Die Syrien-Option: Spielen die USA wirklich auf All-Inn?

Die Meldungen der vergangenen Tage sorgen durchaus für tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. Es wirkt wie ein sorgfältig geprobtes Drama, dessen letzter Akt begonnen hat. Bereits den vierten Raketenkreuzer haben die USA vor die Syrische Küste verlegt und beim Spiegel ist der Krieg schon fast im Gange. „Giftgasangriff in Syrien: Obama geht auf Kriegskurs“, lautet die Schlagzeile. Da ein Einsatz gegen Syrien jedoch eine ganze Reihe an Konsequenzen nach sich ziehen würde, wollen wir einen weiteren Blick wagen.


Die Rhetorik gleicht vorangegangenen Szenarien fast bis auf das Haar, allerdings gibt es doch einige winzige Unterschiede im Detail.

Die Presse stürzt sich im Wesentlichen auf Assad und kolportiert ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit seitens der Regierungstruppen, überraschenderweise schert Axel Springer mit einem Artikel aus. Berechtigterweise wird der Situation der entsprechende Ernst abgenötigt. Die Interessen um Syrien sind derart mannigfaltig, sich alle Konsequenzen im Vorfeld auszumalen, ist fast unmöglich. Sicher ist nur eins, es könnte neben einem Flächenbrand im Nahen Osten auch einen Weltkrieg auslösen.

In der Welt heißt es dazu heute:

Militärintervention: Kann der Konflikt in Syrien im Weltkrieg enden?
Der Westen debattiert über ein mögliches Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg. Hat er sämtliche Folgen bedacht? Gegenwärtig sieht es nicht danach aus.
[…]
Ist ein Eingreifen im syrischen Bürgerkrieg unter diesen Umständen ratsam? Ein schnelles Ja oder Nein wäre in der allgemeinen Verworrenheit verfehlt. Vielmehr sollte Zeit für Fragen bleiben. 18 mögen es sein: Aus welchem Grund sollte Syriens Präsident Baschar al-Assad gerade in diesen Tagen Chemiewaffen einsetzen? Die meisten Sicherheitsexperten gehen seit Wochen davon aus, dass der Diktator von Damaskus im Begriff ist, den Bürgerkrieg zu gewinnen.[1]

Genau das ist eine der dringendsten Fragen. Es würde einfach keinen Sinn ergeben. Nur wenn die Achse um den Iran, Russland und China es wirklich bezwecken würden, einen Krieg zu eskalieren, dann wäre es nachvollziehbar. Auszuschließen ist das – vor allem im Hinblick auf die sich verschärfenden Probleme in den Ländern – sicherlich nicht, jedoch ist China im Augenblick mit dem Aufbau des Binnenmarktes beschäftigt und die russischen Oligarchen feiern Dolce Vita. Ziehen wir also zunächst die Möglichkeit in Betracht, dass die „Syrische Opposition“ an einem Giftgaseinsatz beteiligt war, um die „Rote Linie“ zu überqueren.

Auch wenn alle Medien Obama förmlich den Krieg in den Mund legen, fallen noch Formulierungen, die einen Kriegseinsatz – zumindest im Augenblick – eher unwahrscheinlich erscheinen lassen. So zum Beispiel im Spiegel:

„Zu diesem Zeitpunkt herrschen kaum Zweifel mehr, dass das syrische Regime bei diesem Vorfall eine Chemiewaffe gegen Zivilisten einsetzte.“[2]

Mit der Formulierung „kaum Zweifel“ werden eben nicht „alle Zweifel“ ausgeschlossen und das verschafft den USA eben noch etwas Spielraum. Neben den erheblichen Gefahren für einen Weltkrieg, stehen auch noch die Kosten im Raum. In Libyen hatte man eine andere Situation, es wurde jede Cruise Missile direkt von den eingefrorenen Konten Gaddafis abgebucht, vereinbart mit dem „Oppositionsführer“. In Syrien dürfte das kaum gelingen.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist bei 20min.ch zu lesen:

Aus ranghohen US-Regierungskreisen verlautete, eine Flugverbotszone sei inzwischen als eine militärische Option gegen Assad praktisch ausgeschlossen worden. Beobachter überrascht das nicht, angesichts von Ausführungen von Generalstabschef Martin Dempsey. Der General sagte den Senatoren John McCain und Carl Levin im vergangenen Monat, Patrouillen zum Schutz syrischer Rebellen würden Hunderte US-Flugzeuge erfordern, gut eine Milliarde Dollar im Monat kosten und nicht garantieren, dass sich der Krieg am Boden verändere.[3]

Eine Flugverbotszone ist elementarer Bestandteil der üblichen Kriegsführung. Warum sollte man ausgerechnet bei Syrien darauf verzichten?

