Dubai: Wenn Träume auf Sand gebaut werden

Das kleine Emirat am persischen Golf hat scheinbar die Krise überwunden, welche 2008 über den Wüstenstaat hereingebrochen war. Hier sei das Wort scheinbar hervorgehoben. Mit neuen – ebenso überflüssigen wie wahnsinnigen – Bauprojekten, will Dubai zurück erlangte Stärke demonstrieren. Das hat das Emirat auch dringend nötig, in Kürze wird dort das Erdöl ausgehen. Schätzungen gehen von 2015 bis 2030 aus. Bis dahin muss ein neues Konzept herbei, sonst wird es düster.


Wie fragil die Rechnung ist, wurde mit dem totalen Zusammenbruch in der Wirtschaftskrise klar. Gastarbeiter flohen in Scharen aus dem Land, ließen teilweise die Autos mit steckendem Schlüssel am Flughafen zurück. War Dubai einst der Ort wo sich die meisten Baukräne der Welt akkumulierten, bewegte dort nur noch der Wind den Sand.

Nun aber soll all das der Vergangenheit angehören, mit „The Mall of the World“ – einem klimatisierten Stadtteil der sich über 450 Hektar erstreckt, eine Fußgängerzone, den größten Familienfreizeitpark der Welt, sowie einen Kultur- und Wellnessbezirk beherbergt. Nun Dubai legt die Meßlatte für den Wahnsinn schon enorm hoch.

Werfen wir doch zunächst einen Blick auf Dubai, um eine Einschätzung dafür zu bekommen wie aussichtsreich die Bestrebungen tatsächlich sind. Was sind die Alternativen, wenn das Öl am Ende ist?

Neben der Ölwirtschaft gibt es noch zwei weitere Bereiche die hier nennenswert wären. Zum Einen der Tourismus und zum Anderen die extrem liberale Wirtschaftspolitik. Direkte Steuern werden nicht erhoben, in den Freihandelszonen wie z. B. der Jebel Ali Free Zone oder der Dubai Healthcare City bekommen Investoren 50 Jahre Steuerfreiheit garantiert. Regulierungen, Beschränkungen oder Umweltauflagen sind entweder nicht vorhanden, oder werden nicht geahndet. Also zunächst ein kleines Steuerparadies.

Ist das ein tragfähiges Modell für die Zukunft? Ich glaube kaum. Wenn das Öl am Ende ist, wird Dubai schneller durch die USA kriminalisiert als man in die Hände klatschen kann. Dann ist es sehr schnell aus mit dem Steuerparadies, wie man unschwer an den Beispielen Schweiz, Lichtenstein und Co erkennen konnte.

Was den Tourismus angeht, ohne dauernde Subventionierung der Preise würde sich kaum jemand der bei Verstand ist dort einen Urlaub leisten. Mal gesehen haben ok, aber ein Traum ist das so wahr nicht. Über 26% seiner Gesamteinnahmen generiert Dubei im Augenblick aus dem Tourismus, eine Achillesverse wenn man so will. Wer auf der Suche nach Kultur ist, wird dort kaum geschichtliches Finden. Von den etwa 2,2 Millionen Einwohnern leben über 85% in Dubai Stadt. Wer möchte auch in der Wüste hausen?

Die absurden Riesenbauten finden auch keine wirklichen Abnehmer, viel wird auf Pump und auf Sand gebaut. Als 2008 die Finanzkrise die Kreditströme zum Erliegen brachten, war in Dubai extrem schnell das Licht aus. Ohne die schnelle Hilfe aus dem Nachbaremirat Abu Dhabi hätte Dubai die Kurve niemals bekommen.

