Je Suise Charlie: Medialer und politischer Identitätsdiebstahl

Als in Frankreich die Menschen erschossen wurden, liefen die Medien förmlich amok. Obwohl es wenig zu erzählen gab, wurden stundenlange Sondersendungen gemacht – denn die Zuschauer sollten den Atem anhalten. Die Berichterstattung wurde förmlich als ein neues 9/11 zelebriert, Terror gegen die Pressefreiheit. Diese Formulierung ist elementar, aber dazu werden wir im weiteren Verlauf des Artikels noch kommen. Was ich besonders interessant, wenn auch absurd fand, auf einmal waren wir alle Charlie. Selbst in unserem regionalen Käseblatt waren wir auf einmal alle Charlie.


Natürlich ist es schrecklich, wenn Menschen aus welchen Beweggründen auch immer ermordet werden. Mein Mitgefühl gebe ich daher auch gerne an die Hinterbliebenen der Opfer. Wenn ich allerdings gleichgesetzt werde mit etwas womit ich mich nicht identifizieren kann, habe ich sehr wohl ein Problem damit.

Zunächst möchte ich die Leser auf eine kleine Zeitreise in das Jahr 2012 einladen. Das halte ich für nötig um einen elementaren Zusammenhang zu erörtern, immerhin verteidigt im Augenblick jeder in Europa die Pressefreiheit.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die Vatileaks und die satirische Aktion der Zeitschrift Titanic darauf. Hierzu einige Zeilen aus Wikipedia:

Papst-Karikaturen der Satirezeitschrift Titanic
Im Zusammenhang mit Papst-Karikaturen des Satire-Magazins Titanic äußerte Thomas Goppel (* 1947, CSU-Politiker und MdL in Bayern) im Juli 2012 scharfe Kritik an „Titanic“-Chefredakteur Leo Fischer. Goppel wurde mit den Worten zitiert, er würde Journalisten wie Fischer persönlich „die Lizenz zum Schreiben entziehen“, da dieser des Amts eines Chefredakteurs nicht würdig sei. Goppel unterstützte in Folge die Forderung von Erzbischof Ludwig Schick, Gotteslästerung künftig unter Strafe zu stellen. Schick hatte geäußert, es gebe zwar den Paragrafen 166 des Strafgesetzbuches, doch sei dieser völlig in Vergessenheit geraten und werde kaum noch angewandt. Gegen „heilige Personen, heilige Schriften, Gottesdienste und Gebete sowie heilige Gegenstände und Geräte aller Religionen“ dürfe kein Spott und Hohn zugelassen werden. Goppel unterstützte das Ansinnen mit den Worten „Wer nicht so zu seinem Anstand findet, der braucht ein Gesetz“.[1]

An dieser Stelle sollte die Frage aufkommen, warum wir damals nicht alle „Titanic“ waren? Wo liegt denn hier der elementare Unterschied? Wenn ich den Islam richtig verstanden habe, ist Mohamed eine heilige Person. Aber genau hier haben wir wieder die widerwärtige Doppelmoral, die uns mittlerweile an allen Ecken mit ihrer abartigen Fratze ins Gesicht lacht. Wenn der Vatikan oder die Priester Kinder mißbrauchen, dann ist das eine Reihe bedauerlicher Einzelfälle und man wird das untersuchen. Wenn wir schon beim Thema sind, was ist da eigentlich draus geworden, aus dem Mißbrauch von Kindern im „industriellen Maßstab“?

Widmen wir uns nun einer weiteren Absurdität. Die ursprüngliche Definition von Terrorismus war klar definiert. Für den politischen Mißbrauch und die Legitimation von schier unendlichen Verbrechen gegen die Menschenrechte, wurde – wenn auch umstritten – versucht eine Form des religiösen Terrorismus zu installieren. Im Prinzip ging es aber davor um folgendes:

Unter Terrorismus (lat. terror „Furcht, Schrecken“) sind Gewalt und Gewaltaktionen (wie z. B. Entführungen, Attentate, Sprengstoffanschläge etc.) gegen eine politische Ordnung zu verstehen, um einen politischen Wandel herbeizuführen.[2]

Nun in meinen Augen hat Charlie aber so rein gar nichts mit Politik zu tun, es sei denn man verdreht die Wirklichkeit und macht es zu einem Angriff auf eines der verbrieften Grundrechte – in diesem Fall der Pressefreiheit. Die Spin Doctoren und Wortakrobaten haben hier mal wieder ganze Arbeit geleistet und diese Phrase in die Hirne der Menschen eingepflanzt. Sogleich wurde auch damit begonnen eine globale Solidargemeinschaft zu schweißen. Leider wurde nicht eindeutig gearbeitet und von Oben befohlen das wir alle „Charlie“ sind, sondern man bediente sich der Neurolinguistischen Programmierung(NLP). „Wir sind Charlie“ war geboren.