Russland ruft zur Vernunft auf. dazu bei Ria Novosti:

Mögliche Syrien-Intervention: Moskau mahnt zur Vernunft
„Wir rufen alle, die den UN-Experten ein vorgefertigtes Ermittlungsergebnis aufzwingen wollen und einen Gewalteinsatz gegen Syrien als möglich bezeichnen, dazu auf, Vernunft an den Tag zu bringen und keinen tragischen Fehler zu begehen“, erklärte Außenamtssprecher Alexander Lukaschewitsch am Sonntag in Moskau. Die Reaktion auf Krisen dürfe nicht auf bloßen Vermutungen beruhen, sondern auf dem Völkerrecht und nachgewiesenen Fakten.[4]

Seitens der UN wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Mandat für einen Angriff auf Syrien geben. Die NATO dürfte im Augenblick auch kein gesteigertes Interesse an einem Krieg haben. Deutschland steht kurz vor der Wahl und auch die Europawahl ist bereits in Sichtweite. Nicht nur in den USA ist ein Großteil der Bevölkerung gegen ein militärisches Eingreifen, auch in Europa stehen die Menschen einer solchen Aktion eher ablehnend gegenüber. Zu den USA heißt es beim Spiegel:

Dabei dürfte es Obama auch relativ egal sein, dass Amerikas Öffentlichkeit ein militärisches Einschreiten in Syrien eher skeptisch sieht. Nach einer jüngsten Reuters-Umfrage sind rund 60 Prozent gegen eine Intervention und nur neun Prozent dafür. Selbst wenn sich der Chemiewaffeneinsatz bestätigte, würden nur 25 Prozent eine US-Aktion befürworten. Die letzten Kriege haben ihre Wunden hinterlassen.[2]

Die mahnenden Worte von Venezuelas Präsident Nicolas Maduro reihen sich gut ein. Er wirft den USA vor, eine Zerspaltung Syriens und einen Weltkrieg anzustreben.

Vor diesem Hintergrund macht ein Angriff auf Syrien im Augenblick keinen Sinn. Die USA sind im Moment dabei, sich völlig neu zu positionieren und der Welt durch die Lizenzwirtschaft weiterhin Alimente abzupressen. Wenn dieser „Strike“ gelingt und man die Herrschaft über die digitale Welt erlangt, sind die nächsten Dekaden in Dekadenz gesichert. Warum sollte man all das auf’s Spiel setzen, denn ein Angriff auf Syrien könnte den Krieg nach Hause in die USA tragen.
Man wird in den kommenden Tagen und Wochen sehr genau auf die Kriegsrhetorik achten müssen, aber aus jetziger Sicht halte ich einen Angriff für eher unwahrscheinlich.

Carpe diem

[1] http://www.welt.de/debatte/kommentare/article119369357/Kann-der-Konflikt-in-Syrien-im-Weltkrieg-enden.html
[2] http://www.spiegel.de/politik/ausland/giftgasangriff-in-syrien-usa-bereiten-militaerschlag-vor-a-918519.html
[3] http://www.20min.ch/ausland/dossier/syrien/story/Jerusalem-warnt-Assad–Teheran-droht-Washington-21614189
[4] http://de.rian.ru/politics/20130825/266733668.html


108 Responses to Die Syrien-Option: Spielen die USA wirklich auf All-Inn?

  1. Tester sagt:

    Eben, hier sollen Informationen rein. Deswegen wehre ich mich gegen Desinformation und Hetze, die von den besagten verbreitet wird.

    Und wieder frage ich mich (und dich): 1) was geht dich das an und 2) woher nimmst du dir das Recht, hier den Richter zu spielen?