Der Immobilientraum ist vorerst ausgeträumt, heißt es bei Wikipedia. „Die zu einseitige Konzentration auf Großbauten, für die für längere Zeit keine realistische Nachfrage bestehe, werde zum völligen Zusammenbruch des Immobilienmarktes führen.“ Diese Einschätzung dürfte weitestgehend realistisch sein. Um sich seine – wie ich denke – größenwahnsinnigen Träume zu erfüllen, verheizte Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum die Zukunft und das Vermögen des Emirats. Die Zeiten wo die Bewohner nicht arbeiten und alles von Gastarbeitern erledigen lassen, dürften gezählt sein. Wie lange dann noch die Steuerfreiheit besteht, ist doch eher fraglich.

Kommt die Finanz- und Wirtschaftskrise wieder auf den Tisch und das wird sie, werden die kümmerlichen Reste dieses aufgehenden Sterns am Firmament verglühen. Wer dann noch dort investiert war, dürfte vor den Trümmern seiner Investments stehen. Stück für Stück wird sich das Meer und die Natur dann zurückholen, was man ihr unter verschwendung von Milliarden in wenigen Jahren abgepresst hatte. Kühe werden dann sicher nicht mehr in klimatisierten Ställen stehen, die Meerwasser-Entsalzungsanlagen die Natur nicht weiter verpesten und auch Ski fährt dann niemand mehr in einem der heißesten Staaten der Welt.

Carpe diem


8 Responses to Dubai: Wenn Träume auf Sand gebaut werden

  1. Argonautiker sagt:

    Auf Dubai trifft das Gleichnis einer alten Hure, die eigentlich niemand mehr will, recht treffend. Sie versucht sich weiterhin mittels Make-up den Anschein des attraktiven zu geben, doch wer ihr näher kommt, sieht ganz deutlich, wer und was sie ist, aber für den, der sie von weitem sieht, scheint sie erst mal wie eine verlockende Schönheit aus 1001 Nacht.

    Früher haben wir uns wenigstens ein bißchen gefreut, wenn wir mal wieder dort vorbei kamen. Man konnte dort meist Kamera Equipment und andere Dinge, recht günstig, schon second Hand kaufen, wenn diese Modelle in den USA oder der EU noch nicht mal auf den Markt gekommen waren. Aber selbst das ist Heute anders. Dubai ist nur noch teuer und hat außer schönem Schein nichts zu bieten.

    Wir nannten es irgendwann nur noch „Plastikworld“, und waren froh, wenn wir nicht hin mußten. Nicht weil dort alles aus Plastik ist, nein, Gott bewahre. Alles vom feinsten, aber eben alles nicht gewachsen, sondern konstruiert. Leblos. Geschichtslos. Für die, die Shopping Malls lieben, und die das Wort „Kultur“ nur in Verbindung mit „Beutel“ kennen, allerdings ein Paradies, ein teures.

    Gruß aus Bremen

  2. Egoaustreiber sagt:

    Im wahrsten Sinne des Wortes..aus dem Neuen Testament sagte mal Jesus „Baut Euer Leben nicht auf Sand“

    Materialismus ist hier augenscheinlich vergänglich..

    dies gilt auch für den

    Der Hauptsitz der Globalen Mafia in den Alpen ..(vor allem Schweiz – Genfer Raum)

  3. tom sagt:

    Mein Gott, lasst sie doch bauen. Nebenbei wird dort sicherlich auch nicht jeden Freitag wie auch nicht in Saudi Arabien, „geköpft“ und Frauen tragen gerne die praktische Abaja (sagt mal unsere Ex-Justizministerin, Bandion-Ortner).

    Ok, Schwule haben dort nicht viel zu lachen (Rübe ab), aber ansonsten verstehen es die Wüstensöhne „es richtig krachen zu lassen“.

    Wenn das Öl mal alle sein sollte, dann exportieren sie halt wieder Datteln, oder Wüstensand und müssen halt kleinere Brötchen backen.

  4. Jokl sagt:

    Richtig. Wir hier machen das in manchen Bereichen ja auch bereits.
    Und mindestens einen großen Vorteil hat die Gegend, in der sie wohnen: es ist immer warm, im Sommer heiß. Und: Küstenlage am schönen arabischen Meer. Ich selbst war 2011 ein paar Tage dort.