Die Politik versucht immer häufiger die Menschen zu uniformieren und festzulegen, was wir zu sein haben. Das war auch nach 9/11 so, da waren wir schließlich alle Amerikaner. Ich halte es da lieber mit Volcker Pispers und sage „Ich habe schon genug damit zu tun Mensch zu sein, selbst dazu Deutscher zu sein komme ich nur ganz selten.“ Damit wären wir auch wieder beim Thema, das möchte die Politik nämlich unbedingt verhindern. Wir sollen nicht Spanier, Italiener, Franzose, Grieche oder Deutscher sein, nein wir sollen Europäer sein. Ganz banal betrachtet braucht man das überhaupt nicht forcieren, denn schon der Umstand auf diesem Kontinent zu leben macht uns dazu.

Es ist aber nicht gewünscht dass wir eine nationale Identität haben und die Kultur pflegen, nein – wir wollen Europa. Wer sich in diese From nicht pressen lässt, der ist dann halt ein „Anti-Europäer“, nach der Logik von Frau Merkel und dem Rest der Antidemokraten. Auch wer Befürworter eines föderalistischen Europas mit souveränen Nationalstaaten ist, wird als Anti-Europäer betitelt. Ja, wir sind Europa, so wie es sich die Nomenklatura vorstellt, da ist kein Raum für eine eigene Meinung.

Kurz zurück zum Kernthema. Charlie war ein Terrorakt, so wird es befohlen. Ich persönlich mag die deutsche Sprache sehr, denn sie ist extrem präzise. Anders als im englischen beispielsweise, lassen sich Dinge oder Vorgänge sehr genau definieren. Platz für Interpretation ist da nur im Juristendeutsch, was sehr häufig absichtlich schwammig formuliert wird. Betrachten wir nun die Geschehnisse in Frankreich, passt in meinen Augen viel eher die Formulierung „Attentat“. Im folgenden einige Zeilen zur Definition:

AttentatEin Attentat (lat. attentatum ‚Versuch an [jmdm./etwas]‘, nominalisiertes part. perf. pass. neutr. des Verbs *ad-temptÄre, also wörtlich etwa *‚Anversuchtes‘) ist eine Gewalttat, die auf die Schädigung oder Tötung eines zumindest im Interessenkreis des Attentäters stehenden Entscheidungsträgers abzielt und ideologisch (religiös, politisch, sittlich) motiviert ist. Zumeist ist die Tat verbunden mit einem öffentlichkeitswirksamen Aspekt (öffentlicher Tatort, herausragende Persönlichkeit), die dem Anliegen des Attentäters Nachdruck verleihen soll.[3]

Finden Sie nicht, dass es eigentlich eher den Tatbestand eines Attentates erfüllt? Nun daraus ließe sich aber nicht solch ein politischer Profit schlagen und daher wird es halt ein wenig justiert.

Kommen wir nun zu einem weiteren Beispiel, das sich mit Karikaturen beschäftigt. Dort war eine Warnung des Justizministeriums ausgesprochen worden, mitten in Deutschland. Und das wo wir doch eigentlich alle „Charlie“ sind und uns für die „Pressefreiheit“ verbürgen? Alleine damit dieses Beispiel nun zu verwenden, setze ich mich der Gefahr aus als Antisemit beschimpft zu werden. Dieser Gefahr setze ich mich allerdings gerne aus, um die Scheinheiligkeit deutlich zu machen mit der hier gearbeitet wird.

Hier einige Zitate aus dem „Express“ vom 07.10.21014, ja richtig das ist noch nicht sehr lange her.

Karikatur zum Gaza-Konflikt Justizminister warnt „Klagemauer“-Aktivist Walter Herrmann
Die „Klagemauer“ des Kölner Aktivisten Walter Herrmann (75) am Dom beschäftigt die NRW-Landesregierung. Anlass ist der Vorwurf, Herrmann habe durch israel-kritische Plakate „Volksverhetzung“ betrieben.
[…]
Justizminister Kutschaty sagte dem EXPRESS: „Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Aber klar muss auch sein: Antisemitismus wird in NRW nicht geduldet.“[4]

Wie sie sehen, es ist eine Frage der Relegion wie weit die Pressefreiheit zu gehen hat. Das wird dann von Fall zu Fall einzeln entschieden.