  2. Newsticker2012 sagt:

    überlies das was Du als geistig nicht vereinbaren kannst mit Deinem Wissen und Gewissen, dann gibt es hier auch nicht solche “Sinnlos Diskussionen”

    Das gabe ich gerade gemacht 🙂
    Alles gute

  3. Maulhure sagt:

    Die braune Brut will ja versorgt werden. Lol
    Punkt 1.Das war eine Persiflage darauf das ich in einem Land leben darf, wo 300 Tage die Sonne scheint und meine Kinder Sonnengebräunt dies genießen dürfen.

    Punkt 2. Wenn ich Mitteile das die Amerikaner Mörder und Verbrecher sind ist das nicht kindisch.

    Punkt 3. Wenn hier irgend so ein voll Depp mich als Nazi beschimpft, hat er es wohl nicht anders verdient.

    Punkt 4. Die Zeiten von denen du sprichst sind schon seit 9.11 auf Tod und verderben seitens der Amerikaner gestellt, wir dürfen das als lästiger Zaungast von Außen betrachten, ohne irgendeine Einflussnahme.

    Punkt 5. Ab Donnerstag dürfen wir dann wieder LIVE dabei sein, wenn es heißt:

    „Assad wurde bei einem Angriff der alliierten von einem Tomahawk tödlich verletzt“.
    Zivile Verluste in der Bevölkerung sind geringfügig.

  4. Tester sagt:

    Nein, du hast gerade ausgewichen, weil dir keine „gute“ Antwort einfällt.

    Aber passt schon, dir auch alles gute.

  5. Foerster003 sagt:

    Radio Stimme Russlands berichtet heute:

    „50 Jahre des „Roten Telefons

    Vor fünfzig Jahren, am 30. August 1963, wurde eine ständige Fernschreibverbindung zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten eröffnet, die als „Rotes Telefon“ getauft wurde.

    Die Verbindung läuft auf dem Atlantik-Boden über London, Kopenhagen, Stockholm und Helsinki und hat eine Länge von 10.000 Kilometern. Die Nachrichten wurden zwischen dem Kreml und dem Pentagon in verschlüsselter Form übermittelt. Die beiden Seiten entschlüsselten und übersetzten die Texte selbständig. Pawel Solotarjow, stellvertretender Direktor des USA- und Kanada-Instituts, sagt dazu Folgendes:

    „Das Rote Telefon wurde aufgrund der Erfahrungen der Kubakrise von 1962 eingerichtet. Damals standen die beiden Länder, ja die ganze Welt, am Rande eines Nuklearkriegs. Eine solche Direktverbindung zwischen den Staatschefs beider Länder diente dazu, friedensgefährdende Missverständnisse künftig zu verhindern.“

    […]

    Weiterlesen: http://german.ruvr.ru/2013_08_29/50-Jahre-des-Roten-Telefons-3334/

  6. Politicus sagt:

    Nach etwas länger als einem Jahr gibt es einen wechsel des Taktischen Plans. Die Strategie bleibt, „Regimewechsel“. Wer in alten Videos, die das Kampfgeschehen in Syrien zeigen, wird erkenn dass die Flagge der FSA die selbe ist, welche die IS/ISIS „trägt“. Wenn die Gegner von Syrien nun weitere 15 000 „Rebellen“ bewaffnen wollen ist das nichts anderes als die IS/ISIS zu bewaffnen.
    So erklärt sich auch dass eine IS/ISIS plötzlich durch geschicktes Marketing quasie als „Marke“ in den Westlichen Medien geführt wird. „Wir“ rätseln bis heute woher und wie schnell diese „Marke“ sich ausrüsten konnte. Dabei ist die Antwort so einfach…..durch uns.

