuchte, die Demonstration auf dem Tahrir-Platz aufzulösen. Die Soldaten hätten nur mit Platzpatronen in die Luft geschossen.

  3. Lio sagt:

    @Frank H.
    des selbe Spiel wie in Libyen und Jemen.
    Guter link danke.

  4. […] infokriegernews.de fanden wir diesen Post lesenwert: Ägypten : Demokratie vs. Militärdiktatur : Infokrieger-News Im Beitrag heisst es: Ägypten galt als das Aushängeschild der Demokratiebewegung der […]

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