Fazit: Ich bin nicht Charlie. Mit dem schmiereien dieses Blattes kann ich mich nicht einmal im Ansatz identifizieren. Um das ganz klar festzzustellen, ich bin Atheist und empfinde alle Religonen als dogmatisch. Mein Ansatz ist eher philosophisher Natur und damit fühle ich mich sehr wohl. Warum also soll ich mich mit etwas identifizieren das ich als absolut geschmacklos empfinde? Meine Bitte an die Politik, bevor Ihr euch hochmacht und die Verteidigung der Grundrechte simmuliert, kehrt doch bitte den Dreck vor Eurer eigenen Haustüre.

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Blasphemie#Papst-Karikaturen_der_Satirezeitschrift_Titanic
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Terrorismus
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Attentat
[4] http://www.express.de/koeln/karikatur-zum-gaza-konflikt-justizminister-warnt–klagemauer–aktivist-walter-herrmann,2856,28663338.html


67 Responses to Je Suise Charlie: Medialer und politischer Identitätsdiebstahl

  1. tom sagt:

    „Fazit: Ich bin nicht Charlie. Mit dem Schmiereien dieses Blattes kann ich mich nicht einmal im Ansatz identifizieren.“

    Das kann ich nur unterschreiben ! – Genau das selbe sagte ich vor 2 Tagen, vor versammelter Mannschaft in meiner Arbeit und erntete – … ungläubiges Staunen. – „Natürlich Tom, – du musst ja immer die „Milka-Kuh“ in unserer Firma sein.“ – war noch eine der nettesten Antworten.

    Meiner Meinung nach hätten sich die Leute anstatt „Je Suise Charlie“, auch „Ich bin ein Vollidiot“ auf ihre „Täfelchen“ pinseln können …

  2. Yadahaddu Iriwadschi sagt:

    Aber Tom das haben sie doch:

    „Charlie Hebdo“ leitet sich im ersten Teil von „Charlie Brown“ von den Peanuts ab.
    Im englischen hat „Charlie“ im satirischen Zusammenhang die Bedeutung „Heini“ oder „Blödmann“.
    „Je suis Charlie“ wörtlich übersetzt: „Ich bin ein Blödmann“. Da gibt es Unmengen Leute, die das momentan in Schildform vor sich hertragen.
    Ein Englischsprechender könnte den Slogan aber auch so lesen: „Jesu is Charlie“ – „Jesu(s) is ein Blödmann“.
    Unsere momentanen „Eliten“ (ich meine die wirklichen) lachen sich wahrscheinlich krumm und schief über uns Schafe.

  3. LFO sagt:

    Moin,

    Ganz kurz – ich bin auch nicht „Charly“ – und ganz ehrlich – ich verfolge es nicht einmal groß. Für mich steht das fest “ Fals-Flag“ mit vorbereitetem Medienwirbel und Werbeslogans für die neue Ordnung.

    Und genau dieser Zustand wie er jetzt in den Köpfen der Leute herscht, zeigt mir, dass das Ziel der Elite erreicht wird und wir paar Nasen daran. Nichts ändern werden. Mediale Hirnwäsche funktioniert perfect – egal wie viele wir sind – die „Masse“ werden wir nicht werden – dieses wäre aber nötig um ein Umdenken zu erreichen. es war damals so und wird auch wieder so laufen, weil das Hamsterrad der meisten so klein ist, dass sie weit aus schneller wieder bei Null anfangen und der täglichen Manipulation neu aufsitzen. Ich komme mir wie der normale unter verrückten vor, der für alle wie ein verrückter da steht.

  4. Jens Blecker sagt:

    @tom

    Vor dem Attentat hättest du mal eine Charlie an diese Leute austeilen sollen. Die hätten die Nase gerümpft und dich mit genau den Beleidigungen betitelt wie eben jetzt nach dem Attentat. Was en voughe ist wird nach Tageslaune entschieden und dann hat man es gefälligst auch zu mögen und sich zu solidarisieren. Mich können die Spin doctors aber mal gepflegt am Arsch lecken, ich bin ein Individuum mit eigener Meinung.

  5. tom sagt:

    @Jens:

    –> beide Daumen hoch – die mich auch, – dann sind wird schon mehrere die uns mal richtig gehörig am Arsch lecken können …

    Liebe Grüße aus den Bergen 🙂

  6. active O2 sagt:

    Ich hab was komisches gefunden. Gibt mal in eure Tastatur #2 ein bei mir und meiner Frau kommt das als Wort vorschlag.#JeNeSuisPasCharlie. Hans bis jetzt aber nur von samsung s5 Tastatur gesehen. Bei sony ging es nicht und bei samsung s3 mini auch nicht. Ich oder meine Frau haben das noch nie einhegeben. #2 heißt ja in Amerika ein großes Geschäft verrichten. Komischer zusammen hang.