    Ein Gedankengang. Ob Assad ein „guter Präsident“ ist oder nicht, kann wohl kaum einer der in dm Westlichen Gutmenschensystem aufgewachsen ist beurteilen. Aber aus den Ereignissen aus der Region „naher Osten“ können wir doch klar erkennen, dass die „Strömungen“ in den einzelnen Ländern so vielseitig sind dass eine „Regierung“ wie z. B. in der BRD zum Scheitern verurteilt wäre. Es gibt z. B. im Irak keine Gleichschaltung der Bevölkerung wie in der BRD. Die Gleichschaltung in der BRD und in anderen Ländern in denen sich „die Guten“ aufhalten funktioniert über Konsum. Kommt der ins Wanken löst sich die Gleichschaltung auf und eine Diktatur zieht ein. Die „Diktatur“ sieht sich als Schutz des Staatswesen, dies mit allen zur Verügung stehender Mittel.

    Nun zu Syrien…….

    http://nocheinparteibuch.wordpress.com/2014/09/26/riskante-wette/#more-11623

    Zitat, Fragment, aus dem Artikel:

    “ Und spätestens bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 wird die Israel-Lobby all ihre Macht einsetzen, um jemanden wie John McCain oder Hillary Clinton auf den Stuhl des US-Präsidenten zu setzen“

    Wenn das so kommen sollte, hätte dies auch Auswirkungen auf die Politik gen Russland. Die weit negativer ausfallen werden als die des jetzigen „Präsidenten“ der USA.
    Die strategische Zielvorgabe der wahren Machthaber der sogenannten „zivilisierten Welt“ ist die „Weltherrschaft“ ihres Systems. Rohstoffe und dergleichen sind Ablenkungsmanöver. Die sind ohne „Weltherrschaftsambitionen“ günstiger zu bekommen.

  7. Politicus sagt:

    Nachtrag, Korrektur des Satzes.

    Wer in alten Videos stöbert, die das Kampfgeschehen in Syrien zeigen, wird erkennen dass die Flagge (schwarz mit arabischer Schrift, gleiches Design) der FSA die selbe ist, welche die IS/ISIS “trägt”

  8. Politicus sagt:

    Wer den Artikel des „Parteibuches nicht ganz durchlesen möchte, sollte zumindest die letzten Absätze auf dem Schirm haben……..

    „Beinahe noch interessanter ist, was außerhalb von Syrien als Folge des Krieges gegen ISIS passieren könnte. Das russische Außenministerium hat zu Beginn der US-geführten Bombardierung in Syrien die Meinung geäußert, dass die US-geführte Bombardierung von Syrien in den daran beteiligten Staaten zu Blowback führen wird. Es ist eine freundliche Umschreibung dafür, dass es in Saudi Arabien und den anderen an der Bombardierung des IS-Kalifats beteiligten Staaten von Wahhabiten getragene Revolutionen geben könnte, die damit unzufrieden sind, dass ihre Herrscher “die ungläubigen US-Amerikaner” militärisch dabei unterstützen, andere Wahhabiten zu bombardieren. Je länger die Beteiligung der wahhabitischen GCC-Staaten und Jordaniens an der US-geführten Bombardierung von ISIS in Syrien andauert, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es in diesen Staaten zu blutigen Aufständen gegen die eigneen Herrscher kommt. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass die saudische Beteiligung am Krieg gegen ISIS anstelle der Zerstörung von ISIS die Eroberung von Mekka durch ISIS zur Folge hat. Klar ist auch, was nach einer Stärkung durch die Erlangung der Kontrolle über saudische Waffen und saudisches Öl als nächstes auf der Speisekarte von ISIS stünde: die Befreiung von Al Quds.

    Einige Zionisten, die sich seit Jahren für die Bombardierung Syriens einsetzen, scheinen den Braten inzwischen zwar zu riechen, aber zu groß ist die Kriegslust von Zionisten und Saudis, als dass sie der Versuchung der US-geführten Bombardierung Syriens unter den gegebenen Umständen widerstehen könnten. Wenn die saudischen Herrscher und ihre zionistischen Kumpane irgendwann mitbekommen, dass der Krieg gegen ISIS in Syrien für sie ganz gewaltig nach hinten losgehen kann, und die USA mit dem Krieg gegen ISIS eine Falle für die Saudis gebaut haben, dann könnte es schon zu spät sein, als das sie daran noch etwas ändern können“

    Die IS/ISIS eine Falle der „Amerikaner“? Könnte durchaus sein wenn man Amerikaner als Synonym verwendet.

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