    Niemand muss auch nur ein Gebäude beheizen, und die Räume sind deswegen oft traumhaft großzügig gestaltet. Wäre bei uns kaum in Betrieb zu nehmen bei den Energiepreisen. Die laufenden Betriebskosten dort sind also gering, und immerhin entsteht dort die erste Region, die sich in Kürze fast vollständig aus Solarenergie versorgen kann.

  5. Dubai sagt:

    Dubai da, Dubai Di.

    Ich bin hier zum ersten Mal, und man sieht nicht jeden Tag, nicht einmal jede Woche solche durchwegs gepflegten Konversationen … Kompliment.

    Kennt man sich hier schon lange oder gibt es eine eher hohe Fluktuation?

  6. Jens Blecker sagt:

    Jokl wieviele Accounts möchtest du denn noch eröffnen? Bald sperre ich dich komplett.

  7. Jokl sagt:

    Entschuldige bitte – das Dubai-Wortspiel war einfach zu verführerisch. Ich machs nicht wieder und bleibe Jokl.

  8. roush sagt:

    Die Arabischen Ölmagnaten werden sich noch in den Allerwertesten beißen, dass sie soviel Geld in ihre wahnwitzigen Projekte in der Wüste und in vorgelagerte künstliche Inseln investiert haben. Die haben zwar jede Menge Geld im internationalen Investment. Aber wenn das Öl alle ist und die Hightech-Gebäude nicht genutzt werden, fehlt ihnen die Grundlage, zur wichtigen Metropole aufzusteigen und weiterhin mit den Wölfen zu konkurrieren.
    Kein vernünftiger Investor kauft eine kleine Insel, gerade mal 3 Meter über Meeresspiegel, wenn absehbar ist, dass der Wasserspiegel steigt. Das massive verramschen von 333er Goldschmuck verspricht auch nicht den Erhalt von Wohlstand. Eines Tages werden sie zum Zockerparadies wie LV oder Macao. Geringes Steuerniveau wie in Monaco und ähnliche Maßnahmen. Offshore-Briefkasten-Investmentgesellschaften könnten dort auch noch angesiedelt werden.
    Niemand wünscht etwas schlechtes. Die Petrodollar können vernünftig angelegt werden. Aber wie es meistens ist, wird dieser Reichtum in gigantische Gebäude gesteckt, die entweder nicht fertig gebaut werden oder halb/leer stehen. Das Geld ist wenigstens unter die Leute gebracht, mit Planung und Bau. Aber danach bleibt max. ein Drittel über lange Sicht in positiven Zahlen. Das ist einfach zu wenig und unwirtschaftlich, also ein Verlustgeschäft für Investoren/Banken/Hedgefonds. Für die Verluste haften für die Verursacher im besten Fall die Staaten/Steuerzahler der Zockerbanken, die faule Kredite per undurchsichtige Pakete mit dubiosen Anlagepraktiken an ahnungslose Sparer empfohlen haben, die das Kleingedruckte mit dem Passus des Totalverlustes nicht gelesen haben.
    Solche Machenschaften ruinieren nicht die Finanzgesellschaften sondern letztlich ziehen sie das verfügbare Kapital aus der Realwirtschaft. Das erleben wir gerade. Das Vertrauen ist abgewürgt und für einen läppischen Projektkredit muss man am besten 100% Sicherheiten bieten. Sonst zahlt man einige % mehr Finanzierungszinsen. Damit kommt man in Finanzierungskosten, bei denen man Endpreislich, international nicht ohne Schwierigkeiten mithalten kann.
    Viel Spaß beim Kalkulieren von Aufträgen.

    Das alles hat nichts mit Arabien oder Dubai zu tun?
    Wenn alles den internationalen Märkten unterworfen ist, die Immo-Krise, Banken-Krise, Staaten-Krise, dann hat alles miteinander zu tun. Normalerweise braucht man einen Stab von int. Anwälten um einigermaßen Durchblick zu behalten. Das ist die Realität und noch viel schlimmer. Wir spielen hier nicht „Die Siedler“.

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