  7. laquibie sagt:

    There’s no business, like show-business:

    Die Wahrheit über den #MarcheRepublicaine in Paris

    kopfschüttelnder Laquigruß!

  8. Irmonen sagt:

    @ H.W. Altenborg
    danke für den link

    bin ich Charlie, dann bin ich auch :“Wir alle sind Mörder und Folterer (NATO und Co)“

  9. Irmonen sagt:

    Saudi Arabien peitscht „seinen Charlie Hebdo“ öffentlich aus
    und der Islam – auch der Saudische, gehört zu Deutschland
    und unsere Kanzlerin ist heilig…
    oder was?

  10. Tester sagt:

    „Wir“ ist ein Unding. Ich bin kein „Wir“, war es nie und werde es niemals sein.

    „Wir“ ist „e pluribus unum“, die Pyramide mit dem Auge, die römische Faschia (= Faschismus), der Getreidekranz bei Kommunisten, die „fraternite und liberte“ der Freimaurer in Frankreich etc. Es sind alles totalitäre Systeme, die das Individuum verneinen und ein künstliches „größeres Ganzes“ durch dieses „wir“ schaffen wollen. Ob man es Faschismus oder Kommunismus nennen will, ist unerheblich. Es ist totalitärer Kollektivismus – Gleichschaltung und Hirnwäsche.

    In diesem Fall will man ein „wir sind Europa/Nato“ den Leuten implantieren. Ist zwar dumm und plump, aber es funktioniert bei vielen, leider.

  11. Tester sagt:

    @ LFO: „Und genau dieser Zustand wie er jetzt in den Köpfen der Leute herscht, zeigt mir, dass das Ziel der Elite erreicht wird und wir paar Nasen daran. Nichts ändern werden. Mediale Hirnwäsche funktioniert perfect – egal wie viele wir sind – die “Masse” werden wir nicht werden – dieses wäre aber nötig um ein Umdenken zu erreichen.“

    Das mag so aussehen, aber auch wenn sie ihr Ziel je erreichen sollten – damit werden sie nicht glücklich, da so ein totalitär-parasitäres System naturbedingt nicht lange überleben kann. Siehe Sowietunion.

  12. Frank H. sagt:

    Video aus einer seitenstrasse am Tag des Anschlags!!! https://www.youtube.com/watch?v=idOHr3r1Qi4

    Polizei mit Blaulicht VORHER(!!!) und eine Schiesserei!!!

    Warum wurde der Polizeichefermittler in den Tod geschickt?

    Warum sagen RANGHOHE CIA Leute, das Attentat war MILITÄRISCH durchgestyled.

    0815 Lynchmörder handeln völlig anders. Im Affekt, undiszipliniert, rumballernd, unrthodox eben.

    Guggt euch doch mal Videos in den Krisenstaaten genauer an. Guggt euch mal die Ukraine an. Völlig verschiedne Abläufe zwischen Paramilitärgefechten und Massakern.

  13. Hm sagt:

    Frankreich: Killer von Charlie Hebdo anonym beigesetzt
    Deutsche Wirtschafts Nachrichten | Veröffentlicht: 17.01.15 12:09 Uhr
    Die zwei Killer von Charlie Hebdo sollen in Reims und Gennevilliers anonym beigesetzt worden sein. Die Behörden wollen mit dem endgültigen Verschwinden der Leichen der Killer angeblich verhindern, dass an irgendeiner Stelle eine Pilgerstätte für Fanatiker entstehe.

    Hm
    Herrgott, an wen erinnert mich das jetzt?………….gab es da nicht so ne Seebestattung?

    Pilgerstätte? Fanatiker? So kann man das Verschwinden von Leichen und Beweisen auch argumentieren.

    Den jetzigen Drahtziehern kann nur empfohlen werden, ihre eigene Bestattung auch Anonym zu vollziehen. Damit nicht in Zukunft, Fanatiker zu den Pilgerstätten reisen und den einen oder anderen, Politiker, noch huldigen.

  14. NeueZukunft sagt:

    Da bin ich ja mal gespannt was sich aus dieser Nachricht noch entwicket^^

    http://www.neopresse.com/politik/medienbericht-rothschild-familie-uebernahm-charlie-hebdo/

  15. Jens Blecker sagt:

    @nz

    Ich bin der Sache nachgegangen und wie es scheint schreibt wieder einer vom anderen ab. Nach meinen bisherigen Recherchen ist es zumindest humbug.

  16. Hm sagt:

    So so, Aha…………………….

    Medienbericht: Rothschild-Familie übernahm Charlie Hebdo im Dezember
    Quelle: http://www.neopresse.com/politik/medienbericht-rothschild-familie-uebernahm-charlie-hebdo/

    Ich denke jetzt nur Positives darüber………..

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