UN-Kongress in Dubai: Weltweite Totalüberwachung via Deep Packet Inspection

Die World Conference on International Telecommunications in Dubai schickt sich an, die Regulierung des Internets zu beschließen. Aus China kommt ein Antrag auf eine ITU-Überwachungsnorm für Glasfasernetze und Rußland fordert eine Quasiverstaatlichung des Internets bis hin zur Domainvergabe auf nationaler Ebene. Einzig die USA und die EU spielen die Retter des freien Internets, was allerdings eher dem Eigennutz dient. Noch hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) in den USA die Zügel in der Hand, wenn es um die Vergabe von einmaligen Namen und Adressen im Internet geht.


Gewachsen ist das Internet mit freien und anarchischen Strukturen, das ist einigen Regierungen schon lange ein Dorn im Auge. Bei der World Conference on International Telecommunications(WCTI) in Dubai soll nun die International Telecommunication Union(ITU) einige neue Standards verabschieden und einige der Anträge sind nur so gespickt mit Wörtern wie „nationale Sicherheit“. Es gibt ein ordentliches Gerangel und so wird ein russischer Geheimdienstmitarbeiter zitiert, der in einem Wutanfall auf der Sitzung im Juni die Teilnehmer angebrüllt habe, er werde „Google und Apple in die ITU zwingen, um sie zur Verantwortung zu ziehen.“ Der Zugriff auf die Cloud Services steht dort im Mittelpunkt.

Natürlich möchte man sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, noch liegt ja die Kontrolle des Internets nahezu ausschließlich in den Händen der USA. Ein Punkt ist hier zum Beispiel auch der Master-Crypt-Key für die DNS-Server. Hierzu schrieb ich 2010 den Artikel „Internet: Notausknopf jetzt in den USA„.

An dieser Stelle zunächst ein kurzes Video zum WCTI:

Ein besonderes Augenmerk sollte auf das so genannte Deep Packet Inspection (DPI) Verfahren gelegt werden. Bei Google steht dazu folgendes:

DPI wird derzeit meist in Enterprise-Anwendungen bei Providern, oft im Auftrag von Regierungen, in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen eingesetzt. Es ermöglicht eine erhebliche Absicherung des Informationsflusses, wird aber auch zur Vorratsdatenspeicherung, zum Abhören und Sammeln von Informationen und zur Zensur im Internet eingesetzt. Kritiker befürchten auch, dass die DPI-Technik in Zukunft dahingehend genutzt werden könnte, die Netzneutralität des Internets einzuschränken.[1]

Einen informativen Artikel zur DPI und dem Missbrauchspotential ist beim Stern zu lesen, wobei dieser noch recht konservativ geschrieben ist.

Nicht unbedeutend ist in diesem Zusammenhang auch das IPv6 um hier nicht zu sehr ins Detail zu gehen, nur einige Worte. Durch IPv6 ist es möglich so ziemlich jeder Komponente eine eigene IP-Adresse zu geben, die äusserst spärliche Kritik bei Wikipedia dazu lautet: Kritiker befürchten ein Zurückdrängen der Anonymität im Internet durch die nun mögliche zeitlich stabilere und weiter reichende öffentliche Adressierung. Hier wäre ein eigener Artikel notwendig, vielleicht hat ja Chris Lust ein paar Zeilen dazu zu schreiben.

Auch sehr Lesenswert ist ein Artikel bei der NZZ.ch, dort wird unter anderem auf die Warnung von Chris eingegangen wo es um das „Sender pays“ prinzip geht, sprich der Absender von Daten zahlt. So heißt es in der NZZ:

Intensives Lobbying
Das Internet sei ein Wunder der Selbstregulierung und solle es auch bleiben. Unter anderem unterstellt Gilmor den afrikanischen ITU-Mitgliedern, sie wollten gegen das Prinzip der Netzneutralität das «Sender pays»-Modell durchdrücken. Doch es sind unter andrem auch grosse europäische Telekommunikationsanbieter, die an diesem Modell Gefallen gefunden haben. Das Modell sieht vor, dass der Absender von Daten bezahlen muss. Googles Youtube käme dabei sehr schlecht weg, denn dieser populäre Videodienst verursacht gewaltige Datenströme. So lässt sich erahnen, dass Googles Kampagne gegen die WCIT wohl nicht allein dem Freiheitsgedanken verpflichtet ist.[2]

Langsam werden die Menschen Lügen gestraft, welche die Kontrolle und Zensur des Internets für unmöglich hielten und die Einführung von IPv6 euphorisch feierten.

Noch bis zum 14. Dezember stecken Vertreter aus 193 Nationen die Köpfe zusammen um eine Norm für die Kontrolle des Internets zu entwickeln.

Es ist sehr schwierig solch komplexe Themen in einem Artikel abzubilden und daher bitte ich um Verständnis, wenn einige Punkte nicht oder zu wenig beleuchtet sind.

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Deep_Packet_Inspection
[2] http://www.nzz.ch/aktuell/international/gerangel-um-die-regulierung-der-telekommunikation-1.17872722
Draft der WCTI
Russische Vorschläge
Bildquelle: http://itu.int

Weitere Artikel zum Thema:

http://www.stern.de/digital/online/itu-kongress-in-dubai-un-organisation-steigt-in-tiefenanalyse-von-internetdaten-ein-1937854.html

http://fm4.orf.at/stories/1709038/

http://fm4.orf.at/stories/1708488/

http://www.computerbase.de/news/2012-12/wcit-russland-will-mehr-internet-kontrolle/


13 Responses to UN-Kongress in Dubai: Weltweite Totalüberwachung via Deep Packet Inspection

  1. Schwarzblut sagt:

    Komisch, nach diesem Artikel
    http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/j-d-heyes/weltregierung-will-totale-kontrolle-ueber-das-internet.html

    Ist es genau anders herrum, da streuben sich China und RUssland…bzw sind dagegen…wobei China sind doch eh Meister imInternet zensieren/überwachen…kann mir also nicht vorstellen das die dagegen sein sollen…

  2. Jens Blecker sagt:

    Du hast offensichtlich nicht richtig gelesen 😉 Beim kurzen überfliegen des Artikels habe ich die Stelle gefunden von der du wahrscheinlich sprichst, dort heißt es : Zu den stärksten Verfechtern einer Regulierung zählen Russland und China. Die Bedeutung des Wortes Verfechter ist Befürworter, eher noch eifriger Befürworter. Auch der Text darunter untermauert das 😉 Nicht nur die Bilder anguggen mein lieber Schwarzblut 😀

  3. Habnix sagt:

    So wie es scheint gibt es verschiedene Möglichkeiten das Freie Internet unter Kontrolle zu bekommen.Dem einen Staat wäre dies eine Recht dem anderen wieder das andere und so wird sich anscheinen gestritten bis zu einem Kompromiss aber der Anwender sollte entscheiden auch wenn er nichts mehr zu entscheiden hat in dem er dies Internet der Zukunft so wenig wie möglich nutzt oder überhaupt nicht nutzt.

  4. zeitzeuge sagt:

    Wer sagt denn, dass wir in Zukunft nur ein Internet haben werden?

    Stellt Euch vor, wir hätten unendlich viele Internerts, die über unendlich viele Schnittstellen komunizieren würden, die sich immer wieder neu und selbstständig (Schwarminteligenz) neu gruppieren.

    Ein Alptraum für die Kontrolfreaks.

  5. Shisaku_Suru sagt:

    Wird jetzt jedes Jahr ne neue Sau zu diesem Thema durchs Dorf getrieben? Die Politiker haben vor Jahren gepennt und es fällt ihnen nun auf die Füße.
    Ist es nicht eigentlich zu spät nun über die Hintertür Kontrollen und Verbote einzuführen?
    Ich hoffe es finde sich wieder genug Menschen um dagegen auf die Straße zu gehen wie zu Thema ACTA.

  6. Habnix sagt:

    Genau da müssen wir wieder hin, denn so ähnlich hat das Internet angefangen.

    Die Wahrheit sende mit Bluetooth,W-Lan mit Packetradio und sonstigen.Von mir aus können sie die Wahrheit abhören wie sie wollen.Sollen sie ja auch.Das will ich ja. Ich hab die Wahrheit nicht zu verstecken.

    Wir sind wir und wir werden sein die wir sein werden.

  7. […] in der Hand, wenn es um die Vergabe von einmaligen Namen und Adressen im Internet geht… weiterlesen (Quelle: Jens Blecker – 07.12.2012 – […]

  8. Irmonen sagt:

    ich habe schon lange beschlossen ab einem bestimmten Zeitpunkt der Überwachung und Freiheitsbeschränkung ganz aus dem Internet auszusteigen, oder es nur in rudimentären Fällen wie z.B. Anmeldung zu einer beruflich notwendigen Pflicht-Fortbildung zu gebrauchen. Ich kann zur Not auch ohne privaten Computer existieren ist alles eine Frage der Um-Gewöhnung.

    Ja ich kann mich auch ganz aus IKN zurückziehen. Was Infomationen über diese menschliche Welt angeht gibt es für mich eh nichts grundlegend Neues mehr. Alles was ich jetzt noch erfahre ist nur eine Variation von bereits gewußtem.

    Das Grundlegende nämlich, die satanistischen Ziele der sich selbst als „Weltelite“ Anmaßenden, ist mir bekannt, mehr brauche ich nicht zu wissen.

  9. Nver2Much sagt:

    „Was Infomationen über diese menschliche Welt angeht gibt es für mich eh nichts grundlegend Neues mehr. Alles was ich jetzt noch erfahre ist nur eine Variation von bereits gewußtem. “

    Das hast Du schön gesagt 🙂

  10. stupido sagt:

    „Wer sagt denn, dass wir in Zukunft nur ein Internet haben werden?

    Stellt Euch vor, wir hätten unendlich viele Internerts, die über unendlich viele Schnittstellen komunizieren würden, die sich immer wieder neu und selbstständig (Schwarminteligenz) neu gruppieren.“

    Wir hatten zu allen Zeiten ein „Internet“ und werden es immer haben – die Nutzfaehigkeit ist derzeit nur leicht „degeneriert“…es ist das morphogenetische Feld….und über 90% unserer DNS nutzen wir derzeit nicht ….

    Noch Fragen?

  11. Frank H. sagt:

    Ist das aber Witzig (ironical).
    Beide Lager zensieren und blockieren sich gegenseitig.
    Absolut krank in der Birne. Naja, es gab früher auch kein Netz und das Leben ging seinen Gang.
    Daher mal Geduld haben.

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